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DIY-Plattendreher und HiFi-Kette von Thias

Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 13:39
von Thias
Halo allerseits,

in diesem Thread möchte ich über meine Erfahrungen im Selbstbau eines Plattenspielers und später auch eines Phono-Röhren-Pre, einer ClassD-Endstufe mit Controller und einer Röhren-Linstage mit USB-upsampling-DA-Wandler berichten und dann natürlich auch über die Hörerfahrungen.
So fing alles an:
Habe zwar schon länger nichts mehr hier geschrieben, die mich aber noch kennen, werden wissen, dass ich realistisch immer gegen Vodoo, Kabelklang und ähnliches aufgetreten bin und ich die monitorähnliche Wiedergabe meiner 125er und linearen Frequenzgang sehr schätze.

Nun werdet ihr mich sicher für verrückt erklären, aber ich habe mir in den letzten Tagen vorgenommen, einen Plattenspieler selber zu bauen, und zwar ein richtig gutes Masselaufwerk, externer Motor usw... Infos und Erfahrungen gibt es im Netz sehr viele.

Warum tue ich mir das an?
Mich reizt einfach die Technik und auch die Optik eines solchen Teils.
Dann will ich es einfach wissen, was klingt besser (ok. eine CD klingt nicht, ein Plattenspieler schon)

Also schaunŽmer mal

Das Projekt habe ich im Analogforum bereits vorgestellt.
Hier ein paar kopierte Postings von mir:

Ich möchte Bilder und Skizzen vorstellen und zur Diskussion geben.
Es soll ein Masselaufwerk werden und in einer recht rustikalen Umgebung stehen. Das Rack besteht berereits (s. Gallerie) und ist aus 10/6 cm dicken Balken sehr stabil aufgebaut.
Bild
Darauf soll auf Spikes eine Sandsteinplatte (passt am besten in das Ambiente) mit den Abmessungen 580x450x60 zum liegen kommen. Plattenteller und Lager-Cassis sind aus Corian, Motor steht natürlich separat. Auch den Tonarm möchte ich seperat auf die Steinplatte stellen. Als Tonarm schwebt mir Schröder mit Magnetlager vor. Bin gerade mit verschiedenen Magnetkreisformen am experimentieren.

Also dann mal frisch ans Werk...

Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 13:43
von Thias
Nun zum Plattenteller.

Als Material habe ich Corian gewählt.

Corian® ist ein massives, nicht poröses und homogenes Oberflächenmaterial aus ±1/3 Acrylharz (auch als Polymethylmetacrylat oder PMMA bekannt) und ± 2/3 natürlichen Mineralien. Der Hauptbestandteil von Corian® ist das Mineral Aluminiumhydroxid (ATH), das aus Bauxit (Aluminiumerz) gewonnen wird.
Das Material wird in Platte mit 12,3 mm Stärke hergestellt und kann verklebt werden. Bearbeiten lässt es sich wie (Hart)Holz. Bohren, Drehen, Fräsen ist also möglich. Die Dichte beträgt 1,7 g/cm³.

Es sind eine Unmenge Farben erhältlich, hauptsächlich so in Richtung geschliffene Steinplatten.

Das Corian konnte ich mir aus Abfällen (große Container) bei einem Corianverarbeiter sehr preisgünstig heraussuchen. Das waren Scheiben mit 360 mm Durchmesser, 12 dick.
Kosten nur ein paar € pro Scheibe, teurer ist der Kleber und die dazu erforderliche Pistole. Hat mich insgesamt 60 € gekostet.

Hier mal ein paar Bilder von dem Material.

Bild
Verklebt habe ich die Scheiben inzwischen auch.
... und natürlich schön zusammenpressen...
Bild

Nun kann ich mir bald den Plattenteller drehen. Durchmesser 320 mm und 60mm dick (5 Lagen). Das wäre dann ein Gewicht von 8kg.

Das Lagerchassis darunter hat den gleichen Durchmesser, ist aber nur 3 Platten dick.

Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 13:47
von Thias
Hallo,

mit der Konstrukrion geht es voran.

Hier mal meine ersten Ergüsse. Die Grundplatte besteht aus einer oben geschliffenen Sandsteinplatte (580 x 450 x 50 mm). Das Teil wiegt etwa 40 kg.

