Nach einer ersten Ernüchterung wollte ich vor meinem endgültigen Fazit zum nuGo noch einen längeren Test inkl. eines Vergleichs mit zwei anderen Produkten durchführen. Vorab möchte ich klarstellen, dass alles Nachfolgende nur meine persönliche Meinung ist und ich den Fokus auf den stationären Betrieb als Radio/Bluetoothlautsprecher im Innenbereich lege.
Was nicht bedeutet, dass ich Produkteigenschaften die für diese Nutzung nicht relevant sind, nicht lobend erwähnen werde. Aber der Reihe nach
Wie viele andere hier war ich beim Auspacken des nuGo erstmal positiv von der Haptik und dem Gewicht überrascht. Die Verarbeitung ist bis auf den Drehregler tadellos. Letzterer sitzt schief, was besonders bei Bedienung und seitlicher Betrachtung auffällt. Er dreht nicht sauber, sondern "eiert". Dafür rastet er schön ein, wodurch man die Lautstärke sehr präzise einstellen kann. Auch das haptische und akustische Feedback beim Hineindrücken ist wertig und gefällt mir gut.
Die Power/zurück-Taste ist nicht ganz auf diesem Level, aber fühlt sich keineswegs billig an. Die Stoffbespannung sieht gut aus und fasst sich gut an. Weniger glücklich bin ich mit der Kunststofffläche auf der Oberseite, da sie Staub und Fingerabdrücke quasi anzieht. Auch Kratzer werden sich hier wohl früher oder später ausbreiten. Das Display hat eine schöne Auflösung, die Helligkeit überzeugt leider nur bei frontaler Betrachtung, sprich wenn man den Lautsprecher hochhebt oder sich gerade darüber beugt. Außerdem gefällt mir die Positionierung des Displays auf der Oberseite nicht. Sie macht eigentlich nur Sinn, wenn man den Lautsprecher von weit oben herab bedient. In meinem Nutzungsprofil ist das leider so gut wie nie der Fall und die Bedienung wird umständlicher, als sie sein müsste. Was mich zu meinem nächsten Kritikpunkt bringt.
Das Bedienkonzept mit nur zwei Tasten ist minimalistisch, sorgt für eine cleane und moderne Optik. Sicherlich wirkt sie sich im Hinblick auf die IPX5-Zertifizierung ebenfalls positiv aus. Ich hätte aber eindeutig lieber ein paar Schnellwahltasten für meine gespeicherten Radiosender. Wenn mir das aktuelle Lied nicht gefällt, die Werbung nervt oder ich einfach Lust habe etwas anderes zu hören, ist das bei meinem Radio 3Sixty und Sonoro Primus mit einem Knopfdruck auf der Vorderseite des Geräts erledigt. Über den nuGo muss ich mich erst drüberbeugen, um dann zweimal auf den Lautstärkeregler zu drücken, um dann durch meine gespeicherten Sender zu "drehen" und den gewünschten mit einem weiteren Druck auf den Regler zu bestätigen.
Ich weiß, keine Schwerstarbeit. Aber es sind im Vergleich einfach deutlich mehr Bedienschritte, was die Bedienung im Alltag nerviger macht als sie sein müsste. Ich wechsele nämlich relativ oft am Tag den Sender.
Das Menü an sich ist dafür logisch aufgebaut und man findet sich sehr schnell zurecht. An der Software habe ich nichts zu kritisieren, auch Bugs oder sonstige Fehler sind bei mir bisher nicht aufgetreten.
Das war jetzt eine Menge negative Kritik, allerdings hat mich der nuGo dafür in anderen Bereichen sehr überzeugt. Ich fange mal mit dem Akku an. Ich bin es eigentlich gewohnt, dass die versprochene Nutzungsdauer von akkubetriebenen Geräten niedriger ist, als der Hersteller verspricht. Das ist hier absolut nicht der Fall. Der Akku war nach 9 Stunden Betrieb bei DAB+ noch zu ca. 75% geladen. Auch nach dem Vergleichstest mit den anderen Radios habe ich noch etwa 40% übrig. Ein dickes Lob dafür, da können sich andere Hersteller mal eine Scheibe von abschneiden. Gleiches gilt für den Empfang, hier gibt es absolut nichts zu kritisieren.
