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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Cover des Schubers


Das Geheimnis des gelben Grabes (Italien, Deutschland, Jugoslawien 1972, Originaltitel: L'etrusco uccide ancora)

Blutrote Schuhe

Der amerikanische Archäologe Jason Porter (Alex Cord) erforscht in Italien antike Grabstätten der Etrusker. Noch immer hängt er der gescheiterten Beziehung zu Myra Shelton (Samantha Eggar) nach, die inzwischen mit dem alternden Dirigenten Nikos Samarakis (John Marley) Tisch und Bett teilt. Porter lebt während seines Forschungsaufenthalts in Samarakis Anwesen, die Atmosphäre ist verständlicherweise aufgeladen. Eine besonders aufwendig verzierte Grabkammer fasziniert den Forscher, doch bald sollen grausige Ereignisse das Szenario überschatten. Auf dem Gelände der Ausgrabungen findet man ein getötetes Liebespaar vor, die jungen Leute wurden von ihrem Mörder äusserst grausam zugerichtet. Der leitende Ermittler Inspektor Giuranna (Enzo Tarascio) steht vor einem Rätsel. Zunächst scheint der Choreograph Stephen (Horst Frank) verdächtig, doch nach einer Vernehmung wird er wieder auf freien Fuß gesetzt. Die schreckliche Bluttat soll jedoch erst der Anfang einer bizarren Mordserie sein. Wenig später entgeht Igor Samarakis (Carlo De Mejo), der Sohn von Nikos Samarakis, nur knapp dem Tod, während seine Freundin die erneute Attacke des Killers nicht überlebt. Stets lässt der Mörder ein Paar rote Damenschuhe zurück, was die Lösung des Rätsels nicht unbedingt vereinfacht. Inspektor Giuranna fühlt Jason Porter auf den Zahn, denn der Archäologe ist nicht nur stark alkoholabhängig, er scheint auch ab und an die Kontrolle über sich zu verlieren...

Dieser schöne und unterhaltsame Giallo wurde von Armando Crispino inszeniert, in Deutschland wurde der Film unter dem Banner "Bryan Edgar Wallace" vermarktet. Ganz passend erscheint diese Maßnahme nicht, denn der Streifen ist durch und durch ein Kind des italienischen Genrekinos. Da der deutsche Produzent Artur Brauner jedoch seine Finger im Spiel hatte, ist die hierzulande vorgenommene Einordnung in das "Wallace-Universum" durchaus nachvollziehbar. Mit weiteren Gialli wurde ähnlich verfahren, als Beispiel bietet sich der Klassiker "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1969) von Dario Argento an. Selbst der Platzhirsch Rialto Film setze während der späten Wallace-Phase auf die Italiener. So gelang mit dem grandiosen "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972), welcher unter der Regie von Massimo Dallamano entstand, gar mein Liebling aller Wallace-Filme.

"Das Geheimnis des gelben Grabes" ist stark besetzt, stilvoll inszeniert und vor allem wunderschön fotographiert. Die Kamera wurde von Erico Menczer bedient, der bei "Die neunschwänzige Katze" (Il gatto a nove code, 1971) mit Dario Argento zusammenarbeitete, ergo verwundert das herrliche Ergebnis nicht. Die prächtige Landschaft, dazu faszinierende Kulissen wie die etruskische Nekropole, zusätzlich das malerische Spoleto, perfekt von einem echten Könner mit untrügbarem Gespür eingefangen. Nicht zu vergessen der sehr stimmungsvolle Score von Riz Ortolani, der zu jeder Zeit den perfekten Ton trifft. Armando Crispino setzt auf ein angenehm gemäßigtes Erzähltempo. Zwar haut man dem Zuschauer recht flott den ersten Doppelmord um die Ohren, doch im weiteren Verlauf legt der Film Wert auf die Beziehung der zentralen Figuren zueinander. Dabei steht weniger eine besonders tiefschürfende Zeichung der Charaktere im Vordergrund, sondern vielmehr das ständig aufgeladene Wechselspiel der Figuren. Zerstörte Liebe, verletzte Eitelkeiten, Verlangen und Begehren. Anfangs wird eine Prise Grusel eingestreut, denn in der Grabkammer wird die Darstellung eines etruskischen Dämon gefunden. Haben hier etwa finstere Mächte ihre untoten Knochenfinger im Spiel? Naja, diese Finte lässt sich leicht entlarven, oder hegen antike Unholde neuerdings eine Vorliebe für rote Damenschuhe? Vermutlich nicht, daher wendet der Zuschauer sich den geschickt gestreuten Verdachtsmomenten zu, die in der realen Welt beheimatet sind. Steckt vielleicht tatsächlich Jason Porter hinter den Morden? Hat ihn die Alkoholsucht in den Wahnsinn getrieben? Welche Rolle spielt der tuntige Stephen, dem man nicht so recht über den Weg trauen mag? Vielleicht treibt ein widerwärtiger Wächter sein Unwesen, der gern Insekten verbrennt und sich als Erpresser versucht? Im packenden Finale fällt die Maske, doch ich schweige wie ein Grab (Ach was...).

