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Verfasst: Di 20. Jan 2009, 15:24
von Thias
Hm,

Figure 4 ist wirklich zum verwechseln... 8O , obwohl die doppelte D'Appo-Anordnung nichts neues ist.

Pseudo-Plagiat? Parallelentwicklung? oder doch was anderes?

Das kann nur Herr Nubert klären und sollte nicht unsere Problem sein.

Herr Nubert schrieb:
In der chronologischen Reihenfolge dieser Filterkonzeption war es zunächst eine "Blitzidee" von 2002 (aus dem Bauch heraus), die es ohne jede Mathematik ermöglicht, ein ganzes Spektrum von Filtern ohne delay zu entwerfen.
Die Möglichkeit, die Steilheit des Mittelton-Kanals (oder beliebig vieler weiterer Kanäle) über 6 dB/Oct. hinaus erhöhen zu können, war zwei Jahre später ebenfalls "eine Idee aus dem Bauch heraus".
Die Seite von John Kreskovsky bzw. das Update ist von 2007, zu der Zeit war die nuVero ja schon voll in der Entwicklung. Dann ist es wahrscheinlich wirklich parallel gelaufen.
Für eine Patenterteilung ist entscheidend, wer wann was zuerst veröffentlicht hat, das kann eng werden...

Ist mir aber auch völlig egal, ob es ein Patent wird oder nicht :!:

Fakt ist, dass es nun offensichtlich doch eine neue und geniale Idee ist und andere Hersteller davon noch nichts wussten. Und da Kreskovsky wahrscheinlich keine Lautsprecher baut, kommen nur die Nubert-Kunden in den Genuß :wink: ... bis man nachbaut, wenn es kein Patent geben sollte...

Verfasst: Mo 16. Feb 2009, 14:19
von phase_accurate
Sehr geehrter Herr Nubert

Ich gratuliere Ihnen zur Erfindung der Konstantspannungsfrequenzweiche !!!! :wink:

Spass beiseite: Wie man Weichen konstruiert, die das können ist eigentlich schon lange bekannt. Ich könnte einige Varianten aufzählen, die das können (und welche alle die gleichen Resultate liefern).

Ich muss Ihnen definitiv dazu gratulieren, sich damit zu beschäftigen, da die meisten Hersteller sich einen Deut um phasenlineare LSP kümmern. Meistens behaupten sie, dass es sowieso nicht wichtig sei. Ich gehe aber von der Annahme aus, dass sie meistens nicht wissen wie sie es bewerkstelligen sollen und deshalb einfach bahaupten, es sei nicht wichtig !

Das "Urdokument" zu den Konstantspannungsweichen ist das folgende:

"Constant-Voltage Crossover Network Design"
R.H. Small
JAES, Vol 19, Nr. 1 Januar 1971


Ein Beispiel, wie die Chassis - Uebertragungsfunktion mit berücksichtigt werden kann ist das folgende (erscheint übrigens bei Google Suche nach "Transient perfect crossover" im Moment an zeiter Stelle, ohne irgendwelche Tricks anzuwenden !):

http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... highlight=

Ich benutze heute eine Version die ein Bisschen raffinierter ist. D.h. sie funktioniert z.T. subtraktiv und ist im Uebernahmebereich asymmetrisch, mit einer Hochpassfunktion 2. Ordnung (akustisch !!!) und einem Tiefpass erster Ordnung (auch akustisch! ). Die Uebertragungsfunktionen gehen dann weitab der Uebernahmefrequenz zu höheren Ordnungen über. Ich habe mich wegen der vertikalen Abstrahlung (Lobing !) für diesen Setup entschieden. Wenn man im Uebernahmebereich steiler fahren will, kommt man um eine D'Appolito Anordnung nicht herum. Und genau das wollte ich nicht (resp. würde meine bessere Hälfte wahrscheinlich nicht wollen, da eine D'Appo mit MSW irgendwie wuchtig ausfallen würde !).

