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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Diskussionen zum Thema Filme
Somnambulist
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Somnambulist »

Ist das hier irgendwie ein Monolog? :mrgreen:

Als Vorbereitung für den neuen Streifen gab es letzte Woche

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Der Rächer aus der Todeszelle (Hongkong 1976, Originaltitel: Si qiu)

Herr Chiang kocht auf mittlerer Flamme

Lung Wen-Hsuan (Bai Ying aka Pai Ying) führt eine Horde gnadenloser Mordbuben an. Wohlhabende Bürger werden in ihren Anwesen überfallen und skrupellos getötet, zu allem Überfluss steckt der angesehene Cheng Meng (Ku Feng) mit der Bande unter einer Decke. Feng Ta-Kang (Tsai Hung) gerät in einen dieser Überfälle, trotz seiner hervorragenden Kampfkünste kann er die Übertäter nicht stoppen und wird kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt. Es soll jedoch noch schlimmer für Feng kommen, die zuständige Polizei hält ihn für einen der Täter, sperrt den Unschuldigen in eine düstere Einzelzelle, es droht die Todesstrafe! Derweil ahnt der kleine Taschendieb Yang Lin (David Chiang) noch nichts von den ihm bevorstehenden Ereignissen, ist er doch in erster Line mit kleinen Gaunereien und seiner Herzdame Bao Ying (Lily Li) beschäftigt. Pech ereilt den fröhlichen Taugenichts, der Diebstahl einer Geldbörse bringt Yang Lin ebenfalls hinter Gitter, zwecks Erpressung eines Geständnisses steckt man den harmlosen Burschen zu Feng in die Zelle. Nach Anlaufschwierigkeiten entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den Männern, gemeinsam entkommt man aus dem Knast, es kommt zur unvermeidbaren Konfrontation mit Lung Wen-Hsuan und dessen Schergen...

David Chiang wurde in den späten sechziger/frühen siebziger Jahren zu einem der grössten Stars der Shaw Brothers, bei dem hier kurz vorgestellten Eastern-Drama zeichnet er auch für die Regie verantwortlich. "Der Rächer aus der Todeszelle" mag nicht immer auf den Punkt genau inszeniert sein, verliert sich hier und da in Nebensächlichkeiten, bietet aber insgesamt ansprechende Unterhaltung. Chiangs dritte Regiearbeit setzt in erster Linie nicht auf Kämpfe, der Streifen baut auf zwei sehr unterschiedlich angelegte Hauptcharaktere. Erst im Laufe des recht ausufernd angelegten Finales drückt der Chef aufs Gaspedal, sämtliche aufgestaute Energie entlädt in Fratzengeballer der soliden Gangart (Chiang überlässt die Bühne der Kampfkunst weitgehend Tsai Hung und den Fieslingen, er selbst zappelt lediglich zornig umher). Angenehmerweise schreckt das Drehbuch nicht vor tragischen Elementen zurück, ich will an dieser Stelle jedoch nicht zu viel verraten. Fürs Auge werden (auch) die üblichen "Shaw-Kulissen" geboten, deren offensichtliche Künstlichkeit einen geschätzen und stilprägenden Bestandteil der Produktionen aus diesem Hause ausmacht. Kontrast bieten die Szenen in der dunklen Zelle, ohne den Rest des Werkes zu dominieren. Kleine Liebeleien zwischen David Chiang und Lily Li kommen freilich nicht ohne Kitsch aus, indessen sorgt ein graziler Hauch Erotik für milde Würze, sehr schön.

Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion, David Chiang präsentiert sich nicht als strahlender und das Schwert schwingender Held. Nein, sein Yang Lin ist ein naiver Tagedieb, eine Art Robin Hood im Schmalspurformat, selbstverständlich verteilt er die Beute seiner "Arbeit" zu einem erheblichen Teil an arme Mitbürger. Keinen seriösen Job, keine Fähigkeiten im Kampf, ein liebenswerter Verlierer. Unter dem Druck überschäumender Wut, Trauer und Verzweiflung wächst er (ein wenig) über sich hinaus. Chiang löst diese Aufgabe im Finale sehr geschickt und nachvollziehbar, trotz mangelnder Kampfkunst beisst sich Yang Lin am Gegner fest, hat keine Chance und nutzt sie (mit oder ohne Erfolg? Das müsst Ihr auf eigene Faust überprüfen). Oft sah man David Chiang an der Seite eines anderen Topstars der Shaw Brothers, dem nicht minder gut beschäftigten Ti Lung. Tsai Hung ist ein ganz anderer Typ als Ti Lung, kommt weitaus kantiger und kerniger daher, die Chemie zwischem dem ungleichen Duo stimmt, ich habe Ti Lung zu keiner Sekunde vermisst. Es brodelt und brodelt und brodelt, schliesslich darf Tasi Hung ordentlich auf den Putz (das Fleisch und die Knochen seiner Gegner) hauen, auf der Speisekarte stehen die Oberschurken und diverse Helferlein der Bösewichter. Ku Feng ist sowieso eine sichere Bank, folglich überzeugt er in der Rolle des verschlagenen Geldsacks, liefert nebenbei einen ordentlichen Kampf ab. Noch besser gefällt mir der Auftritt von Pai Ying, er gibt den eiskalten Schurken grandios, hinter der biederen Fassade lauert das Raubtier. Chan Shen soll nicht unerwähnt bleiben, er nimmt den dritten Rang auf der Fahndungsliste ein. Die Damen haben nicht viel zu lachen. Lily Li sorgt sich um ihren Liebsten und gerät in den Dunstkreis der Ganoven, während Hu Chin vorgibt als Prostituierte ein glückliches und sicheres Leben zu führen.