Und jetzt zum Klang. Am Donnerstag war ich noch eher enttäuscht und hatte das Gefühl, dass dem Klang unabhängig der Einstellungen etwas fehlt. Als direkten Vergleich hatte ich zu diesem Zeitpunkt mein mittlerweile 4 1/2 Jahre altes Radio 3Sixty verwendet. Was ich inzwischen völlig verdrängt hatte, ist meine EQ-Einstellung, die hier für den gewohnten "Klang" sorgte. Bass auf 10, Höhen auf 0, Loudness aktiviert
Um zumindest annährend faire Vergleichsbedingungen zu schaffen, habe ich bei allen drei Geräten die neutralste Klangeinstellung gewählt, die möglich war. Im Falle des 3Sixty kann man den eigenen EQ deaktivieren, was dann "Bass: 0, Höhen: 0, Lautstärke: aus" entspricht. Beim nuGo habe ich mich für "Klang Modus: klar, Loudness: aus" entschieden.
Beim Primus dementsprechend "Bass 0 dB, Höhen 0 dB".
Verglichen wurde mit den DAB Sendern Absolut Top (Pop) und Radio Bob (Rock/Metal). Dass man mit FM/UKW und Bluetooth klanglich mehr herausholen kann stimmt, aber das trifft auf alle drei Geräte zu.
Es war natürlich klar, dass weder das 3Sixty, noch der nuGo sich gegen den Primus durchsetzen können. Letzteres bietet zwei Koaxiallautsprecher (2x 19mm Hochtöner, 2x 76mm Tiefmitteltöner) und einen 133mm Downfiresubwoofer.
Was ich aber direkt feststellen konnte ist, dass der nuGo vom grundsätzlichem Klancharakter dem Primus deutlich ähnlicher ist, als dem 3Sixty. Letzteres war mit neutralem EQ klanglich deutlich abgeschlagen, um es mal sehr diplomatisch zu formulieren. Selbst mit neutralen Einstellungen sind die Höhen unangenehm betont, vom Bassvorsprung gegenüber des nuGo blieb ohne voll aufdegrehtem Regler nicht mehr viel übrig, trotz 90mm Downfiresubwoofer und fast doppeltem Gehäusevolumen.
Der nuGo klingt hingegen ausbalanciert, angenehm und musikalisch. Sehr vereinfacht formuliert: Wie der Primus, nur in den Höhen detailärmer und deutlich weniger voluminös. In Anbetracht der Tatsache wie viel größer, teurer und stärker der Primus ist, meine ich das ausdrücklich als Kompliment!
In seiner Preis- und Größenklasse wird der nuGo rein klanglich also wohl tatsächlich seinesgleichen suchen.
Mit dem endgültigen Gesamtfazit tue ich mich allerdings noch schwer. Einerseits gefällt mir das Bedienkonzept nicht und der schiefe Lautstärkeregler stört. Andererseits ist der Akku phänomenal gut und klanglich wurde aus den gegebenen Umständen wirklich das Optimum herausgekitzelt. Am liebsten hätte ich ja einen größeren nuGo, mehr in Richtung Primus.
Ich werde mir wohl noch ein paar Tage Zeit lassen um zu entscheiden, ob der nuGo zurückgeht oder nicht. Falls er zurückgehen sollte, kann ich allerdings jeden, der es bis hier her geschafft hat beruhigen: Der Klang wird defintiv nicht der Grund sein.
Zum Abschluss und zur Verdeutlichung, mit welchen Geräten sich der nuGo hier messen musste, füge ich noch eine Draufsicht von allen drei Geräten ein. Der nuGo passt geschätzt 7 Mal in den Primus, klingt aber keinesfalls 7 Mal kleiner