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Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Fragen und Antworten zu Nubert Verstärkern
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HighwayStar
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Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von HighwayStar »

Einige haben es vielleicht schon gelesen (http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... 32&t=42607): ich habe meine altehrwürdige Vorstufe Mark Levinson № 38 durch eine NuControl ersetzt. Warum?

Im Frühjahr habe ich mir ein AntiMode 2.0 zugelegt. Das Kistchen bringt eine deutliche Klangverbesserung. Und vor allem: Dank Einmessautomatik praktisch auf Knopfdruck. Aber das Rumgehampel mit zwei Geräten hat mich dann doch zunehmend genervt (was aber auch daran liegt, dass ich das AntiMode in den Tape-Monitor eingeschleift habe).

Das alles (und noch ein bisschen mehr) kann die NuControl auch, nur eben ohne Einmessautomatik. Als mir kürzlich eine gebrauchte NuControl zu einem wirklich guten Preis über den Weg gelaufen ist, konnte ich nicht widerstehen.

Die Ausstattung der NuControl bietet ziemlich genau das, was ich wollte. Neben dem tollen Equalizer zum Beispiel einen digitalen Eingang für meinen AirPort Express. Skeptisch war ich jedoch, ob sie klanglich mit der № 38 mithalten kann. Die ist zwar inzwischen über 20 Jahre alt, hat aber auch einmal rund 12.000 Mark gekostet. Ich war in den 90ern geradezu verliebt in diesen majestätischen Klang von Mark Levinson oder Krell.

So auch die № 38: Sie baut das Klangbild gewissermaßen von unten her auf, mit einem satten aber auch sehr straffen, kontrollierten Bass. Schon von daher passt sie bestens zu meinem Pärchen NuVero 70, die für mich ebenfalls „Kontrollfreaks“ sind. Ebenfalls klasse finde ich, wie klar und direkt die № 38 Singstimmen wiedergibt. Vor allem aber findet sie noch das allerkleinste akustische Detail, das berühmte Glöckchen hinten links bei 2:17 (ihr wisst schon, was ich meine).

Seinerzeit hat man den Verstärkern von Mark Levinson wie eigentlich allen Amps aus Amerika einen etwas klinischen Klang nachgesagt. Mein Händler wollte mir deshalb eine Endstufe von McIntosh aufschwatzen – fürchterlich. Es ist dann eine Bryston 4B ST geworden, mit der das Klangbild etwas „gefälliger“, „musikalischer“ wird. Die habe ich heute noch, jetzt hängt die NuControl dran. Und dann gibt es noch einen Subwoofer mit 25-Zentimeter-Treiber von einem britischen Hersteller (nur der Vollständigkeit halber ebenfalls erwähnt).

Was mich an der McIntosh gestört hatte, war die Raumabbildung. Das macht die № 38 nämlich verdammt gut (die NuVero 70 übrigens auch) und das wollte ich mir von der Endstufe nicht kaputt machen lassen. Da steht wirklich jedes Instrument, jeder Musiker dort im Raum, wo sie vom Toningenieur hingestellt wurden. Das gilt insbesondere auch für die Tiefenstaffelung – bei guten Aufnahmen höre ich klar, ob ein Instrument eher an der Vorderkante der Hörbühne spielt oder im Hintergrund. Dabei öffnet die № 38 die Bühne eher nach hinten als zum Hörplatz hin. Das ist mir wichtig, weil ich in Nahfeldaufstellung höre und nicht den Eindruck haben möchte, dass mir Tosho von der Blues Company gleich auf den Schoß stolpern wird.

Und die NuControl? Zunächst einmal klingt sie eine Spur schlanker. Aber nicht, dass untenherum etwas fehlen würde, sie hat einfach die Bassimpulse nochmals einen Tacken fester im Griff als die № 38. Es ist einfach beeindruckend, wie staubtrocken die Bässe in den Raum geworfen werden – aber das scheint ja eh eine Spezialität à la Nubert zu sein.

Bei den Mitteltönen sind sich beide Pre-Amps nach meinem Dafürhalten sehr ähnlich, um nicht zu sagen identisch. Um das Pferd einmal von hinten aufzuzäumen: Auch bei der NuControl wünsche ich mir wie bei der № 38 bisweilen etwas mehr Gold in den Klangfarben und weniger Silber. Bei der NuControl sogar einen etwas kräftigeren Schuss Gold. Zum Beispiel bei Kaylleigh von Marillion (2017 Remastered). Das klingt für mich etwas dünn, die Stimme von Fish dürfte gerne aus einer größeren Brust kommen. Aber Fish klingt auch über die № 38 dünn.

Die größte Überraschung ist für mich jedoch, wie souverän die NuControl im Hochtonbereich ist. Dass da nichts fehlt fehlt und alles blitzt und funkelt, ist eh klar. Aber wenn eine Aufnahme eigentlich unerträglich produziert ist, wird sie mit der NuControl annehmbar.