Alex Cord gefällt mir als aufbrausender Archäologe sehr gut, besser hätte man die Rolle kaum besetzen können. Mir ist sein Jason Porter durchaus sympathisch, vielleicht gerade wegen der offenkundigen Schwächen, vor allem wegen seiner brennenden Leidenschaft, die nicht nur seinem Beruf und dem Suff gilt. John Marley stellt gewissermaßen den Gegenspieler der Hauptfigur dar, beide buhlen um die Zuneigung einer schönen Frau. Marley spielt den verschrobenen Künstler -der seine besten Jahre längst hinter sich hat- ganz großartig. Wie Alex Cord steht er ständig unter Strom, zwei Vulkane am Rande der totalen Explosion, immer wieder kommt es kleinen und mittelschweren Ausbrüchen. Dazwischen die damals sehr attraktive Samantha Eggar, die grösste Mühe hat nicht im Mahlstrom der Gefühle aufgerieben zu werden. Nicht minder phantastisch Horst Frank, der als homosexuelles Tanzmäuschen für manchen Schmunzler sorgt, dabei aber nicht zur debilen Knallschote verkommt. Enzo Tarascio steht als beharrlicher Ermittler auf dem Plan, seine Rolle ist etwas unscheinbarer angelegt, doch er kann sich in diesem Fegefeuer der Begierden recht souverän behaupten. Carlo De Mejo wirkt im Gegensatz zu seinem Filmvater eher unscheinbar, Nadja Tiller glänzt in einer Nebenrolle, auf die ich wegen akuter Spoilergefahr nicht näher eingehen kann. Damit sind die wichtigsten Rollen kurz angerissen, die weiteren Nebendarsteller fügen sich ansprechend in das Gesamtbild ein.

Wer von einem Giallo immer nur schwarze Handschuhe, Rasiermesser und blanke Brüste erwartet, Killer die sich durch stylische Großstadtwohnungen metzeln, der wird sich mit "Das Geheimnis des gelben Grabes" vermutlich nicht auf Anhieb anfreunden können. Doch es lohnt sich wirklich ganz genau hinzusehen, denn man wird mit einem sehr schönen und ansprechend inszenierten Genrebeitrag belohnt!

Dank der DVD-Box von Universum Film, kann man sich den Ausflug nach Spoleto zum fairen Preis ins Haus holen. Das Set enthält ferner folgende Titel:

• Der Todesrächer von Soho
• Das Geheimniss der schwarzen Handschuhe


Von mir erhält die Box eine klare Empfehlung, doch ich will die (leider) vorhandenen Schwachpunkte nicht unterschlagen. "Das Geheimis der schwarzen Handschuhe" liegt nur in der gekürzten Fassung vor, wer die deutsche Synchronisation nicht benötigt, sollte sich zusätzlich die Blu-ray von Blue Underground beschaffen. "Das Geheimnis des gelben Grabes" erfreut mit einer ordentlichen Bildqualität, zusätzlich liegt der Film in der deutschen Kinofassung und der italienischen Langfassung vor. Beide Versionen sind gut und sehenswert, allerdings hat man bei der Langversion die damals nicht synchronisierten Szenen nicht untertitelt. Ein ärgerlicher Schnitzer, doch letztlich kann man gut mit der DVD leben.

Für Giallo-Fans sowieso Pflicht, jedoch auch für aufgeschlossene Einsteiger eine klare Empfehlung!

7,5/10 (Gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Es ist wirklich nicht meine Spezialität, mich in die Lage eines Mörders zu versetzen."
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von hank_chinaski »

Conversation with other woman
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hat mir sehr gut gefallen, sehr theaterhaft, tolle schauspieler

empfehlenswerte 6,5/10
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Nubox481fan »

Due Date(BD)

Peter (R.Downey Jr.) und Ethan(Zach ...unaussprechlicher Nachnahme) zwei grundverschiedene Typen die der Zufall zu einer gemeinsamen Reise durch die halbe USA zwingt. Peter der konservative Klugscheisser kommt so garnicht mit dem leicht "dümmlichen" Ethan klar. Leider hat er keine andere Wahl als die "Pestbeule" zu ertragen, da er sonst die Geburt seines ersten Kindes verpasst....

Relativ amüsanter "Roadmovie".

