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Meine erste Raummessung

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
raw
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Beitrag von raw »

Hi Ekkehardt,
Könnte ich nun das Messgerät an meinem Hörplatz aufbauen und dann nacheinander die Testtöne abspielen, während ich mir zu jeder Frequenz den Messwert notiere.
Ja. (Eventuell gibt es Korrekturwerte für den Pegelmesser?)
( db(A) oder db(C) )
dB(C)

@ Frank: Könntest du dieses Bild bitte verkleinern oder per Thumbnail verlinken? Die Wikipedia-Server sind nicht gerade schnell und zusätzlich nehmen die Beiträge schlimme Ausmaße an.

Gruß
Denis
Ekkehart

Beitrag von Ekkehart »

Hi,
raw hat geschrieben:(Eventuell gibt es Korrekturwerte für den Pegelmesser?)
Ja, gibt es, glaube ich:

Code: Alles auswählen

Frequenz   "A"-Charakteristik    "C"-Charakteristik    Abweichung
31,5 Hz       -39,4 dB                -3 dB               ±3 dB
63 Hz         -26,2 dB                -0,8 dB             ±2 dB
125 Hz        -16,1 dB                -0,2 dB             ±1,5 dB
250 Hz         -8,6 dB                 0 dB               ±1,5 dB
500 Hz         -3,2 dB                 0 dB               ±1,5 dB
1 kHz           0,0 dB                 0 dB               ±1,5 dB
2 kHz          +1,2 dB                -0,2 dB             ±2 dB
4 kHz          +1,0 dB                -0,8 dB             ±3 dB
8 kHz          -1,1 dB                -3 dB               ±5 dB
Was sagen mir diese :? :oops:

Gruß
Ekkehart
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

Silvester hat geschrieben: Wie ein ungeglätteter Frequenzgang aussieht, kann man zum Beispiel hier sehen.
Das ist nur die halbe Wahrheit! Die ganze Wahrheit ist noch grausamer. Wenn es jemanden
interessiert, kann ich mal erklären, wie und was man noch aus diesem Frequenzgang
interpretieren kann.
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

raw hat geschrieben: @ Frank: Könntest du dieses Bild bitte verkleinern oder per Thumbnail verlinken? Die Wikipedia-Server sind nicht gerade schnell und zusätzlich nehmen die Beiträge schlimme Ausmaße an.
Hatte ich gemacht gehabt. Mozilla hat aber da wieder mal Murks gebaut gehabt.
raw
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Beitrag von raw »

Ekkehardt hat geschrieben:Was sagen mir diese :? :oops:
"Abweichung" zeigt wohl die Genauigkeit mit der das Messgerät in diesem Frequenzbereich misst. :?
Frank Klemm hat geschrieben:Wenn es jemanden interessiert, kann ich mal erklären, wie und was man noch aus diesem Frequenzgang interpretieren kann.
Mich würde es interessieren. (Irgendwie ahne ich schon, worauf du hinauswillst.)

Gruß
Denis
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

raw hat geschrieben:
Frank Klemm hat geschrieben:Wenn es jemanden interessiert, kann ich mal erklären, wie und was man noch aus diesem Frequenzgang interpretieren kann.
Mich würde es interessieren. (Irgendwie ahne ich schon, worauf du hinauswillst.)
Es geht um http://www.nubert.de/downloads/ts_32-35 ... gaenge.pdf, Seite 1,
das Diagramm in der unteren Hälfte (gibt es das als separates GIF oder PNG zum Einlinken?).

Also zweites Browserfenster aufmachen und Bild dort anzeigen. Dieses Bild wird immer
als furchtbares Beispiel genannt, wie der Frequenzgang in einem Raum aussieht.

Machen wir es mal, so wie es normalerweise Menschen nicht machen, wir schauen uns
das Bild genau an. Was sehen wir?

Wir sehen den Frequenzgang aus dem oberen Bild, überlagert von einem Rauschen,
das im niederfrequenten Bereich wie ein Gebirge und im hochfrequenten wie ein
Chinchillafell aussieht. Wodurch entsteht das?

Das ist ganz einfach. Es ist ein Artefakt der logarithmischen Darstellung auf der
Frequenzachse. Auf einer linearen Achse ist die Felldichte weitgehend konstant.
Ausnahme kann das Baßbereich (<150 Hz) sein, wenn die Raumresonanzen ungünstig
liegen. Liegen sie günstig verteilt, ist die Ausnahme der Druckkammereffekt (der in
normalen Hörräumen unterhalb 20 bis 30 Hz zuschlägt).

Wodurch entsteht diese Rauhigkeit? Es sind inkohärente Überlagerungen des Diffusschalls
über den Direktschall. Der Unterschied zwischen Direktschall und Diffusschall bewirkt die
Formgebung. Wenn man genau hinsieht, dann ist die Oberseite etwas glatter als die
Unterseite.