Wer vor allem jede Menge Action mit einer Shaw Brothers Produktion verbindet und keine Lust auf Abwechslung verspürt, für den ist "Der Rächer aus der Todeszelle" vermutlich weniger gut geeignet (trotzdem rate ich zu einem Versuch). Bevor es zum grossen Geprügel auf Leben und Knochenbruch kommt werden die Weichen gestellt, die Darsteller überzeugen auch abseits der liebgewonnenen und begehrten Zappeleien. Gewohnt gute Ausstattung und ein gepflegtes Ensemble, kleine Schwächen der Inszenierung sind verzeihbar.

Die DVDs aus der Shaw Brothers Reihe von MIB spalten die Gemeinde. Zwar konnte man ordentliche Vorlagen aus Hongkong nutzen, die Bildqualität bietet daher (meist) nur wenig Anlass zur Kritik. Leider verzichtete man auf die alten deutschen Synchros, verpasste den Filmen neue Sprecher. Sehr schade, denn der spezielle und knuffige Zungenschlag geht verloren, obschon die jüngeren Versionen überwiegend gar nicht so mies wir ihr Ruf sind. "Todeszelle" wurde aber meines Wissens nach erst vor wenigen Jahren für den deutschen Markt ausgewertet, daher entfällt das "Wo-ist-die-alte-Synchro-geblieben-Problem". Auf der DVD ist weiterhin der Originalton (mandarin) enthalten, welcher mit einer anderen musikalischen Untermalung ausgestattet ist (beide Varianten reissen in dieser Disziplin keine Bäume aus). Im Bonusbereich gibt es Texttafeln in englischer Sprache auf die Augen, hinzu gesellen sich ein paar Trailer aus dem Shaw-Kosmos.

Zunächst wollte ich es bei 6/10 belassen, aber frischer Wind und "Mut zur Tragik" verhelfen dem Streifen zu 6,5/10.

Lieblingszitat:

"Was für ein schlauer Fuchs! Verkauft mich ja nicht für dumm!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Beitrag von Blap »

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BD von Raro Video (USA)



Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)

Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen (Aktualisierter Kurzkommentar)

Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seinem Muttertier, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) lediglich als eine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, welche sich vor vielen Jahren in Michaels Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???

Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.

Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackernd Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, Schauplatz "feucht-glibbriger" und "nass-roter" Vorfälle. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert (Nachtrag: Versagen kann man Freda nicht anlasten, die FX-Menschen tragen die Verantwortung. Mich stören diese Einschübe auch nach erneuter Sichtung nicht, sie verleihen dem Werk einen dezent "theaterhaften" Anstrich).

Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. (Fast) noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?

"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme ... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!

Die obigen Zeilen entstanden im November des vergangenen Jahres, damals nach Sichtung der DVD aus Italien. Vor allem im Nischenbereich hat die DVD noch längst nicht ausgedient, viele Titel erscheinen nach wie vor nicht auf BD, kleine Label legen teils erstklassige DVD-Auswertungen vor. Über die alte Ausgabe von "Murder Obsession" lässt sich leider wenig Gutes sagen, um die BD ist es glücklichweise weitaus besser bestellt! Endlich lässt sich Riccardo Fredas letzte Regiearbeit in angemessener Verfassung geniessen! Ferner bietet die Blu-ray zwei unterschiedliche Versionen an, die längere Fassung aus Italien (im O-Ton mit englischen Untertiteln) und eine etwas kürzere Version in englischer Sprache. Auch der Bonusbereich hat eine Aufwertung erfahren, mehr Interviews und ein Booklet liegt ebenfalls wieder bei. Klarer Pflichtkauf, meine DVD freut sich sehr über ihre blaue Schwester. Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!

Es bleibt bei sehr dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut), bei der nächsten Sichtung sind vermutlich 8/10 fällig!

Lieblingszitat:

"Your Mother is a Monster of evil" (Welch infame Unterstellung!)


***


Ferner im Player:


• Ironclad (Großbritannien, USA 2011) - Eine kleine Gruppe Rittersleut muss um jeden Preis eine Burg halten, die zahlenmäßig weit überlegene Gegnerschaft benötigt einen langen Atem.

Als Aufhänger dient die Magna Carta, doch "Ironclad" will keinen Geschichtsunterricht bieten. James Purefoy hinterlässt als unbeugsamer Templer einen ordentlichen Eindruck, Brian Cox gefällt als kerniger Widersacher des irren Paul Giamatti (sehr stark). Hier geht es blutig und räudig zur Sache, ruppige Unterhaltung mit diversen Verschnaufpausen. Insgesamt durchaus stimmungsvoll in Szene gesetzt und sehr ansprechend auf BD präsentiert.