6.9
Grüße
Nubox481fan
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Das "vervirte" Double Feature

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Crazies (USA 1973, Originaltitel: The Crazies) Kurzkommentar von 2008, minimal überarbeitet

In der Nähe einer kleinen Stadt stürzt ein Militärflieger ab. Das wäre zunächst noch nichts besonderes, doch leider befinden sich biologische Kampfstoffe an Bord der Maschine. Zunächst hofft man auf einen unspektakulären Verlauf eventuell anstehender Ereignisse, doch bald leiden erste Einwohner des Ortes unter den Anzeichen einer Infektion. Die Betroffenen zeigen ein bedrohliches Krankheitsbild, sie werden extrem aggressiv, verfallen dem Wahnsinn. Das Militär riegelt die Stadt weiträumig ab, zeigt jedoch wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der teils panischen Bevölkerung. Es kommt zu Schiessereien zwischen den Zivilisten und den überforderten Soldaten. Wissenschaftler arbeiten an einem Impfstoff gegen das Virus, während Teile der Bevölkerung das Speergebiet verlassen wollen und die Situation unaufhaltsam eskaliert...

George A. Romero hat 1973 mit "The Crazies" einen stimmungsvollen Film inszeniert. Vermutlich kennt fast jeder den Streifen "Outbreak" (1995), der thematisch "The Crazies" sehr ähnlich ist, allerdings längst nicht dessen Intensität erreicht (Nachtrag: Romero klagt an, während "Outbreak" in erster Linie unterhält. Daher unterscheiden sich die Filme deutlich). Romero zeigt eine kleine Gruppe von Einwohnern die flüchten wollen, lässt uns in die provisorische Kommandozentrale des Militärs blicken, blendet ab und zu bornierte Entscheidungträger ein, die irgendwo in der Ferne (und in Sicherheit) über tausende Schicksale entscheiden.

Wie in den Klassikern "Night of the living Dead" und "Dawn of the Dead", gehen die Darsteller in der Atmosphäre des Filmes auf. Daher erscheinen mir die lediglich durchschnittlichen Leistungen der Akteure völlig ausreichend. Durch die vermeintliche Unscheinbarkeit der Schauspieler wirken die Figuren realer, fast wie in einer Dokumentation zufällig vor die Kamera geratene Opfer der Umstände.

Dass Romero ein Meister der intensiven Atmosphäre ist, weiss man spätestens seit dem grandiosen Klassiker "Night of the living Dead". Damit kommen wir zum "Problem" von " The Crazies". Der Film hat ohne Zweifel seine Qualitäten, ist eine klare Empfehlung wert. Jedoch erreicht " The Crazies" zu keiner Zeit die überragende Brillianz von "Night of the living Dead" oder "Dawn of the Dead". Daher komme ich letztlich "nur" zu einer Punktewertung von:

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Nachtrag: Ja, der ständige Vergleich mit Romeros "Überklassikern" mag unfair erscheinen, doch er lässt sich IMHO nicht gänzlich ausblenden. Die mir vorliegende DVD von Anolis, die damals noch von e-m-s vertrieben wurde, bietet eine ansprechende Bildqualität. Vor einiger Zeit wurde weitere Ausgabe von Anolis veröffentlicht, die eine Bonus-DVD im Gepäck hat.


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The Crazies - Fürchte deinen Nächsten (USA, Vereinigte Arabische Emirate 2010, Originaltitel: The Crazies)

Ich erspare mir eine weitere Inhaltsangabe, da die Handlung des Originals weitgehend beibehalten wurde. Die Remakewelle hat nun auch diesen kleinen Romero-Klassiker erreicht, sein Meisterwerk "Dawn of the Dead" war bekanntlich bereits vor ein paar Jahren an der Reihe. "Dawn" machte in der Neuauflage eine sehr gute Figur, ordnete sich respektvoll hinter dem unerreichbaren Original ein. Nun steht "The Crazies" sicher nicht auf einem derartig massiven Sockel wie "Dawn of the Dead", doch auch in diesem Fall bleibt das Remake knapp hinter der Vorlage zurück.

Breck Eisner ist ein unterhaltsames Werk gelungen, dem ich in erster Linie ein wenig mehr Kraft wünsche. Die Hoffnungslosigkeit und Tristesse des Originals wird nicht erreicht, aber hin und wieder gelingen auch dem Remake grossartige Momente. Mit Timothy Olyphant und Radha Mitchell ist das "zentrale Paar" recht gut besetzt, nur selten stimmt die Chemie nicht, was meiner Meinung nach eher auf die nicht immer glücklichen Dialoge zurückzuführen ist. Bei Romero stand die "politische Aussage" im Vordergrund, Eisner vermittelt lediglich den Eindruck kurzweiliger Horrorunterhaltung.

Klar, es gibt diverse Kritikpunkte, doch insgesamt bin ich mit dem Remake zufrieden, freue mich auf die nächste Sichtung. Die Blu-ray bietet ein sehr gutes Bild, das Bonusmaterial habe erst zum Teil gesichtet.

