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Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Wenn's nicht so gut in die anderen Themenbereiche passt...
Edgar J. Goodspeed

Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von Edgar J. Goodspeed »

Hallo liebe Gemeinde!
Wie einige wissen, fühle ich mich stark meinen Gitarren und Verstärkern verbunden und bin immer nach der Suche nach dem für mich bestklingenden Ton, den ich aus meinem Fuhrpark herauszukitzeln versuche. Nun hab ich heut Abend ein paar Freunde, sowie meine Eltern einigen "Tontests" unterzogen, um zu schauen, ob ich mir gewisse Dinge einfach nur einbilde, oder ob sie wirklich existent sind.

Hier nun ein paar kurze Vorbemerkungen:
Eine lange Zeit hab ich Hybrid- und Transistoramps gespielt, bin nun aber seit ca. 2,5 Jahren von den Vorzügen einer Vollröhre für das Gitarrenspiel angetan [http://www.thomann.de/de/marshall_jvm410h.htm und http://www.thomann.de/de/marshall_mf280a.htm] und möchte diesen wunderbaren Ton nie wieder missen. Nebenher besitze ich aber auch ein Multieffektgerät namens Boss GT-8 [hier der Link zum kaum veränderten Nachfolger GT-10: http://www.thomann.de/de/boss_gt10.htm], das ohne irgendwelche Glaskolben im Effektweg auskommt. Als ich meinen Vollröhrenamp neu hatte, durfte das Effektgerät erstmal in Rente gehen und ich genoss den Klang meiner neuen Röhre pur; nicht weil ich das GT-8 nicht mehr mochte, sondern meinen Marshall ganz allein austesten wollte um mich mit seinem Potential näher auseinander zu setzen.

Vorbereitung:
Nach einiger Zeit kam dann der Spieltrieb durch und ich probierte [ohne irgendwelche Vorurteile zu haben] mal wieder mein GT-8 zwischen Gitarre und Verstärker aus. Erstmal ein Schock! - das klang ganz und gar nicht mehr nach dem warmen, geschmeidigen und doch durchsetzungsstarken Klang meines Amps... Naja, ich probierte noch etwas, kam aber zu dem Schluss: Ohne is besser. Wichtig dabei ist noch zu erwähnen, dass keine direkte Umschaltung ohne Zeitverzögerung möglich ist - ich muss das ganze per Hand umstöpseln und das dauert eins bis vier Sekunden...

Heut Nachmittag dann wollte ich's mal wieder wissen und klemmte mein GT-8 zwischen Amp und Gitarre. Das Ergebnis: Genauso ernüchternd wie damals... Meine Ohren meinten da kleine Veränderungen wahrzunehmen [Nuancen zwar, aber irgendwie vorhanden].

Der Test:
Also hab ich mir 3 Freunde eingeladen [2 davon selbst Gitarristen] und ihnen gesagt, dass ich Klangveränderungen empfinde und gern wissen möchte, was sie davon halten. Bedingung: Sie mussten die Augen während des gesamten Tests geschlossen halten.

Erster Durchgang: Ich spiele mit Effektgerät, dreh das Volumepoti runter und stöpsele NICHT um. Volumepoti wieder hoch und dasselbe nochmal gespielt. Ergebnis: Alle meinten der erste Durchgang wäre dumpfer und nicht so voluminös im Klang. Nachdem ich die Situation aufgeklärt hatte und ihnen sagte, dass da kein Unterschied gewesen sein konnte [weil sich nichts geändert hat], dachten alle ich würde sie ver.....en... Nichtsdestotrotz wurde ein zweiter Test erbeten, bei dem ich versprechen musste, wirklich umzustöpseln. Diesmal mit offenen Augen. Ergebnis: Keiner konnte sich auf eine Aussage bezüglich etwaiger Unterschiede festlegen. Einer blieb bei den schon zuvor geäußerten Aussagen [bei denen ja kein Umstöpseln stattfand], einer dabei, dass sich die Höhen etwas nervig bemerkbar machten [mit Effektgerät] und alles etwas chemischer klingt und der Dritte konnte keinen Unterschied feststellen.

Das wollten wir an meinen Eltern testen: Meinen Dad herbeigeholt und selbiger Versuchsaufbau wie bei 1.: Kein Umstöpseln während der beiden Stücke. Jedoch erklärten wir ihm, dass wir nicht ganz schlüssig sind, welches der beiden Parts besser klingt und er uns mal seine unabhängige Meinung zugute kommen lassen solle. Ergebnis: Klare Tendenz zum zweiten Part, den er als satter und voller empfand, sowie letztendlich besser empfand. Nach Aufklärung der Situation und erneutem Test, konnte er sich nicht mehr festlegen, ob überhaupt ein Unterschied zwischen Amp pur, sowie Effektgerät + Amp zu hören ist...
Also noch meine Mum dazugeholt und bei ihr das ganze andersrum aufgebaut: Zuerst echtes Umstöpseln, dann kein Umstöpseln, ohne Erklärungen. Ergebnis: Bei beiden Malen empand sie das erste gespielte Stück besser [wobei das beim ersten Durchgang Amp pur und beim zweiten mit Effektgerät bedeutete].