Zunächst 6,5/10 (da geht noch was)



• Meltdown - Wenn die Erde verbrennt (USA 2006) - Casper Van Dien und andere Gestalten stolpern durch ein Katastrophenszenario. TV-Produktion hin oder her, dieses Filmchen macht in erster Linie durch Versagen an allen Fronten auf sich aufmerksam.

Fast entwickelt "Meltdown" trashige Qualität, vielleicht wage ich in ein paar Jahren die Zweitsichtung. An der DVD gibt es nichts zu meckern.

Knappe 4/10 (einige Lacher retten den Streifen vor dem totalen Untergang)
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RauchMulle
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von RauchMulle »

Marvel's The Avengers 8O 8O 8O 8O 8O

meine Fresse....und meine armen Nachbarn erst...selten so was brachiales im Player gehabt

Film: 8,5/10
Ton: Referenz 10/10
NAD-T758 -> miniDSP-HD -> NAD-C268 / 2 x nuLine 284 / 1 x nuLine CS-44 / 2 x AW991 / 2 x nuLine 24 / 1 x AW443
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 134 - Die Tänzerin (Deutschland 1985)

Das gebrochene Herz der MILF

Während die Lehrerschaft des Mädcheninternats auf ein Jubiläum anstösst, erlebt die Schülerin Katrin May (Dietlinde Turban) einen fürchterlichen Vorfall. Es herrscht bereits Nachtruhe, doch plötzlich schaut die junge Frau in den Lauf einer auf sie gerichteten Waffe. Der Hausmeister (Sepp Wäsche) bemerkt den Eindringling und schreitet ein. Nun peitscht ein Schuss aus der Knarre des Unbekannten und tötet den Hauswart, im Trubel kann der Täter unerkannt in der Dunkelheit verschwinden. Wer könnte ein Motiv haben, wer trachtet einem freundlichen Mädchen nach dem Leben? Ralf Becker (Robert-Wolfgang Jarczyk) war bis vor sechs Monaten mit Katrin zusammen, wurde damals verlassen und litt sehr unter der Trennung. Katrin verbringt seither viel Zeit mit dem deutlich älteren Dr. Rohner (Heinz Bennent), offenbar verbindet Katrin und Dr. Rohner eine tiefe Freundschaft. Rohner will diese Beziehnung um jeden Preis vor seiner Ehefrau (Ingrid Andree) verbergen. Erstaunlicherweise bekennt sich Dr. Rohner gegenüber den Kriminalbeamten ohne Zögerlichkeit zu seiner Zuneigung für Katrin, die er jedoch nicht als seine Geliebte bezeichnet. Noch bemerkenswerter verläuft das Gespräch mit Frau Rohner, auf deren Befragung Derrick und Klein im Laufe weiterer Ermittlungen selbstverständlich nicht verzichten können ...

Dietlinde Turban wurde 1985 bereits 28 Jahre jung, hier stellt sie eine Achtzehnjährige dar. Sicher, Turban geht nicht mehr als achtzehn durch, aber erweist sich dennoch als sehr gute Wahl. Ihre Katrin May ist eine clevere und berechnende junge Frau, geistig weitaus reifer als die übrigen Schülerinnen. Zwar bringt Katrin ihrem deutlich älteren "Freund" viel Herzlichkeit entgegen, letztlich bleibt der Charakter ein wenig rätselhaft, daher interessant. Heinz Bennent hatte bereits grosse Auftritte im Rahmen der Reihe, man denke z. B. an seine fantastische Vorstellung in "Nachts in einem fremden Haus" (92). Stets umgibt Bennent eine "irgendwie neurotisch angehauchte Aura", mehr oder weniger stark ausgeprägt. Diesmal wird er als "Oberschichtler im zweiten Frühling" zum Spielball der eigenen Emotionen und des nahen (fernen?) Umfelds. Vielleicht nicht Bennents beeindruckendste Rolle im Derrick-Kosmos, fraglos einmal mehr ohne Fehl und Tadel vorgetragen. Faszinierend Ingrid Andree, die Ehefrau auf dem Abstellgleis der Gefühlskälte, eine Dame in der es brodelt und brodelt. Turban, Bennent und Andree (sowie Horst Tappert) dominieren das Geschehen, die Nebenfiguren bleiben überwiegend blass, abgesehen von kleinen Glanzlichtern. Nino Korda zieht als schleimiger Privatschnüffler vom Leder, Robert-Wolfgang Jarczyk taucht als Hauptverdächtiger häufiger auf, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Mit Manfred Seipold und Dieter Eppler gibt es bekannte Gesichter in kleinen Rollen zu sehen.

