nachdem der „Indianer“ das Interesse auf meinen Modellbahn-Arbeitsplatz gelenkt hat, begreife ich diesen Hinweis als Steilvorlage und zeige die Modellbahnerei gerne auch aus dieser Perspektive.
Natürlich bebildert.
So sieht meine Anlage aus wenn Besuch kommt:
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Und so, wenn es etwas zu reinigen oder zu warten gibt:
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Der Vorhang läuft in einer normalen Vorhangschiene und verdeckt den Blick auf den Raum unter der Anlage. Das war der Beitrag meiner Frau zur Modellbahn, das hat sie sehr gut gemacht.
Im Fogenden beschreibe ich mein Vorgehen, wenn es in einer klassischen Märklinlokomotive etwas zu warten gibt. Ich habe einige Lokomotiven aus den 60ern, 70ern und frühen 80ern, welche noch nicht mit Digitaldecodern ausgestattet waren, sondern klassisch analog.
Hierzu befindet sich in diesen älteren Analoglokomotiven ein mechanisches Umschaltrelais um den Fahrtrichtungswechsel zu ermöglichen. Die Loks fahren mit Wechselspannung, der Fahrtrichtungswechsel wird durch einen Wechselspannungsimpuls mit höherer Spannung als die Fahrspannung ausgelöst.
Diese Technik hat zwei große Nachteile: Die Lok macht beim Fahrtrichtungswechsel einen kleinen „Bocksprung“ und außerdem blitzen die Glühlampen für das Loklicht sehr hell auf und brennen relativ schnell durch.
Die Lokomotiven anderer Hersteller fahren mit Gleichspannung und der Fahrtrichtungswechsel wird durch Umpolen derselben bewirkt. Damit gibt es keinen Bocksprung und kein Aufblitzen der Loklampen.
Die gute Nachricht ist, dass die Märklinmotore Allstrommotore sind und sowohl mit Gleich- als auch Wechselspannung betrieben werden können.
Hierzu muss man nur das Fahrtrichtungsrelais ausbauen und durch zwei gegenläufig eingebaute Dioden ersetzen. Die Erregerspule des Stators enthält nämlich zwei gegenläufige Wicklungen mit einem Mittelkontaktanschluss. Dieser führt zu einer Kohlebürste am Lagerschild, die beiden anderen Anschlüsse werden an die Dioden gegenläufig angelötet. Die bis dahin noch unverbundenen Anschlussdrähte der Dioden werden gemeinsam an Masse geführt. Das kann eine kleine Lötfahne an einer Schraube oder anderes lötbares Metallteil im Inneren der Lok sein. Fertig ist der Umbau.
Als Trafo verwendet man dann natürlich nicht mehr das Märklinfahrpult, sondern einen Gleichspannungstrafo von Fleischmann, Trix usw.
Allerdings sind diese Trafos heute nur noch gebraucht zu bekommen, weil alle aktuellen HO-Lokomotiven mit Digitalelektronik ausgestattet sind und entsprechende neuzeitliche Fahrpulte und Booster brauchen.
Ich fahre aber noch klassisch analog, halt eben mit Gleichspannung. Ich komme im Prinzip mit zwei Trafos aus. Einer sorgt für die Fahrspannung im oberen sichtbaren Landschaftsbereich, der andere Trafo betreibt die Lokomotiven in der unteren Etage der Anlage, dem sogenannten „Schattenbahnhof“. Dort stehen acht Züge (jeweils vier in einer Fahrtrichtung) und es läuft alles vollautomatisch ab. Die Züge steuern sich selbst und schalten ihre Weichenstraßen entsprechend.
Ich greife dort nur im Störungsfall ein, meine Modellbahn kann problemlos mit sich selber spielen.
Ich bin nur noch für die Wartung zuständig. Die Steuerung habe ich für meine Bahn „maßgeschneidert“. Darüber werde ich aber nicht detailliert berichten, das ist zu komplex. Nur so viel: Auch die Weichen schalte ich (bzw. die Steuerung) mit Gleichspannung. Dies hat den großen Vorteil, dass man automatisiert ganze Weichenstraßen über Diodenmatrix schalten kann.
Im Schattenbahnhof erledigen das die Lokomotiven mit ihren Schleifern selber, indem sie Schaltkontakte der Märklin-M-Gleise betätigen. Allerdings musste ich dafür Sorge tragen, dass der Störungsfall „Lokschleifer bleibt auf Schaltgleis stehen, betätigt Kontakt im Dauerzustand“ abgefangen wird.
Grund: Die Spulen der elektromagnetischen Weichenantriebe würden durchbrennen. Lösung: In die Zuleitung der Weichenantriebe habe ich Elkos seriell eingefügt, die Weichenantriebe werden somit mit dem Ladestrom der Elkos geschaltet. Bliebe eine Lok auf dem Schaltkontakt stehen, so würde die Weiche geschaltet, der Elko somit aufgeladen und es würde dann nur noch ein harmloser Reststrom fließen. Damit der Elko für den nächsten Schaltvorgang entladen wird, habe ich parallel zum Elko noch einen Widerstand gelötet.
