CD der Woche: Queen - Queen II
Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 21:13
1974. Ein denkwürdiges Jahr. Der unverdorbenste und zuverlässigste Mensch den ich jemals kennenlernen sollte wird geboren. Leider blieb mir diese wundervolle Person bis 1997 verborgen. Für die Lehrer einer Grundschule im Ruhrgebiet, ist 1974 kein gutes Jahr: Das Blap wird eingeschult. Betragen: "Nicht immer gut", Häuslicher Fleiß: "Ausreichend".
1974. Die größte Rockband aller Zeiten, veröffentlicht in diesem Jahr gleich zwei Studioalben. Zunächst das schlicht "II" genannte, man errät es kaum, zweite Studioalbum. Noch im gleichen Jahr folgt mit dem dritten Album "Sheer Heart Attack" ein weiterer Geniestreich. Freilich sind Queen zu dieser Zeit noch keine Stars, eher ein beliebtes Ziel der britischen Musikpresse. Diese überschüttet die Band mit reichlich negativer, unsachlicher Kritik. Die Zeiten sollten sich ändern, in wenigen Jahren wird man die Band in den Himmel loben.
Ein Zeitsprung. Wir schreiben das Jahr 1980. Das Blap besucht inzwischen die Realschule. Die Freude des Lehrkörpers bleibt weiterhin überschaubar. Musik höre ich auch gerne. Noch nichts bestimmtes, aber Rock erscheint viel reizvoller als Disco, Schlager oder anderes. Ein neuer Klassenkamerad, ein Jahr älter, bombardiert mich ständig mit nervigen Fragen. "Kennst Du Queen", "Kennst Du Album "..." oder Song "...". Die sind echt genial, bla bla bla....
Man freundet sich an, und nach einem Nachmittag mit "Queen-Dauerbeschallung", ist nichts mehr so wie vorher. Ich muss diese Platten auch haben. Mutter und damaliger Stiefvater werden ständig penetriert: "Ich will diese Platten haben, ich muss diese Platten haben..."
Im Sommer 1980 ist es dann soweit. Zum 12.Geburtstag gibt es meine ersten drei LPs. II, Sheer Heart Attack und The Game. Noch heute klingen die Worte des damligen Ehemannes meiner Behälterin in meinen Ohren: "Diesen Krach hörst Du keine zwei Jahre lang..." Die Pfeife hatte Recht. Es sind bereits 25 Jahre geworden, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Nun zum Thema. Queen II. Wie oft habe ich dieses Album gehört? Ich weiss es nicht, aber noch heute kennt meine Freude über diese Göttergabe keine Grenzen. Die LP hatte ein Cover zum aufklappen. Seite 1 ist, bis auf einen Roger Taylor Song, komplett von Gitarrist Brian May komponiert. Seite 2 geht komplett auf das Konto von Freddie Mercury.
Los geht es mit dem Intro "Procession". Der Titel sagt alles, andächtig lauschen und der Dinge harren die da kommen. "Father to Son" ist ein typischer May Rocker, mit fetten Gitarrenwänden in seinem unverkennbaren Sound. May klang schon damals wie May, völlig eigenständig. "White Queen" ist eine schöne Ballade, und bei "Some Day One Day" übernimmt Brian May auch den Gesang. Abgeschlossen wird die erste Seite des Albums, durch den Roger Taylor Song "The Loser in the End". Roger singt seinen Song ebenfalls selbst. Seine Reibeisenstimme ist ein schöner Kontrast zum eher zarten Stimmchen von Brian. Dann übernimmt Freddie Mercury das kompositorische Ruder. Bei "Ogre Battle" gibt es die volle Rockbreitseite. Für 1974 ein verdammt harter Rocker, der auch heute noch gehörig die Ohren freipustet. "The Fairy Feller's Master-Stroke" ist das absolute Kontrastprogramm. Ein Song wie ihn nur Freddie schreiben kann. Kaum mit Worten zu erfassen, Queen Kenner wissen was ich meine. "Nevermore" ist eine kleine, feine Pianoballade. "The March of the Black Queen" nimmt "Bohemian Rhapsody" vorweg. Alles was der Superhit besitzt, ist hier auch enthalten (einschliesslich a cappella Part), nur sperriger und bizarrer. "Funny how love is" bietet die nach dem Überwerk fällige Entspannung. "Seven Seas of Rhye" war bereits als kurzes Instrumental auf dem Debut von 1973 enthalten. Nun ist ein flotter Popsong mit Rock-Appeal daraus geworden. Queen landen damit einen ersten, kleinen Hit in ihrer Heimat.
Auf "II" wird alles präsentiert was Queen ausmacht. Der Göttergesang von Freddie, der einzigartige Gitarrensound von Brian May, Roger Taylors ganz spezieller Drumsound, Abwechslung, Bombast, Kunst, Kitsch, harter Rock, toller Chorgesang. Nicht zu vergessen: Eine Band die niemanden kopiert, die bereits in ihrer frühen Phase völlig eigenständig klingt!!!
