Gute Aufnahme von Mahlers 2. Symphonie gesucht

[Linearbevorzuger]

Hallo allemiteinander,

Auch wenn sich der Klassikspezialist Nummer Eins mittlerweile etwas rar gemacht hat, wage ich mal diese Anfrage: ich suche nach einer guten Aufnahme der Zweiten Symphonie von Gustav Mahler (die "Auferstehungssymphonie"). Gut heißt für mich: klanglich soll die Aufnahme überzeugen und der Chor im fünften Satz soll in angemessener Weise den gewünschten Gänsehauteffekt erzeugen. Worauf es bei einer Einspielung dieser Komposition sonst noch ankommt, weiß ich selbst nicht, da ich nur den letzten Satz kenne und ich ein Mahler-Anfänger - und überhaupt eigentlich Klassik-Anfänger bin.

Kann mir irgendwer eine Empfehlung für eine "gute" Einspielung geben?

Vielen Dank schonmal!

Schöne Grüße
Holger

[tf11972]

Hallo Holger,

ich selbst habe Mahlers Zweite in der Einspielung von Mariss Jansons mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam als SACD. Klanglich ist sie erste Sahne, über die Interpretation kann ich nicht sehr viel sagen, da das meine einzige CD von dieser Sinfonie ist.

Viele Grüße
Thomas

[Linearbevorzuger]

Hallo Thomas,

Danke für Deine Empfehlung! Meinste Du diese hier? Falls ja, wäre sie für mich geeignet, da Hybrid-SACD (habe leider keinen SACD-Player).

Gruß Holger

[tf11972]

Hallo Holger,

genau die ist es. Als Hybrid-SACD läuft sie auch auf jedem normalen CD-Player, wobei man halt auf die höhere Auflösung (hört man das?) oder den Surround-Sound (schon eher) verzichten muss. Aber auch in Stereo ist die Scheibe eine Wucht.

Viele Grüße
Thomas

[Linearbevorzuger]

So, jetzt habe ich mal die Einspielung von Mariss Jansons bestellt, und, um gleich mal ein Bisschen zu vergleichen, die der Sechsten von Mahler gleich dazu (die Sechste habe ich von den Wiener Philharmonikern / Pierre Boulez vorliegen). Ich bin mal gespannt - auf jeden Fall schon mal danke für die Empfehlung!

Schöne Grüße
Holger

[kow123]

Hallo,

bin wohl zu spät dran mit meinen Tipps Aber hier trotzdem noch:

Decca Legends - 1975 (Mahler: Sinfonie Nr. 2) Zubin Mehta

oder auch Live-Mitschnitt mit den New Yorker Philharmonikern aus dem Jahre 1987 mit Leonhard Bernstein

[Linearbevorzuger]

Danke auch für diese Empfehlung! Auch wenn ich von einer 1975-Aufnahme keine klanglichen Höhenflüge erwarten würde, könnte die Aufnahme durchaus interessant werden, wenn ich es schaffe, tiefer einzusteigen.

Jetzt muss ich nur noch genug Zeit zum Musikhören finden...

Schöne Grüße
Holger

[Kaddel64]

Hallo Holger,

ich oute mich mal als Fan der 2. Mahler-Sinfonie, nenne zurzeit 14 verschiedene Einspielungen des Werkes mein Eigen und kann wohl behaupten, einen recht guten Überblick zu haben.

Geniale Sinfonie - und Deine Jansons-Einspielung ist klanglich eine absolut erstklassige Aufnahme, der es an nichts fehlt! Gänsehaut kommt vor allem im Finalsatz mit dem Einsatz der tiefen Männerstimmen auf, das habe ich sonst nirgends so erlebt. Auch in puncto Dynamik dürfte kaum eine andere Aufnahme da mithalten können. Mahlers Sinfonien sind beim Concertgebouw Orchestra Amsterdam eigentlich immer gut aufgehoben. Der Lette Mariss Jansons gehört unter den Mahler-Dirigenten nicht gerade zu den "Aufbauschern" oder "Einpeitschern". Das hat das Werk aber auch gar nicht nötig. Die Wirkung stellt sich ganz von selbst ein, wenn man die Sinfonie als Interpret ernst nimmt und ihr nicht zusätzliche, aufgesetzte Effekte verleiht. Das ist Jansons ziemlich gut gelungen.
Gerade für Gustav Mahlers Sinfonien sind Surround-Aufnahmen ein klanglicher Zugewinn. Da Du keinen SACD-Player hast, höre Dir doch auch mal die Bonus-DVD an! Das Bild liefert gerade für den Einsteiger wertvolle Zusatzinformationen zum Verständnis, der Klang steht dem der CD in nichts nach, die ja auch eine Zusammenstellung aus mehreren Konzertmitschnitten darstellt. Aber vor allem bietet die DVD diesen räumlichen Eindruck, der Mahler vorschwebte.

