nachdem ich unseren Hörraum akustisch optimiert hatte, sind Thomas und ich der Meinung gewesen, dass durch das Einmessen der Anlage, insbesondere im Bassbereich, noch einiges verbessert werden kann.
Meinen Bericht über unsere Akustikdecke kann man hier nachlesen: -> Klick <-
Am Samstag, den 5.12.2020 war es soweit und Thomas rückte mit einem elektronikbestückten Metallkoffer, Laptop, Messmikro, USB-Soundkarteninterface und diversen Verbindungskabeln an.
Er kennt ja meine Anlage recht gut und war immer der Meinung, dass da noch mehr „ginge“, insbesondere im Bassbereich.
In meinen Ohren war der Klang nach der Optimierung mittels Antimode 2.0 klasse, aber sein geschultes Ohr hat stets noch eine Ungänze herausgehört. Bei einem bestimmten Stück mit E-Bass (When Sunny Gets Blue /Steve Miller)
->Klick<- bemerkte er, dass bestimmte Töne nicht klar differenzierbar herauszuhören waren. „Da fehlt etwas, an dieser Stelle müsste ein Ton zu hören sein“.
Ich gestehe, dass mir das spontan nicht aufgefallen ist, denn der E-Bass klang kraftvoll und trocken und das ganze Stück völlig relaxed.
So fühlte ich mich an dieser Stelle vor wie der Jäger des verlorenen Tones. Warum fehlt der?
Thomas besuchte mich bereits am Nachmittag, weil wir beide ahnten, dass das Einmessen eine längere Sache wird. Meine liebe Frau hat uns noch einen leckeren Käsekuchen gebacken und für später eine Pizza vorbereitet:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Thomas1.jpg)
Außerdem besuchte sie zeitgleich eine Freundin, so dass wir in Ruhe arbeiten konnten.
Nach dem Kaffeetrinken haben wir uns an die Arbeit gemacht:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Vorbereitung1.jpg)
Hier der Rauschgenerator (ein Eigenbau):
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Terzgenerator.jpg)
Thomas hatte freie Hand und ich habe geholfen. Im Vorfeld habe ich noch ein provisorisches Stativ gebaut, welches sich in der Folge als sehr nützlich erwies. Den Esstisch haben wir beiseite geräumt und dann sah die Front so aus:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Messung%20der%20Front.jpg)
Schon bei den ersten Messungen hat mich eine alte Sünde eingeholt, welche die Verkabelung der Subwoofer betraf: Ich betreibe meine AW-1000 über den Eingang „High Level In“, weil ich lediglich die beiden Lautsprecherkabel für die Front zur Verfügung habe. Daran sind die nuVero 14 und parallel die Subwoofer angeschlossen.
Das ist im Prinzip in Ordnung, vor allem ist diese Anschlussart unempfindlich gegen Brummeinstreuungen. Es bedarf somit keiner Abschirmung wie beim Anschluss über Cinch. Behelfskabel, wie sie den Nubert-Boxen beiliegen, sind als Verbindung der Subwoofer untereinander vollkommen ausreichend und mit Sicherheit nicht klangentscheidend.
Leider hatte ich seinerzeit nicht alle sechs Subwoofer über beide High-Level-In-Eingänge verbunden, sondern drei Stück dem linken Kanal und die anderen drei dem rechten Kanal zugeordnet. Und überdies diese auch noch abwechselnd aufgestellt. Weil üblicherweise die Tiefbässe über beide Kanäle abgemischt sind, war das bei der Musikwiedergabe kein hörbarer Nachteil. Bei der Messung störte das allerdings gewaltig.
Nun musste ich wirklich büßen und 24 Schraubklemmen der Subwoofer lösen und die Anschlüsse neu verkabeln. Das Ganze in gebückter Stellung zwischen Heizkörper und Kühlkörper der Verstärkerblöcke. Hierbei durfte mir kein Fehler unterlaufen, denn das hätte den Kurzschluss des Endverstärkers bedeutet. Fast alle Verbindungskabel musste ich neu konfektionieren. An dieser Stelle bewunderte ich Thomas‘ Geduld.
Irgendwann war das aber auch geschafft und ein kurzer Test mit Musik zeigte, dass die Verkabelung korrekt war. Nun wurden alle sechs Subwoofer der Front von beiden Kanälen angesteuert.
