Wehrdienst und Ersatzdienst

[JensII]

Ich finde auch die Praktiken der Musterung fragwürdig. Ein Zivikollege ist gelernter KFZ-Mechaniker und wollte auch so beim Bund arbeiten. Und er hatte interesse an Panzern. Aufgrund seiner Musterung durfte er aber nur zu den Pionieren oder so (kenne mich da auch nicht aus). Durfte er halt nicht in ne Werkstatt wie er es die nächsten 40 Jahre seines Berufslebens machen wird, also hat er verweigert damit er wenigstens am Heimatort bleiben kann........

Das sind doch sehr fragwürdige Methoden der Musterung

[J.SP]

Hallo zusammen!

Tja, die Wehrdienstfrage ist gar nicht 'mal so einfach zu beantworten.
Mittlerweile ist es für auch keine WEHRdienst, sondern ZIVILdienstfrage geworden.

Stimme einigen meiner Vorrednern zu, dass es ohne Zivildienst mittlerweile gar nicht mehr ginge. Für mich auch der hauptsächliche Grund, an einem Wehrdienstsystem festzuhalten.

Ich halte dabei gerade den Zivildienst für äußerst sinnvoll. Nicht nur für das System, sondern auch für die, die ihn ableisten. Auch mir hat er in vielen Bereichen eine ganz andere Sichtweise verschafft und mich zu meinem Beruf (Lehrer) gebracht.

Was ich allerdings am System äußerst unsinnig finde, sind die Auswahlkriterien (der dritte Sohn braucht nicht, Frauen grundsätzlich nicht etc.) sowie die Tatsache, dass die reele Berufseinstiegszeit um mindestens 1 Jahr nach hinten geschoben wird.
Bedenkt man die Tatsache, dass die Ausbildungszeiten Deutschlands im internationalen Vergleich schon eh am obersten Ende sind, dann ist ein zusätzliches Jahr im Rahmen des Zivildienstes bzw. Wehrdienstes äußerst kritisch zu sehen. Jedes Jahr, in dem man nicht in das Sozialversicherungssytem einzahlen kann, ist ein kritisches Jahr!

Daher mein Credo: Wenn am Wehrdienstsystem festgehalten werden soll, dann müssen a) die Ausbildungszeiten verkürzt werden (Abi generell nach 12 Jahren oder kürzer) und b) die Einzugskriterien gerechter werden: Wir leben in einer gleichberechtigten/emanzipatorischen Gesellschaft. Gerade im sozialen Diensten haben Frauen meist ein besseres Empathievermögen. Wenn schon in vielen Berufen die Frauenquote erfüllt werden muss, und Männer u.U. widersinnig den kürzeren ziehen müssen, dann sollte zumindest in diesem Bereich mehr Gerechtigkeit walten.
Auch die Regelung des "dritten Sohnes" erschließt sich mir nicht. Gleiches Recht für alle. Aus den Zeiten des Geburtsrechts sollten wir doch mittlerweile raus sein?!

Eine Differenzierung nach Bildungs- bzw. Karrierestand vorzunehmen, widerspricht ebenfalls meinem Gerechtigkeitssinn. Zumal ich gerade so manchem "hochgezüchteten" Karriereabiturienten die Erfahrung des Wehr-/Zivildienstes für eine eventuelle persönliche Rückbesinnung zu den wesentlichen Dingen im Leben durchaus empfehlen würde.

Fazit: Klares "JA" zum ZIVILDIENST (Wehrdienst ist für mich mittlerweile überholt), sofern sich die allgemeinen Ausbildungszeiten diesem zeitlichen Ausfall anpassen und die Auswahlkriterien klar geschlechts- und familienstandunabhängig definiert sind.

LGs-J.SP

[Al!enHunter]

Hi


Ich leiste zur Zeit meinen ZIVILDIENST an der Chirugisch-Othopädischen Fachklinik in Lorsch ab.
Ist zwar ganz interessant(vor allem bei OP's zuzuschauen )Aber trotzdem bin ich froh wenns rum ist!!!
Dann kann ich endlich wieder mein Auto tanken, ohne zu weinen....mim Zivilohn kommt man schwer um die Runden!!!


Mfg.....Al!enHunter

[JensII]

Ich bin auch der Meinung, dass Frauen ihren Dienst leisten sollten! Männer können ja auch ihren Erziehungsurlaub nehmen! Und bezahlenm dann doppelt!
Und da Frauen ja nicht zum bund "müssen", könnte man Männern wie Frauen ja einfach nen Zettel geben, wo sie ohne Begründung zwischen Bund und Zivi wählen können!