Das Ergebnis:
Wir waren alle überrascht, wie stark man manipuliert werden kann, wenn man gewisse Erwartungen hegt.
Meines Erachtens nach ist das zum einen ein weiterer kleiner Beweis für unser subjektives Gehör, dem mehr als nur Tageszeit, Tagesform und Gewöhnung immer wieder eine Richtung vorgeben; unser von anderen geprägtes Urteilsvermögen bei Entscheidungsfragen, denen Objektivität nicht zugrunde liegt; und der Unfähigkeit des eigenen Ichs für sich selbst zu entscheiden, was letztendlich besser ist. Letzteres hab ich einfach gelöst: Bevor ich meinen Klang am Röhrenamp verschlechtere, wird das GT-8 abgestöpselt und für den Probeamp benutzt - das is eh nur ein Transistor :)

Hoffe, es war nicht allzu ermüdend all das zu lesen, aber irgendwie fand ich es doch mehr als interessant, dieses Ergebnis - so unerwartet es war - leibhaftig mitzuerleben.
Was haltet ihr davon :?:

MfG der edgar
Zuletzt geändert von Edgar J. Goodspeed am Di 18. Nov 2008, 23:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Amperlite »

Ich halte sehr viel von eingestreuten Fake-Tests.

Nichts anderes ist so effizient um sich selbst und anderen Leuten vorzuführen, wie sehr man sich selbst manipuliert, ohne das auch nur im Ansatz zu wollen.

Einen äußerst interessanten Nebeneffekt sieht man bei einigen Zeitgenossen: Sie leugnen selbst dabei die Möglichkeit, sich zu irren.
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Re: Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von Rank »

Edgar J. Goodspeed hat geschrieben: ....
Was haltet ihr davon :?:

MfG der edgar
Wenn ein "Blindtest" durchgeführt wird und nur sehr geringe Klangunterschiede vorhanden sind (oder möglicherweise gar keine!), dann muss dies zwangsläufig zu genau diesem Testergebnis führen :D !

Um klare Aussagen treffen zu können, ist es in der Regel nicht ausreichend, nur ein- oder zwei mal umzuschalten!
Für eine klare Bewertung, sollte das Testverfahren schon ausreichend reproduzierbare Ergebnisse zulassen (auch um statistische Zufallstreffer auschließen zu können).
Insofern hätte ich also kein anderes Ergebnis erwartet!


Hier noch einige Infos & Ansichten zum Thema "Blindtests":

http://www.audiohq.de/index.php?showtopic=18

http://www.audiohq.de/index.php?showtopic=1898


Gruß

Rank
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Beitrag von ramses »

@Rank

Irgendwie verstehe ich gerade nicht wie ich deinen Beitrag verstehen soll.

Hier wurde ein Bildtest gemacht, bei dem nur die Lautstärke runter und wieder rauf gedreht wurde, also keine Veränderungen am Gerät oder irgendwas vorgenommen wurde.
Selbst da hörten die Testpersonen Unterschiede wo wirklich GAR KEINE sein sollten. Das ist für mich ne sehr klare Aussage, an der auch 100mal umschalten nix geändert hätte.

Alleine diese Tatsache ist die wohl wichtigeste Aussage von dem Post von Edgar, welche auch noch mal im "Ergebnis" hervorgehoben wird.

Und jetzt kann man sich mal vorstellen was man nicht alles hört, wenn dabei auch noch die Augen offen sind und man weiß welches angeschlossene Gerät spielt...

Gruß

Hannes
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Beitrag von Kat-CeDe »

Hi,
ich finde der Test zeigt nur warum damals die Loudnesstaste erfunden wurde. Bei einem Hörtest darf man das Ohr nicht vergessen. Das Ohr reagiert auf Frequenzen anders wenn die Lautstärke anders ist.