Auch dafür ist die logarithmische Darstellung, diesmal die der Pegelachse verantwortlich.

Aus der Stärke der Rauhheit kann man das Verhältnis zwischen Direktschall und Diffusschall
abschätzen:
* Diffusschallanteil <-15 dB: Rauhheit oben und unten identisch
* Diffusschallanteil ca. -15...-10 dB: Rauhheit unten wird stärker als oben
* Diffusschallanteil ca. -8...-12 dB: es treten erste tiefe Pegeleinbrüche auf
* Diffusschallanteil ca. -6...-8 dB: viele tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil ca. -4...-6 dB: kaum noch keine tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil > -4 dB: unterhalb der Linie nur noch Rauschen

Schätzen wir mal hier den durchschnittlichen Diffuspegelanteil ab. Es gibt
2 bis 3 tiefe Pegeleinbrüche (550 Hz, 3,4 kHz, 3,7 kHz), die Darstellung zeigt
Meßpunkte in etwa einem Abstand von 9,6 Hz, was bei einer Messung bis ca. 10 kHz
(darüber passiert ohnehin irgendetwas) ca. 1000 Linien sind. 3 Pegeleinbrüche bei
1000 Linien ist ein Percentile von 99,7%. Das ergibt eine Standardabweichung von knapp
3 Sigma, was einem Diffusanteil von ca. -9,5 dB entspricht (grobe Schätzung, Mittel bis
10 kHz).

Normale Hörräume haben aber wesentlich mehr Diffusschallanteil, in akustisch
trockenen Räumen liegt er bei ca. 0 dB, in halligeren Räumen zwischen +5 dB und +6 dB.

Wie man sieht, dieses Messung ist im Nahfeld, weit innerhalb des Hallradius gemacht.
Ein Hinweis auf diesen gemessenen Frequenzgang verklärt die Tatsache, daß normale
Frequenzgänge im Raum wesentlich "pelziger" aussehen.

Okay, nun wissen wir erst mal, daß dieser Frequenzgang im Nahfeld gemessen wurde.
Wer richtig lesen kann, hätte es auch einfacher erkennen können: oben steht
@1.00 m.

Wenn man aber genau hinsieht, schwankt die "Pelzdicke". Sie fällt bis 2 kHz an,
steigt dann wieder vor allem im Bereich zwischen 3 und 4 kHz an und fällt dann
ab 8 kHz lang und dann immer schneller ab. Was wir hier sehen, ist die unterschiedliche
Direktivität der Box mit dem Übergang vom TMT zum HT sowie die Bündlung des HT
ab ca. 8 kHz. Ab 15 kHz kommt die Richtwirkung des Mikros noch dazu.

Ich habe zwar jetzt kein Directivity-Plot exakt dieser Box, er sollte aber ähnlich zu
Bild
sein, ich würde aber einen etwas höhere Trennfrequenz als in diesem Plot vermuten.
Zuletzt geändert von Frank Klemm am Di 15. Mär 2005, 16:04, insgesamt 6-mal geändert.
raw
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Beitrag von raw »

Hallo Frank,

also danke nochmals für die ausführliche Antwort.

Habe noch ein paar Fragen zu diesem Thema:
* Diffusschallanteil <-15 dB: Rauhheit oben und unten identisch
* Diffusschallanteil ca. -15...-10 dB: Rauhheit unten wird stärker als oben
* Diffusschallanteil ca. -8...-12 dB: es treten erste tiefe Pegeleinbrüche auf
* Diffusschallanteil ca. -6...-8 dB: viele tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil ca. -4...-6 dB: kaum noch keine tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil > -4 dB: unterhalb der Linie nur noch Rauschen
Sind das Erfahrungswerte?
Du hast nur die mit Einbrüchen von vielleicht 25dB genommen.
Es gibt über 200Hz mehr als nur drei (laut Diagramm "nicht so stark") Auslöschungen.
Bei 550Hz, 850Hz, 950Hz, 1500Hz, 2900Hz, 3400Hz, 3700Kz, 4000Hz und 4900Hz.
Diese Messung zeigt laut deiner Aussage den FG in ca. 9.6Hz-Schritten an. Es wäre ja somit möglich, dass manche Einbrüche tiefer als angezeigt wären (schmalbandige Auslöschungen, keine allzu genaue "Auflösung" von Mikro/Messsystem) und dadurch könnte der Diffusschallanteil laut deiner o.g. Aufzählung höher liegen(?).

Die Auslöschungen werden durch Reflexionen erzeugt, deren Phase zum Direktschall invertiert ist. Wäre es möglich, dass manche Auslöschungen durch Reflexionen an der Schallwand ("Kantenreflexionen") entstanden sind? Vielleicht eine etwas blöde Frage (habe aber über Google und in den Foren nichts gefunden): Wie rechnet man mögliche Auslöschungen oder Pegeladditionen durch Reflexionen erster Ordnung aus (Formel)?

