Wie einige wissen, fühle ich mich stark meinen Gitarren und Verstärkern verbunden und bin immer nach der Suche nach dem für mich bestklingenden Ton, den ich aus meinem Fuhrpark herauszukitzeln versuche. Nun hab ich heut Abend ein paar Freunde, sowie meine Eltern einigen "Tontests" unterzogen, um zu schauen, ob ich mir gewisse Dinge einfach nur einbilde, oder ob sie wirklich existent sind.
Hier nun ein paar kurze Vorbemerkungen:
Eine lange Zeit hab ich Hybrid- und Transistoramps gespielt, bin nun aber seit ca. 2,5 Jahren von den Vorzügen einer Vollröhre für das Gitarrenspiel angetan [http://www.thomann.de/de/marshall_jvm410h.htm und http://www.thomann.de/de/marshall_mf280a.htm] und möchte diesen wunderbaren Ton nie wieder missen. Nebenher besitze ich aber auch ein Multieffektgerät namens Boss GT-8 [hier der Link zum kaum veränderten Nachfolger GT-10: http://www.thomann.de/de/boss_gt10.htm], das ohne irgendwelche Glaskolben im Effektweg auskommt. Als ich meinen Vollröhrenamp neu hatte, durfte das Effektgerät erstmal in Rente gehen und ich genoss den Klang meiner neuen Röhre pur; nicht weil ich das GT-8 nicht mehr mochte, sondern meinen Marshall ganz allein austesten wollte um mich mit seinem Potential näher auseinander zu setzen.
Vorbereitung:
Nach einiger Zeit kam dann der Spieltrieb durch und ich probierte [ohne irgendwelche Vorurteile zu haben] mal wieder mein GT-8 zwischen Gitarre und Verstärker aus. Erstmal ein Schock! - das klang ganz und gar nicht mehr nach dem warmen, geschmeidigen und doch durchsetzungsstarken Klang meines Amps... Naja, ich probierte noch etwas, kam aber zu dem Schluss: Ohne is besser. Wichtig dabei ist noch zu erwähnen, dass keine direkte Umschaltung ohne Zeitverzögerung möglich ist - ich muss das ganze per Hand umstöpseln und das dauert eins bis vier Sekunden...
Heut Nachmittag dann wollte ich's mal wieder wissen und klemmte mein GT-8 zwischen Amp und Gitarre. Das Ergebnis: Genauso ernüchternd wie damals... Meine Ohren meinten da kleine Veränderungen wahrzunehmen [Nuancen zwar, aber irgendwie vorhanden].
Der Test:
Also hab ich mir 3 Freunde eingeladen [2 davon selbst Gitarristen] und ihnen gesagt, dass ich Klangveränderungen empfinde und gern wissen möchte, was sie davon halten. Bedingung: Sie mussten die Augen während des gesamten Tests geschlossen halten.
Erster Durchgang: Ich spiele mit Effektgerät, dreh das Volumepoti runter und stöpsele NICHT um. Volumepoti wieder hoch und dasselbe nochmal gespielt. Ergebnis: Alle meinten der erste Durchgang wäre dumpfer und nicht so voluminös im Klang. Nachdem ich die Situation aufgeklärt hatte und ihnen sagte, dass da kein Unterschied gewesen sein konnte [weil sich nichts geändert hat], dachten alle ich würde sie ver.....en... Nichtsdestotrotz wurde ein zweiter Test erbeten, bei dem ich versprechen musste, wirklich umzustöpseln. Diesmal mit offenen Augen. Ergebnis: Keiner konnte sich auf eine Aussage bezüglich etwaiger Unterschiede festlegen. Einer blieb bei den schon zuvor geäußerten Aussagen [bei denen ja kein Umstöpseln stattfand], einer dabei, dass sich die Höhen etwas nervig bemerkbar machten [mit Effektgerät] und alles etwas chemischer klingt und der Dritte konnte keinen Unterschied feststellen.
Das wollten wir an meinen Eltern testen: Meinen Dad herbeigeholt und selbiger Versuchsaufbau wie bei 1.: Kein Umstöpseln während der beiden Stücke. Jedoch erklärten wir ihm, dass wir nicht ganz schlüssig sind, welches der beiden Parts besser klingt und er uns mal seine unabhängige Meinung zugute kommen lassen solle. Ergebnis: Klare Tendenz zum zweiten Part, den er als satter und voller empfand, sowie letztendlich besser empfand. Nach Aufklärung der Situation und erneutem Test, konnte er sich nicht mehr festlegen, ob überhaupt ein Unterschied zwischen Amp pur, sowie Effektgerät + Amp zu hören ist...
Also noch meine Mum dazugeholt und bei ihr das ganze andersrum aufgebaut: Zuerst echtes Umstöpseln, dann kein Umstöpseln, ohne Erklärungen. Ergebnis: Bei beiden Malen empand sie das erste gespielte Stück besser [wobei das beim ersten Durchgang Amp pur und beim zweiten mit Effektgerät bedeutete].
Das Ergebnis:
Wir waren alle überrascht, wie stark man manipuliert werden kann, wenn man gewisse Erwartungen hegt.
Meines Erachtens nach ist das zum einen ein weiterer kleiner Beweis für unser subjektives Gehör, dem mehr als nur Tageszeit, Tagesform und Gewöhnung immer wieder eine Richtung vorgeben; unser von anderen geprägtes Urteilsvermögen bei Entscheidungsfragen, denen Objektivität nicht zugrunde liegt; und der Unfähigkeit des eigenen Ichs für sich selbst zu entscheiden, was letztendlich besser ist. Letzteres hab ich einfach gelöst: Bevor ich meinen Klang am Röhrenamp verschlechtere, wird das GT-8 abgestöpselt und für den Probeamp benutzt - das is eh nur ein Transistor

Hoffe, es war nicht allzu ermüdend all das zu lesen, aber irgendwie fand ich es doch mehr als interessant, dieses Ergebnis - so unerwartet es war - leibhaftig mitzuerleben.
Was haltet ihr davon

MfG der edgar