Thomas empfahl, die nuVero 14 als geschlossene Box zu betreiben und alle Bassreflexöffnungen mit den beigefügten Stopfen zu verschließen.
Schon nach der ersten Messung bemerkte er, dass die Phasenregler der Subwoofer auf 180° gestellt werden sollten. Weiterhin waren die Frontwoofer wegen des zweikanaligen Anschlusses nun zu laut und mussten von der 9-Uhr-Stellung auf etwa 8:30-Uhr-Stellung zurückgenommen werden.
Übrigens haben wir die Anlage auch kurz ohne die Subwoofer abgehört. Wir waren uns einig, dass aufgrund der Bauweise des Wohnzimmers (riesige Flächen des Wohnwintergartens die als Bassabsorber wirken) der Bass viel zu schwach war. Meine Meinung ist, dass aus diesem Grunde selbst einer nuVero 170 noch die Unterstützung durch Subwoofer in unserem vertrackten Hörraum gut täte. Bitte richtig verstehen: Eine nuVero 14 ist nicht bassschwach, aber unser Hörraum (ca. 36m²) bewirkt wegen der Bauweise diesen Eindruck. An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, wie klangentscheidend die Geometrie und Bausubstanz sowie die Art der Möblierung ist.
Die rückseitigen Absorber-Subwoofer (invertiert über Digital-Delay) waren übrigens von der Einstellung her in Ordnung, hier haben wir nichts verändert.
Erst jetzt konnte das Optimieren der Anlage beginnen.
Hier die Bilder des Messmikrofons und des USB-Soundkarteninterfaces:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Messmikro.jpg)
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Interface1.jpg)
Hierzu hat Thomas das Antimode 2.0 (AM) neu messen lassen und die Vorher- Nachherkurven bewertet. Das Antimode leistet nach seinen Worten gute Arbeit, ist aber nicht perfekt. Gemessen haben wir mit der Einstellung 0.2 Subwoofer.
Übrigens führt das AM seine langandauernden Sweeps mit relativ hohem Pegel durch. Hierbei werden regelmäßig alle Resonanzen der Möbel und Türen angeregt.
Bei dieser Gelegenheit wollte ich herausfinden, was es mit der sogenannten Basskompensation des Antimode 2.0 auf sich hat. Mir war nicht klar, was das AM hier macht. Die Messungen brachten es an den Tag: Wenn diese eingeschaltet ist, wird der Bassbereich unter 100Hz gleichmäßig um den in dB einstellbaren Betrag angehoben. Das kann man gut finden oder auch nicht. Die Basskompensation haben wir im AM abgeschaltet.
Thomas führte Messungen an verschieden Stellen im Raum durch:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Beistelltisch2.jpg)
Ein wichtiges Hilfsmittel war ihm übrigens der Meterstab! Er benutzte diesen zur genauen Abstandsmessung des Mikrofons von den Membranen der Lautsprecher und zur Bestimmung der Raumreflexionen:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Abmessen1.jpg)
Er hat eine besondere Vorgehensweise: Welligkeiten in den Frequenzgangkurven bereiten ihm bei der Einmessung im Raum zunächst keine Probleme, er versucht auch nicht die Kurve über Equalizer glattzubügeln, sondern achtet gezielt auf bestimmte Auffälligkeiten. Je nach Standort des Mikrofons werden unterschiedliche Frequenzgänge ausgebildet, darum macht es keinen Sinn, am Standort „X“ den Frequenzgang glattzubügeln. Das bildet die Klangwirklichkeit nicht gut ab, weil es an anderen Stellen im Raum umso schlechter wird und ein glatter Frequenzgang im Hörraum nicht zwingend ein Garant für perfekten Klang ist.
Wichtig war die Übergangsfrequenz der Subwoofer zu den nuVero 14, hier musste alles stimmen, insbesondere Phase und Addition der Kennlinien für nuVero 14 und AW-1000. Der „Frequency“ Drehknopf stand bei mir immer auf 40Hz (Linksanschlag) und das war auch korrekt so und wurde belassen.
Manche der Messkurven sahen zwischendurch recht abenteuerlich aus, hier ein Beispiel:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/einige%20Messkurven.jpg)
Nun ging es ans Eingemachte: Was verursachte genau das Fehlen einer bestimmten Bassfrequenz?