Funzt.
Hier ein Blick in die zweite Etage, den Schattenbahnhof. Hier zählt nicht der Landschaftsbau und Schönheit, sondern nur noch brettharte Funktionalität. Deutlich sieht man die offen verlegten Elkos als Schutzelemente für die Weichenantriebe:
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Auch für mich ist es immer noch faszinierend, auch mal einen Platz hinter der Anlage einzunehmen und dem Spiel der Züge zuzuschauen. Da klacken die Weichen beim Schalten, dass es eine wahre Freude ist.
Zusätzlich zu den Weichenschaltungen besorgen die im Schattenbahnhof einfahrenden Züge auch ihre eigene Auswahl mit Hilfe eines Zufallsgenerators. Das ist im Prinzip ein elektronischer Zähler, welcher über den Ladezustand eines Kondensators nach gewisser Zeit einen Zug auswählt. Es ist wie ein elektronisches Roulette. Ich finde es sehr spannend.
Den Zufallsgenerator kann ich auch abschalten und selber auswählen, welcher Zug fahren soll, aber das ist mir meist zu stressig.
Ich habe zwei Zufallsgeneratoren in meiner Steuerung verbaut, da die Strecke zweigleisig ist. Im Schattenbahnhof sind acht Gleise verlegt, in jeder Fahrtrichtung vier.
Jetzt habe ich mich doch mehr verquatscht als ich es eigentlich wollte.
Nun sprechen Bilder, eigentlich wollte ich über meinen Modellbahnarbeitsplatz berichten. Und hier ist er: Auf meinen Knien! Darauf lege ich, in bequemer Sitzposition, ein aufgewickeltes „Kissen“ aus Kunststofffüllmaterial. Es dient als Lokliege. Das Lokkissen ist weiß, damit man kleine Schrauben und Einzelteile gut sehen kann.
Außerdem kann ich benötigte Schraubendreher einfach hinein spießen und habe mein Werkzeug somit stets griffbereit:
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Weiteres Werkzeug befindet sich an Magnethaltern direkt in Griffnähe an einem Standfuß der Anlage:
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Nun beschreibe ich, wie ich einfache Wartungsarbeiten an meinen klassischen Märklin-Loks ausführe. Problem auf Modellbahnen sind immer Staub und auf den Schienen auch Schmutz. Dieser verschlechtert den Stromkontakt und die Loks fahren langsamer und/ oder ruckeln. Abhilfe schafft das Putzen der Schienen und Lokschleifer mit einem trockenen Baumwolllappen:
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Um den Schleifer zu putzen, stecke ich ein Stück dicker Pappe unter den Schleifer und wische diesen trocken mit dem Baumwolllappen ab:
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Dann ist der Schleifer wieder gereinigt und sieht so aus:
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Die Pappe lege ich deswegen unter den Schleifer, dass dieser beim Putzen nicht so stark einfedert und somit an Anpressdruck durch bleibende Verformung verliert. Dann schalten die Schaltgleise nicht mehr richtig und der Kontakt verschlechtert sich.
Wenn ich eine Lok öffnen muss, so ist das bei den meisten älteren Loks recht einfach über eine Schraube am Gehäusedach möglich:
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Dann kann man beispielsweise die Lok leicht(!) ölen oder innen reinigen:
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Hier sieht man das Innenleben einer Lok. Man erkennt eine Diode, die Kohlebürsten, die Statorwicklungen, die UKW-Drossel und Kondensatoren zur Funkentstörung und an der Stelle des mechanischen Fahrtrichtungsumschalters ein Metallstück zur Beschwerung:
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Wichtig sind auch Ersatzteile. Hier einige Anker:
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Schleifer und ICs für die Steuerung:
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Statoren und Lagerschilde:
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Manchmal muss man den Kupferkollektor säubern, vor allem, wenn er Einbrandspuren durch die Kohlebürsten hat. Das mache ich auf der Drehmaschine mit ganz feinem Diamantschmirgelgummi:
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Wichtig ist, auch die Spalte der Kollektorsegmente vom Kohlestaubabrieb zu reinigen, weil dieser halbleitend ist und den Motor immer langsamer laufen lässt. Ich mache das mit einem sehr feinen Uhrmacherschraubendreher:
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Auch im Lagerschild sammelt sich der halbleitende Kohlenstaub an. Es gibt weiße und schwarze Lagerschilde, bei letzteren sieht man den Dreck nicht so. Aber auch dort stört der Kohlestaub, weil er eine Art Verbindung zwischen den beiden Kohlebürsten verursacht, was unerwünscht ist.
Also ist auch hier Putzen mit einem Baumwolltuch angesagt. Man kriegt richtig dreckige Finger dabei.
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Jetzt ist mein Beitrag mal wieder länger als gedacht, dabei wollte ich doch nur meinen Arbeitsplatz zeigen …
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Beste Grüße
OL-DIE