in diesem Forum geht es ja sehr oft darum, wie man noch die letzten Feinheiten aus den Aufnahmen herausholt, immer auf der Suche nach dem perfekten Klang.
Mich würde einmal interessieren, wie Ihr Musik hört, also wie häufig, bei welchen Gelegenheiten, mit welcher inneren Haltung, in welchen Räumlichkeiten etc.
Bei mir ist es - wie sicher bei vielen von Euch - so, dass sich das Musikhören auf die Abendstunden und das Wochenende beschränkt. Dabei läuft abends, wenn die Kinder im Bett sind, unsere Anlage im Esszimmer. Meistens höre ich dort Musik eher im Hintergrund, oft zusammen mit meiner Frau, wenn wir abends auf ein Gläschen guten Wein beieinandersitzen. Die Lautstärke ist dann natürlich eher moderat bis sehr moderat.
Wenn ich am Wochenende die Muße finde zum kochen (es handelt sich um einen offenen Bereich mit Küche und Esszimmer), dann höre ich auch schon einmal ein wenig lauter. In beiden Fällen geht es aber nicht um konzentriertes Hören mit richtiger Sitzposition. Nur manchmal setze ich mich abends im Esszimmer genau im Stereodreick vor die 4er und höre bewusst Musik. Manchmal surfe ich nebenbei im Internet, zum Beispiel hier im Forum. Die Lautstärke ist dann mittel. Zwar ginge auf der Anlage auch deutlich mehr, aber dafür ist einfach die Raumakustik zu bescheiden, und da es sich faktisch um den am meisten genutzten Wohnraum handelt, werde ich von allen Maßnahmen zur klanglichen Optimierung dort absehen.
Dafür habe ich ja mein Wohnzimmer mit der Hauptanlage und meinen heiß geliebten 14ern. "Hauptanlage" trifft es aber nur hinsichtlich der klanglichen Performance. Denn rein quantitativ ist die Anlage im Esszimmer ungleich öfter und länger in Betrieb. Im Wohnzimmer höre ich Musik immer konzentriert. Das heißt, ich sitze auf der optimalen Position (es geht dort wirklich um wenige Zentimeter), und widme mich ausschließlich der Musik - kein Lesen, kein Surfen und sonstiges lenkt mich dann ab. Die Lautstärke ist dann eher deutlich lauter als Zimmerlautstärke, manchmal in der Nähe von Livepegeln. Dieses intensive Hören dauert naturgemäß nie allzu lange; zumeist ist nach einer Stunde Schluss, da dann auch die Konzentration nachlässt.
Vielleicht ist "Konzentration" in diesem Zusammenhang ein zunächst irritierendes Wort. Aber ich finde, es trifft die Situation ganz gut. Denn für mich ist das intensive Musikhören - ganz egal, ob Klassik, Rock, Jazz oder was auch immer - eine Situation, in der Anspannung und Entspannung ganz nahe beieinander liegen. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber in solchen Momenten ertappe ich mich manchmal dabei, wie meine Aufmerksamkeit sich unbewusst von der Musik entfernt hat und den Klang der Anlage überprüft: Wie ist die Stereobühne, wie sauber kommt der Bass, wie exakt sind die einzelnen Instrumente ortbar usw. Die Augenblicke der musikalischen Erfüllung sind dagegen jene, in denen ich diesen Testmodus hinter mir lassen und ganz in der Musik aufgehen kann. Dabei meine ich keinesfalls, dass mit der Klang dann nicht mehr wichtig wäre; nur gibt es eben diesen nahezu meditativen Zustand, in dem man sich der klanglichen wie auch der musikalischen Perfektion nahe weiß, ohne darüber bewusst zu reflektieren, ohne diesen Zustand durch innere Unruhe oder angestrengte Gedanken zu entweihen - für mich ein "heiliger" Moment und letztlich der Grund, all diesen Aufwand zu treiben.
Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt, wie Ihr Musik hört, und freue mich auf hoffentlich viele Rückmeldungen!

Viele Grüße
Genussmensch