7/10 (gut)
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Blap
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Beitrag von Blap »

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Kleine Hartbox aus der Eastern Collection von CMV (#8)


Der Silberspeer der Shaolin (Taiwan 1977, Originaltitel: Xue lian huan)

Schurkenschaschlik

Lung Fei Yung (Wang Yu) geniesst einen legendären Ruf, bewaffnet mit einem silbernen Speer, gilt der erfahrene Kämpfer als nahezu unbesiegbar. Dies ist auch der hinterlistigen Mei (Hu Chin) bekannt, sie bietet Lung Fei Yung eine stattliche Summe an, damit dieser drei gefährliche Auftragsmörder beseitigt. Die clevere Dame will damit ihren Widersacher Nan (Kon Tak Mun) schwächen, die Macht in der Provinz an sich reissen. Umgehend macht sich Lung an die Arbeit, tatsächlich gelingt es ihm die Killer auszuschalten. Doch nun soll der Tanz erst richtig in Fahrt kommen, den Nan denkt gar daran sich geschlagen zu geben. Er bringt einen alten Waffenkonstrukteur in seine Gewalt, zwingt ihn zum Bau des blutigen Rings, einer Waffe die ihrem Träger gewaltige Kampfkraft verleiht...

Wang Yu wurde durch seine Hauptrollen in Produktionen der Shaw Brothers zum Star. Doch auch nach dem Ende der Zusammenarbeit mit der bedeutsamen Filmschmiede, gelangen ihm noch einige sehr unterhaltsame Eastern. Meist sind diese Filme nicht so stilsicher und anmutig ausgeführt, wie der Fan es von Shaw-Streifen gewöhnt ist, dem Unterhaltungswert tut diese Tatsache jedoch (oft) keinen Abbruch. So macht auch "Der Silberspeer der Shaolin" jede Menge Freude, sorgt für einige herrlich groteske Momente.

Schon die Kämpfe gegen die drei Killer sind echte Knüller. Einer der Burschen lebt in einem See, entsprechend mutet die Geräuschkulisse fast wie in einem Film über U-Boote an. Damit nicht genug, denn der zweite Mörder lebt in einer Höhle, wirft mit gewaltigen Äxten um sich. Hier muss unser Held einstecken, geht aber letztlich als Sieger vom Feld. Die Verletzung nutzt man geschickt, um die liebliche Verwandtschaft vorzustellen, die im weiteren Verlauf eine nicht unerhebliche Rolle spielt (auf die ich wegen Spoilergefahr aber nicht näher eingehen werde). Der Kampf gegen den dritten Killer ist völlig durchgeknallt geraten. Der Bösewicht lebt auf einem Friedhof, umgeben von Skeletten und zahlreichen Giftschlangen. Wang Yu muss sich zunächst mit Knochenmännern plagen und Schlangengeschleim ertragen, bevor der Unhold endlich aus seiner Kiste springt. Nach diesem sehr schmackhaften Auftakt ist die Marschrichtung klar, die Stimmung ist tendenziell leicht finster, es kommt jedoch immer wieder zu überdrehten -manchmal nahezu irrsinnigen- Auswüchsen.

Wang Yu sehe ich immer wieder gern. Der Mann mag kein geschulter Material Arts Halbgott sein, aber das ist mir als Laie sowieso egal, denn die Kämpfe sind stets ansprechend in Szene gesetzt. Hier fuchtelt er souverän mit dem Speer herum, zur Not bekommen seine Gegner gepflegt was aufs Maul, Hauptsache sie liegen am Ende der Auseinandersetzung reglos auf dem Boden. Kon Tak Mun gefällt als machtgieriger Oberschurke, seiner von Hu Chin dargestellen Feindin springt ebenfalls die Boshaftigkeit aus dem Gesicht. Bevor ich mich nun mit den Namen der weiteren Mitwirkenden "verjongliere", weise ich der Einfachheit halber darauf hin, dass sämtliche Nebenrollen ansprechend besetzt wurden. Im Umfeld der beiden "Oberbösen" treibt sich intrigantes Gesindel rum, welches (mehr oder weniger geschickt) die eigenen Interessen verfolgt.