Bei einem Dreiwegesystem mit konventionellen Chassis würde ich wahrscheinlich auch eine D'Appo bauen mit einer Konstantspannungsweiche höherer Ordnung. Oder allenfalls Linkwitz mit Phasen Equaliser bei der Mittel/Hochton Uebernahmefrequenz und Konstantspannung bei der unteren Uebernahmefrequenz.

Mit pasenlinearen Grüssen

Charles

Verfasst: Mo 16. Feb 2009, 21:00
von Raico
Segen und Fluch des Internets...
Im Prinzip kommt es nur darauf an, es richtig zu befragen.

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 07:28
von mcBrandy
Du sagst es Raico.

@Phase..... oder besser Charles
Und für nen 1. Betrag ist es sehr heftig. Evtl könnte man sich da auch ein wenig vorstellen!!!

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 09:02
von ramses
@Christian: Ruhig Blut ;-)

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 09:40
von nobex
Raico hat geschrieben:Segen und Fluch des Internets...
Im Prinzip kommt es nur darauf an, es richtig zu befragen.
War das in der klassischen Bibliothek nicht auch schon so? :wink:

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 10:39
von mcBrandy
ramses hat geschrieben:@Christian: Ruhig Blut ;-)
Ich bin grad die Ruhe selbst.
Weil grad schneit es draußen und bei uns wird heftig über Sinn und Unsinn der Kurzarbeit diskutiert!!! Da ist mir der Thread relativ egal.

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 10:48
von phase_accurate
Falls es zu heftig getönt hat, möchte ich mich dafür entschuldigen.
Ich finde es an sich cool, dass Herr Nubert sich um die Phasenlineare Wiedergabe von Speakern kümmert.

Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass solche Weichen schon existieren. Dass sie nicht öfter angewendet werden liegt zum einen daran, dass sie eben nicht nur Vorteile aufweisen und zum Anderen, dass das Thema von vielen Entwicklern schlicht ignoriert wird. Zu den Nachteilen: Z.B. haben sie im Durchlassbereich starke Ueberhöhungen und breite Ueberlappungen, welche Probleme bei der gleichmässigen Abstrahlung verursachen und auch bezüglich Effizienz nicht unbedingt vorteilhaft sind. Diese nehmen mit höherer Ordnung zu. Deshalb ist es empfehlenswert, die Ordnung der Weiche so tief wie möglich (oder andersrum nur so hoch wie nötig zu machen). Deshalb benutze ich eine solche Weiche mit einer FAST Topologie.
Ich glaube nicht, dass eine Weiche mit diesen Eigenschaften an sich patentierbar ist, höchstens deren Ausführung.
Das Prinzip hinter diesen Weichen ist, dass man eine Uebertragungsfunktion einer bestimmten Ordnung nimmt, welche einen gleichen Nenner und Zähler aufweist. Man zerlegt diese dann in einzelne Glieder, welche alle den gleichen Nenner aufweisen aber unterschiedliche Zähler, so dass die Summe der abgespalteten Uebertragungsfunktionen die Ursprüngliche Funktion ergibt.
Eine elegante Methode dies zu tun ist z.B. ein State Variable Filter, dessen Ausgänge entsprechend summiert werden. Diese Topologie hat den Vorteil, dass man (so man denn will) die Uebertragungsfunktionen der Chassis mit entsprechender Skalierung der Teilspannungen elegant einbeziehen kann. Ein bekanntes Beispiel zu der State-Variable Topologie (ohne Einbezug der Chassisfrequnzgänge):

http://www.national.com/an/AN/AN-346.pdf#page=6

Die altbekannte Methode ist die klassiche subtraktive Methode. Hier ist es etwas umständlicher, die Uebertagungsfunktionen der Chassis einzubeziehen.