Hier zeigte sich Thomas‘ Erfahrung und sein Wissen: Maskierungs- und Verdeckungseffekte waren die Ursache. Hier muss ich ein wenig ausholen: Jeder Ton bei einem Musikinstrument besteht aus einem Grundton und den ganzzahligen Vielfachen des Grundtones, welche „Obertöne“ genannt werden. Die zu starke Überhöhung der Obertöne bewirkte das scheinbare akustische Fehlen des Grundtones, da dieser maskiert wurde. Es gab einige auffällige Besonderheiten in den Frequenzgangkurven, welche immer auftraten und diesen Effekt bei einem genauen Vergleich der Kurven bei verschiedenen Messpositionen sichtbar machten. Das AM konnte diese im Automatikbetrieb nicht beseitigen und kam hier an seine Grenzen. Um solche Dinge zu ermitteln und zu beseitigen muss man messen, hören und immer wieder Messung und Höreindruck miteinander vergleichen. Dies erfordert viel Erfahrung.
Als interessierter Laie kam ich da an meine Grenzen. Denn: Was nützt mir der tollste digitale Equalizer, wenn ich ihn zwar bedienen kann aber nicht weiß, welche Einstellungen ich vornehmen muss, um das optimale Ergebnis zu erzielen? Und die Automatik dies nicht leisten kann?
Ab diesem Zeitpunkt musste manuell eingegriffen und zusätzlich entsprechende EQs von Hand gesetzt werden. Mit der akustischen Lupe (seinem Rauschgenerator) hörte er intensiv ab und führte wechselseitig Sweeps mit seinem Mess-PC durch.
Meine Aufgabe bestand nun darin, die Equalizer nach seinen Angaben im Antimode 2.0 zu setzen. Das geschah auf Zuruf: „Geh mal auf 32Hz und schmalbandig um 4dB runter“. Einstellen, abspeichern, dann ich: „Jetzt kannst du messen“, Thomas: „Ah ja, schon besser, stell mal 33Hz ein“ so waren während der Arbeitsphase unsere Dialoge.
Das war sehr produktiv.
Nach vielen Messungen und intensiven Hörtests haben wir drei EQs gesetzt:
- 35Hz, schmalbandig BW 5, -5dB
- 109Hz, breitbandiger BW 40, -5dB
- 125Hz, breitbandiger BW 28, -7dB
Die letzte Instanz war das Ohr:
![Bild](http://www.oldie.privat.t-online.de/Lauschen1.jpg)
Dann, nach den letzten Einstellungen rastete das Klangbild ein:
Der fehlende Ton war nun hörbar und die Bassläufe der E-Gitarre kamen noch trockener. Knorrig, rabenschwarz, auf den Punkt genau und mit urplötzlicher Attacke. Ganz kurz abklingend. Staubtrocken. Der Mittel- und Hochtonbereich war bereits durch die Akustikdecke optimiert. Das Setup spielt jetzt aus einem Guss, die nuVero 14, die acht AW-1000 und der Raum bilden eine musikalische Einheit.
Eine Sache habe ich zusätzlich gelernt: Meine große Transmission-Line (TL) macht unterschwellig einen tollen Druck und reicht sehr tief, aber passt akustisch nicht mehr ganz in mein Setup hinein. Der Bass ist toll, aber es geht ein wenig an Attacke und Präzision verloren. Ein unbedarfter Hörer nimmt das kaum wahr, im direkten Vergleich ist es aber hörbar. Ich habe die TL immer als Speaker B mitlaufen lassen und kann sie ganz einfach abschalten, indem ich nur die nuVeros samt AW-1000 als Speaker A am Verstärker anwähle.
Vielleicht mache ich es so: Für die exakteste Wiedergabe, also fast immer: ohne die TL, und bei Orgelmusik mit TL. Im abgeschalteten Zustand kann sie immer noch als Absorber dienen, so wie es bei unseren Messungen der Fall war.
![Wink :wink:](./images/smilies/nuforum/icon_wink.gif)
Ich bin Thomas sehr dankbar, dass er diese Aktion bei uns so erfolgreich durchgeführt hat.
Er ist wirklich das Goldohr der Firma Nubert!
Beste Grüße
OL-DIE
PS:
Meiner Frau habe ich das Ergebnis am Abend akustisch vorgeführt, mit und ohne Klangoptimierung. Ihr Kommentar war: Krass!