Ich liebe diese Scheibe jetzt seit 25 Jahren. Gerade läuft sie, und ich höre sie über meine PC-Brüllwürfel. Das erinnert ein wenig an die Hörbedingungen von damals. Plötzlich werden teure Anlagen und möglichst gut aufgestellte Surround-Systeme völlig unerheblich. Die Musik ist die Göttergabe, nicht die schnöde Technik!
Freddie ich werde Dich nie vergessen. Danke für die unzähligen Stunden voller Hörgenuß!
Weitere CD-Tipps:
I (1973) : Das Debut. Bereits hier klingt die Band wie nur Queen klingen können. Noch etwas weniger Bombast als auf späteren Alben.
Sheer Heart Attack (1974) : Auch hier wieder unglaubliche Abwechslung, der kommerzielle Erfolg stellte sich ein.
A Night at the Opera (1975) : Der Aufstieg in den Rock-Olymp. Auch als geniale DVD-A mit tollem 5.1 Mix erhältlich.
A Day at the Races (1976) : Die Götter regieren. Noch bessere Produktion.
News of the World (1977) : Erdiger, entschlackter Sound. Queen gehen mit der Zeit, ohne sich anzubiedern.
Live Killers (1979) : Mein liebstes Live-Album überhaupt. Diese Doppel-CD rockt das Haus. Eine tolle Zusammenstellung der frühen Queen Jahre.
The Game (1980) : Queen sind im neuen Jahrzehnt angekommen. Erstmals gibt es auch Synthesizer zu hören.
The Works (1984) : Sehr abwechslungsreich, von Synthiepop bis Bombastrock: Alles vorhanden!
Innuendo (1991) : Das letzte zu Lebzeiten von Freddie veröffentlichte Album. Auch hier: Alles da, die ganze Palette grandioser Musik.
Die Alben bis einschliesslich "The Works" wurden in den Neunzigern als Remaster-CDs veröffentlicht. Sehr zu empfehlen, es wurde gute Arbeit beim remastern geleistet. Sehr schön die beiden DVD-A von "A Night at the Opera" und "The Game". Gerade die Musik von Queen, ist wie geschaffen für einen Surroundmix.
Auch die DVDs "Greatest Video Hits 1&2", "Live at Wembley" und "Live at Bowl" sollte man seiner Sammlung einverleiben. Die Bildqualität der Greatest Video Hits ist zwar nur mittelprächtig, aber die Musik ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Die Surroundmixe sind erstklassig!!!
1974. Die größte Rockband aller Zeiten, veröffentlicht in diesem Jahr gleich zwei Studioalben. Zunächst das schlicht "II" genannte, man errät es kaum, zweite Studioalbum. Noch im gleichen Jahr folgt mit dem dritten Album "Sheer Heart Attack" ein weiterer Geniestreich. Freilich sind Queen zu dieser Zeit noch keine Stars, eher ein beliebtes Ziel der britischen Musikpresse. Diese überschüttet die Band mit reichlich negativer, unsachlicher Kritik. Die Zeiten sollten sich ändern, in wenigen Jahren wird man die Band in den Himmel loben.
Ein Zeitsprung. Wir schreiben das Jahr 1980. Das Blap besucht inzwischen die Realschule. Die Freude des Lehrkörpers bleibt weiterhin überschaubar. Musik höre ich auch gerne. Noch nichts bestimmtes, aber Rock erscheint viel reizvoller als Disco, Schlager oder anderes. Ein neuer Klassenkamerad, ein Jahr älter, bombardiert mich ständig mit nervigen Fragen. "Kennst Du Queen", "Kennst Du Album "..." oder Song "...". Die sind echt genial, bla bla bla....
Man freundet sich an, und nach einem Nachmittag mit "Queen-Dauerbeschallung", ist nichts mehr so wie vorher. Ich muss diese Platten auch haben. Mutter und damaliger Stiefvater werden ständig penetriert: "Ich will diese Platten haben, ich muss diese Platten haben..."
Im Sommer 1980 ist es dann soweit. Zum 12.Geburtstag gibt es meine ersten drei LPs. II, Sheer Heart Attack und The Game. Noch heute klingen die Worte des damligen Ehemannes meiner Behälterin in meinen Ohren: "Diesen Krach hörst Du keine zwei Jahre lang..." Die Pfeife hatte Recht. Es sind bereits 25 Jahre geworden, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Nun zum Thema. Queen II. Wie oft habe ich dieses Album gehört? Ich weiss es nicht, aber noch heute kennt meine Freude über diese Göttergabe keine Grenzen. Die LP hatte ein Cover zum aufklappen. Seite 1 ist, bis auf einen Roger Taylor Song, komplett von Gitarrist Brian May komponiert. Seite 2 geht komplett auf das Konto von Freddie Mercury.