Man könnte aus diesem Diagramm den Standpunkt der Box im Raum und die Raumhöhe herauslesen.

Pegelanhebung bei ca. 60Hz. Pegelsenke bei ca. 120Hz. Raumhöhe 2.8m? Messung bei 1/4 Raumhöhe durchgeführt?
Regelsenke bei ca 40Hz. Pegelanhebung bei ca. 90Hz. Raumbreite 3.9m? Messung bei 1/2 Raumbreite durchgeführt?

Kann man das mit den Reflexionen bzw den hervorgerufenen Auslöschungen im Mittel- und Hochtonbereich beweisen?

Jetzt lehne ich mich mal sehr stark aus dem Fenster hinaus: Wurde die Messung in Herrn Nuberts Labor durchgeführt? :wink: (ok, dass weiß nur Herr Nubert)


Danke!


Gruß
Denis
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

raw hat geschrieben: Habe noch ein paar Fragen zu diesem Thema:
* Diffusschallanteil <-15 dB: Rauhheit oben und unten identisch
* Diffusschallanteil ca. -15...-10 dB: Rauhheit unten wird stärker als oben
* Diffusschallanteil ca. -8...-12 dB: es treten erste tiefe Pegeleinbrüche auf
* Diffusschallanteil ca. -6...-8 dB: viele tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil ca. -4...-6 dB: kaum noch keine tiefe Pegeleinbrüche
* Diffusschallanteil > -4 dB: unterhalb der Linie nur noch Rauschen
Sind das Erfahrungswerte?
Du hast nur die mit Einbrüchen von vielleicht 25dB genommen.
Es gibt über 200Hz mehr als nur drei (laut Diagramm "nicht so stark") Auslöschungen.
Bei 550Hz, 850Hz, 950Hz, 1500Hz, 2900Hz, 3400Hz, 3700Kz, 4000Hz und 4900Hz.
Diese Messung zeigt laut deiner Aussage den FG in ca. 9.6Hz-Schritten an. Es wäre ja somit möglich, dass manche Einbrüche tiefer als angezeigt wären (schmalbandige Auslöschungen, keine allzu genaue "Auflösung" von Mikro/Messsystem) und dadurch könnte der Diffusschallanteil laut deiner o.g. Aufzählung höher liegen(?).
"Simulieren und visuell vergleichen" ist die beste Methode, wenn man nur ein Bild hat.
Dabei muß man daruaf achten, die gleiche Art und Weise des Plottens zu verwenden,
weil ein und die selben Meßdaten unterschiedlich aussehen können, siehe
Bild
Die Auslöschungen werden durch Reflexionen erzeugt, deren Phase zum Direktschall invertiert ist. Wäre es möglich, dass manche Auslöschungen durch Reflexionen an der Schallwand ("Kantenreflexionen") entstanden sind? Vielleicht eine etwas blöde Frage (habe aber über Google und in den Foren nichts gefunden): Wie rechnet man mögliche Auslöschungen oder Pegeladditionen durch Reflexionen erster Ordnung aus (Formel)?
Formeln? Kenne ich nicht.
Man muß das ganze in der komplexen Zahlenebene betrachten. Pegeleinbrüche entstehen,
wenn man an der falschen Seite an der Singularität der Null vorbeigeht. Das ist bei Phasendifferenzen
zwischen dphi = -90°...+-180°...+90° möglich, wenn die Amplitude groß genug ist (-1/cos dphi).
Man könnte aus diesem Diagramm den Standpunkt der Box im Raum und die Raumhöhe herauslesen.
Nur ganz grob. Für ein und den selben Frequenzgang gibt es verschiedene mögliche Lösungen,
die man nicht unterscheiden kann. Aber man kann viele Fälle ausschließen.
Auch hier würde ich "Simulieren und visuell vergleichen" verwenden.

Man muß sich immer vor Augen halten, daß man nur 50% des Frequenzganges kennt,
weil die Phase fehlt, weiterhin sind Breite, Tiefe und Höhe des Raumes austauschbar
sowie einige andere Effekte, die aber den Rahmen sprengen würden.
50mm
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Beitrag von 50mm »

@Frank Klemm
Ich wundere ich immer wieder über deine Posts :wink: *vertsehnurbahnhof*
Gruß
50mm
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Beitrag von Frank Klemm »

50mm hat geschrieben:@Frank Klemm
Ich wundere ich immer wieder über deine Posts :wink: *vertsehnurbahnhof*
Das ist ein genetischer Schaden von mir. Sitzt, so glaube ich, bei mir auf Chromosomen 416, muß was bei der Mitose schief gelaufen sein ;-)
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