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LEDE-Prinzip grundsätzlich schlecht für Musikreproduktion?

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
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Stefan81
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LEDE-Prinzip grundsätzlich schlecht für Musikreproduktion?

Beitrag von Stefan81 »

Hallo,

falls ich den Artikel von Linkwitz nicht falsch verstanden habe, verwirft er das weit verbreitete LEDE-Prinzip der akkustischen Raumoptimierung für natürliche Soundreproduktion.

http://www.linkwitzlab.com/AES%2707/AES123-final2.pdf

In diesem Dokument weist Linkwitz begründet darauf hin, dass die Reflexionen, sofern sie mehr als 6 ms nach dem Direktschall am Ohr ankommen (was für die meisten ERSTreflexionen wohl nicht gilt), vom Direktschall unterschieden werden können, FALLS sie eine Kopie des Direktschalls darstellen.
Werden aber nun durch frequenzabhängige Absorber (so wie Schaumstoff und auch Fiberglas) die Reflexionen verfärbt, so kann das Gehirn ab einem gewissen Verfärbungsgrad, laut Linkwitz, nicht mehr zwischen Direkt- und Reflexionsschall unterscheiden.
Daraus geht auch hervor, wie ungeeignet u.a. dünne Schaumstoffe zur akkustischen Raumkorrektur sind.

Bezogen auf die raumakkustischen Hauptproblematiken Nachhallzeit (auch Flatterechos usw), Raummoden und Reflexionsschall (mit <6 ms Differenz zum Direktschall) nehme ich aus dieser Schlussfolgerung mit, dass ich, wenn ich meinen Raum nur zur SoundREproduktion nutzen will, möglichst nur Basstraps in den Ecken anbringen und die Erstreflexionen möglichst breitbändig dämpfen sollte, darüber hinaus die Nachhallzeit aber nicht weiter beeinflussen sollte.

Weiterhin wird der sog. "precedence-effect" angesprochen. Kurz gesagt handelt es sich hier, laut Artikel, um einen Filtereffekt des Gehirns, der es uns ermgölicht, zwischen Direkt- und Diffusschall bezüglich der Lokalisation auch unter den 6 ms time-delay zu unterscheiden.
Fällt der time-delay allerdings unter 1 ms, so zerfällt der precedence-effect.

Zusammen mit der Wichtigkeit der Symmetrie entlang der Mittelsenkrechte zwischen beiden Lautsprechern ergibt sich für mich daraus die Schlussfolgerung, dass sogar die Erstreflexionen nur gedämpft werden sollten, falls sich an den Reflexionspunkten asymmetrische akkustische Gegebenheiten befinden, wie z.b. eine Tür auf einer Seite. Außerdem müssen die Lautsprecher so weit von den Wänden stehen, dass die Erstreflexionen mit > 1 ms time-delay vom Direktschall ankommen.

Machen diese Schlussfolgerungen Sinn?

Auf Seite 15 stehen noch sehr interessante Experimente mit Bezug auf den Unterschied zwischen der vom Gehirn verarbeiteten Version von dem was wir hören und dem was wir eigentlich hören "sollten", wären keine Gehirnfilter aktiv.
Daraus geht auch hervor, wie wichtig die Gewöhnung an einen akkustischen Raum ist.

Grüße,
Stefan
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Stevienew
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Re: LEDE-Prinzip grundsätzlich schlecht für Musikreproduktio

Beitrag von Stevienew »

Hallo Stefan,
ich habe den Artikel von Linkwitz noch nicht ganz durchdrungen, möchte aber dennoch etwas zum Thema beitragen :oops:
Meiner Meinung nach ist das Delay zwischen Direktschall und Refelxionen der entscheidende Faktor.
6 ms entsprechen einer "Wegstrecke" von annähernd 2 m. D.h., dass bei ausreichendem Abstand der Schallquelle zu der Reflexionsfläche keine Beeinträchtigung des Hörempfindens durch 1. Reflesionen entstehen. Nur leider ist es nicht jedem möglich, diese Abstände zu realisieren.
Der angesprochene "presence-Effect" in allen Ehren, mein kleines Gehirn ist da anscheinend weniger leistungsfähig :D , denn ich habe deutliche Verbeserungen im Klangbild nach Einsatz von Diffusoren/Absorbern an den kritischen Stellen wahrgenommen. Meine uneingeschränkte Zustimmung finden Deine Schlussfolgerungen hinsichtlich der geforderten Symmetrie, aber auch das kann ich nur mir eigener Hörerfahrung belegen und nicht wisenschaftlich untermauern.


bis dann

P.S. Danke, dass Du dieses "Grundlagenthema" mal wieder aufgebracht hast. Interessiert mich :D
Stefan

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Stefan81
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Re: LEDE-Prinzip grundsätzlich schlecht für Musikreproduktio

Beitrag von Stefan81 »

Falls man englisch kann, hier auch eine interessante Videoreihe von Linkwitz über das Thema "accurate sound reproduction from two loudspeakers in a living room".

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TasteOfMyCheese
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Re: LEDE-Prinzip grundsätzlich schlecht für Musikreproduktio

Beitrag von TasteOfMyCheese »

Von mir ebenfalls dankeschön für den Artikel und die Gedanken dazu.
Bei mir liegt der seitliche Wandabstand der Boxen bei ca. 40cm, daher muss ich hier dämpfen, bzw. die ersten Reflektionen unterdrücken, da ich ansonsten mit Sicherheit "gefühlten Direktschall" von der Seite bekomme.
Stevienew hat geschrieben:Meine uneingeschränkte Zustimmung finden Deine Schlussfolgerungen hinsichtlich der geforderten Symmetrie, aber auch das kann ich nur mir eigener Hörerfahrung belegen und nicht wisenschaftlich untermauern.
Wenn keine Symmetrie herrscht, erreicht der Schall das Ohr ja zu unterschiedlichen Zeitpunkten und auch unterschiedlich stark, das würde zwangsläufig die Stereobühne kaputt machen und zusätzlich auch noch den gesamten Klang "verschieben".
Bezüglich des "Precedence"-Effekts muss ich mich noch ein wenig informieren.

Grüße
Berti
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