Hallo Holger,
ich oute mich mal als Fan der 2. Mahler-Sinfonie, nenne zurzeit 14 verschiedene Einspielungen des Werkes mein Eigen und kann wohl behaupten, einen recht guten Überblick zu haben.
Geniale Sinfonie - und Deine Jansons-Einspielung ist klanglich eine absolut erstklassige Aufnahme, der es an nichts fehlt! Gänsehaut kommt vor allem im Finalsatz mit dem Einsatz der tiefen Männerstimmen auf, das habe ich sonst nirgends so erlebt. Auch in puncto Dynamik dürfte kaum eine andere Aufnahme da mithalten können. Mahlers Sinfonien sind beim Concertgebouw Orchestra Amsterdam eigentlich immer gut aufgehoben. Der Lette
Mariss Jansons gehört unter den Mahler-Dirigenten nicht gerade zu den "Aufbauschern" oder "Einpeitschern". Das hat das Werk aber auch gar nicht nötig. Die Wirkung stellt sich ganz von selbst ein, wenn man die Sinfonie als Interpret ernst nimmt und ihr nicht zusätzliche, aufgesetzte Effekte verleiht. Das ist Jansons ziemlich gut gelungen.
Gerade für Gustav Mahlers Sinfonien sind Surround-Aufnahmen ein klanglicher Zugewinn. Da Du keinen SACD-Player hast, höre Dir doch auch mal die Bonus-DVD an! Das Bild liefert gerade für den Einsteiger wertvolle Zusatzinformationen zum Verständnis, der Klang steht dem der CD in nichts nach, die ja auch eine Zusammenstellung aus mehreren Konzertmitschnitten darstellt. Aber vor allem bietet die DVD diesen räumlichen Eindruck, der Mahler vorschwebte.
kow123 hat geschrieben:Bin wohl zu spät dran mit meinen Tipps. Aber hier trotzdem noch:
Decca Legends - 1975 (Mahler: Sinfonie Nr. 2) Zubin Mehta
Eine sehr druckvolle, energische Aufnahme, die seinerzeit auch klanglich Maßstäbe setzte. Mir persönlich gefällt der etwas zu brillante, von vielen gerühmte Decca-Klang nicht so sehr, ich bevorzuge die warmen und dunkleren Klangfarben.
kow123 hat geschrieben:oder auch Live-Mitschnitt mit den New Yorker Philharmonikern aus dem Jahre 1987 mit Leonhard Bernstein
Hm. Wenn es
Leonard Bernstein sein soll, dann würde ich seine unvergleichlich straffer musizierte, 24 Jahre ältere Aufnahme (CBS/Sony) mit demselben Orchster bevorzugen, wobei man bei Bernstein wissen sollte, dass er gerne zu Übertreibungen neigte. In seiner ersten (von drei erhältlichen Einspielungen der Sinfonie) halten sich die Ausschweifungen aber in erträglichen Grenzen, und der Klang ist auch für verwöhnte Ohren akzetabel. Bernsteins schwülstiges, espressives und oft zerdehntes "Mahler-Verständnis" ist meine Sache eher nicht. Nichtsdestotrotz hat er zweifellos Unverzichtbares zur Mahler-Rezeption beigetragen.
Klanglich ähnlich gut wie die Amsterdamer, für mich aber vor allem musikalisch herausragend ist die Aufnahme des Estnischen Dirigenten
Paavo Järvi mit dem Radiosinfonieorchester Frankfurt (
Amazon). Es ist eine Stereo-CD, und hier hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Tempogefüge in sich stimmt. Järvi beachtet die Partiturvorschriften penibel ohne sich in Details zu verlieren und gelangt damit besonders im Kopsatz der Sinfonie ("Totenfeier") zu erstaunlichen Resultaten. Der Chor ist Spitzenklasse, aber auch die Solisten und das Orchester überzeugen mühelos. Auch das ein Live-Mitschnitt.
Eine berühmte und trotz ihres hohen Alters nicht zu verachtende CD ist die 1963 enstandene Aufnahme mit
Otto Klemperer und dem Philharmonia Orchestra London sowie Elisabeth Schwarzkopf (Sopran). Abseits der "großen" Mahler-Dirigenten empfehle ich immer auch gerne die musikalisch und klanglich überzeugende Decca-CD mit
Herbert Blomstedt und dem San Francisco Symphony Orchestra (1992).
Übrigens: Deine
Mahler-Sechste mit Pierre Boulez ist auch mein Favorit dieser Sinfonie - ein Juwel. Viel Spaß bei weiteren Entdeckungen.
Gruß, Kaddel