Sicher mutet "Der Silberspeer der Shaolin" zum Teil recht obskur an, der heutigen Sprachmode folgend würde man vermutlich "trashig" sagen. Doch wer sich für Eastern erwärmen kann, sollte diesem sehr unterhaltsamen Streifen auf jeden Fall eine Chance geben. Der Flick bietet alle Zutaten an, die man von einem entsprechenden Genrebeitrag erwartet: Den unbeugsamen und zielstrebigen Helden, verschlagene Finsterlinge, hübsche Damen, jede Menge anonyme Metzelmasse. Obendrauf gibt es schöne Kulissen, die Augen des Zuschauers werden sogar mit einer Schneelandschaft verwöhnt. Die Kämpfe machen Spass, geizen dabei nicht mit diversen Übertreibungen, schreit also bitte nicht nach "Realismus". Wo so mancher Film dieser Gangart über eine schwache (bis nicht vorhandene) Story stolpert, gibt sich "Der Silberspeer der Shaolin" selbst in dieser Disziplin keine Blöße. Im Gegenteil, der Plot kann mit kleinen Wendungen punkten, die überzeugend in die Erzählung eingebettet wurden, Rache und Familiendrama poltern zusätzlich durch das rasante Finale. Übrigens weckt der blutige Ring wohlige Erinnerungen an die fliegende Guillotine, eine gewisse Nähe ist nicht von der Hand zu weisen. Sehr knuffig: Der blutige Ring "weiss" immer genau welche Ziele er zerschneiden soll, den Besitzer freut es. Die Musik soll nicht unerwähnt bleiben, sie setzt sich auf angenehme Art in den Gehörgängen fest.

Dank der DVD aus dem Hause CMV, kann man "Der Silberspeer der Shaolin" in angemessener Qualität geniessen. Für Zeilenzähler und Qualitätsfetischisten ist die Scheibe sicher nicht geeignet, mir hat das "nostalgische" Bild allerdings gut gefallen. Leider sind wenige Szenen leicht gekürzt, doch immerhin findet man diese Einstellungen im Bonusmaterial. Keine Angst, der Film funktioniert in der vorliegenden Version sehr gut. Für Einsteiger mag dieser Streifen nicht erste Wahl sein, doch der geneigte Fan darf sich auf gute und sympathische Unterhaltung freuen, knapp 85 kurzweilige Minuten vergehen wie im Fluge.

Gut = 7/10 (An dieser Stelle sei mir erneut der Hinweis auf diverse Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte erlaubt, die man als Fan hinzurechnen darf!)

Lieblingszitat:

"Ich töte nicht zum Spass. Es muss sein!"
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Elkgrin »

Lieblingszitat:

"Ich töte nicht zum Spass. Es muss sein!"
hier hats mich umgehauen ^^

Bei mir wars letztens die BluRay Scott Pilgrim vs. The World

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Der 22 jährige Scott Pilgrim muss die sieben teuflischen Ex-Lover seiner Angebeteten besiegen, um mit selbiger weiter Ausgehen zu können.

Klamauk mit jungen, guten Schauspielern, schöne Soundtracks, gepaart mit seichtem "PC-Game-Nerdness". Ich jedenfalls hab stellenweise gefeiert ^^

Aber lieber im englischen Original ansehen. Die Sprache ist gut zu verstehen, die Atmosphäre ist die bessere, im Gegensatz zur deutschen Synchro, obwohl die auch nicht zu schlecht ist. naja ihr wisst schon ;)

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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Diesmal im Ultrakurzformat:


Suspiria (Italien, 1977) - Neben "Deep Red" (Profondo Rosso, 1975) für mich der beste Film von Dario Argento, der mit jeder weiteren Sichtung wächst und wächst und wächst... Ein Rausch aus Farben und Klängen, jede Einstellung kommt einem Gemälde gleich. Die britische Blu-ray ist zwar nicht perfekt, aber eine deutliche Steigerung zu den zuvor verfügbaren DVDs.

10/10



Friss meinen Staub! (Eat my Dust!, USA 1976) - Harmloses Autofilmchen, leider mit einem schlappen Hauptdarsteller (Ron Howard) besetzt. Teils durchaus unterhaltsam, aber insgesamt eine Spur zu nett und belanglos. Die DVD von KNM bietet unter dem Titel "Car Crash Auto 2" den Flick "Highway Inferno" als Bonus, allerdings in sehr bescheidener Qualität. Das Hauptprogramm liegt in mittelprächtiger Verfassung vor, da der Preis der Scheibe fair ist, können Fans durchaus ein Auge riskieren.

5/10


Wolfman (USA 2010) - Der unsterbliche Klassiker wurde neu verfilmt, das Ergebnis kann sich sehenlassen. Gut besetzt, hübsche Optik und ein angenehm unhektisches Erzähltempo. Der grosse kommerzielle Erfolg blieb aus, vermutlich setzt sich der Film ein wenig zwischen alle Stühle. Für manche Filmfreunde zu modern und blutig, für das jüngere Publikum zu altbacken wirkend. Ich bin mit dem Streifen zufrieden, besonders Hugo Weaving gefällt mir in seiner Nebenrolle sehr gut. Die Blu-ray bietet die Kinofassung und den "Extended Director's Cut" an, bisher habe ich nur die lange Fassung geschaut.

7/10
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Nubox481fan »

Buried (BD)

lebendig begraben in einem Sarg aufzuwachen ist nicht gerade amüsant. Das muss auch John feststellen, der sich nur mit einem Schreckberry und ein paar weiteren Utensilien bewaffnet versucht aus der ausweglosen Situation zu befreien...

6.3
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 55 - Schubachs Rückkehr (Deutschland 1979)

Der Rechtsanwalt Dr. Richard Homann (Claus Biederstaedt) und seine Gattin Helga (Christine Buchegger) leben in Angst. Nur noch wenige Tage, dann wird Willi Schubach (Udo Vioff) nach einer langjährigen Haftstrafe auf freien Fuss gesetzt. Helga war einst die Ehefrau Schubachs, sie liess sich kurz nach dessen Inhaftierung von ihm scheiden, um Dr. Homann zu heiraten, der zu allem Überfluss Schubachs Rechtsbeistand war. Richard Homann wendet sich an Derrick, erzählt ihm von den Mordabsichten Schubachs, die ihm von einem Ex-Mitinsassen zugetragen wurden. Derrick fühlt dem frisch entlassenen Schubach auf den Zahn, doch der gibt sich äusserst versöhnlich, will nichts von eventuellen Drohungen wissen. Unter dem wachsamen Auge des Oberinspektors kommt es zu einem Treffen der Beteiligten, noch immer zeigt Schubach keinen Groll oder gar schlimmere Absichten. Für Derrick ist das aalglatte Verhalten des Ex-Häftlings verdächtig, er setzt Harry auf Schubecks jüngeren Bruder Gerhard (Christian Reiner) an, bei dem Willi seit seiner Haftentlassung wohnt...

Diesmal werden wir nicht mit einer bereits verübten Staftat konfrontiert, sondern mit der sorgfältigen Ausführung eines lange erdachten Racheplans. Oder ist am Ende doch alles ganz anders, und der vermeintlich rachsüchtige Ex-Ehemann/Ex-Häftling will lediglich seine Ex-Frau zurück? Theodor Grädler inszenierte eine Folge, deren Stärke in der Entwicklung der Charaktere liegt. Vor allem die Eheleute Homann sind sehr aufschlussreich gezeichnet, was kann eine Liebe aushalten, wie stark sind alte Bindungen, wie belastbar das Nervenkostüm...??? Claus Biederstaedt fungiert keinesfalls als Sympathieträger, er stellt einen feigen und recht einfältigen Anwalt dar, für den man kaum Mitgefühl entwickeln mag. Udo Vioffs Leistung ist nicht minder stark, Christine Buchegger wird zum naiven Spielball ihres Umfeldes. Christian Reiner ergänzt das kleine und gute Ensemble.

Ungewöhnliche Folgen können sehr reizvoll sein, aber "Schubachs Rückkehr" zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblingen. Teils zieht sich das Geschehen ein wenig in die Länge, doch das bittere Ende und die guten Schauspieler entschädigen dafür. Zwar erreicht die Auflösung nicht die maximale Boshaftigkeit, der Schlag verfehlt sein Ziel jedoch keinesfalls. Insgesamt hätte der Geschichte ein wenig mehr Mut gut zu Gesicht gestanden, vermutlich wollte man dem Publikum nicht zu viel zumuten.

6/10 (obere Mittelklasse)


Folge 56 - Ein unheimliches Haus (Deutschland 1979)

Ein Notruf führt Dr. Beck (Alf Marholm) zu einer langjährigen Patientin. Der Hausarzt kann nur noch den Tod der alten Dame feststellen, bitterer Mandelgeruch veranlasst den Mediziner die Polizei zu verständigen. Das Opfer war die Besitzerin einer Pension, in der überwiegend ältere Menschen zur Miete wohnen. Derrick und Klein treffen auf eine Ansammlung verschrobener Figuren, von denen jeder ein Motiv haben könnte, aber keines scheint stark genug für einen Mord zu sein. So sollte z.B. das Ehepaar Georg (Paul Hoffmann) und Elvira Kamenoff (Nora Minor) wegen Mietrückständen ausziehen, doch einen Mord mag man ihnen nicht zutrauen. Wieso gibt sich Oskar Sobak (Wolfgang Büttner) als Experte für Kriminalfälle aus, obwohl er offenbar nur als Gerichtsdiener tätig war? Hat Frau Schlör (Eva Kotthaus), die rechte Hand der Ermordeten, vielleicht ihre Finger im Spiel? Warum ist das Hausmädchen (Lisa Kreuzer) deratig nervös und verstört? Welche Rolle spielt die Enkeltochter des Opfers?