Ralf
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Re: Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von eyeball »

Hallo Edgar,
Edgar J. Goodspeed hat geschrieben:Das Ergebnis:
Wir waren alle überrascht, wie stark man manipuliert werden kann, wenn man gewisse Erwartungen hegt.
Die Frage ist aber auch, wie stark DU manipuliert wurdest. Du hast ja nicht immer wieder dieselbe Aufnahme abgespielt, sondern live auf der Gitarre gespielt, oder? Kann es nicht sein, dass Du durch Dein Vorurteil gegenüber dem Effektgerät bewusst oder unbewusst mal etwas stärker in die Saiten gehauen hast oder die Saiten mal etwas näher am Steg angeschlagen hast, so dass der Sound spitzer und härter wurde?
Nur mal so als Überlegung. Als objektiven Blindtest würde ich das nicht bezeichnen.
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Re: Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von Squeeze »

Edgar J. Goodspeed hat geschrieben: Erster Durchgang: Ich spiele mit Effektgerät, dreh das Volumepoti runter und stöpsele NICHT um. Volumepoti wieder hoch und dasselbe nochmal gespielt.
Hast du sichergestellt, dass du beim Raufregeln wieder exakt die selbe Lautstärke erwischt hast wie vorher? Falls du nicht bis auf 0,5 dB die gleiche Lautstärke eingestellt hast, dann war der Test für die Tonne.

Squeeze
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Edgar J. Goodspeed

Re: Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von Edgar J. Goodspeed »

Moin moin!
eyeball hat geschrieben: Die Frage ist aber auch, wie stark DU manipuliert wurdest. Du hast ja nicht immer wieder dieselbe Aufnahme abgespielt, sondern live auf der Gitarre gespielt, oder? Kann es nicht sein, dass Du durch Dein Vorurteil gegenüber dem Effektgerät bewusst oder unbewusst mal etwas stärker in die Saiten gehauen hast oder die Saiten mal etwas näher am Steg angeschlagen hast, so dass der Sound spitzer und härter wurde?
Nur mal so als Überlegung. Als objektiven Blindtest würde ich das nicht bezeichnen.
Das ist eine wichtige Überlegung - dasselbe hab ich mich auch gefragt! Ich bin mir in der Hinsicht sogar recht sicher, dass ich auch da unbewusst Unterschiede gemacht habe. Leider nur auch wieder nicht im Rahmen des Nachweisbaren, was es für mich ja grade so faszinierend macht!

ramses hat geschrieben: "Hier wurde ein Bildtest gemacht, bei dem nur die Lautstärke runter und wieder rauf gedreht wurde, also keine Veränderungen am Gerät oder irgendwas vorgenommen wurde.
Selbst da hörten die Testpersonen Unterschiede wo wirklich GAR KEINE sein sollten. Das ist für mich ne sehr klare Aussage, an der auch 100mal umschalten nix geändert hätte.


Alleine diese Tatsache ist die wohl wichtigeste Aussage von dem Post von Edgar, welche auch noch mal im "Ergebnis" hervorgehoben wird.

Und jetzt kann man sich mal vorstellen was man nicht alles hört, wenn dabei auch noch die Augen offen sind und man weiß welches angeschlossene Gerät spielt...
Danke, ramses, das war wirklich die Intension meines Berichtes. Ich wollte damit definitiv - wie auch beschrieben - keinen Anspruch auf einen professionellen Vergleichstest erheben. Ursprünglich wollte ich ja nur wissen, ob andere meine Empfindung teilen, oder ich mir das nur einbilde. Wäre bei den anderen das Gleiche rausgekommen, wie meine Ohren es mir flüsterten, dann wäre der Testaufbau noch egaler geworden, zumal ich keine andere Möglichkeit besitze um umzustöpseln... So aber waren die Testergebnisse und der ganze psychologische Hintergrund verdammt spannend.

Squeeze hat geschrieben: Hast du sichergestellt, dass du beim Raufregeln wieder exakt die selbe Lautstärke erwischt hast wie vorher? Falls du nicht bis auf 0,5 dB die gleiche Lautstärke eingestellt hast, dann war der Test für die Tonne.
Squeeze
In diesem Fall ist das wirklich so, da das Poti in allen Durchgängen immer auf Anschlag stand [ähnlich einem Lautstärkeregler am Verstärker für die Nubis, der auf Anschlag, oder bei AVR's immer auf 0,0 db steht]. Viel überlegenswerter find ich da die Betrachtung von eyeball, die genauso stark wie sie nicht nachweisbar ist, auch nicht von der Hand zu weisen geht...
Kikl

Re: Von der Unfehlbarkeit des Gehörs - ein Test

Beitrag von Kikl »

Moin moin,

schöner Test, der IMHO bestätigt, wie sehr man sich täuschen kann. :wink:

Gruß

Kikl
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nobex
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Beitrag von nobex »

Zu Edgar:
Den Test könntest Du einfach noch erweitern, in dem Du z.B. Deine Eltern verdeckt ein paar mal umstecken lässt und dann selbst versuchst, den eingeschliffenen Effekt zu erkennen.
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