Das Märchen vom Teppich
Verfasst: Mi 31. Aug 2005, 16:25
Es wurde schon unzählige Male der Tipp mit dem Teppich zwischen Boxen und Hörplatz gegeben. Es soll damit eine Bedämpfung der Reflexionen vom Boden erreicht werden.
Mich hat heute früh interessiert, was an diesem Tipp wirklich dran ist und habe es nachgemessen.
So sah's aus:
Gemessen wurde nur der linke Kanal. Der Teppich wurde abwechselnd zwischen Box und Mikro hin- und weggelegt. Der Teppich ist gewebt aus irgendeinem Faserwerkstoff und ist ungefähr 0.5cm dick. Durchgeführt wurde jede Messung über 10 mal.
Impulsantwort mit Teppich:
Impulsantwort ohne Teppich:
Der Ausschlag bei 1.6ms ist die Reflexion vom Boden. Sie ist mit Teppich nur kaum schwächer ausgeprägt. Die Unterschiede sind so gering, weil Frequenzen, die viel Energie enthalten so gut wie nicht bedämpft werden. Der Teppich absorbiert weitgehend Frequenzen im oberen Mittelton und Hochton. Die direkte Reflexion wird von einem Teppich also schlecht bedämpft. Erst über 2kHz kann man von einer Bedämpfung sprechen. (Das sagen auch die gemessenen Frequenzgänge.)
Nachhallzeit mit Teppich:
Nachhallzeit ohne Teppich:
Der Teppich wurde bei letzten Messung ganz aus dem Raum genommen. Man richte sein Augenmerk auf den Bereich über 2kHz. Der Teppich dämpft in diesem Bereich recht ordentlich. Leider überdämpft meinen schon überdämpften Raum weiter. Das Hörergebnis und der Klatschtest bestätigen die Messschriebe. Der Teppich hat die Reflexionen zwischen Decke und Boden bedämpft - leider nur selektiv und unzureichend.
Was die Klangänderung mit und ohne Teppich in unseren Räumen ausmacht, liegt nicht an der Bedämpfung der ersten Reflexion, sondern an der Bedämpfung der Reflexionen höherer Ordnung (Hall). Eine Bedämpfung der Decke mit wirksameren Absorbern ist vorzuziehen, da sie breitbandiger ausgeführt werden kann. Ein Teppich kann mehr schaden als nützen. Die direkte Reflexion vom Boden ist für die Phantomschallquellenlokalisation nur marginal entscheidend, von einer Bedämpfung durch einen Teppich kann abgesehen werden.
Ok, an sich kann man sich das alles denken.
Gruß
Denis
Mich hat heute früh interessiert, was an diesem Tipp wirklich dran ist und habe es nachgemessen.
So sah's aus:
Gemessen wurde nur der linke Kanal. Der Teppich wurde abwechselnd zwischen Box und Mikro hin- und weggelegt. Der Teppich ist gewebt aus irgendeinem Faserwerkstoff und ist ungefähr 0.5cm dick. Durchgeführt wurde jede Messung über 10 mal.
Impulsantwort mit Teppich:
Impulsantwort ohne Teppich:
Der Ausschlag bei 1.6ms ist die Reflexion vom Boden. Sie ist mit Teppich nur kaum schwächer ausgeprägt. Die Unterschiede sind so gering, weil Frequenzen, die viel Energie enthalten so gut wie nicht bedämpft werden. Der Teppich absorbiert weitgehend Frequenzen im oberen Mittelton und Hochton. Die direkte Reflexion wird von einem Teppich also schlecht bedämpft. Erst über 2kHz kann man von einer Bedämpfung sprechen. (Das sagen auch die gemessenen Frequenzgänge.)
Nachhallzeit mit Teppich:
Nachhallzeit ohne Teppich:
Der Teppich wurde bei letzten Messung ganz aus dem Raum genommen. Man richte sein Augenmerk auf den Bereich über 2kHz. Der Teppich dämpft in diesem Bereich recht ordentlich. Leider überdämpft meinen schon überdämpften Raum weiter. Das Hörergebnis und der Klatschtest bestätigen die Messschriebe. Der Teppich hat die Reflexionen zwischen Decke und Boden bedämpft - leider nur selektiv und unzureichend.
Was die Klangänderung mit und ohne Teppich in unseren Räumen ausmacht, liegt nicht an der Bedämpfung der ersten Reflexion, sondern an der Bedämpfung der Reflexionen höherer Ordnung (Hall). Eine Bedämpfung der Decke mit wirksameren Absorbern ist vorzuziehen, da sie breitbandiger ausgeführt werden kann. Ein Teppich kann mehr schaden als nützen. Die direkte Reflexion vom Boden ist für die Phantomschallquellenlokalisation nur marginal entscheidend, von einer Bedämpfung durch einen Teppich kann abgesehen werden.
Ok, an sich kann man sich das alles denken.
Gruß
Denis