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Dual Party 1004 Kofferplattenspieler dreht nicht

Verfasst: Do 15. Jul 2010, 21:39
von Ukena
Hallo liebe Leute!

Neulich kam mein Vater nach Haus und was hatte er dabei? Einen Dual Party 1004 Kofferplattendreher! Aus seinen Jugendtagen erhalten geblieben, leider jedoch auf einem im Sommer sehr heißen Dachboden gelagert - über 30 Jahre lang. Die erste Überraschung gab es auch schon beim ersten Öffnen: Die Gummiauflage für die Drehscheibe bestand nicht mehr aus Gummi, sondern war komplett aufgewellt, zerbrochen und einfach dermaßen porrös, dass man sie zwischen den Fingern zerreiben und / oder durchbrechen konnte. Hab beides ausprobiert, hat super geklappt :evil: Nach dem ersten Schock dann aber festgestellt, dass alles an Zubehör noch dabei ist, sogar der Puk für Platten mit größerem Loch. Der Tonabnehmer hat auch noch alle beide Nadeln und die Mechanik funktioniert prima. Hab dann mal die Drehscheibe abgebaut und den Schleifriemenantrieb bewundert, der in 4 Stufen von 16 bis 78 Umdrehungen pro Minute umstellbar ist. Sehr cooles Teil.

Leider fiel mir dabei dann auf, dass der Steller für die Eingangsspannung nicht auf für Deutschland übliche 220 bis 240 Volt, sondern auf amerikanische 110 Volt eingestellt war - zusammen mit der zerstörten Gummiauflage ließ mich dies schon ahnen, dass das Gerät wohl kaum funktionieren wird. Kurz vom Gegenteil geträumt, Eingangsspannung richtig eingestellt, eingestöpselt - geht nicht. War ja klar. Da hat man so ein cooles Teil, sogar samt Repeat-Funktion und passender Platten und es passiert einfach mal - nix.

Lange Geschichte, wenig Sinn: Meint Ihr, die Ihr ja alle sachkundige Profis in Sachen Kofferplattenspielern seid, dass man da noch was retten kann? Am Ausgangskabel für's Monosignal hat jemand rumgepfuscht, das krieg ich aber auch so hin. Ansonsten sieht das Gerät erstaunlich gut aus - nur dass eben trotz Stromspeisung nichts kommt. Wenn es hilft, kann ich demnächst auch sicher Fotos vom geöffneten Gerät posten - bisher war ich allerdings auch noch etwas zu ehrfürchtig und etwas zu beschäftigt, um überhaupt selbst einen Blick reinzuwerfen.

Gruß,
Christian

Verfasst: Do 15. Jul 2010, 22:01
von Paffi
Schönes Teil hast du da :lol: Ich kann dir dieses Board hier empfehlen, da wird man dir sicher gut helfen können, evtl. auch mit Ersatzteilen:
http://www.dual-board.de/

Alles Dualnärrische ;)

Verfasst: Fr 16. Jul 2010, 08:43
von hawkeye
Hallo Christian,

ich habe selber grade so ein altes Teil zur Restauration, damit ich bald mal wieder Opas alte Schellack-Platten hören kann.
Angetrieben werden die Dinger mit sog. Spaltpolmotoren. Und die haben immer die gleichen Probleme:

Es ist so, dass in Jahren des Stillstandes der Anker in den Bronzebuchsen verklebt/verharzt. Dann kann man den Rotor zwar noch von Hand bewegen, aber das schwache Magnetfeld ist nicht stark genug dafür.

Man kann sehr einfach die Ankerplatte vom Motor lösen, den Anker ausbauen, alles mit Waschbenzin reinigen und danach ganz leicht mit Ballistol schmieren.
Dann läuft der wieder wie eine 1. :D

Sollte keine Spannung am Motor ankommen, könnten auch diese versilberten Nockenschalter zu stark oxidiert sein.
Ansonsten kann eigentlich nicht viel kaputt gehen.

Viel Spaß beim Basteln.

Grüße, Daniel

Verfasst: Fr 16. Jul 2010, 10:32
von dadant_de
sorry für OT, aber ich finde es teilweise sensationell, was hier für breitgefächertes wissen unterwegs ist.
donnerwetter! 8O

Verfasst: Fr 16. Jul 2010, 20:33
von Ukena
Vielen Dank für die Antworten! Ich hatte ihn eben auf und hab mal reingeschaut und den Motor auseinandergebaut. Er macht nicht den Eindruck überhaupt geschmiert zu sein - jedoch auch nicht den Eindruck, schmutzig / korrodiert zu sein. Das komplette Innenleben sieht aus, als hätte das Gerät erst vor 5 Tagen die Fabrik verlassen und dann 3 Tage gelaufen. Hier und da Schmiererückstände wo sie hingehören, ansonsten aber sprichwörtlich wie geleckt, das Metall im Innern ist noch nichteinmal angelaufen. Also einfach mal den Anker mit Waschbenzin abwischen und mit Ballistol schmieren? Ich merkte nämlich schon, dass er sich drehen lässt...Den kleinen Magnetspulen links und rechts traue ich aber tatsächlich nicht genug Kraft hierfür zu.