[TomTom]

Das mit der Wehrgerechtigkeit gabs auch früher schon.

Meine Musterung liegt ca. 14 Jahre zurück. Ich wollte damals zum Bund ( allerdings nur zu bestimmten Truppenteilen ).
Ich war eigentlich körperlich fit, hatte aber Heuschnupfen ( und das auch nicht schlimm, sondern halt 2 Wochen im Sommer Schnupfen ).
Tja, ich war T3. Ich fragte, was ich machen könne und es hieß: Schmied, Sattler oder Koch!
Dann verweigerte ich.

Ein Bekannter von mir, war Leistungssportler. Topfit, nahm ständig an Landes- und Bundesmeisterschaften teil und das auch sehr erfolgreich. Der wurde ausgemustert. Das verstand niemand.
Soviel zum Thema "Gerechtigkeit".

Meine Zivi-Zeit möchte ich aber nicht missen. Ich arbeitete damals mit Behinderten und das gab mir einen ganz anderen Blick fürs Leben. Ich hab wirklich viel gelernt.

Was die Wehrpflicht betrifft kann ich nur sagen: Sowohl Berufs-/ als auch Wehrpflicht-Armee haben Vor- und Nachteile.
Es wurden ja schon stichhaltige Argumente gegen eine Berufsarmee geschrieben. Doch es gibt auch Argumente dafür: Bessere Ausbildung, schneller und vielseitiger einsetzbar. Jeder Berufssoldat, weiß, auf was er sich eingelassen hat. Und ein Wehrdienstleistender, der gerade mal 9 Monate ausgebildet wurde kann halt nicht mal so eben nach Afghanistan oder in den Kosovo geschickt werden.
In Zeiten des Kalten Krieges war diese Vorgehensweise sicherlich richtig ( große Truppenstärke ). Aber in heutiger Zeit würde ne Berufsarmee von 60000-100000 Mann vollkommen genügen. Dafür gut ausgebildet und motiviert.

Klar, ich verstehe auch die Nachteile und deshalb kann ich mich wirklich nicht entscheiden, was besser ist.

Noch ein Punkt zum Schluß.
Man sollte junge Leute schnellstmöglich einziehen. Hauptschul- und Realschulabgänger direkt nach abgeschlossener Berufsausbildung. Abiturienten direkt nach dem Abitur.
Warum?
Als ich nach dem Abi Zivi wurde freute ich mich über ein Monatsgehalt von fast 1000 Mark! ( eine "utopische" Summe für nen Schüler )
Andere, die eine Ausbildung gemacht hatten und schon als Gesellen gearbeitet haben maulten über das wenige Geld, das sie bekommen. Die Motivation bei solchen Personen war natürlich unterdurchschnittlich.

Sollte man auch mal überdenken.

Gruß Tom

[olli]

Ich war Zivi in einer gerontopsychiatrischen Altengruppe (93 bis 94), was mich nachhaltig geprägt hat für spätere Ausbildung/Studium im sozialen Bereich. Auch wenn ich eine Zwangsverpflichtung im Grunde völlig ablehne, muss ich sagen, dass ich die Lebenserfahrung nicht missen will. Gerade heute würde derlei vielen jungen Menschen sicher gut tun und die doch häufig bemerkbaren arg eindimensionalen Sichtweisen erweitern... andererseits geht es dazu vielen vermutlich einfach nur zu sehr am Arsch vorbei...

[BASStard]

Musste das mal loswerden, denn meine Erfahrung zeigt, dass der Wehrdienst v.a. wegen der Arbeit von Zivis nicht wegzudenken ist

Das ist natürlich Unsinn. Es darf nicht sein, dass der ganze Kranken- und Pflegebereich nur durch die Einstellung billiger Zivis bezahlbar bleibt.

Hallo,

na was heisst hier Unsinn? Fakt ist, dass es so läuft (in vielen Einrichtungen) und Geld oft knapp ist;
wenn du Unsinn in dem Sinne meinst, dass es nicht richtig ist, dann stimme ich dir aber voll und ganz zu!

Wollte das nur mal eben loswerden, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde es gut und finden und
unterstützen, dass es so läuft.

MfG

[eyeball]

na was heisst hier Unsinn? Fakt ist, dass es so läuft (in vielen Einrichtungen) und Geld oft knapp ist;
wenn du Unsinn in dem Sinne meinst, dass es nicht richtig ist, dann stimme ich dir aber voll und ganz zu!