Antrieb, Tonarm und Teller stehen jeweils mit Spikes auf dieser Platte. Der Teller hat einen Durchmesser von 320 mm. Als Motor ist ein Synchronmotor geplant. Der Tonarm nach Schröder-Magnetlagerung mit 10,5"
Hier mal die Draufsicht

Bild
Die Zeichnungen sind mit AotoCAD erstellt (habe zu Hause leider kein 3D). Aber auch so kann ich zur Justage alle
Maße gut abnehmen.

Die Vorderansicht: Antreiben möchte ich mit einem String (oder Rundriemen). Mal direkt von der Motorwelle versuchen. Die Lagerhülse dient gleichzeitig als Riemenscheibe. Die Lagerplatte unten ist angeschnitten, damit man den Motor sieht.

Bild
Das ist ein invertiertes Lager (Welle im Chassis feststehend) mit einer Magnet-Axiallagerung oben im Teller. Die Radiallager brauchen fast keine Kräfte aufnehmen (Lager oberhalb vom Schwerpunkt) und können trocken laufende Kunststofflager oder Sinterlager sein.
Ich habe bewußt kein Verdie-Lager gewählt. Das hat aus meiner Sicht doch einige Nachteile. Der verbaute Monstermagnet muss ja ein großes Streufeld aufbauen. Auch muss er sehr gleichmäßig magnetiesiert sein, damit der Teller nicht holpert.
Mittlerweile gibt es ja deutlich stärkere Magnete, die viiiiel kleiner bauen und ihre Magnetkraft auch nicht verlieren. Wie schon weiter vorne diskutiert setze ich die Magnete direkt in die Achsverlängerung. Dabei kommen Scheibenmagnete 15x15 zum Einsatz, Die haben bei Luftspalt 0 mm 200 N Abstoßungskräfte. Da habe ich genügend Reserve...


...auch den Tonarm habe ich fertig konstruiert.
Aus rechtlichen Gründen darf ich leider keine Zeichnungen einsetellen.
Er soll ein Magnetlager ähnlich wie der Schröder-Arm besitzen.
Das Problem dieser Magnetlager ist der Drehpunkt, der bei den meisten Clonen über dem Magnet angeordnet ist. Dadurch entstehen bei vertikalen Auslenkungen unterschiedliche Auflagekräfte.
Bei den originalen Schröderarmen soll das nicht so sein. In seinen Patentschriften ist der obere Magnet angebohrt und der Faden so befestigt...
Ich habe mir ein Sortiment Magnete gekauft und auch etliche Versuche durchgeführt. Der beste Lagerpunkt ist die Oberrseite des oberen Magneten. Deshalb verwende ich einen Ringmagneten
Bei meiner Konstruktion handelt es sich nich direkt um einen Schröder-Clon, sondern er ist schon etwas anders aufgebaut (wozu Frank ja auch ermuntert, das Design anders zu gestalten). Ich verwende 2 Säulen (Ebenholz) für das obere Lager...
Das Tonarmkabel führe ich auch fast bis zum Drehpunk und lasse es zur besseren Abschirmung gleich in der Säule verschwinden. Die Bewegung des Kabels beträgt dort nur noch 6 mm.
Den Tonarm selber will ich aus Makassar-Ebenholz fertigen (habe gerade einen Klotz ersteigert)

Bilder vom fertigen Lager kommen später...

Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 13:52
von Thias
Nun habe ich an einer anderen Baustelle weiter geschafft: Die Basisplatte.

Schiefer hat jeder , Granit auch, also habe ich mir was ausgefallenes überlegt, was auch gut in unser Wohnambiente passt:

Sandstein

Sandstein ist relativ weich, sehr amorph, müsste also gut Schwingungen dämpfen. Hab mir also meinen Grabstein besorgt, wiegt 40 kg .

Bild
Der Stein hat so eine tolle Maserung, eigentlich ist es Frevel, dort einen Plattenteller drauf zu stellen.
Bild
Der Spaß hat etwa 90 € gekosten, die Oberfläche geschliffen und an den Seiten gebrochen...

So, was kann man noch so alles zur Einstimmung tun? Da ich gerade 0,05 mm dicken Kupferlackdraht herum liegen hatte, habe ich gleich mal das Tonarminnenkabel gefertigt. Es besteht aus 4x4 Kupferlackdrähten, die alle miteinander verdrillt sind. Ging eigentlich einfacher, als ich befürchtet hatte.
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Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 14:05
von Thias
endlich geht es weiter mit dem Player. Die Teile sind zum größten Teil gefertigt und jetzt geht es ums Zusammenbauen und Testen.