Leider habe ich kein richtiges Ballistol, tuts auch ein preiswertes Feinmechaniköl für Nähmaschinen etc.? Ich denke ja mal? Werde das dann mal ausprobieren, sobald ich Waschbenzin habe :roll:

Nun habe ich noch ein paar Fragen zum Gerät an sich. Es hat zwei Nadeln am Abnehmer, die man per Schalter an der Vorderseite des Tonabnehmers umschalten kann. Eine Stellung ist mit einem großem N in einem Viereck gekennzeichnet, eine mit einem großem M in einem Dreieck. Wozu das Ganze?

Dann gibt es neben der normalen kurzen Stange für die Schallplatten noch eine lange mit einem Mechanismus, der wohl dafür gedacht ist, eine Art "Plattenwechsler" darzustellen. Wie funktioniert das? Auch ein zweiter schwenkbarer Arm ist noch vorhanden, über dem Tonarm - er ist breit, höhenverstellbar und hat ein großes Loch am Ende. Gehört das zum "Plattenwechsler"?

Hat ansonsten noch jemand generelle Informationen über dieses Gerät, wie zum Beispiel Herstellungsjahre, Preise zu der Zeit und so weiter? Mir würde auch ein Link reichen. Wenn keiner eine Idee hat, wende ich mich nochmal ans DUAL-Board, danke dafür Paffkatze.

Gruß,
Christian

Verfasst: Fr 16. Jul 2010, 21:24
von hawkeye
Sieh mal hier:

http://dual.pytalhost.eu/1004/

Da wird wohl alles erklärt. Hab ich grad zufällig gefunden.

Auch wenn die Kiste von innen super-sauber aussieht, können Schmierstoffe verharzt und Kontakte korrodiert sein.
Ballistol und Waschbenzin sind natürlich kein Muß. Zum Reinigen geht auch Spiritus und ähnliches hochprozentiges. :roll:
Zum Schmieren kann man natürlich auch ein gutes Nähmschinenöl nehmen. Nur kein WD-40 oder Caramba.

Ich persönlich nehme gerne Balistol, weil es absolut harzfrei ist und so lecker riecht.
OT: Übrigens schützt es vor Mücken und Zecken! :roll:

Grüße,
Daniel

Verfasst: Sa 17. Jul 2010, 20:06
von stan libuda
Hallo,
nicht den Anker schmieren, sondern dessen Lager.
Gruß Dirk

Verfasst: Sa 17. Jul 2010, 22:08
von Charly
Hallo,

darf ich dazu auch noch eine Frage stellen. Ich habe noch einen Philips-Kofferplattenspieler aus den Ende 60er/Anfang 70er Jahren. Dieser hat genauso die drehebare Nadel - vermutlich für Schellackplatten und normale Platten und ein Wechslersystem. Als ich den vor kurzem nach Jahrzenten des Nichtgebrauchs wieder anschalten wollte (weil ich geplant hatte ihn ggf. zu verkaufen) tat er ebenfalls keinen Muks. Also ist auch hier über die Zeit ein Riemen oder was auch immer in die Auflösung gegangen. Jetzt bin ich am Überlegen oder er in den Mülleimer muss. Hat jemand einen Rat?

LG Charly

Verfasst: So 18. Jul 2010, 10:37
von hawkeye
Gute Frage...
Das mit diesen Reibrädern war früher sehr üblich bei den günstigen Plattenspielern. Viele hatten keine Riemen.
Den Philips kenn ich leider nicht und kann auch nicht viel zur Technik sagen.
Aber da ist ja nie viel drin. Einfach mal reinsehen, prüfen ob der Motor sich bewegt/bewegen läßt, ggf. Spannung am Motor prüfen, Schaltkontakte kontrollieren, reinigen...
Einen sonnigen Sonntag wünsch ich noch 8)

Verfasst: Mo 19. Jul 2010, 23:04
von Ukena
Also, der Tipp mit dem Motor war offenbar schon mal angebracht, nachdem ich das Lager geölt und ihn etwas weniger fest verschraubt hab, als er vorher war, dreht er sich nun wie auf einem Kugellager (sprich, wie 'ne 1 :D) . Trotzdem leider nicht, wenn der Strom angeschlossen ist. Da ich kein Voltmeter besitze, kann ich auch nicht überprüfen, ob eine Spannung ankommt. Ich werde mir also wohl in der Zukunft mal irgendwo ein Voltmeter leihen, mir viel Zeit nehmen und das Teil vorsichtig zerlegen, um alles, was sich drehen muss mit Öl zu behandeln und alles, was kontaktieren muss mit Kontaktspray. Danke für die Tipps! Ich melde mich dann, wenn es Neuigkeiten gibt :D

Gruß,
Christian