Eine "nackte" Weiche (d.h. ohne Chassis-Einbezug) mit Hochpass 3.Ordnung und Tiefpass zweiter Ordnung findet man hier:

http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... ost1295443

Oder 2. Ordnung/2. Ordnung symmetrisch:

http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... post292789

Eine simple Methode, den Chassisfrequenzgang bei einer Subtraktivweiche zu berücksichtigen, findet man hier (da habe ich gemeint, ich hätte eine coole Idee gehabt, aber Prof. Leach ist mir zuvorgekommen !). Dieses Prinzip kann auch auf andere Ordnungen und Topologien ergänzt angepasst werden.

http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... ost1295443

Die dritte Methode ist, pro Weichenzweig durch Hinter- und Nebeneinanderschalten (d.h. Summieren) von Hoch-, Tief- und Bandpässen die abgespalteten Uebertragungsfunktionen zu bilden. Elegant ist es, wenn man vor dem Aufspalten die Chassisfrequenzgänge in die Ursprüngliche Gesamtübertragungsfunktion einfliessen lässt. Dann muss das eine oder andere Filter je nach Zweig nicht mehr elektrisch gebaut werden, da es in seiner elektroakustischen Form schon vorhanden ist.

Die vierte Methode (verwandt mit der zweiten) ist das Hintereinanderschalten der altbekannten asymmetrischen Subtraktivweichen Nter/1ter Ordnung.

Die fünfte wären Mischformen von den erwähnten vier:

http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... #post59511

Ein eher konventioneller Speaker mit Midwoofer und Kalotte, welchen ich gegenwärtig baue, wird wegen der erwähnten Probleme mit einer Linkwitz Weiche und vorgeschaltetem Phasenentzerrer konstruiert. Die vorgesehene Topologie erlaubt eine konstante Gruppenlaufzeit bis etwa 10 kHz. Man könnte mit entsprechendem Aufwand die Gruppenlaufzeit auch bis deutlich über 20 kHz konstant machen. Aber ich gehe davon aus, dass es den Aufwand nicht lohnt.

Zu meiner Person:

Ich bin Elektroingenieur der Fachrichtung Nachrichtentechnik. Ich baue (und höre natürlich auch damit !) seit etwa 30 Jahren aktive Lautsprecher.
Seit einiger Zeit beschäftige ich mit phasenlinearen Lautsprechern und auch mit Klasse - D Verstärkern. Eine Zeit lang war ich auf DIY - Audio sehr aktiv.

Gruss

Charles

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 11:02
von ramses
phase_accurate hat geschrieben:Falls es zu heftig getönt hat, möchte ich mich dafür entschuldigen.
Ich finde es an sich cool, dass Herr Nubert sich um die Phasenlineare Wiedergabe von Speakern kümmert.
So hatte ich den Beitrag auch verstanden! :-D

Zur Thematik:

So wie ich es verstanden habe, verwendet die Nubertsche Methode einen Filler Driver, also einen 3. Treiber (Mitteltöner) um die Phasen des 1. und 2. Treibers zu korrigieren (auf 0 zu bringen), in Summe also einen 3-Wege Lautsprecher.

Desweiteren wäre die Flankensteilheit des Filler Driver bisher immer 6dB/Oktave gewesen, unabhängig davon ob der TT oder HT mit 1., 2. oder n. Ordnung getrennt werden. Mit seiner Methode kann die Flankensteilheit des Filler Driver wesentlich höher ausfallen.

BTW.: Die Anhänge im DiyAudio Forum kann man leider nur als Mitglied herunterlade/betrachten :-(

Gruß

Hannes

Verfasst: Di 17. Feb 2009, 11:21
von bony
Besten Dank für die informativen sachlichen Beiträge inkl. freundlichem Einstieg. Das ist hier immer sehr willkommen.

Ich bin gespannt, was der Patentantrag der NSF noch alles beinhalten mag (evtl. inkl. der aktiven Ausführung solcher Filter im DXD-Modul). Die Ausführungen von Herrn Nubert sollten ja wohl eher einen Einstieg in das Thema bieten und noch keine Einzelheiten des Patentantrags verraten. Und auch wenn das NSF-Entwicklerteam Nubert/Bien/Belcher teilweise bis in den späten Abend im Labor zu gange ist, leben die ja nicht hinterm Mond ... :wink: