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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Diskussionen zum Thema Filme
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musky2304
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von musky2304 »

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Richtig geiler Film.
Gruß Kai
hank_chinaski
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von hank_chinaski »

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gute kurzweilige Unterhaltung, mMn nicht so aufgeblasen wie Inception und mit 1h30min Spielzeit auf angemessener, angenehmer Spiellänge. Somit "Sehr gut".

6,5/10
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Im Ultrakurzformat:


Frau Doktor kann's nicht lassen (Italien 1978)

Laura Gemser kommt als neue Ärztin in die Stadt, die Körpersäfte der Herren geraten in Wallung.

Debiler Schwachsinn aus der untersten Schublade. Die "Handlung" verdient diese Bezeichnung nicht, der Humor ist unfassbar, die unerotischen SC-Rödeleien sind teils angenehm "sleazy". Was Mario Bianchi sich hier geleistet hat, können vermutlich nur hirntote Italo-Allesglotzer ertragen. Für den kleinen Hunger, doof, harmlos und irgendwie unterhaltsam, schon wegen der saublöden Synchronisation für etliche Schenkelklopfer gut.

Die DVD von X-Rated soll nicht ganz vollständig sein, die Qualität ist bei diesem Film sowieso unwichtig. Erneut: Nur für Bekloppte! Mag ich, die Zahlenwertung streikt jedoch.

---

Warlock - Satans Sohn (USA 1989)

Julian Sands will die Schöpfung auslöschen, Richard E. Grant und Lori Singer treten ihm in den Arsch.

"Warlock" mochte ich schon immer sehr gern, nach vielen Jahren gab es nun endlich ein Wiedersehen. Julian Sands ist großartig, die Rolle des bösartigen Hexenmeisters steht im perfekt. Richard E. Grant kommt wir vor wie eine dynamische Ausgabe von Tom Hanks, Lori Singer schliesst man schnell ins Herz, sie mutet lediglich in den ersten Minuten ein wenig nervig an. Mir gefällt die Thematik des Streifens, ich liebe die zahlreichen Verweise auf magische Rituale, Hexen und den Deibel persönlich. Ich finde fliegende Menschen extrem gruselig, auch wenn diese Szenen in "Warlock" nicht immer ganz gelungen sind. Herrlich das fiese Grinsen von Julian Sands, als er sich mit der "fehlenden Zutat" für seinen Flugzaubertrank unterhält.

Da wir im deutschsprachigen Raum sehr lange auf eine offizielle DVD/BD warten mussten, an dieser Stelle ein paar Worte zur BD/DVD-Combo von NSM (Österrreich). Mir gefällt das Bild der BD gut, es gibt angenehmerweise keine "Extrem-Filterwolf-Hochglanz-Überarbeitung" auf die Augen, "Warlock" sieht sehr nach echtem Film aus, ich begrüße dies ausdrücklich! Zur deutschen Tonspur gesellt sich der englische Originalton, der Film liegt in ungekürzter Form vor. Das Set kommt in einem Mediabook daher (offensichtlich der neue Trend in der hochpreisigen Abteilung), die Verpackung macht einen hochwertigen und ansprechend gestalteten Eindruck, zu den Scheiben gesellt sich ein Booklet. Für den Preis hätten es ein paar Boni mehr auf die Scheibe schaffen dürfen, immerhin gibt es Trailer, Bilder und weitere Kleinigkeiten zu sehen. Keine perfekte Veröffentlichung, aber ein solides und durchaus hübsches Paket, für Fans eine feine Angelegenheit.

7,5/10 (gut bis sehr gut) Ja, vermutlich überbewertet, aber ich mag den Streifen seeehr geeerrrrn!
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Der Stein des Todes (Deutschland, Sri Lanka 1986, Originaltitel: Der Stein des Todes)

Brad im Busch

Jane (Birte Berg) und Kumar (Albert Fortell) sind ein glückliches Liebespaar. Eines Tages findet Jane am Strand von Sri Lanka einen hübschen Stein, doch angeblich ist das gute Stück mit einem Fluch belastet. Die junge Frau pfeift auf derartigen Aberglauben, lässt den Stein zu einem Schmuckstück umarbeiten. Als Jane eine Freundin (Katja Flint) aus dem Drogensumpf retten will, gerät sie in die Fänge eines eiskalten Dealers (Christian Anders), der sie gegen ihren Willen mit Alkohol und Drogen vollpumpt und schändet, Jane überlebt diese perverse Attacke nicht. Kumar verliert jegliche Beherrschung, er tötet den Dealer im Verlauf eines wüsten Kampfes, ausgerechet der Polizeibeamte Vic (Ravindra Randeniya) muss seinen guten Freund verhaften. Zumindest kann Kumar auf einen fähigen Verteidiger hoffen, denn die wohlhabende Geschäftsfrau Kris Patterson (Elke Sommer) stellt eine größzügige Spende zur Verfügung. Derweil ergreift Kumar die Flucht, irgendwo im Dschungel trifft er auf Brain (Brad Harris), Hemingway (Siegfried Rauch) und deren Mitstreiter, die schlagkräftigen Vietnam-Veteranen verdienen ihre Brötchen mit diversen Gaunereien. Kumar will mit den Drogenbossen aufräumen, gemeisam mit Brain und dessen Truppe sollen Drogengelder geraubt werden. Leider läuft der Überfall nicht ganz nach Plan, die attraktive Blondine Merryl (Heather Thomas) wird als Geisel eingesackt. Pikant, denn Merryl ist mit Kris verwandt, hat brisante Informationen über deren Lebensgefährten Miguel (Tony Kendall) zu bieten. Noch hat Kris andere Sorgen, ihr Söhnchen Frank (Serge Falck) verliert zunehmend die Kontrolle über sich, was den jungen Mann in allergrösste Gefahr bringt...

Der aus Österreich stammende Regisseur Franz Josef Gottlieb ist Filmfreuden vor allem durch seine Beiträge zur Krimiwelle der sechziger Jahre in Erinnerung geblieben. So gehen z. B. die von Rialto Film produzierten Edgar Wallace Streifen "Der schwarze Abt" (1963) und "Die Gruft mit dem Rätselschloss" (1964) auf sein Konto, ebenso "Konkurrenzprodukte" wie z. B. "Der Fluch der gelben Schlange" & "Das Phantom von Soho", aber auch Karl May Verfilmungen und diverse Komödien entstanden unter seiner Verantwortung. 1986 lieferte er mit "Der Stein des Todes" eine sehr unterhaltsame Sause mit vielen bekannten Darstellern und einer ordentlichen Dosis Action und Irrwitz ab. Heute ordnet man den Film wohl unter "Krautsploitation" ein, jede Schublade (egal welcher Größe) hat ihren Namen. Dem aufgeschlossenen Zuschauer wird jede Menge schmackhafter Unterhaltung aufgetischt, Sri Lanka als exotisch anmutende Kulisse, Prügel und Geballer, flotte und/oder debile Sprüche/Dialoge, das tragische Ende einer grossen Liebe, ein Familendrama, sogar eine Prise Erotik wurde nicht vergessen. Klar, "eigentlich" bekommt man lediglich eine Art "Drogenkrimi mit Rache ist Blutwurst" vorgesetzt, jedoch macht die Präsentation jede Menge Spass, herrlichstes Schund-Kino der liebenswerten Sorte flimmert über den Bildschirm/die Leinwand.

Bei dieser durchaus imposanten Besetzungsliste, ist ein kurzer Blick auf die Akteure vor der Kamera unvermeidbar. In der Rolle des Helden sehen wir Albert Fortell, der sich in diesem Becken voll grosser Fische gut behaupten kann. Es ist keine Seltenheit, dass in "Exploitern" der "Gute" von kantigen Bösewichtern an die Wand gespielt wird, Fortell kann sich diesem Schicksal entziehen. Unbeugsam und zielstrebig vollführt er seine Rachemission, bändelt nebenbei mit Heather Thomas an, offenbar eine gute Methode um über den Verlust der "grossen Liebe" hinwegzukommen. Brad Harris gibt den "Co-Helden", der US-Muskelprotz zeigt sich als üblicher harter Bursche, in dessen Leib ein aufrechtes, ehrenhaftes Herz schlägt. Für Siegfried Rauch bleibt da nur die Rolle des "Gehilfen des Co-Helden", dem obendrein meist barsch über den Mund gefahren wird. Rauch glotzt oft ein wenig bedröhnt aus der Wäsche, haben die Herren etwa die eine oder andere Pfeife geraucht? Tony Kendall ist als schmieriger Drogenbonze und hinterhältiger Mistkäfer großartig, ein Fiesling der vor keiner Tat zurückschreckt, so muss ein mieser Obermotz aus der Kiste kommen, perfekt! Nicht weniger eindrucksvoll gerät der Auftritt von Christian Anders, der in der Frühphase des Streifens für reichlich Krawall und Verdorbenheit sorgt. Er zieht alle Register seines "Könnens", krönt seine Performance mit nervösem Gezappel. Freilich bleibt der legendäre Knüller "Die Brut des Bösen" (1979) der Höhepunkt in der Karriere des Herrn Anders, nie war K(r)ampfsport kaputter! Ferner hätten wir Serge Falck im Angebot, der als verzogenes Söhnchen manchmal zur Nervensägerei neigt, ein kleines Ohrfeigengesicht kann der Flick aber ganz locker verkraften. Ravindra Randeniya wirkt als anständiger, unbestechlicher Ordnungshüter mit, damit genug zu den Herren. Birte Berg soll sich die Sympathie des Zuschauer erschleichen, ihr frühzeitiges und brutales Ende die Rachegelüste des Helden fett unterstreichen. Frau Berg macht ihren Job ordentlich, die damals noch nahezu unbekannte Katja Flint hat ein paar gute Szenen an ihrer Seite. Elke Sommer hatte den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten, was gleichfalls auf ihre Schönheit zutrifft, obschon sie damals erst 46 Jahre jung war (manch liebliches Blümchen verblüht frühzeitig, nicht jedes Röschen reift zu einer begehrenswerten MILF heran, sorry Elke. Anmerkung: Medikation des Verfassers überprüfen). Für den unverzichtbaren Hauch Erotik sorgt Heather Thomas, die durch einige TV-Serien zu einem gewissen Bekanntheitsgrad kam. Mir ist Heather Thomas zu sehr das "typische US-Blondinchen", unansehnlich ist sie dennoch nicht, dies muss sogar ein Meckerhannes wie ich zugeben. Die relevanten Gestalten sind somit genannt, erneut unterstreiche ich: eine starke Besetzung!

Wer eine halbwegs "anspruchsvolle" und/oder "ernsthafte" Umsetzung der Story erwartet, der wird sich bereits frühzeitig aus dem Rennen verabschieden müssen. Der "Stein des Todes" dient übrigens nur als Titelgeber, zur Story trägt das kleine Stück Geröll gewissermaßen (fast) nichts bei. Vollbedienung auf Sri Lanka, da brennt der Busch! Leute, was wollt ihr mehr? Die Fäuste fliegen, die Kugeln peitschen, ab und zu wird blutig gestorben, Liebe, Hass und Intrigen, Gier, Lust und Leid, Brad Harris! Die Kamera von Klaus Werner ist stets auf der Höhe, der Score tönt schröcklich-schön im Sound der schröcklich-schönen achtziger Jahre. Also? Was zum Henker wollt ihr noch? Schnell die DVD bestellen, die seit Anfang Dezember erhältlich ist!

Pidax hat erneut eine kleine Perle veröffentlicht, das Label hat bei mir seit der DVD zu "Perrak" sowieso einen Stein (des Todes?) im Brett. "Der Stein des Todes" kommt in brauchbarer Qualität daher, Wunder sollte man nicht erwarten, aber Pixelzähler werden sich kaum für diesen Stoff interessieren. Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, als Bonus gibt es ein aktuelles Interview mit Brad Harris. Der alte Herr plaudert rund 45 Minuten fröhlich drauflos, nur auf den ersten Blick ist er ein arroganter Ami-Großkotz, die erfrischende Selbstironie des knuffigen Brad wirkt nachhaltig entwaffnend, zauberte mir durchgehend ein sehr zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Mehrfach kam während des Interviews die Filmreihe "Kommissar X" ins Spiel, bitte liebe Leute von Pidax, bringt diesen Stoff auf den Markt!

Zunächst dicke 7/10, aber das geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Manchmal ist Rache Gerechtigkeit!"
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 95 - Das Alibi (Deutschland 1982)

Martina Busse (Dietlinde Turban) schleppt sich mühsam durch die Nacht, jeder Schritt scheint ihr Qualen zu bereiten. Harry Klein wird auf die junge Frau aufmerksam, begleitet sie bis nach Hause, auf die besorgten Fragen des Kriminalbeamten reagiert sie beschwichtigend, wiegelt Hilfe weitgehend ab. Da die freundliche Vermieterin (Tilly Lauenstein) im selben Haus lebt, kann sich Harry einigermaßen beruhigt verabschieden. Freilich lässt ihm der Zustand der attraktiven jungen Dame keine Ruhe, am nächsten Morgen will sich Harry nach ihrem Befinden erkundigen. Die Vermieterin Frau Degenhardt wundert sich über die von innen abgeschlossene Tür, auch auf Zurufe erfolgt keine Reaktion. Kurzerhand bricht Klein die Tür auf, der Anblick ist erschreckend, Martina Busse hat sich mit Schlaftabletten das Leben genommen. Obschon es sich offensichtlich um einen Selbstmord handelt, kann Harry nicht zur Tagesordnung übergehen, tatsächlich weist die Obduktion der Leiche auf eine eventuelle Vergewaltigung hin. Mit wem hatte die Kunststudentin zuletzt Kontakt, wer könnte ihr dermaßen übel zugesetzt haben? Martina war mit ihrem Kommilitonen Ulrich Schumann (Karl-Heinz von Liebezeit) befreundet, der nicht leugnet sie am Vorabend noch gesehen zu haben. Derrick und Klein schöpfen sofort Verdacht, doch Ulrichs Vater (Lambert Hamel) ist ein cleverer Rechtsanwalt, er bereitet seinen Sohn und dessen Freunde auf die Begegnung mit der Polizei vor. Martina war zu Besuch bei Ulrich, vermutlich wurde sie dort von drei jungen Burschen vergewaltigt. Stephan und Harry sind von der Kaltschnäuzigkeit der Verdächtigen angewidert, doch eine andere Person gewährt brennenden Rachegelüsten freien Lauf, der Fall zieht weitere Kreise...

Wieder kümmert sich Harry Klein rührend um eine junge Dame, selbstverständlich geht das Unterfangen nicht ohne Tragik über die Bühne. Fritz Wepper und Horst Tappert unterstreichen einmal mehr eindrucksvoll ihr großartiges Zusammenspiel, bevor die Beamten Kenntnis vom Tod der jungen Frau haben, nimmt Derrick den besonders fürsorglichen Klein liebevoll auf die Schippe. Karl-Heinz von Liebezeit gibt überzeugend den unsymphatischen Mistkerl, einer seiner Freunde wird von Gammelfratze Ekkehardt Belle kaum weniger abstossend dargestellt. Lambert Hamel passt vortrefflich zum Klischee des abgebrühten Rechtsverdrehers, der Zuschauer wundert sich daher nicht über die Stumpfheit seines Filmsohnes. Elfriede Kuzmany verkörpert eine Bürokraft, die den Studentinnen der Kunsthochschule zur Seite steht, Robert Atzorn sehen wir als zurückhaltenden Dozenten. Dietlinde Turban bleibt nur der Auftakt, ihre wenigen Szenen meistert sich auf hohem Niveau, man nimmt ihr die alles verschlingende Verzweiflung ohne Vorbehalte ab. Einige Studentinnen sind von der Schuld Ulrich Schumanns felsenfest überzeugt, vor allem Petra Verena Milchert und Pia Haenggi bleiben als zornige Frauen in Erinnerung. Für Willy Schäfer bleibt (wie so oft) nur die Rolle des sklavischen Zuarbeiters Berger.

Die Fronten sind schnell geklärt. Auf der einen Seite die gefühllos anmutenden Vergewaltiger, denen scheinbar jegliches Schuldbewusstsein fremd ist. Auf der anderen Seite die Reihen der "Guten", wütende Studentinnen und eine mütterliche Verwaltungsmitarbeiterin. Derrick und Klein sind redlich bemüht den Schaden irgendwie zu begrenzen, machen allerdings keinen Hehl aus ihrer Abscheu, es gibt mehrfach klare Ansagen in Richtung der vermutlichen Vergewaltiger. Selbstjustiz wird dennoch nicht toleriert, dadurch würden die Charaktere unserer Helden unnötigerweise stark beschädigt, Chaos und Anarchie sind keine Weggefährten der Herren Derrick und Klein. Vielleicht wird der Zaunpfahl mit der dicken Aufschrift "Verfall der Moral" eine Spur zu häufig geschwungen, ein Abgleiten in krampfig-wahnhafte Spiessbürgeransichtigen kann man den Inspektoren jedoch nicht unterstellen. Die Kälte und Gleichgültigkeit der Schänder berühte mich unangenehm, das Drehbuch drängt den Zuschauer zu Verständnis für die selbsternannten Richter, die "Message" wird durch die klare Position Derricks in geregelte Bahnen gelenkt, der Oberinspektor bekennt sich -bei allem Verständnis für die Wut einiger Figuren- eindeutig zu unserem Rechtsstaat. Regisseur Alfred Vohrer jubelte dem braven TV-Konsumenten der frühen achtziger Jahre nackte Kerle unter, irgendwas müssen die angehenden Künstler schliesslich zeichnen. Überhaupt scheint der Lehrplan nichts anderes als Aktmalerei herzugeben, egal wann die Ermittler die Uni aufsuchen, die Studenten sind immer mit diesem Thema beschäftigt. Schelm Vohrer lässt hier und da einen Po oder Riemen aufblitzen, bietet dem geneigten Betrachter später sogar eine hüllenlose Dame an. Frank Duval war bei dieser Folge mutig, seine Musik tönt angenehm kantig und elektronisch flirrend aus den Lautsprechern. Ich bin sehr zufrieden mit "Das Alibi", die Auflösung ist zwar nicht die ganz grosse Überraschung, hätte eventuell noch eine Spur harscher ausfallen dürfen.

7/10 (gut)
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 96 - Hausmusik (Deutschland 1982)

Berthold Dettmers (Sky du Mont) wird vor seinem Haus von einem PKW überfahren, der junge Mann ist sofort tot. Laut der Aussage eines Augenzeugen handelte der unbekannte und flüchtige Autofahrer mit Vorsatz, Derrick und Klein übernehmen die Ermittlungen. Das Opfer lebte in einer luxuriös eingerichteten Wohnung, seine Bankunterlagen weisen Berthold Dettmers als wohlhabend aus. Den Kriminalbeamten kommt das Vermögen des Getöteten verdächtig vor, denn offenbar ging dieser keiner geregelten Tätigkeit nach. Auch Wilhelm Dettmers (Wolfgang Reichmann), der Vater des Toten, hat keine Erklärung bezüglich der Einkünfte seines Sohnes, gleiches gilt für seine noch bei ihm lebenden Kinder Anita (Ute Willing) und Rudolf (Till Topf). Immerhin lässt sich recht schnell ein Verdächtiger ausmachen, der kleine Gauner Andreas Kober (Dirk Galuba) ist flüchtig, eine erste Spur führt zur Wohnung der wenig kooperativen Lena Schärer (Franziska Bronnen), bei der Kober vermutlich seit einiger Zeit Unterschlupf gefunden hat...

Im Zentrum dieser Folge steht die Familie Dettmers, deren tragisches Dasein den Zuschauer leider nicht berührt, denn das Drehbuch wirkt arg bemüht, die Figuren blieben mir fremd. An den durchaus soliden Darbietungen der Schauspieler liegt es nicht. Problematisch ist das "unrunde und befremdliche Familienkonstrukt", welches gleichzeitig nicht grotesk genug ausfällt, um sich auf "andere Art" des Betrachters zu bemächtigen. Ohne kurze Würdigung sollen die Herrschaften dennoch nicht zu den Akten gelegt werden. Wolfgang Reichmann bemüht sich um die Aufrechterhaltung der Fassade, hinter der längst alles in Schutt und Asche liegt. Er bringt den Zerfall seiner Figur glaubwürdig rüber, wird aber zwischen Überzeichnungen und Belanglosigkeiten aufgerieben, schade. Till Topf und Ute Willing bleiben völlig austauschbar, nicht besser ist es um die im Sanatorium lebende Mutter bestellt, die von Doris Schade gespielt wird. Sky du Mont soll einen eiskalten, gefühllosen und berechnenden Charakter verkörpern, erhält jedoch keine Gelegenheit zur Entfaltung. Dirk Galuba macht uns den üblichen Ganoven, Franziska Bronnen sein Liebchen, Alf Marholm taucht in einer kleinen Nebenrolle auf.

Eventuell war die "seltsame Belanglosigkeit" der Familie beabsichtigt, um ihre totale Ausgebranntheit auf diese Weise abzubilden. Menschen die bereits das Stadium tiefer Verzweiflung und panischer Angst durchlaufen haben, von denen tatsächlich nur noch leere Hüllen ohne jegliche Perspektive übrig sind. Sollte dies der Fall sein, ist es weder Autor Herbert Reinecker noch Regisseur Alfred Weidenmann gelungen, die zerstörten Personen in angemessener Form anzulegen. Drogen dienen als Aufhänger, der erhobene Zeigefinger bewegt sich mühevoll vor der Nase des Zuschauers umher. Horst Tappert und Fritz Wepper haben ein paar starke Momente, die einen erfrischenden Kontrast zur "gehaltvollen Inhaltlosigkeit" von "Hausmusik" bilden. Ein Sprung in den Tümpel der durchgekautesten Klischees? Ein kleiner Geniestreich? Ein Spätzünder? Ich weiss es nicht!

6/10 (obere Mittelklasse)


--


Red Scorpion (Südafrika, Namibia, USA 1988)

Actionfanatiker werden diesen kleinen Dolph-Klassiker kennen, ich verzichte daher auf eine Inhaltsangabe. Ok, zumindest ein Anhaltspunkt: Dolph gibt einen russischen Elitesoldat, er soll in Afrika den Anführer der schwarzen Bevölkerung killen. Der von den Kommis geschickte Killer mutiert zum schlimmsten Albtraum seiner Dienstherren, Leichen pflastern seinen Weg...

Dolph Lundgren gefällt mir zwar heute noch besser als in der frühen Phase seiner Karriere, doch in "Red Scorpion" präsentiert er sich in toller Verfassung und ist in guter Spiellaune. Die Actionszenen machen Laune, kernig-doofe Dialoge/Sprüche machen Spass, eine Prise Humor verleiht zusätzliche Würze, die ruhigen Phasen sind ebenfalls sehr unterhaltsam, die Landschaft darf sich von den Augen des Zuschauers entfalten. Klar, der Flick spricht lediglich Fans des Genres an, die IMHO äusserst angenehm bedient werden. Mein Dolph hat immer bei mir Kredit, im Finale dreht er richtig auf, dagegen ist Rambo lediglich ein freundlicher Sozialarbeiter und Sterbehelfer. Prächtig auch die klaren Fronten, die Russen und Kubaner sind Kommi-Abschaum der fiesesten Sorte, die schwarzen Widerständlicher aufrechte Helden, ehrliche Kämpfer für die gute Sache, grrrrins...

Längst war eine ordentliche DVD und/oder BD zu diesem Film fällig, bisherige Ausgaben für den deutschen Markt fielen eher bescheiden aus. Splendid hat sich erbarmt, der rote Skorpion ist nun endlich wahlweise auf DVD oder BD erhältlich. Mir liegt die BD vor, die den Flick in schöner Verfassung anbietet. Keine durch massiven Filtereinsatz abgewürgte Hochglanzrestauration, sondern in kerniges und "kinoartiges" Bild, sehr angenehm. Der Bonusbereich bietet lediglich diverse Trailer zum Labelprogramm an, dafür liegt aber ein hübsches Booklet bei, als Verpackung dient eine Blechdose (auch Steelbook genannt). Eine gute Scheibe, allerdings nichts für Leute, die "HD-Feeling" mit aalglatten Filterorgien verwechseln.

Dolph 'n' Roll! Feiste 7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von hank_chinaski »

Sunset Boulevard (DT: "Boulevard der Dämmerung", Billy Wilder, 1950)
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Klassiker der Filmgeschichte wie Citizen Cane oder The Third Man. Eine bitterböse Satire auf den Niergang Holywoods von 1950
9/10
hank_chinaski
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von hank_chinaski »

Der Mandant (Lincoln Lawyer)
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Super Film, hat Laune gemacht, war über ca. 110min stets spannend.
Klare empfehlung: 7,5/10
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Grosse Hartbox Nr. 109 von X-Rated (Cover A)


Jäger der Apokalypse (Italien 1980, Originaltitel: L'ultimo cacciatore)

Die italienische Sicht auf den amerikanischen Albtraum

Captain Henry Morris (David Warbeck) wird mit einer brisanten Mission beauftragt. Irgendwo tief im Dschungel hat der Feind einen Radiosender installiert, der die Moral der US-Soldaten mehr und mehr der Zersetzung anheimfallen lässt. Bereits die "Anreise" zum Ausgangspunkt des Auftrages wird zum Höllenritt, die Hubschrauber geraten ins Visier der erbarmungslosen Widersacher. Als Morris schliesslich wieder Boden unter den Füßen hat, trifft er in der grünen Hölle auf einen kleinen Unterstüzungstrupp, aus dem sich bald George Washington (Tony King) und Carlos (Bobby Rhodes) als zuverlässigte Helferlein hervortun. Über die Anwesenheit der Journalistin Jane Foster (Tisa Farrow) ist Morris zunächst weniger begeistert, man arrangiert sich jedoch nach einer kurzen Anlaufzeit. Immer wieder geraten Morris und seine Mannschaft in Bedrängnis, ist die Mission zum Scheitern verurteilt...???

Wenn der von mir sehr geschätzte Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl sitzt, dann wird dem Freund des gepflegten Eurokinos fast immer herrliche Unterhaltung geboten. Wir verdanken Margheriti stimmungsvolle Krimis (teils mit Mystery-Schlagseite), starke Western, bekloppten SF-Trash und vieles mehr. Hier ein minimaler Auszug aus seinem Schaffen, fünf Werke die mir ganz besonders am Herzen liegen:

• Sieben Jungfrauen für den Teufel (Nude... si muore, 1968)
• 7 Tote in den Augen der Katze (La morte negli occhi del gatto, 1973)
• Satan der Rache (E Dio disse a Caino, 1969)
• Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor, 1983)
• Kommando Leopard (1985)

"Jäger der Apokalypse" trägt den Originaltitel "L'ultimo cacciatore", die Übersetzung lautet "Die letzten Jäger". Von dem vielsagen Wort "Apokalypse" versprach sich der deutsche Vertrieb damals vermutlich mehr, immerhin flimmerte in den späten siebziger Jahren das bildgewaltige Epos "Apocalyse Now" von Francis Ford Coppola über die Leinwände der Nation. Tatsächlich bedient sich Antonio Margheriti hier und da bei Coppola, streut einige pseudo-dramatische Szenen ein, die dem Zuschauer so etwas wie Tiefgang vorgauklen sollen. Zu Beginn der Selbstmord eines durchgeknallen Kameraden der Hauptfigur, zum Finale ein mit bombastischen Klängen untermalter Hubschrauberangriff. Weitere Beispiele sind mühelos während der Sichtung erkennbar, eine Aufzählung wäre ermüdend, ich rate daher dringend zum Genuss der Sause! Keine Bange, zu einem verquasten "Anti-Kriegsfilm" wird Margheritis Beitrag zu diesem US-Trauma nie, viel zu reisserisch sind die Action-/Gewaltszenen angelegt, die Dialoge und Sprüche greifen mit Beigeisterung in die unteren Schubladen. Um es mit einem Wort/Satz aus dem aktuellen Sprachschatz des Filmfreundes zu beschreiben: "Jäger der Apokalypse" ist extrem "exploitativ" angelegt, bleibt stets ein wüster Reisser, mutiert nie zur ernsthaften Anprangerungsveranstaltung. Klartext: das Teil ist und bleibt zu 100% ein wunderbarer Exploitationfilm, Margheriti gehört zu den Meistern seines Fachs. Damit ist "eigentlich" genug gesagt. Wer sich nicht bereits angewidert abgewendet hat, der sollte sich schnellstmöglich eine geeignete DVD beschaffen und Spass haben!

Ich erlaube mir dennoch ein paar Zeilen zur Besetzung, die Damen und Herren vor der Kamera sollen nicht ungewürdigt bleiben. David Warbeck, jeder Freund des italienischen Horrorfilms erkennt ihn sofort, der gute Mann spielte in Lucio Fulcis Knüller "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) eine Hauptrolle, agiert dort an der Seite der sympathischen Catriona MacColl. Als kantiger und zielstrebiger US-Offizier macht Warbeck einen guten Job, dazu benötigt er keine Muskelfleischberge auf den Knochen, es geht auch ohne "Rambo-Look". Auch Tisa Farrow hatte unter der Anleitung von Lucio Fulci ihren grössten Momente, sie ist im grandiosen "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) am Start, dazu im unvergessenen "Man-Eater" (Antropophagus, 1980) des geschätzten Joe D'Amato. Dank Warbeck und Farrow sind die Hauptrollen folglich mit einem hohen und angenehmen Wiedererkunngswert ausgestattet, das dynamische Duo findet meine volle Zustimmung. Als Co-Helden fungieren Tony King und Bobby Rhodes, die mit ihren flott-dämlichen Sprüchen immer wieder für Schmunzler sorgen. Überhaupt gefällt mir sehr gut, dass man einem schwarzen Sergeant den Namen George Washington verpasst hat. Aus den Nebenfiguren ragt John Steiner hervor, er gibt den schrulligen Major Cash, der im Dschungel auf verlorem Posten einen Sauhaufen von abgewrackten und ausgebrannten Knalltüten befehligt. Die stets liebenswerte Froschfratze Luciano Pigozzi sehen wir als "Barmann", Massimo Vanni legt ein flottes Solo hin, getrieben durch feindliches Feuer. Damit genug, diverse Gesichtsruinen fülllen das Ensemble angemessen auf.

Antonio Margheriti versteht es sein Publikum zu unterhalten. "Jäger der Apokalypse" spult treffsicher sämtliche Klischees ab, das Ergebnis ist ein äusserst kurzweiliger und zeitweise angenehm räudiger Kriegsactioner. Die Action ist stilsicher inszeniert, Freunde rustikaler Momente kommen bei diversen Panschereien auf ihre Kosten. Bevor ich nun in endlose Beigeistungsstürme verfalle, gibt es abschliessend den Blick auf die mir vorliegende DVD-Auswertung. X-Rated hat ursprüglich eine gekürzte Fassung veröffentlicht, die zusätzlich durch ihr falsches Bildformat unangenehm auffiel. Mit der nachgereichten "Perfect 2.35 Uncut Edition" kann ich gut leben, lediglich die Kompression schwächelt ab und zu, insgesamt könnte das Bild eine Prise mehr Schärfe vertragen. Perfekt ist die Scheibe sicher nicht, insgesamt aber eine brauchbare und zufriedenstellende DVD zu einem unverzichtbaren Film!

7,5/10 (gut bis sehr gut - Tendenz steigend)

Lieblingszitat:

"Angenehmes Bad und gute Reise!"
"Arschloch!"


Zur Feier des Tages geht noch ein weiteres Zitat:

"Was schlagen Sie vor?"
"Ich schlage nichts vor, ich folge Befehlen."


(Ich habe bewusst zahme Beispiele gewählt. Die vollständige Wundertüte überschüttet den Zuschauer mit diversen Auswüchsen, herrlich!)
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

BildBild
Links: Kleine Hartbox (Nr. 80) aus der CMV Trash Collection, Cover A / Rechts: US-DVD von Troma Retro



Der Totenchor der Knochenmänner (Spanien, Italien 1972, Originaltitel: La orgía de los muertos)

Paul verehrt sterbliche Überreste

Serge (Stelvio Rossi aka Stan Cooper) reist in eine abgelegene Gegend, er soll dort das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten. Die Einheimischen erweisen sich nicht als zugänglich, ein älterer Herr warnt den Neuankömmling vor unheimlichen Begebenheiten, doch der selbstbewusste Serge pfeift auf das schrullige Geschwätz. Wenig später soll dem jungen Mann tatsächlich der Schrecken in die Glieder fahren, er entdeckt eine erhängte Frau, deren Leiche an einem Ast baumelt. Serge nimmt die Beine in die Hand, seine verzweifelten Hilferufe werden von der liebenswerten Dorfbevölkerung ge­flis­sent­lich ignoriert. Schliesslich trifft er ausser Atem am Ziel seiner Reise an, wo er von der Bediensteten Doris (Dyanik Zurakowska) freundlich empfangen wird. Noch offenherziger wird Serge von der Witwe seines verblichenen Verwandten begrüßt, flott landet er mit Nadia (Maria Pia Conte) im Schmuddelbettchen. Nicht alle Bewohner des Anwesens freuen sich über den neuen Hahn im Korb, bevor Serge mit Nadia die Kissen umpflügen kann, muss er zunächst den eifersüchtigen Diener (Carlos Quiney) gewaltsam aus dem Haus entfernen. Vom Baum herab hing übrigens die Tochter des Erblassers, das Testament weist nun Serge als Begünstigten aus, Nadia wird zu ihrem Ärger mit einer belanglosen Kleinigkeit abgespeist. Andere Sorgen hat Professor Leon Droila (Gérard Tichy), Wissenschaftler und nebenbei Vater der bezaubernden Doris, er macht sich Gedanken um die weitere Förderung seiner Forschungen, die ihm der alte Schloßherr über einen längeren Zeitraum ermöglichte. Noch sind nicht alle Fragen bezüglich des Selbstmordes geklärt, wirkte eventuell eine weitere Person am Ableben der jungen Frau mit? Schnell gerät der seltsame Totengräber Igor (Paul Naschy) in Verdacht, der zuständige Ermittler (Pasquale Basile) findet in der Behausung des Burschen äusserst befremdliche Dinge vor. Bald sind weitere Tote zu beklagen, die schreckliche Wahrheit sprengt jegliche Vorstellungskraft...

Spanischer Horror aus den siebziger Jahren, einer der herrlichsten Spielplätze für mein altes Herz. Die Regie übernahm in diesem Fall nicht einer der üblichen Verdächtigen, weder León Klimovsky noch Amando de Ossorio waren am Start, der umtriebige Paul Naschy sollte sein Regiedebüt sowieso erst wenige Jahre später feiern. José Luis Merino nahm auf dem Chefsessel Platz, ein Mann der nur selten im Horrorsektor unterwegs war. Immerhin geht der schöne Grusler "Das Geheimnis von Schloß Monte Christo" (1970) auf seine Kappe, wahrlich kein schwacher Arbeitsnachweis. "Der Totenchor der Knochenmänner" wurde in Deutschland auch unter dem Titel "Die Bestie aus dem Totenreich" vermarktet. Noch abstruser muten einige internationale Schöpfungen an, aus "La orgía de los muertos" (Die Orgie der Toten) wurde z. B. "Bracula - Terror of the Living Dead"! Nein, das ist kein Tippfehler, es soll in der Tat "Bracula" heissen, vermutlich waren Drogen im Spiel.

Den geneigten Zuschauer erwartet ein typischer Genrebeitrag, was keinesfalls abwertend gemeint ist, spanischer Horror ist immer für knuffige Unterhaltung gut. Da wäre zunächst die malerische Ortschaft, die in ein schönes Bergpanorama eingebettet ist. Gruften, Gräber, Gänge und stilvoll eingerichtete Räume gesellen sich hinzu. Nicht weniger ansprechend und reizvoll sind die Charaktere angelegt, da hätten wir den jungen und dynamischen Helden im Angebot, das ruchlose Flittchen, das warmherzige Dienstmädchen. Das reicht euch bereits? Von wegen, der nicht allzu clevere Schmalspur-Ermittler, ein überspannter Wissenschaftler und ein aufbrausender Butler sollen nicht unterschlagen werden. Vor allem giert der Fan nach Paul Naschy, der als durchgeknallter Leichenschlabberer prächtig aufspielt. Obschon ihm nur eine Nebenrolle zufällt, kann er dem Streifen seinen Stempel aufdrücken, hinterlässt eine nachhaltige Duftmarke (ähmm...).

