Die kleine Gruselnacht:
Tunnel der lebenden Leichen
Ein Studentenpaar findet im nächtlichen London eine bewusstlose Person in einer U-Bahn Station vor. Als der informierte Polizist nach dem hilflosen Herrn Ausschau halten will, ist der leblose Körper bereits spurlos verschwunden. Am nächsten Morgen lässt sich der pfiffige Inspector Calhoun (Donald Pleasence) über die Vorfälle der vergangenen Nacht in Kenntnis setzen. Da die Identität der verschwundenen Person inzwischen recht zuverlässig geklärt werden konnte, wird Calhoun vom Ermittlungsdrang gepackt, denn der Vermisste ist ein ranghoher Beamter im Dienst ihrer Majestät. Bei Sichtung der Aktenlage stellt man fest, dass in der betreffenden U-Bahn Station bereits mehrere Menschen verschwunden sind. Dies spornt den Kriminalbeamten zusätzlich an, doch welche rätselhafte Bedrohung haust in den Tiefen des Londoner Untergrundes? Als eine Gruppe Arbeiter attackiert und getötet wird, spitzt sich die Lage mehr und mehr zu...
Der deutsche Titel dieses britischen Gruselfilmes ist völliger Unfug, der Originaltitel lautet "Death Line" (1973) oder alternativ "Raw Meat". "Tunnel der lebenden Leichen" lässt auf einen Film mit Zombies schliessen, doch mit dieser Thematik hat der Streifen überhaupt nichts zu tun. Zu viel möchte ich nicht verraten, es bestehen aber gewisse Ähnlichkeiten zu "Creep" (2004) von Christopher Smith (Severance). "Raw Meat" beginnt sehr vielversprechend und wenn dann wenig später Donald Pleasence auftaucht, scheint einem herrlichen Gruselfilm nichts mehr im Wege zu stehen. Pleasence gibt einen herrlich bissigen, teils zynischen Bullen, klasse! Leider verliert sich der Film aber nach und nach in Belanglosigkeiten, welche die Story in keinster Weise vorwärts bringen und zusätzlich die aufgebaute Atmosphäre nahezu zerstören. Immerhin hat Christopher Lee einen herrlich schrulligen Kurzauftritt.
Wer britischen Grusel aus dieser Zeit sehen möchte, der ist bei Hammer, Amicus oder Tigon weitaus besser aufgehoben. "Raw Meat" versucht mit ein paar recht ruppigen Szenen zu punkten, die retten den Film aber auch nicht vor dem Absturz in die zähe Mittelmäßigkeit. Schade, denn aus der Story hätte man wirklich einen schönen Gruselfilm machen können. Der Besetzung kann man auf jeden Fall keinen Vorwurf machen, schon allein wegen Donald Pleasence lohnt sich das Anschauen.
Leider sind hier nicht mehr als 5/10 drin.
Das Grab des Grauens
Verden Fell (Vincent Price) verliert seine geliebte Frau Ligeia. Als Lady Rowena (Elizabeth Shepherd) in sein Leben tritt, scheinen wieder bessere Zeiten für Verden anzubrechen. Bald heiratet Verden die schöne Rowena und es geht auf Hochzeitsreise. Wieder im heimischen Schloss angekommen, wird der ohnehin etwas kauzige Verden immer seltsamer. Er zieht sich mehr und mehr von seiner Gattin zurück, scheint noch immer von der verstorbenen Ligeia bessessen zu sein. Rowena macht sich grosse Sorgen um ihren Mann, zusätzlich kommt es zu merkwürdigen, unerklärbaren Vorfällen und eine schwarze Katze drangsaliert Rowena immer wieder. Weilt der Geist von Ligeia noch in den alten Gemäuern? Wohin verschwindet Verden in den Nächten...???
Diese Poe-Verfilmung von Roger Corman entstand 1964. Der Originaltitel lautet "The Tomb of Ligeia" passt weitaus besser als der übertriebene, reisserische "Das Grab des Grauens", den man dem Film hierzulande verpasst hat. Wer Hektik, Gemeuchel und Blut erwartet ist hier an der falschen Adresse. Der Film ist angenehm ruhig erzählt und wundervoll fotographiert. Die alten Gemäuer und das Umland kommen prächtig zur Geltung, die Farben erstrahlen bildschön, bezaubernd. Das Team Corman/Price muss man als Fan geschmackvoller Gruselfilme einfach lieben! Neben all der Schönheit baut der Film von Beginn an eine unterschwellig bedrohliche, unheimliche Atmosphäre auf. Hin und wieder bricht das Grauen unter der Oberfläche hervor, sei es nur noch die immer wieder auftauchende Katze, ihre Wirkung verfehlen diese Szenen nie. Vincent Price ist herrlich wie immer, Elizabeth Shepherd macht ihre Sache gut, die übrigen Darsteller ebenfalls, natürlich spielt Vincent sie alle locker an die Wand.
Die DVD von MGM zeigt den Film in sehr schönen, frischen Farben. Kleinere Kratzer und Verunreinigungen stören keinesfalls, sie heben das hinreißende Nostalgiefeeling. Leider -wie üblich bei MGM- gibt es keine Boni, kein Zückerchen für den Fan. Naja, das kann manch kleines Label besser, doch man ist als Sammler ja einiges Leid gewöhnt.

Da die Qualität des Filmes stimmt will ich nicht weiter meckern. Freunde schöner, stimmungsvoller Gruselfilme müssen zugreifen, es gibt keine gültige Ausrede!
Sehr schön, sehr gut = 8/10