Los geht es mit dem Intro "Procession". Der Titel sagt alles, andächtig lauschen und der Dinge harren die da kommen. "Father to Son" ist ein typischer May Rocker, mit fetten Gitarrenwänden in seinem unverkennbaren Sound. May klang schon damals wie May, völlig eigenständig. "White Queen" ist eine schöne Ballade, und bei "Some Day One Day" übernimmt Brian May auch den Gesang. Abgeschlossen wird die erste Seite des Albums, durch den Roger Taylor Song "The Loser in the End". Roger singt seinen Song ebenfalls selbst. Seine Reibeisenstimme ist ein schöner Kontrast zum eher zarten Stimmchen von Brian. Dann übernimmt Freddie Mercury das kompositorische Ruder. Bei "Ogre Battle" gibt es die volle Rockbreitseite. Für 1974 ein verdammt harter Rocker, der auch heute noch gehörig die Ohren freipustet. "The Fairy Feller's Master-Stroke" ist das absolute Kontrastprogramm. Ein Song wie ihn nur Freddie schreiben kann. Kaum mit Worten zu erfassen, Queen Kenner wissen was ich meine. "Nevermore" ist eine kleine, feine Pianoballade. "The March of the Black Queen" nimmt "Bohemian Rhapsody" vorweg. Alles was der Superhit besitzt, ist hier auch enthalten (einschliesslich a cappella Part), nur sperriger und bizarrer. "Funny how love is" bietet die nach dem Überwerk fällige Entspannung. "Seven Seas of Rhye" war bereits als kurzes Instrumental auf dem Debut von 1973 enthalten. Nun ist ein flotter Popsong mit Rock-Appeal daraus geworden. Queen landen damit einen ersten, kleinen Hit in ihrer Heimat.
Auf "II" wird alles präsentiert was Queen ausmacht. Der Göttergesang von Freddie, der einzigartige Gitarrensound von Brian May, Roger Taylors ganz spezieller Drumsound, Abwechslung, Bombast, Kunst, Kitsch, harter Rock, toller Chorgesang. Nicht zu vergessen: Eine Band die niemanden kopiert, die bereits in ihrer frühen Phase völlig eigenständig klingt!!!
Ich liebe diese Scheibe jetzt seit 25 Jahren. Gerade läuft sie, und ich höre sie über meine PC-Brüllwürfel. Das erinnert ein wenig an die Hörbedingungen von damals. Plötzlich werden teure Anlagen und möglichst gut aufgestellte Surround-Systeme völlig unerheblich. Die Musik ist die Göttergabe, nicht die schnöde Technik!
Freddie ich werde Dich nie vergessen. Danke für die unzähligen Stunden voller Hörgenuß!
Weitere CD-Tipps:
I (1973) : Das Debut. Bereits hier klingt die Band wie nur Queen klingen können. Noch etwas weniger Bombast als auf späteren Alben.
Sheer Heart Attack (1974) : Auch hier wieder unglaubliche Abwechslung, der kommerzielle Erfolg stellte sich ein.
A Night at the Opera (1975) : Der Aufstieg in den Rock-Olymp. Auch als geniale DVD-A mit tollem 5.1 Mix erhältlich.
A Day at the Races (1976) : Die Götter regieren. Noch bessere Produktion.
News of the World (1977) : Erdiger, entschlackter Sound. Queen gehen mit der Zeit, ohne sich anzubiedern.
Live Killers (1979) : Mein liebstes Live-Album überhaupt. Diese Doppel-CD rockt das Haus. Eine tolle Zusammenstellung der frühen Queen Jahre.
The Game (1980) : Queen sind im neuen Jahrzehnt angekommen. Erstmals gibt es auch Synthesizer zu hören.
The Works (1984) : Sehr abwechslungsreich, von Synthiepop bis Bombastrock: Alles vorhanden!
Innuendo (1991) : Das letzte zu Lebzeiten von Freddie veröffentlichte Album. Auch hier: Alles da, die ganze Palette grandioser Musik.
Die Alben bis einschliesslich "The Works" wurden in den Neunzigern als Remaster-CDs veröffentlicht. Sehr zu empfehlen, es wurde gute Arbeit beim remastern geleistet. Sehr schön die beiden DVD-A von "A Night at the Opera" und "The Game". Gerade die Musik von Queen, ist wie geschaffen für einen Surroundmix.
Auch die DVDs "Greatest Video Hits 1&2", "Live at Wembley" und "Live at Bowl" sollte man seiner Sammlung einverleiben. Die Bildqualität der Greatest Video Hits ist zwar nur mittelprächtig, aber die Musik ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Die Surroundmixe sind erstklassig!!!