Hallo Römer, Hallo an alle,
ja, das klassischer Stereo HIFI unterliegt, wie vieles, gewissen (modischen) Schwankungen oder Wellen. Stichwort Vintage HIFI.
Mit den Yamaha AS-1200 etc. habe ich auch schon geliebäugelt. Immerhin 22 Kg Stahl, Aluminium und Kupfer. Kein oder wenig Plastik. So wie früher.
Zur Stereo HIFI Nostalgie:
Bei mir haben sich im Lauf der Zeit einige klassische Verstärker angesammelt, die ich einfach nicht mehr hergeben möchte. Das hat nichts mit irgendeinem klanglichen Vorteil zu tun, sondern es ist einfach die Qualität der Geräte, denen man anmerkt und ansieht, dass sie noch mit „Liebe“ konstruiert und gebaut wurden.
Angefangen habe ich mit einen Telefunken Hymnus HIFI 5050 und Telefunken Boxen. Damals war man als 15 Jähriger mit dieser Ausstattung der „King“. Allerdings aus heutiger Sicht ein „Plastikbomber“.
Tja, und dann gingen die Japaner immer mehr dazu über HIFI Komponenten einer ganz anderen Qualitäts-Dimension zu bauen (ab ca. Mitte der 1970er). Also habe ich die kompletten Sommerferien bei der MOHA in der H-Milch Abteilung Frühschicht geschoben um mir den Pioneer SA-9500 zu kaufen. (seitdem trinke ich keine H-Milch mehr
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). Ein unglaubliches Gefühl das Ding bar zu bezahlen und dann mit dem schweren Karton zwischen den Beinen mit der Straßenbahn 45 min. nach Hause zu fahren. Eine der längsten Straßenbahnfahrten meines Lebens. (
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) Abends dann auspacken, Kumpels, Bier, ausprobieren etc. Unvergessen. Dem Pioneer lag nicht nur ein Schaltplan bei, sondern auch das abschließende Prüfprotokoll der Endkontrolle. Mit Kuli von einem Japanischen Techniker unterschrieben. Wo gibt es das heute noch außerhalb der Accuphase Burmester Klasse?
Später gab´s dann einen Pioneer A-27. Heute ein gesuchter Klassiker. Der gerastete Lautstärkeregler groß wie eine Nivea Dose. Alle Regler und Schalter selbstverständlich aus Aluminium, keinerlei Plastik. Dem Verstärker lag kein Schaltplan, sondern gleich ein kleines Büchlein oder Heft bei. In diesem ist jede einzelne Platine genau bzgl. Funktion und Besonderheiten beschrieben. Die dazugehörigen Schalt- und Bestückungspläne zum Ausklappen am Ende jedes Kapitels. So etwas freut den HIFI Fan. Ich hole ihn heute noch manchmal aus seinem Versteck um ihn zu polieren. So etwas macht man bei den heutigen schnelllebigen AV-Receivern mit Plastikknöpfen nicht. Schon gar nicht nach 40 Jahren. Und ja, er spielt noch ab du zu darf er mal zeigen was er noch kann. Für Schallplatten Fans ist er übrigens ideal. Man kann die Phono Sektion nicht nur von MM auf MC umstellen. Sondern bei jeder Sektion sowohl den Abschluss Widerstand als auch die Kapazität anpassen/umstellen. Ich hatte damals den Dynavector Karat Rubin MC Tonabnehmer. Klang super. War allerdings auch super teuer, nach rund 1000 Stunden musste man, wie bei allen MC Tonabnehmern, das gesamte 500.-DM System tauschen (=wegwerfen). Klang allerdings viel besser als jeder MM Tonabnehmer den ich damals ausprobiert habe.
Noch später kamen dann noch ein paar Pioneer A-717 MKII, Pioneer A-858 (großer Bruder vom A- 717) hinzu. Die Verstärker sehen geöffnet fast besser aus, als geschlossen. Seht euch mal die Bilder im Internet an. Verkupfertes Chassis und Schrauben. Soll besser klingen. Ist natürlich Blödsinn, sieht aber, verzeiht mir die Ausdrucksweise, geil aus. Bienenwaben-Kühlkörper, in Gegensatz zu den heutigen Wellblechkühlkörpern der AV-Receiver der Einstiegs- und Mitteleklasse. Vergossene Trafos in 3 mm starken Alugehäusen, Vorstufe und Ausgangsstufe mit millimeterdicken und mit Bienenwabenmuster eingestanzten Stahlblechgehäusen eingekapselt. Das Lautstärke Poti (ALPS) sitz hinten im Gehäuse, nah bei der Eingangsstufe. Um von Drehknopf dorthin zu gelangen gibt es eine Messing Achse mit Kardangelenkt zum Poti. Die kann man übrigens einfetten. Wo gibt es heute so was? Das Ganze geht mit einem Gefühlt wie ein Messer durch weiche Butter. Eine Materialschlacht ohnegleichen zu kommoden Preisen. Die sind bei mir heute teilweise noch im Einsatz. So etwas gibt man nicht wieder her.