Der Kriminalfall mag in eine banale Auflösung münden, doch "Ein unheimliches Haus" kann mit anderen Stärken auftrumpfen. Es ist eine wahre Wonne, die älteren Herrschaften beim grotesken Kammerspiel zu beobachten. Paul Hoffmann will seine ängstliche Frau schützen, die von Nora Minor vortrefflich gespielt wird. Herrlich Wolfgang Büttner, der als aufgeblasener und aufbrausender Drangsaleur durch das Szenario poltert. Lisa Kreuzer und Eva Kotthaus kommen nicht mehr mit der heiklen Situation klar, besonders Lisa Kreuzer gelingt eine tolle Darstellung ihrer zerbrechlich angelegten Figur. Sascha Hehn schleimt hin und wieder durch das Haus, wie immer sitzt die Fönfrisur perfekt.

Alfred Vohrer konnte -wie so oft- auf ein tolle Schauspielertruppe zurückgreifen, die dann auch in bester Spiellaune vom Leder zieht. Mein Favorit ist ganz klar Wolfgang Büttner, der immer wieder lautstark auf die Pauke haut. Sein Oskar Sobak ist ein Aufschneider wie aus dem Bilderbuch, dessen kantigen Charakter ich "irgendwie" mag, ich kann ihm jedenfalls nicht böse sein. Man beachte übrigens die Einblendung des Episodentitels zu Beginn, die passend in "wallaceartiger" Schrift ausgeführt wurde.

7/10 (gut)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Wanted: Dead or Alive (USA 1986, Originaltitel: Wanted: Dead or Alive)

Rutger füttert Gene

Auf den Staatsdienst verspürt Nick Randall (Rutger Hauer) seit einiger Zeit keine Lust mehr. Inzwischen verdient er seine Brötchen als Kopfgeldjäger, nimmt schwere Junge der Reihe nach hoch. Auch sein neuer Job ekelt Nick an, er plant von dem verdienten Zaster sein Boot wieder auf Vordermann zu bringen, möchte mit seiner Freundin Terry (Mel Harris) die Welt erkunden. Daraus soll zunächst nichts werden, denn der international gesuchte Terrorist Malak Al Rahim (Gene Simmons) ist illegal in die USA eingereist. Al Rahim will das Land mit einer Welle aus Gewalt und Angst überziehen, er schreckt vor keiner Grausamkeit zurück, sprengt zunächst ein gut besuchtes Kino in die Luft. Nun treten seine ehemaligen Kollegen an Nick heran, er soll sich um das äusserst unangenehme "Problem" kümmern. Sein alter Weggefährte Philmore Walker (Robert Guillaume) hält Nick sowieso für den am besten geeigneten Mann, um diesen heiklen Job schnell und zuverlässig über die Bühne zu bringen. Walker ahnt jedoch nicht, dass der CIA-Fatzke John Lipton (Jerry Hardin) mit gezinkten Karten spielt. Lipton nutzt Randall als Köder, denn Al Rahim will eine alte Rechung mit dem Haudegen begleichen. Doch so leicht lässt sich Nick Randall nicht vorführen...

Damals noch unter dem deutschen Titel "Gesucht: Tot oder Lebendig" vermarktet, war dieser Rutger Hauer Flick in den späten achtziger Jahren ein echter Renner, den ich mit Freuden mehrfach abgefeiert habe. Hollands coolster Export machte bereits in "Nachtfalken" (Nighthawks, 1981) als Gegenspieler von Sylvester Stallone auf sich aufmerksam. Noch einprägsamer war sein Auftritt in "Blade Runner" (1982), in dem er Harrison Ford mal eben locker an die Wand spielte. Zum verehrten "Kultstar" (damals hatte das Wort "Kult" tatsächlich noch eine Bedeutung. Jaja, ich bin einer dieser "früher war alles besser" Fritzen) wurde Hauer durch "Flesh + Blood" (Fleisch + Blut, 1985), und natürlich durch seinen genialen Auftritt im legendären "Hitcher, der Highway Killer" (The Hitcher, 1986). Ergo rannte "Gesucht: Tot oder lebendig" weit offene Türen ein, obwohl der Streifen nicht die Qualitäten eines zukünftigen Klassikers im Gepäck hatte, war er ein gern gesehener Gast in den gierigen Schlünden der VHS-Maschinen.

