Ein Toningenieur arbeitet normalerweise in einem Tonstudio. Dort ticken die Uhren etwas anders...
In einem ordentlichen Tonstudio wird enorm viel für die Raumakustik getan!
Es wird versucht so gut es geht, eine Reflexionsfreie Zone am Mischplatz (Einzahl! Ein Abhörer...) zu erreichen.
Bspw. durch winklige Wände, die die Erstreflexionen um den Toningenieur herumleiten, und die im hinteren Teil des Studios dann massiv absorbiert werden.
Es hat teilweise sehr niedrige Nachhallzeiten und zwar gleichmäßig, über den gesamten Frequenzgang. Absober Großeinsatz...
Was noch an Reflektionen übrig bleibt, wird durch Diffusoren aufgebrochen um zu erreichen, dass der Nachhall schneller diffus wird/ist.
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Der Mischplatz ist im Allgemeinen im vorderen Raumdrittel und es wird mit einem sehr kleinen Stereodreieck gearbeitet.
Man versucht innerhalb des Hallradius zu bleiben. Bedeutet viel Direktschall, wenig Diffusfeld.
Studiomonitore bündeln deutlich stärker, als Hifi Lautsprecher für das Wohnzimmer. Nicht auf Achse hören, bedeutet hier schnell verfälscht zu hören.
Abseits dieses gebündelten Schallstrahls, strahlen auch Studiomonitore einen "verzerrten" Frequenzgang ab.
Aber es wird eben auch alles unternommen damit Reflektionen des Diffusfeldes nicht stören können.
Reflektionen gibt es immer, auch im Studio. Nur das sie weniger negative Auswirkungen haben.
Im Wohnzimmer sind Reflektionen i.A. störender.
Da eben im Normalfall keine, bis wenig Raumakustische Massnahmen getroffen werden. Bestenfalls werden die Erstreflexionen im MT/HT Bereich noch etwas entschärft.
Massive Absorption, wie im Studio, ist eh kaum möglich. Das Stereodreieck ist viel größer und es soll auch auf den Nachbarplätzen noch gut gehört werden können.
Allermeistens befindet sich der Haupthörplatz ausserhalb des Hallradius und somit stört das vorhandene Diffusfeld quasi immer.
Daher versucht man eben mit breit abstrahlenden Laustprechern zu arbeiten.
Der unverzerrte "Schallstrahl" ist hier deutlich breiter. Damit sind auch die unvermeidbaren Reflektionen nicht von vorneherein verzerrt. Salop gesagt, sollen Sie so besser zum Direktschall passen...
Wenn Dich also beispielsweise der Hochton deiner Lautsprecher nervt, ist es im WZ probat, die LS auszudrehen.
Denn normalerweise bündelt der Hochtöner am stärksten und somit fällt der Hochton abseits der Achse am schnellsten ab.
Du bekommst dann am Haupthörplatz eben weniger direkten Hochton ab.
Wenn der auf Achse lineare Lautsprecher dann unter Winkel, bspw. eine Mitteltonsenke hat und Dir alles zu anspringend/direkt erscheint... drehen.
Ein ein-/ausdrehen der Lautsprecher ändert auch bspw. die Bühnenabbildung.
etc...
Also daheim muss man schon mit den Gegebenheiten arbeiten um für SICH und seinen Raum, das Optimale zu finden.
In einem Studio wäre sowas Frevel, weil es letztlich herumdoktoren an den Symptomen und nicht beheben von Raumakustischen Problemen ist.
Mir ist schon klar das es dazu auch völlig verschiedene Ansichten gibt und das alles irgendwie Diskussionwürdig erscheint.
Daher erhebe ich auch keinen absolutistischen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit...
LG,
Micha