Autor Herbert Reinecker legt mit "Die Tänzerin" ein mühselig konstruierten Kriminalfall vor, dessen Auflösung nicht unbedingt von glaubwürdiger Art ist. Freilich muss das kein Nachteil sein, in diesem Umfeld kommt mir das Drehbuch trotzdem unangemessen holprig vor. Zwischen Heinz Bennent und Ingrid Andree brennt die Luft, leider nutzt die Folge das Potential dieser "Paarung" nur halbherzig. Hier und da darf Bennent zu philosophischen Ausflügen ansetzen, auch Ingrid Andree versucht sich in dieser Disziplin, notfalls hat unser lieber Horst die passende Antwort im Gepäck. Regisseur Zbyněk Brynych ringt dem mittelprächtigen Drehbuch ein solides Ergebnis ab, kann sich auf die Klasse seines Ensembles verlassen. Sehr gut gefällt mir die Musik von Eberhard Schoener, welche stimmungsvoll und gekonnt zwischen experimentell und eingängig pendelt. Zusammenfassend kein Höhepunkt der Reihe, letztlich von den überwiegend starken Schauspielern und der soliden Regie lebend, trotz Schwächen reizvoll.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)



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Detention - Die Lektion heißt Überleben (Kanada 2003, Originaltitel: Detention)

Dolph! Vertrauenslehrer für alle Fälle!

In den frühen neunziger Jahren war Sam Decker (Dolph Lundgren) Mitglied einer Spezialeinheit der Army, die im Krieg auf dem Balkan mit heiklen Missionen betraut war. Inzwischen liegt diese Zeit rund zehn Jahre zurück, Decker verdient seine Brötchen als Lehrer an einer High School. Da er mit diesem Job nicht mehr sonderlich glücklich ist, reicht er bei seinem Chef kurz vor dem Wochenende die Kündigung ein. Der Schuldirektor lässt die gute Lehrkraft nicht gern ziehen. Als kleine "Rache" würgt er Decker die undankbare und nervige Aufgabe rein, die am Freitagnachmittag zum Nachsitzen verdonnerten Kids zu beaufsichtigen. Decker stellt sich auf einen langweiligen Nachmittag ein, doch von Langeweile kann bald nicht die Rede sein! Vier Schwerverbrecher dringen in das Schulgebäude ein, wollen dort ihre Vorbereitungen für einen cleveren Raubzug durchziehen. Die Bande hatte lediglich den Wachmann auf der Rechung, schnell stellen die unfreundlichen Eindringlinge fest, dass sich noch ein Lehrer und vier Schüler im Gebäudekomplex befinden. Damit aber noch nicht genug, denn in der Bibliothek ackert ein fleissiger Schüler Stoff durch, ein Pärchen treibt sich in den Räumlichkeiten der Haustechnik herum. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, denn alle "offiziellen" Ausgänge des Schulgebäudes sind per Sicherheitssystem verriegelt, den "inoffiziellen" Ein-/Ausgang kennen bisher nur die skrupellosen Kriminellen. Hilfe von ausserhalb ist nicht zu erwarten, die Telefonleitungen wurden von den Bösewichtern vorsichtshalber gekappt. Handys sind ebenfalls nicht greifbar, schliesslich sind die kleinen Nervtöter innerhalb der Schule strikt untersagt. Kann Sam die Bande stoppen, welche Ziele verfolgen die Gauner tatsächlich???

Die letzte Sichtung lag bereits vier Jahre zurück, daher habe ich den alten Kurzkommentar leicht überarbeitet.

Hui, das war wirklich ein geiles Date mit einem feinen B-Actioner! "Detention" hat mir sehr gut gefallen, der starke Eindruck wurde durch die erneute Session gefestigt!

Dolph zeigt sich in gewohnt guter Spiellaune, die übrigen Charaktere wurden brauchbar besetzt, verblassen aber im mächtigen Schatten des Meisters. Sicher gibt es diverse Szenen mit grotesken Momenten. So ballern die Gauner teils wild um sich, scheinen aber aus drei Metern Entfernung keinen Möbelwagen zu treffen. Eine herrliche Verfolgungsjagd darf nicht fehlen! Ein Schüler ist auf seinen Rollstuhl angewiesen, er flüchtet vor einem Gauner -der ihm per Motorrad (!) auf den Fersen ist- die beiden "rasen" ballernd durch die langen Gänge der Schule, herrlich bescheuert! Trotzdem artet es nicht in wirren Klamauk aus, man sollte allerdings schon ein gewisses Maß an Zuneigung für solche Übertreibungen aufbringen. Ansonsten geht die Inszenierung als sehr gelungen durch, handwerklich herrscht ein erstaunlich hohes Niveau. Mit Sidney J. Furie hat man einen alten Hasen für den Regiestuhl angeworben, eine sehr gute Wahl.

Ich bin erneut sehr angetan von "Detention". Auch ohne meine übliche "Dolph-Brille" mag ich den Film sehr gern. Wobei Dolph -wie schon erwähnt, wie soll es anders sein- natürlich einen höllisch guten Job macht. Die DVD ist empfehlenswert, ordentliche Bildqualität, dazu eine Prise Bonusmaterial.

Mir ist die geringe Begeisterung für diesen Film extrem rätselhaft. Aber was solls, ich bin eben ein alter Spinner mit kauzigen Vorlieben. Dolph regiert!