Ein Bild von der Basis.
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Die drei Spikes sind höhenverstellbar. In der Mitte ist der Lagerdorn eingepresst. In den feststehenden Lagerdorn ist oben der Magnettopf für das Axiallager eingeschraubt.

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Der Magnet hat die Abmessungen D15x15 mm.


Plattenteller von unten mit der Lagerhülse. Die Lagerhülse soll gleichzeitig als Lauffläche für den String dienen.
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In der Lagerhülse befindet sich der andere Magnettopf ganz oben. Für die Radiallagerung sind 2 Sinterbronzebuchsen eingepresst.
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Dadurch wird eine Lebensdauerschmierung gewährleistet (Buchsen sind ölgetränkt). Die Lagerpaarung ist mit 2/100 mm eingepasst.

So sieht der montierte Teller aus:
Bild

Die Laufeigenschaften sind recht gut, natürlich muss er noch einfahren. Die Dimensionierung des Magnetlagers hat übrigens auf Anhieb geklappt. Zwischen den Magneten ist ein Luftspalt von 0,3 mm bei einem 8 kg schweren Teller.


Am Antrieb habe ich auch schon gebastelt. Hier das Motorgehäuse von hinten:
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Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 14:20
von Thias
Hallo allerseits,

ich widme ich mich dem Aufbau des Tonarms.

Für alle Quereinsteiger: Bei dem Tonarm soll ein Magnetlager realisiert werden. Es ist kein reiner Schröder-Clon, sondern schon modifiziert, auf jeden Fall vom Design. Ein Magnetlager ist natürlich drin.

Das erste Bild vom Arm:


Bild

Das Tonarmrohr habe ich aus Ebenholz (Magassar) gedreht. Ging besser als ich dachte, auch die 6 mm Durchgangsbohrung, für die ich mir einen extra langen Bohrer besorgt habe. Der Arm soll insgesamt eine Länge von etwa 11.5 Zoll haben. Gut auf dem Bild erkennbar ist der eingepresste „güldene“ Ringmagnet. Ein Ringmagnet deshalb, weil der Drehpunkt im, bzw. an der Oberkante des Magneten liegen sollte. Der Knoten liegt also „im“ Magnet. Dann kommt eine 0,5 mm Bohrung, die sich nach oben aufweitet.

Auf dem nächsten Bild ist die komplette Tonarmbasis zu sehen. Die drei Spikes in der Corian-Basis ermöglichen eine feine Justage. Mit der Säule ist auch eine Höhenverstellung einfach möglich. Die beiden Säulen am Tonarmlager sind ebenfalls aus Ebenholz gedreht. Auf der unteren Platte kann man schön den unteren in einen Topf eingeklebten Magnet erkennen.

Bild
Die Basis von hinten mit den Anschlüssen. Unten für die beiden Signale, oben für die Masse.

Bild

Hier nochmal die Basis von unten.
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Jetzt muss also „nur“ noch der Tonarm montiert werden. Dazu gehört es, einen Faden durch die 0,5 mm Bohrung zu fädeln…

Und hier nochmal das "ganze Prachtstück"

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    Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 14:28
    von Thias
    nun geht es weiter im Text.

    Der Tonarm ist fertig montiert:
    Bild
    Schön kann man die "Drachenschnur" sehen. Den Luftspalt kann ich allerdings nicht viel kleiner machen, da dann der Magnet beginnt einseitig zu kippen. Dagegen würde nur noch helfen den Lagerpunkt weiter nach oben oder den Schwerpunkt nach unten zu legen. Aber das will ich nicht unbedingt. Die Magnetkraft von den Neodymeisenbor-Magneten ist jetzt schon sehr hoch und ich denke auch ausreichend.

    Hier die Tonarmbasis aus der Mäuseperserspektive:

    Bild


    Zum Tonabnehmer:
    Da habe ich mir was recht gutes gegönnt, war auch nicht billig: Ortofon Valencia
    [/img]Bild

    Das Headshell ist einfach, aber wirkungsvoll konstruiert. Als Material dient ebenfalls wie beim Tonarmrohr Makassar-Ebenholz. Die Kröpfung lasst sich sich an der einen Schraube zum Headshellhalter (Alu) sehr schön einstellen. Für die Langlöcher zur Überhangeinstellung habe ich nicht nur aus optischen Gründen verzichtet, da dieser sich durch die freie Tonarmbasis problemlos einstellen lässt.
    Das senkrechte Ausrichten des Tonabnehmers ist auch kein Problem. Das funktioniert durch Verdrehen des Gegengewichtes oder auch durch Verdrehen der Headshellhalterung im Tonarmrohr.

    Auf dem nächsten Bild kann man etwas die Verkabelung erkennen.


    Bild

    Da ich gerade 0,05 mm dicken Kupferlackdraht herum liegen hatte, habe ich gleich mal das Tonarminnenkabel gefertigt. Es besteht aus 4x4 Kupferlackdrähten, die alle miteinander verdrillt sind. Ging eigentlich einfacher, als ich befürchtet hatte. Außen herum habe ich dann bei Mondschein nochmal eine Abschirmung geflochten. In der Basis sind die Kabel dann an die Chinchbuchsen gelötet. So viel kann ich schon sagen: Es brummt nichts.
    Bei den Tonabnehmersteckern habe ich mich gescheut 30 € dafür auszugeben. Dafür habe ich eine Buchse für serielle Schnittstelle geschlachtet. Die sind vergoldet, passen, sind nur etwas gekürzt und kosten fast nichts.

    Hier der Tonarm nochmal "in seiner ganzen Pracht":
    Bild

    Zu den technischen Daten
    eff. Tonarmlänge 266 mm
    eff. Tonarmmasse ca. 24 g
    Resonazfrequent ca. 8 Hz
    Tonabnehmer MC (Ortofon Valencia)

    Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 14:31
    von Thias
    Nächster Teil.

    Bisher hatte ich einen NAD PP2-Pre, ist ja nicht schlecht, aber nun benötige ich etwas standesgemäßes
    Auch soll das Outfit zum Plattenspieler passen.
    Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht und bin bei audiosix fündig geworden und habe dort kurzerhand einen Bausatz bestellt. Das Zusammenlöten war problemlos, er funktionierte auch auf Anhieb.
    Etwas aufwändiger war das Gehäuse:


    Bild

    Röhren sind doch was schönes ... sehen jedenfalls gut aus...
    Bild

    ... na, wenn das keinen warmen Sound gibt, mit einer analytische Klarheit.
    Man sieht es den Röhren doch schon förmlich an, wie sie Einzelheiten auf der Klangbühne scharf abbilden und herausstellen.... :wink: :wink: :wink:


    Bild

    Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 14:37
    von Thias
    So, nun kommt (erst mal) der letzte Teil meines Berichtes:

    Das Problem mit dem Pulley ist erst mal vom Tisch. Ich habe einen größeren Durchmesser gewählt und gehe auf den Außendurchmesser vom Teller. Als String nehme ich stabilen Zwirn.


    Bild

    Es dreht erst mal ganz zufriedenstellend. Allerdings ist das noch der Schwachpunkt meiner Anlage: Der Pulley hat eine Höhenschlag, da muss ich nochmal ran (es ist gar nicht so einfach Bohrung und Außenfläche zu Laufen zu bringen, selbst in einer Einspannung).
    Dann muss ich beim Start den Teller leicht anschieben, sonst schafft es der Motor nicht.
    Es muss also unbedingt noch ein elektronisches Netzteil mit rein. Die Logikplatine und Treiber soll mit in die Motordose, die Stromversorgung ist extra.

    Hier ein Bild vom Aufbau der Basis aus Sandstein (40 kg):


    Bild

    Auch aus optischen Gesichtspunkten finden sich diese höhenverstellbaren Spikes an der ganzen Anlage wieder. Die Betonung liegt hier auf höhenverstellbar und nicht Spikes . Unter den Spikes befinden sich hohl gedrehte Scheiben, in denen Dämpfungsgummis eingeklebt sind. So soll nochmal eine Abkopplung vom schon seeehr massivem Rack erfolgen.

    Und nun einige Bilder für den Gesamteindruck;

    Bild

    Das ist übrigens eine modifizierte IKEA-Lampe, die für die notwendige Ausleuchtung sorgt.

    Sieht schon recht massiv aus, oder?


    Bild

    Es gibt ja so viele Perspektiven ...

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    ... nun reichts aber...

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    ...wirklich das letzte... mit meinen schönen Lautsprechern... (ratet mal was für welche? :wink: )


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    ok. Das war also erst mal der Baubericht.
    Und nun bitte Fragen, Diskussion, Verbesserungsvorschläge ...

    Verfasst: Mo 23. Jun 2008, 15:49
    von nukie
    8O

    ich sag nur WOW! quasi sprachlos.