Bevor es zu ausufernd wird, folgt flugs der übliche Blick auf das Ensemble. Stelvio Rosi (unter seinem Künstlernamen Stan Cooper am Start) war offensichtlich das Vorbild für den prachtvollen Haarschnitt von Helge Schneider, zumindest war das mein erster Gedanke, als ich Herrn Cooper auf meinem Bildschirm erblickte. Die Darstellung des cleveren Lebemannes gelingt dem Italiener gut, er geht nicht im Taumel der teils skuriller angelegten Nebenfiguren unter. Richtig stark Gérard Tichy in der Rolle des Professors, der dem erstaunten Neuankömmling eindrucksvolle Einblicke in seine Arbeit gewährt, aber hinter dessen braver Fassade noch viel, viel mehr zu entdecken ist. Pasquale Basile macht uns den "Möchtegern-Holmes", was mir mehrfach ein wohlwollendes Schmunzeln entlockte, ferner fällt Carlos Quiney auf, der in der frühen Phase der Sause mehrfach in die Fäuste von Stan Cooper laufen darf. Wie bereits erwähnt, ist selbstverständlich der einmalige, einzigartige und unvergessene Paul Naschy die Hauptattraktion, mit irrem Blick geifert er als nekrophiler und wahnsinniger Igor durch die Kulissen, es ist eine wahre Wonne. So abstossend und verdorben Igor auch sein mag, in erster Linie ist der Totengräber ein bemitleidenswerter Einzelgänger am Rande der kleinen Dorfgemeinschaft, sein Dasein mutet gleichzeitig bizarr und tragisch an. Schon sind wir in den Reihen der Damen angekommen, die in spanischen Horrorfilmen meist das Auge des gierigen Lüstlings erfreuen. In dieser Disziplin geht "Totenchor" eher im Mittelfeld über die Ziellinie, so machner verwandte Flick hat schönere Frauen im Gepäck, gewährt überdies etwas großzügigere Einblicke. Bitte versteht mich nicht falsch, hier sind keinesfalls hässliche Lappen am Start! Maria Pia Conte gewinnt klar den ersten Preis, der Wirkung ihrer Augen kann ich mich nicht entziehen, als kleines Flittchen hat sie sowieso sofort meine Zuneignung erobert. Dyanik Zurakowska fällt die Rolle des braven Gegenpols zu, sie zieht nur unter Druck blank, gefällt mir verhüllt besser, ihr Obstkorb ist mir zu dürftig bestückt (ja, ich bin ein widerlicher und unverbesserlicher Chauvinist!). Aurora de Alba kommt nur kurz zum Zuge, damit will meine Bemerkungen zur Besetzung beschliessen.

Mir liegen zwei DVD-Auswertungen zu diesem Film vor, die deutsche Scheibe aus dem Hause CMV, die US-DVD von Troma Retro, beide Silberlinge haben Stärken und Schwächen. Bei der CMV-DVD säuft das Bild zu oft in Dunkelheit ab, zudem schwächelt die Kompression sehr deutlich. Troma hat in diesen Disziplinen die Nase vorn, dafür fehlen die Farben, das Bild ist sehr braunstichig. Schade, denn "Der Totenchor der Knochenmänner" ist ein -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr schöner Film, dessen Anmut unter den Einschränkungen der DVDs leidet. Zeilenzähler und Pixelonanisten werden sich sowieso nicht für den Streifen interessieren, der tolerante Fan kann mit diesen DVDs IMHO recht gut leben. Erfreuliches gibt es über die Ausstattung zu berichten. CMV bietet angenehme Extras an, Trailer, Bilder und alternative Szenen sind die Stichworte. Die grösste Zierde dieser Veröffentlichung ist jedoch die Sonderausgabe des von mir sehr geschätzten Magazines Creepy Images, für die die schnöde Bezeichnung "Booklet" glatt eine Beleidigung wäre. Thorsten Benzel hat sich nicht lumpen lassen, der Macher des Magazines steuerte Bildmaterial aus seiner Sammlung bei, toll! Den Sympathiepreis für besondere Leistungen hat die CMV-Scheibe damit bereits sicher, doch auch Troma hat sich nicht lumpen lassen. So bietet die US-Scheibe u. a. Interviews mit Paul Naschy und Jose Luis Merino an, weitere Boni gesellen sich hinzu, obendrauf sogar ein Bonusfilm (Sweet Sound of Death). Als Verehrer des Eurokinos sollte man beide Ausgaben besitzen, Material von Thorsten Benzel findet sich übrigens auch auf der Troma-DVD. Ich rate zum Besuch der Website: http://www.creepy-images.com

Wenn ich "nur" 7/10 (gut) ziehe, dann ist diese Bewertung den übermächtigen Brüdern und Schwestern geschuldet, die das spanische/europäische Horrorkino der siebziger Jahre so einzigartig machen. Daher sind diese 7/10 ein echtes Schwergewicht, die Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte sprengen sowieso jede Skala!

Lieblingszitat:

"Der Kerl bewahrt hier Damenunterwäsche auf."
"Vielleicht ist er ein Fetischist!?"


...aus der englischen Fassung:

"I'm afraid, we just have to start looking for a new Butler. Good Night."
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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