Auf eine offizielle DVD-Veröffentlichung mussten wir hierzulande lange warten, endlich wurde diese Lücke vor einigen Wochen geschlossen. Wie schlägt sich der Film nun nach all den Jahren, ist das Wiedersehen tatsächlich ein Grund zur Freude? Aber sicher, freilich hat der Streifen nichts von seinem rauhen Charme eingebüßt, im Vergleich zu akutellen Produktionen sogar zugelegt. Regisseur Gary Sherman kennt man eher aus dem Horrorfach, bereits 1973 tischte er uns den durchwachsenen "Tunnel der lebenden Leichen auf" (Death Line), legte 1981 den kleinen Klassiker "Tot & Begraben" (Dead & Buried) nach, lieferte 1987 den letzten Teil der Poltergeist-Reihe ab (Poltergeist III). "Gesucht: Tot oder lebendig" ist ein gelungener Ausflug in den Actionsektor, der die typischen Elemente des Genres aufbietet, die um einen brauchbar konstruierten Plot gestrickt wurden. Eine atemlose Hatz ist dieser Film nicht, denn Sherman streut immer wieder ruhige Momente ein, nimmt sich sogar ein wenig Zeit für eine Liebesgeschichte. Vielleicht mag sich mancher Genrefan mehr Krawall wünschen, doch wenn der Streifen auf das Gaspedal tritt, dann sind diese Szenen ansprechend inszeniert und mit gesunder Härte gesegnet.

Rutger Hauer kommt als Nick Randall wie das lebende "Überklischee" eines Ex-Agenten daher, cooler als die Antarktis, härter als Kruppstahl, blonder als Heino. Standesgemäß lebt Nick Randall in einem alten Industriebau, das "Wohnzimmer" dient nebenbei als Parkplatz für Auto und Moped, mit der hauseigenen Waffenkammer liesse sich vermutlich eine mittelgrosse Privatarmee angemessen ausrüsten. Nick Randall durchblickt jede Sauerei, trickst jeden Gegner aus, langt bei Bedarf kräftig zu, reichen Schläge und Tritte nicht aus, richten es Messer und Wumme. Um solch eine Rolle überzeugend auszufüllen, mag es nicht darauf ankommen der grösste Charakterdarsteller zu sein. Doch man muss ein echter "Typ" sein, und der ist Rutger Hauer ohne jeden Zweifel, ganz nebenbei mangelt es ihm keinesfalls an schauspielerischer Qualität. Gene Simmons dient als ähnlich übergross angelegtes Klischee, der unsagbar böse und völlig skrupellose Terror-Araber, der ohne mit der Wimper zu zucken auch Frauen und Kinder abschlachtet. Hauptberuflich als Bassist von Kiss unterwegs, löst Simmons seine Aufgabe sehr zufriedenstellend, seine von Natur aus fiese Fratze ist dabei sehr zuträglich. Wenn die Antagonisten pünktlich zum gelungenen Showdown aufeinanderprallen, sorgt Rutgers finale Abrechnung mit seinem Erzfeind für Lacher. Viele Erinnerungen werden von der Zeit verschlungen, doch diese Szene hat sich bereits bei der ersten Sichtung vor weit über 20 Jahren in mein Gedächtnis eingebrannt, jede neue Session mit Freunden sorgte für beste Laune (wer den Film bereits kennt weiss Bescheid). Neben Rutger Hauer und Gene Simmons dient die übrige Besetzung lediglich als Füllmaterial, doch immerhin als solide aufspielendes Füllmaterial. Robert Guillaume ärgert sich über die Methoden seiner Mitstreiter, Jerry Hardin gibt die übliche "fieser Schreibtischtäter" Nummer, William Russ spielt den besten Freund des Helden. Mel Harris sehen wir als Freundin Rutger Hauers, die bisher nicht von der tatsächlichen Tätigkeit ihres Lovers ahnte, von wegen "Versicherungsvertreter".

Die Zielgruppe ist klar: Rutger Hauer-Fans müssen diesen Film besitzen, Action-Süchtlinge sollten ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Der typische "80er-Jahre-Soundtrack" tönt wie üblich nach Plastik, doch ansonsten wird hier echte, ehrliche Hand- und Fussarbeit geboten (was auch immer uns der Verfasser damit sagen möchte). "Gesucht: Tot oder Lebendig" ist ein durchweg sympathischer und unterhaltsamer B-Action Beitrag, der sich auf liebgewonnene Klischees und starke Hauptfiguren stützt. Kein Klassiker, aber ein Film den ich alle Jahre wieder gern sehe, der immer wieder für gute Stimmung sorgt.

Qualitätsfetischisten werden sich mit der vorliegenden DVD nicht anfreunden können, das Bild verbreitet eher die Atmosphäre eines sehr gut erhaltenen Tapes. Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor, die angebotene Fassung ist ungekürzt, diverse Trailer zu anderen Titeln des Labels dienen als Bonusmaterial. Flatschenparanoiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Ich bin mit dieser Veröffentlichung zufrieden, endlich konnte eine lange Zeit klaffende Lücke geschlossen werden.

7/10 (gut) ...auch hier geht es nicht anders: Diverse Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte gibt es in Gedanken obendrauf!

Lieblingszitat:

"Pfeif auf den Bonus!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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