Bin wohl zu spät dran mit meinen Tipps. Aber hier trotzdem noch:
Decca Legends - 1975 (Mahler: Sinfonie Nr. 2) Zubin Mehta

Eine sehr druckvolle, energische Aufnahme, die seinerzeit auch klanglich Maßstäbe setzte. Mir persönlich gefällt der etwas zu brillante, von vielen gerühmte Decca-Klang nicht so sehr, ich bevorzuge die warmen und dunkleren Klangfarben.

oder auch Live-Mitschnitt mit den New Yorker Philharmonikern aus dem Jahre 1987 mit Leonhard Bernstein

Hm. Wenn es Leonard Bernstein sein soll, dann würde ich seine unvergleichlich straffer musizierte, 24 Jahre ältere Aufnahme (CBS/Sony) mit demselben Orchster bevorzugen, wobei man bei Bernstein wissen sollte, dass er gerne zu Übertreibungen neigte. In seiner ersten (von drei erhältlichen Einspielungen der Sinfonie) halten sich die Ausschweifungen aber in erträglichen Grenzen, und der Klang ist auch für verwöhnte Ohren akzetabel. Bernsteins schwülstiges, espressives und oft zerdehntes "Mahler-Verständnis" ist meine Sache eher nicht. Nichtsdestotrotz hat er zweifellos Unverzichtbares zur Mahler-Rezeption beigetragen.

Klanglich ähnlich gut wie die Amsterdamer, für mich aber vor allem musikalisch herausragend ist die Aufnahme des Estnischen Dirigenten Paavo Järvi mit dem Radiosinfonieorchester Frankfurt (Amazon). Es ist eine Stereo-CD, und hier hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Tempogefüge in sich stimmt. Järvi beachtet die Partiturvorschriften penibel ohne sich in Details zu verlieren und gelangt damit besonders im Kopsatz der Sinfonie ("Totenfeier") zu erstaunlichen Resultaten. Der Chor ist Spitzenklasse, aber auch die Solisten und das Orchester überzeugen mühelos. Auch das ein Live-Mitschnitt.

Eine berühmte und trotz ihres hohen Alters nicht zu verachtende CD ist die 1963 enstandene Aufnahme mit Otto Klemperer und dem Philharmonia Orchestra London sowie Elisabeth Schwarzkopf (Sopran). Abseits der "großen" Mahler-Dirigenten empfehle ich immer auch gerne die musikalisch und klanglich überzeugende Decca-CD mit Herbert Blomstedt und dem San Francisco Symphony Orchestra (1992).

Übrigens: Deine Mahler-Sechste mit Pierre Boulez ist auch mein Favorit dieser Sinfonie - ein Juwel. Viel Spaß bei weiteren Entdeckungen.

Gruß, Kaddel

[Linearbevorzuger]

Hallo Kaddel,

Vielen Dank für Deine wie immer äußerst fundierten und hilfreichen Empfehlungen! Soweit ich das bisher verstanden habe, dürfte ich also mit der Jansons-Einspielung eine Aufnahme in Händen (bzw. als FLAC auf dem Mediaserver) haben, die meinen Erwartungen voll entsprechen dürfte. Eines kann ich jedenfalls nach kurzem Reinhören schon sagen: klanglich ist die Aufnahme tatsächlich phänomenal, das Orchester wird nachgerade holographisch in den Raum gestellt, die Dynamik ist toll - so soll es klingen.

Von den von Dir genannten weiteren Einspielungen dürfte für mich wohl die Paavo-Järvi-Aufnahme besonders interessant sein; diese werde ich mir voraussichtlich als nächstes vornehmen, sowie ich in die Zweite "hereingefunden" habe. Danke auch für diesen Tipp!

Ich hatte mir ja, wenn man schon mal dabei ist, zur Sechsten von Boulez / Wiener Philharmoniker als Vergleich die Jansons / Concertgebouw Orchestra-Aufnahme mitbestellt. Auch hier beeindruckt schon einmal der Klang - aber für den ausführlichen Vergleich werde ich wohl noch ein paar Wochen / Monate brauchen. Das Material will ja nicht nur durchgehört, sondern auch gewürdigt werden, und bei ca. 80 min pro Aufnahme dauert das sicher ein Bisschen.

Tja, jetzt habe ich also doch mit dem weiten Feld "Klassik" angefangen (auch wenn wir es hier mit Spätromantik zu tun haben). Es gibt jede Menge zu hören und zu verstehen - aber ich habe ja noch ein paar Jahre Zeit dazu!

Schöne Grüße
Holger

[Linearbevorzuger]

[...]ich oute mich mal als Fan der 2. Mahler-Sinfonie [...]

Mittlerweile: dito! Zwar habe ich bisher die RCO/Jansons-Aufnahme nur je einmal komplett gehört und gesehen (und etliche Male den Chorpart des Fünften Satzes gehört - das Finale ist wie eine Droge), aber die Faszination für dieses Mammutwerk war sofort da. Eine echte Bereicherung für meine CD-Sammlung und meinen musikalischen Horizont, und Ausgangspunkt für hoffentlich viele spannende Entdeckungsreisen.

Danke nochmals für die Empfehlungen!

Schöne Grüße
Holger