Genau so meinte ich das. Dass viele Einrichtungen auf Zivis angewiesen sind, ist leider so.

Wollte das nur mal eben loswerden, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde es gut und finden und unterstützen, dass es so läuft.

Es klang zumindest so, als wäre der Wehrdienst notwendig, damit es Zivis gibt. Nur darf so etwas nicht als Rechtfertigung für den Wehrdienst herangezogen werden.

[Gandalf]

....
Nicht daß ich die Wehrdienstzeit bedauer, irgendwie war es auch witzig, aber immerhin hat es mich ein Jahr zurück geworfen.

Lustig war sie, die Zeit beim Bund..........

....
Zu meiner Musterungszeit (das war etwas nach der Postkartenverweigerung) gingen nicht gerade wenige nach Berlin, um sich dem Bund zu entziehen.

Jaja, mein Bruder war auch so einer.....

Sold war damals um die 300 DM,....

Bei mir waren es um die 600,-- DM

Wie man mit alten oder kranken Menschen umgehen kann (oder auch nicht sollte ) wusste ich auch schon vor dem Zivildienst. Eine Einweisung oder gar Miniausbildung gabs bei mir nicht, denn man hatte dafuer keine Zeit oer Geld dafuer.

Dazu war bei mir kein Zivildienst nötig. Habe etwa zwei Jahre neben der Schule in einem Altersheim auf der Pflegestation gearbeitet. War der einzige Job, den ich locker nebenher machen konnte, da ich nur an den Wochenenden und in den Ferien dort war.
Habe aber eines daraus gelernt, dass ich mich lieber einziehen lasse, als mir sowas nochmal anzutun.

Ich hatte krampfhaft versucht, weder dorthin zu müssen, noch Zivildienst zu machen.Also schleppte ich Berge von Attesten zu den 3 oder 4 Musterungen.Aber es half nichts, ich wurde T2 mit allen möglichen Einschränkungen.
Nach Ende der Schule wollten sie mich zur Luftwaffe einziehen, aber ich habe lieber eine Lehre angefangen.
Nach meiner Lehre wollte ich dann aber doch zum Bund und mich sogar verpflichten. Aber irgendiwe hat es mit dem Eignungstest bei der Marine nicht geklappt.Ich hatte ein paar Monate meine Ruhe und wurde mit 25 Jahren dann endlich zum Heer eingezogen (als Richtfunker).Und dann auch noch im Januar 1986, einer der gamz kalten Winter. bei -20 Grad durften wir zelten gehen.War trotzdem lustig und irgendwie hat es auch nicht geschadet.

Eines habe ich jedenfalls gelernt, wenn man müde ist, kann wirklich überall schlafen.Und wenn es direkt neben einem Stromerzeugeraggregat ist.

Und viel rumgekommen in der BRD ist man auch, wenn auch nur mit 50 km/h über die Autobahn, aber immerhin schon in den neuen Unimogs.

[eyeball]

Eines habe ich jedenfalls gelernt, wenn man müde ist, kann wirklich überall schlafen.Und wenn es direkt neben einem Stromerzeugeraggregat ist.

Ich habe mal eine ganze Übung im Panzer verpennt. Ich war Richtschütze im Leo1. Wir haben am Waldrand Stellung bezogen und auf unseren Einsatz gewartet. Die Übung war zum Glück nur für die Fahrer und die Kommandanten gemacht. Ich habe schließlich meine Arme auf die Armaturen gelegt, darauf meinen Kopf gebettet und bin eingepennt. Als ich wach wurde und fragte, wann es denn endlich losging, sagte mein Kommandant, dass die Übung schon vorbei sei und wir sind zurück gefahren

Und viel rumgekommen in der BRD ist man auch, wenn auch nur mit 50 km/h über die Autobahn, aber immerhin schon in den neuen Unimogs.

Wir waren drei Wochen in Kanada (Shilo in Manitoba) und sind mit dem Panzer durch die Prärie geheizt. Andere Leute würden ein Heidengeld für so einen Abenteuerurlaub ausgeben
Aber im Nachhinein sieht man immer die eher positiven Aspekte und denkt sich: "so schlimm war es ja eigentlich nicht". An vielen Tagen habe ich den Wehrdienst schon als Freiheitsberaubung empfunden, und man fühlte sich öfters total entmündigt.