Als ich letztens den Kopfhörer-Thread und auch die darin enthaltene Verlinkung zum Auto-EQ-Projekt (Korrekturdaten für Kopfhörer) verfolgte, kam mir wieder ein Gerät von MiniDSP in den Sinn, das schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist: Der HA-DSP:
Nun, auf den ersten Blick ein ganz normaler mobiler OTG-tauglicher Kopfhörerverstärker mit eingebautem DAC und Akku. Mit dem mitgelieferten OTG-Kabel lässt sich der HA-DSP an ein Smartphone anschließen und vermag auch hochohmigere Kopfhörer zu betreiben, mit denen der im Smartphone eingebaute KH-Anschluss überfordert wäre (wenn das Smartphone überhaupt noch einen solchen besitzt).
Auf der anderen Seite sitzen in dem Gerätchen aber ein 500 MHz XMOS-Mehrkernprozessor und ein ADSP21489 400 MHz-Sharc-DSP. Die genauen technischen Daten kann man der Herstellerseite entnehmen:
LINK
So ermöglicht der HA-DSP mittels eines parametrischen 10-Band-Equalizers weitreichende Klanganpassungen, man kann auch ein Crossfeed programmieren, interessanter ist aber die Möglichkeit, vorher erstellte FIR-Filter ins Gerät zu laden, zumal ein Equalizer ja Phasenverschiebungen produziert.
Da MiniDSP mittlerweile einen deutschen Vertrieb hat und der Aufpreis gegenüber dem Direktimport aus China moderat ausfällt (390,- Euro Endpreis), bestellte ich nach einigem Überlegen das Gerät. Dieses kommt in einer schmucken Pappschachtel, enthält diverse Kabel und ein USB-Netzteil, und mittels eines Downloadcodes kann man die nötigen Treiber (Windows und Apple) nach einer Registrierung von der Herstellerseite herunterladen.
Für Android gibts auch eine App, mit der sich der KHV bedienen lässt, allerdings kostet diese fast 10,- EUR und mir war die Konfiguration mittels Laptop wichtiger.
Wie gesagt, hielt ich mich nicht mit dem Equalizer auf, sondern installierte nach dem Studium der Betriebsanleitung (Downloadlink) zuerst einmal das Programm "Rephase" auf dem Laptop, mit dem sich FIR-Filter erzeugen lassen. Dank der Werte auf dem Github-Projekt erstellte ich mir Korrekturkurven für meine AKG-Kopfhörer K-812 und K-267:
Die im Bild sichtbaren 7144 Taps sind allerdings zu viel, 2048 angemessen. Mit einem Klick auf "Generate" erzeugt man die FIR-Filter. Nun muss man auf dem PC bzw. Laptop ein Plugin von MiniDSP installieren, das in der Grundkonfiguration so aussieht:
Ganz oben verbindet man den KHV mit dem Computer, darunter befinden sich die vier möglichen Konfigurationen, wiederum darunter die DSP-Kette und ganz unten die Einstellung von Ein- und Ausgangspegel, wobei man auch Bässe und Höhen beeinflussen kann. Mit einem Klick auf das Kettensymbol kombiniert man linken und rechten Kanal, was für die meisten Einsatzzwecke ausreicht. Klickt man nun auf ein Element der DSP-Kette, gelangt man auf einen weiteren Bildschirm, in diesem Fall der FIR-Seite:
Hier sucht man mit "Browse" die zuvor erstellten Filter und schickt sie mit "Send to DSP" an ebendiesen. Jetzt noch die Konfiguration speichern, damit man diese später auch ohne PC nutzen kann.
Dann kann der Hörtest auch schon losgehen. Mit "Bypass" kann man jederzeit die Klangregelung umgehen. Als erster kam der K-812 dran und da ihr mich als Orgelfreak kennt, musste auch diesmal wider die Kölner Domorgel mit ihren abgrundtiefen Bässen und ihrem riesigen Raumeindruck herhalten. Das klang zunächst auch etwas luftiger, aber auch irgendwie kalt, weil die Korrekturkurve den oberen Bassbereich absenkt. Ebenso hatte ich den Eindruck, dass die vorher sonoren Zungenstimmen der Orgel nun auch richtiggehend plärren. Zum Vergleich probierte ich die Kurve für den AKG mit der niedrigeren Seriennummer (meiner besitzt die 5005), aber da wurde es noch schlimmer.
Weiter gings mit dem "Pops Hoedown" von Erich Kunzel, einem Westerntanz, der mit Effekten nur so gespickt ist. Auch hier klingen die Violinen etwas freier, aber auch irgendwie kratzig, insgesamt fehlt einfach der Hochtonglanz.
Zuletzt hörte ich noch Carolin No's "Still Waters Run Deep". Die Synthiebässe tönten schön knackig, auch die vorher etwas verdeckte, mit dem Besen gespielte Snare kam deutlicher zum Vorschein, aber sie klang ziemlich dumpf. Das war also schon mal nix.
Für meinen K-267 erstellte ich eine weitere Konfiguration und probierte mit denselben Stücken das Ganze noch einmal. Die vorher mit dem K-267 etwas beengte Kathedrale öffnete sich nun, die bedeckten Zungenstimmen klangen nun richtig sonor und nun stieg auch der K-267 in die vorher nur zu erahnende Kontraoktave. Bei Erich Kunzel bekamen die vorher etwas matten Violinen nun den nötigen Glanz und die Instrumente konnte man auf der virtuellen Bühne nun weiter separieren. Den größten Aha-Effekt hatte ich aber bei Carolin No: Hörte sich diese auf den ersten Eindruck nicht viel anders an als mit DSP, folgte die Enttäuschung beim Bypass auf dem Fuß. So angenehm sie vorher ihren glockenhellen Sopran zu Gehör brachte, meinte man nun, sie habe einen Schnupfen, so matt und mittenbetont klang sie nun. Beim Einsatz des DSP öffnete sich auch die virtuelle Bühne weiter in Breite und Tiefe, die Snaredrum konnte man nun schön lokalisieren.
Mein Fazit: Einen Spitzenhörer wie den AKG K-812 hat die Korrektur verschlimmbessert, hier müsste ich wohl mit eigenen Messungen (auch dafür gibts bei MiniDSP ein Tool) noch optimieren, aber das wären dann wirklich nur subtile Änderungen. Einem Mittelklassehörer wie dem K-267 verhilft aber der DSP zu einer doch sehr imposanten Klangverbesserung. Ich möchte diesen jedenfalls nicht mehr ohne hören.
Und wem meine HiFi-Prosa nicht gefällt, der muss den Beitrag ja nicht lesen .
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MiniDSP HA-DSP
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Re: MiniDSP HA-DSP
Nach meinen Erfahrungen sind die Kopfhörer-Kurven nicht unbedingt sehr aussagefähig, weil die kleinen Töner sehr schlecht zu messen sind. Wir haben im technischen Umfeld das gleiche Problem. Eine starke Schallquelle aus größerer Distanz von 50cm aufwärts ist gut in seinem Spektrum zu vermessen, aber eine Kapsel in einem Kopfhörer hat nach innen als Gesamtklangkörper ein ganz anderes Verhalten, als wenn er offen im Messraum liegt und man ein Mikro davor hängt. D.h. schon der Hersteller liefert oft nicht ein perfektes Bild der Realität.