Fette 8/10 = SEHR GUT!
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die vergangenen Abende in Ultrakurzform:


• On the Run (Frankreich 2011) - Franck (Albert Dupontel) soll bald aus dem Gefängnis entlassen werden. Der wegen eines Raubes verurteilte Ganove freut sich auf die Zukunft, treue Ehefrau und kleine Tochter erwarten ihn, die Kohle aus dem Beutezug liegt sicher in einem clever gewählten Versteck. Als sich die Lage im Knast deutlich verschlechtert und die Haftdauer verlängert wird, baut Franck in seiner Not auf die Hilfe des unscheinbaren Zellengenossen Jean-Louis (Stéphane Debac). Dessen Entlassung steht unmittelbar bevor, Jean-Louis saß unschuldig im Bau. Schnell stellt sich Francks Entscheidung als fürcherliche Fehleinschätzung heraus, nun muss er um jeden Preis aus dem Knast entfliehen! Eine atemlose Jagd durch Frankreich nimmt ihren Lauf, die Polizistin Claire Linné (Alice Taglioni) ist dem Flüchtling hart auf den Fersen...

Starker Stoff aus unserem Nachbarland. Albert Dupontel kommt zunächst wenig sympathisch rüber, nach und nach erobert Franck das Herz des Zuschauers, fiebern wir mit dem gejagten Jäger um die Wette. Stéphane Debac darf sich von einer ausnehmend ekelhaften Seite zeigen, Alice Taglioni spielt solide auf, in einer Nebenrolle ist die attraktive Caterina Murino zu bewundern. Action, Spannung und interessante Charaktere, stimmungsvolle Kulissen und eine moderne -aber nicht übertrieben hektische- Inszenierung. Eric Valette liefert mit "La proie" einen packenden Mix aus Action und Thriller ab, lediglich das Ende dürfte für meinen Geschmack eine Spur herber abgeschmeckt sein. Die Blu-ray von Atlas Film (im Vertrieb von Koch Media) präsentiert den Streifen in toller Qualität, neben der deutschen Synchronisation liegt der Ton auch im französischen Orignal vor.

Dicke 7,5/10 = gut bis sehr gut! Vermutlich geht da noch was, ich freue mich auf die nächste Sichtung! Klare Kaufempfehlung!



• American Pie präsentiert: Die nächste Generation (USA 2005) - Matt Stiffler ( Tad Hilgenbrink) eifert seinem Vorbild und grossen Bruder nach, zwecks Erziehungsmaßnahme schickt ihn der Sherminator (Chris Owen) ins Sommercamp für Schulorchester. Matts Mitschülerin Elyse (Arielle Kebbel) dirigiert eine dieser Kapellen, die junge Frau ist entsetzt, was hat den kleinen Stiffler in ihr Reich verschlagen?

Ich mag "American Pie" (1999) und "American Pie 2" (2001) wirklich gern, manchmal steht mir der Sinn nach debilen Teenie-Klamauk-Streifen. "American Pie - Jetzt wird geheiratet" (2003) ging mir auf die Nerven, vergällte mir die Lust auf weitere Filmen der Reihe. Dennoch landete die Scheibe mit der nächsten Generation vor ein paar Jahren in meiner Sammlung, nun war es endlich an der Zeit für die Erstsichtung. Ich fasse mich kurz, an den Unterhaltungswert der beiden ersten Sausen kann dieses Machwerk nicht anknüpfen, den dritten Teil deckelt der kleine Nachzügler jedoch. Übliche Klischees und flache Witze, insgesamt zu brav und mit Kitsch-Finale. Teenie-Schund für den kleinen Hunger, doof und irgendwie kurzweilig. Bevor ich es vergesse, der unkaputtbare Eugene Levy ist erneut an Bord.

Nur für tolerante Filmfreunde mit Hang zum Schwachsinn geeignet. Ich mag den Streifen, ziehe freundliche 5,5/10.
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Beitrag von Blap »

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DVD von Code Red



The People Who Own The Dark (Spanien 1976, Originaltitel: Último deseo)

Die letzte Orgie?

Ab und zu trifft sich eine kleine Gruppe angesehener Mitglieder unserer Gesellschaft auf einem abgelegenen Landsitz. Angesehene Diplomaten, seriöse Geschäftsleute und elitäre Wissenschaftler vergnügen sich mit attraktiven Damen, in einem würdevollen Kellergewölbe huldigt man dem Erbe des Marquis de Sade. Kaum hat Hausherrin Lily (Maria Perschy) ihre keine Begrüßungsrede vom Stapel gelassen und der Abend begonnen Fahrt aufzunehmen, wird das gesamte Anwesen wie von einem mächtigen Erdbeben durchgerüttelt. Professor Fulton (Alberto de Mendoza) erkennt die Ernsthaftigkeit der Lage, irgendwo in der Ferne muss es zu einer gewaltigen Explosion gekommen sein, der befürchtete Atomkrieg ist ausgebrochen! Zunächst haben die Freunde der Gelüste keinen sichtbaren Schaden genommen, der Aufenthalt unterhalb der Erdoberfläche verhinderte das Schlimmste. Dem Hauspersonal ausserhalb des Kellers ist weniger Glück beschieden, blind und mit Tode ringend taumeln sie dem Verderben entgegen. Radio und Telefon sind ausgefallen, niemand kann den Ort des Bombeneinschlags bestimmen. So beschliesst man sich im Gewölbe vor der Strahlung zu schützen, am folgenden Morgen sollen Nahrungsmittel aus dem nächsten Dorf herbeigeschafft werden. In der kleinen Ortschaft wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich, sämtliche Einwohner befanden sich auf einem Fest und irren blind und verzweifelt umher. Es kommt zu einer fürchterlichen Eskalation, mehrere Bewohner des Dorfes werden von dem durchdrehenden Victor (Tomás Picó) erschossen. Nur mühsam und zu spät gelingt es der Gruppe um Professor Fulton und den wohlhabenden Borne (Paul Naschy) den Aggressor zu stoppen, der ebenfalls völlig überforderte Dr. Robertson (Ricardo Palacios) erwürgt den Schiesswütigen. Nach diesen Ereignissen müssen die Damen und Herren nicht nur die Folgen des Atomkriegs fürchten, die erblindeten Dorfleute wollen eine offene Rechnung um jeden Preis begleichen...

León Klimovsky verdanken wir einige prächtige Streifen, vor allem die Zusammenarbeit des Regisseurs mit Spaniens Horror-Ikone Paul Naschy war äusserst fruchtbar. Hier ein paar aussagekräftige Beispiele:

• Die Nacht der Vampire (La noche de Walpurgis, 1971)
• Blutrausch der Zombies (La rebelión de las muertas, 1972)
• Todeskreis Libelle (Una libélula para cada muerto, 1974)

"The People Who Own The Dark" baut auf ein übliches Endzeitszenario, nach dem Atomkrieg muss sich eine kleine Gruppe Überlebender gegen mordlüsterne Häscher zur Wehr setzen. Was sich zunächst als wenig kreatives Fundament präsentiert, wird durch zahlreiche Wildereien in verwandten Genres zu einem ganz besonderen Filmerlebnis. Der Streifen verzichtet völlig auf zerstörte Städte und trostlose Wüstenlandschaften oder graue Kiesgruben, lediglich im kurzen und heftigen Finale sieht es tatsächlich ein wenig nach Endzeit aus. Interessanterweise bettet Klimovsky das Geschehen in einen herrschaftlichen Landsitz ein, freilich inklusive Kellergewölbe, dieses Umfeld scheint wie geschaffen für einen klassischen Gruselstreifen. Vor dem Atomschlag streicht kurzzeitig ein Hauch prickelnder Erotik unsere Wangen, später mutet die Bedrohung durch die blinde Dorfbevölkerung wie eine Belagerung durch Zombies an, obendrauf gibt es eine kleine Liebesgeschichte. Zunehmend kippt die Stimmung innerhalb der Gruppe, entwickelt die um sich greifende Zerstörung der Harmonie eine gefährliche Dynamik. Der offensive Brückenschlag zurück zur Endzeitthematik erfolgt in den letzten Minuten, zu Klängen aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie schlägt uns León Klimovsky mit voller Wucht in den Magen, zynische Kälte und grosse Kunst prallen wie ein gewalter Vorschlaghammer auf Herz und Hirn des Zuschauers! Großartig! "Último deseo" bereichert das Thema Endzeit durch Ausflüge in andere Bereiche, überschüttet mich geradezu verschwenderisch mit Wohlfühlatmosphäre und Knuffigkeit, haut mir abschliessend dennoch mit aller Wucht in die Fresse, vielen Dank dafür!

Werfen wir einen Blick auf die Damen und Herren vor der Kamera. Alberto de Mendoza macht einen verdammt guten Job, sichert sich als Professor Fulton mit "herzlicher Intelligenz" meine Zuneigung. Der in Argentinien geborene Schauspieler ist Freunden gepflegter Euro-Unterhaltung kein Fremder, er wirkte in unverzichtbaren Gialli wie z. B. "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1970) und "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) von Sergio Martino mit. Meine Begeisterung für Paul Naschy ist kein Geheimnis. Diesmal gibt er nicht den tragischen Werwolf mit Herz oder einen anderen Horrorknuffel, er agiert unter Druck mehr und mehr egoistisch und bösartig, Herr Naschy überzeugt auch als Charakterschwein. Bemerkenswert der Auftritt von Ricardo Palacios, in der Rolle des dicklichen Dr. Robertson verliert er zunehmend die Contenance, verliert sich im Wahnsinn. Auf den ersten Blick vielleicht albern, letztlich bedrückend und anrührend. Es soll nicht zu ausufernd geraten, daher möchte ich mich nun den Damen zuwenden. Maria Perschy fungiert als Puffmutter der besseren Sorte, nebenbei knabbert Lily noch immer an tiefgehendem Liebeskummer, unterhielt einst eine lesbische Beziehung zu Berta (Teresa Gimpera). Es wäre sicher reizvoll Maria Perschy und Teresa Gimpera mehr Raum zur Reaktivierung ihrer Leidenschaft zu gewähren. Dies geschieht nicht, für zu viele Nebenschauplätze bleibt kein Raum. Bei genauer Betrachtung eine gute Entscheidung, schliesslich sorgt die aufkeimende Liebe zwischen Professor Fulton und Clara für entsprechende Momente. Clara wird von der bezaubernden Nadiuska gespielt, eine höchst erotische Dame mit wunderschönen Augen und sinnlichen Lippen, mein Puls kommt beim Gedanken an die Dame auf Touren. Kaum weniger reizvoll Julia Saly, die mich einmal mehr mit ihrer etwas eigenwilligen Schönheit betört. Ich liebe Julia Saly für ihre fantastische Darbietung der Blutgräfin Bathory im Naschy-Klassiker "The Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981), bei dem Meister Naschy als Waldemar Daninsky unterwegs ist und weiterhin für die Regie verantwortlich zeichnet. Julia Saly ist in dem hier kurz vorgestellten Film weit von der perversen Gräfin entfernt, sie zeigt uns ihre zarte und zerbrechliche Seite, das Drehbuch nutzt die Rolle der Marion für einen kleinen Nackenschlag, nicht immer hat eine milde Gabe an einen Bettler gnädige Folgen. Diana Polakov und Leona Devine sind nett anzuschauen, ich möchte meine Zeilen zum Ensemble damit beschliessen.

Endzeit aus einem anderen Blickwinkel, gewürzt mit bewährten Zutaten aus dem Genreumfeld. Diese Ausrichtung funktioniert ganz vorzüglich, ich musste mir den Film gleich mehrfach hintereinander zu Gemüte führen, er wird in Zukunft immer wieder ein gern gesehener Gast in meinem Player sein! León Klimovsky lieferte mit "Último deseo" wohl einen seiner besten Streifen ab, ich bin restlos begeistert! Geschickt streut der Auftakt kleine Hinweise auf das kommende Inferno, um dann clever (fast) ohne "Endzeitoptik" im Gewand anderer Genres unterhaltsam und kurzweilig 80 Minuten für wohlige Schauer zu sorgen, gekrönt durch den harschen Kontrast des schmerzhaft-intensiven Finales. Zerfall einer dekadenten Gesellschaft, mit Konsequenz und ohne Gande zu Ende geführt.

Von Code Red kommt die DVD zum geneigten Filmfreund ins Haus, die Scheibe ist unter http://www.codereddvd.com direkt beim Erzeuger zu beziehen. "The People Who Own The Dark" ist in zwei Varianten enthalten, eine wurde von einer 35mm Kopie abgetastet, alternativ liegt der Transfer eines alten 1-Zoll-Videos vor. Auf dem Cover wird auf die Verfassung der 35mm Kopie hingewiesen: "Brand new telecine from an abused, scratched and beat-up 35mm print that went vinegar!" Ja, der ramponierte Zustand ist nicht zu übersehen, sorgt aber für ein tolles "Kinofeeling", die Kratzer und Rumpeleien stören mich keinesfalls, Farben und Schärfe sind solide. In der Tat erinnert mich diese Präsentation an die abnudelten Kopien anderer Filme, die ich in meiner Kindheit im alten Dorfkino geniessen durfte. Damals wurde der Grundstein für meine Filmleidenschaft gelegt, aber ich will mich nicht allzu sehr in diesen lange zurückliegenden Nachmittagen suhlen (Lüge! Ich will, ich will, ich will!!!). Auf der DVD befinden sich zusätzlich ein paar Trailer zu Titeln aus dem Labelprogramm. Klare Kaufempfehlung meinerseits, die Scheibe ist übrigens codefree.

Uff, schon wieder das Zahlenraster. Zunächst belasse ich es bei sehr feisten 8,5/10 (sehr gut bis überragend)! Selten treffen Wohlgefühl und Boshaftigkeit derartig stimmungsvoll aufeinander! Pflicht!

Lieblingszitat:

"An Explosion! A big one, maybe more than one!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
trekkie65
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von trekkie65 »

Foreigner "Live in Chicago". Unverständlicherweise nur in 2.0 (DTS-HD Masteraudio) :sweat: Und das bei einer 2010er Produktion!

Gruss trekkie
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von raw »

The Specialist (1994)

Der Sprengstoff-Spezialist Ray Quick (Silvester Stallone) soll May Munro (Sharon Stone) helfen, sich an den Mördern ihrer Eltern zu rächen, dem Mafia-Boss Joe Leon (Rod Steiger) und seinem Sohn Tomas Leon (Eric Roberts). Leider ist das nicht so einfach, denn: Rays Ex-CIA-Kollege Ned Trent (James Woods) arbeitet für diesen Clan und May ist "keine Frau, der man trauen kann". Und so nimmt ein "erotischer Thriller" seinen Lauf...

Ray: "Sie brauchen keinen Sprengstoffexperten für so 'nen Job."
May: "Doch. Sie sind meine einzige Hoffnung."
Ray: "Wenden Sie sich an die Gesetzeshüter."
May: "Die Gesetzeshüter sind bestochen worden."
Ray: "Dann nehmen Sie eine Kugel."
May: "Kugeln sind unpräzise. Ich habe gehört, dass Sie Ihren Sprengstoff unter Kontrolle haben. [...] Man sagt, Sie sind der Beste."