Bestes Beispiel dafür ist die Scheibe „Scorpions Revisted“ von Uli Roth aus dem Jahr 2015. Wie Uli Roth da 19 Stücke aus seiner Zeit bei den frühen Scorpions neu interpretiert, finde ich wirklich klasse. Wie er die Gitarre jaulen, kreischen und sägen lässt, aber auch singen und einschmeicheln. Und gegen den Frontmann Nathan James wirkt Klaus Meine wie ein schüchterner Schulbub. Produzent Sascha Paeth scheint mir allerdings beim Abmischen Kopfhörer für 3,95 Euro aus dem Baumarkt im Ohr gehabt zu haben. Und so ist die Scheibe gnadenlos höhenbetont produziert, manchmal glaubt man, von der verzerrten Gitarre nur die Obertöne zu hören. Mit meinem hell abgestimmten Kopfhörer Beyerdynamic T70 p ist die Scheibe schlicht unerträglich, mit der № 38 klingst es ab einer gewissen Lautstärke lästig. Die NuControl macht zwar auch keine produktionstechnische Perle aus dem musikalisch wirklich gelungenen Werk. Aber irgendwie scheint sie die nervenden Obertöne in die Schranken zu weisen. Jedenfalls habe ich mir „Pictured Life“ heute mit mehr Genuss angehört als bisher.

Und weil ich es gerade angehört habe, ein weiteres Beispiel dafür, wie die NuControl lästige Hochtöne bändigt: Deep Purple haben im Herbst 1993 die Abschiedstournee des Gitarristen Ritchie Blackmore mitgeschnitten und dann mehrfach veröffentlicht – zuletzt „Remastered“ als „Live in Europe 1993“. Das Mikrofon von Sänger Ian Gillan ist dabei bis hart an die Aussteuergrenze aufgedreht – und bei den Sibilanten darüberhinaus. Da schneidet sich jeder S-Laut in den Gehörgang wie ein heißes Messer in einen Block Butter. Besonders bei der Remastered-Ausgabe, wo offenbar tiefste Bässe und höchste Höhen nochmals angehoben wurden.

Bei der NuControl wird dieses Buttermesser nun stumpf – und das meine ich ganz im positiven Sinne. Da kann ich gleich den Opener „Highway Star“ aufdrehen, dass der Putz von den Wänden fällt. Aber kreischende Sibilanten? Fehlanzeige. Man hört diese Mini-Übersteuerungen (oder Rückkopplungen) gut heraus, aber sie stören nicht sonderlich. Und das keinesfalls um den Preis, dass die NuControl die Höhen weichspülen würde. Wenn Ritchie Blackmore mit seinem Gitarrensolo einsteigt, dann hat das genau die richtige Portion Biss und Aggressivität. Im Vergleich wirkt die № 38 da doch etwas anstrengender.

Unterschiede zwischen der NuControl und der № 38 gibt es auch bei der Raumabbildung. Die NuControl stellt jeden Musiker noch dezidierter auf seinen ihm zugewiesenen Platz. Aber sie engt die Bühne im Vergleich zur Mark Levinson auch etwas ein, vor allem die Tiefe wirkt komprimiert. Aber was mir wichtig ist: Auch die NuControl öffnet die Bühne von der Lautsprecherbasis aus betrachtet nach hinten. Und bei ihr gewinnen die Musiker Größe, da spielt keine Hobbits-Band mehr. Wobei einige Aufnahmen durchaus derart produziert sind, dass Sänger schon fast eine realistische Größe einnehmen, etwa Tosho von der Blues Company in „Cold Rain“.

Lange Rede, kurzer Sinn: Letztendlich sind die klanglichen Unterschiede zwischen der NuControl und der Mark Levinson № 38 marginal. Beide Vorverstärker setzen nur unterschiedliche Akzente. Und da haben sich meine anfangs gehegten Befürchtungen, dass die NuControl der № 38 nicht das Wasser reichen könnte, glücklicherweise nicht erfüllt. Im Gegenteil – die NuControl scheint mir unterm Strich „langzeittauglicher“ zu sein. Dafür punktet die № 38 mit der besseren Raumdarstellung.

In einem Punkt sticht die № 38 die NuControl jedoch klar aus: Sie ist gebaut wie ein Panzer. Nicht, dass die NuControl billig wirken würde. Aber gefühlt ist das Blech bei der Mark Levinson doppelt so dick, die Anschlüsse wirken wie für die Ewigkeit konstruiert und die Fernbedienung ist aus einem massiven Aluminiumblock herausgefräst. Da kann die Standard-Kunststoff-Fernbedienung der NuControl bei weitem nicht mithalten – dafür hat sie mehr Funktionen.
Zuletzt geändert von HighwayStar am So 3. Dez 2017, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von Bruno »

danke für den Bericht :D
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Re: Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von volker.p »

Ich habe auch Aufnahmen, wo ich gedacht habe, wie schlecht sind die denn.....

Jetzt kann ich diese Aufnahmen auch richtig laut hören, eine Gitarre klingt gewollt kreischend und verzerrt...nervt aber nicht.
Das schreibe ich aber eher meinen 334 zu und nicht der nuControl, oder ist es die komplette Kombi? :D
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Re: Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von Bruno »

die super Kombi Volker :wink:
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Re: Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von volker.p »

...naja als "super Kombi" würde ich sie nicht bezeichnen. Eher als liebevoll zusammen gestellt :D
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Re: Angehört und zugehört: NuControl vs. Mark Levinson № 38

Beitrag von HighwayStar »

volker.p hat geschrieben: Das schreibe ich aber eher meinen 334 zu und nicht der nuControl, oder ist es die komplette Kombi? :D
Bei mir ist es sicher auch die "komplette Kombi". Auch wenn ich nicht die 334 habe, sondern die NV 70. Aber die habe ich ja auch schon mit der "alten" Vorstufe gehabt. Insofern fand ich jetzt meinen Vergleicht (und den Ausgang) spannend.
LG
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