Mitte der 1990er habe ich mir dann eine Pioneer A-605R gekauft, weil ich einmal die IGBT (grob gesagt: Mischung aus Bipolar und MOS-FET. Sind heute wieder im HIFI Bereich aus der Mode) Endstufentransistoren ausprobieren wollte. Aber hier gab´s die erste Enttäuschung, es ging schon los, Regler und Knöpfe aus Plastik. Innen nichts mehr verkapselt, billige kleine Kühlkörper. Größer konnte der Kontrast zum ehemaligen A-717 MKII kaum sein. Wurde aber in den „Tests“ natürlich nicht thematisiert, sondern er klang, wie konnte es anders sein besser als seine Vorgänger. Er klingt für mich auch nicht besonders anders, aber das Gerätchen wiegt 9KG. Im Gegensatz zum A-717 MKII (17Kg ) und A-858 (22KG). Und das liegt nicht nur an der höheren Leistung der beiden älteren Verstärker, sondern der neuere A-605R ist deutlich einfacher und abgespeckter konstruiert um Geld zu sparen.
Weiter ging´s mit der SONY ES Serie, TA-F730 es (noch mit bipolar Transistoren in der Endstufe, ab TA-505es mit MOS-FET´s ) TA-F505es, TA-F707es und TA-F808 es. Alles sehr schwere Verstärker. Stabil gebaut (Gibraltar Chassis), mit kiloschweren „Accuphase“ Kühlkörpern, Mittelstrang fingerdick. Alle Verstärker laufen auch heute noch einwandfrei. Gut der ein oder andere Schalter knistert manchmal ein wenig oder hat einen Wackler, aber da hilft Tunerspray zuverlässig.
By the way. Ich habe einmal in einem Forum eine Diskussion über die beiden TA-F707es bzw. TA-F808es amüsiert verfolgt. Da wurde darüber gestritten, dass der TA-F808es viel erwachsener und wärmer klingen soll als der TA-F707es. Nun ich besitze zu all meinen Verstärkern die entsprechenden Schaltpläne und hatte sich auch schon oft zur Reinigung geöffnet. Die Unterschiede zwischen den beiden sind: 808 hat einen schwarz eloxierten Kühlkörper (707 Alu Silber), Lautsprecher Anschlussterminals sind beim 808 aus Messing, beim 707 aus Plastik (wie auch bei den teuren Accuphase (
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)), die Kondensatoren haben beim 808 etwas höhere Werte und natürlich hat der 808 auch eine größeren Trafo. Also bis auf den größeren Trafo, wegen der höheren Ausgangsleistung, keine nennenswerten Unterschiede. Der Rest ist Kosmetik. Wo da jetzt die „dramatischen“ Klangunterschiede herkommen sollen ist mir ein Rätsel. Vielleicht liegt´s ja auch am wertigeren Aussehen der Lautsprecheranschlüsse. Messing sieht viel edler aus als Plastik. Psychoakustik?
Tja, wie ihr seht kaufe ich mir Class AB Verstärker nach Gewicht, die sind anscheinend für die Ewigkeit. Class D mit Schaltnetzteilen sind natürlich was Anderes. Insofern ist der Yamaha AS-1200 für mich natürlich nicht ohne Reiz. Die Dinger halten bestimmt auch Jahrzehnte. Das ist für mich Vintage HIFI.
Natürlich habe ich auch eine AV-Receiver (Marantz), den benutze ich nur zum Filme schauen. Aber das ist eben kein Verstärker den man noch nach Jahrzehnten hegt und pflegt, das liegt nicht nur am technischen Fortschritt, was ja ein gewichtiges Argument ist, sondern er ist für mich nur ein funktionierendes Gerät wie meine Kaffeemaschine.
Silver-classic