Man kann viel Schlechtes an diesen Film finden. Und vieles wurde scheinbar gefunden, was die schlechten Kritiken erklären würde. Man könnte sagen, dass Sharon Stone nur wegen Basic Instinct diese Rolle bekommen hat. Man könnte bemängeln, dass ein Rod Steiger trotz seiner zu kleinen Rolle alle anderen Akteure an die Wand spielt. Man könnte die erotischen Szenen mit Stone und Stallone komisch finden. Man könnte all die übertriebenen Gewaltdarstellungen und die vielen Explosionen für menschenverachtend halten. Man könnte sagen, dass die Dialoge albern sind. Man könnte urteilen, dass der Versuch, einen Film Noir zu machen, kläglich gescheitert sei. Man könnte auch über die vielen Logiklöcher schwadronieren. Aber... das interessiert niemanden.

Nein, es ist alles perfekt. Die Kritiker hatten wohl einen schlechten Tag, oder so. Der Film ist ein Prachtstück der Neunziger-Jahre-Action. Alle Explosionen sind echt und in vielzähliger Art und Weise vorhanden, eine größer als die andere. Der Film ist ein Gedicht. Ray wird eindrucksvoll als vereinsamter, armer Hund vorgestellt, als ein Opfer seiner CIA-Vergangenheit. Er lebt zusammen mit seiner Katze, die nicht zufällig "Timer" heißt, in einem mit Sprengsätzen verrammelten Käfig. Man hat sich tatsächlich einigen Klischees des Film Noir bedient. Da gibt es den Mord, die sich nach Rache sehnende Schöne, den tragischen Held, die korrupte Polizei, das organisierte Verbrechen, die Sängerin mit Pianobegleitung, die kurzen und prägnanten Dialoge voller Bedeutung. Das alles verpackt in einer 90er-Kulisse: unter der sengenden Sonne in Miami Beach, Latino-Pop, choreographierter Sex, Rundbrillen, Zigarren, Stallone, Machogehabe, Explosionen und sinnlose Gewalt. Eine stimmungsvolle Mischung mit viel Atmosphäre.

Auf einer Party, wilde lateinamerikanische Musik, es wird getanzt. May fährt in einer Stretchlimo vor, sie ist nicht ohne Grund hier. Sie trifft zum ersten Mal auf Tomas. Am Rande der Party tritt er interessiert an die schöne Unbekannte heran. Sie erstarrt, als sie ihn erkennt. - Ein Feuerwerk, welches laut krachend den weiteren Verlauf andeutet.
May: "Wollen Sie etwas?"
Tomas: "Ich nehme mir, was ich will."
Kurz darauf tanzt die schöne May mit dem Mörder ihrer Eltern. Trent schaut mit wissendem Blick zu und der Zuschauer weiß noch von gar nichts. Die Kamera hält auf das tanzende Paar und geht langsam in die Totale, die traurig-schöne Filmmelodie erklingt, dabei sagt Tomas: "Ich möchte Sie morgen abholen. Und dann zeige ich Ihnen mein Miami."

Ach, wie schön, tragisch und verhängnisvoll das ist. Diese Szene ist nur ein Beispiel. Ich könnte darüber schwärmen, genauso wie über jede andere Szene. Dem Regisseur Luis Llosa ist meiner Meinung nach ein Geniestreich gelungen, der eine wahre Bereicherung für die 90er-Action ist.

Die deutsche Synchronisation ist bemerkenswert. Mit Thomas Danneberg (Silvester Stallone), Manfred Lehmann (James Woods) und Hans Teuscher (Rod Steiger) haben sich drei sehr bekannte und sehr markante Stimmen zusammengefunden. Mit ihnen ist die Synchronisation mindestens genauso hochkarätig besetzt wie der Film.

Während im Film eine Zigarre nach der anderen verpafft wurde, begleitete mich eine Santa Damiana Vintage Maduro, die mit ihrer süßen Sanftheit und doch versteckt kräftigen Note perfekt zu diesem Film gepasst hat.

May: "Ein bisschen Gefahr hat noch keinen umgebracht. Stimmts, Baby?"
Tomas: "Manchmal..."

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Moin raw,

endlich kommt ein wenig Leben in den Thread, sehr angenehm. Ich mag "The Specialist" (und Stallone sowieso), Du bringt es perfekt auf den Punkt:

"Das alles verpackt in einer 90er-Kulisse: unter der sengenden Sonne in Miami Beach, Latino-Pop, choreographierter Sex, Rundbrillen, Zigarren, Stallone, Machogehabe, Explosionen und sinnlose Gewalt. Eine stimmungsvolle Mischung mit viel Atmosphäre."
Genau deswegen mag ich den Film, liebe ihn aber nicht. Mir ist der Streifen ein wenig zu steril geraten, freilich eine Frage des persönlichen Geschmacks, fraglos konsequent umgesetzt. Ich muss die DVD mal wieder in den Player schieben, die letzte Sichtung liegt bereits längere Zeit zurück.

Wenn Du dich mit Action aus den Neunzigern beschäftigen möchtest, empfehle ich den wundervollen B-Stoff von PM Entertainment! Gewissermaßen die Wachablösung für die Achtziger-Action aus dem Hause Cannon.

Der Hinweis auf meinen Liebling Thomas Danneberg hat mich gefreut. Er sorgt nicht nur als Stallones Stimme für Wohlgefühl, ich liebe ihn auch für seine Auftritte in zahlreichen Hörspielen.
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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