Hallo alle miteinander,
der Bär ist tot und in gewissem Sinne ist er das schon seit Wochen. Diesen Bären zu beseitigen war seit Wochen beschlossene Sache, ob nun erschossen oder "bloß" eingesperrt.
Den eingangs verlinkten Artikel fand ich sehr interessant, auch als Diskussionsgrundlage. Hingegen finde ich es etwas daneben, hier das Verhalten von Straftätern und Raubtieren gegeneinander moralisch aufzuwiegen, eine solche Diskussion führt IMHO zu nichts, außer zu Ärger.
Ich will auf den genannten Artikel zurückkommen. Hier wird für mich deutlich, dass die getroffenen Entscheidungen "politische" waren oder schlichtweg auf Unkenntnis beruhten. Entweder will man im Grunde gar nicht, dass sich Bären wieder in unseren Wäldern ansiedeln, hat aber Hemmungen, dies klar zu sagen und erzählt statt dessen solchen Blödsinn wie "Brave Bären sind willkommen". Oder aber man will schon, hat aber keine Ahnung und die falschen Berater noch dazu, weiß nicht, wie sich Bären verhalten und wie man als Mensch mit ihnen auskommen kann.
Man könnte an dieser Stelle auch eine Grundsatzdiskussion darüber führen, ob es sinnvoll ist, wenn Menschen, die Wildtiere nur hinter Gittern und auf dem Teller kennen = Politiker
, Entscheidungen über den Umgang mit einem "Problembären" treffen sollen. Ob es nicht nötig wäre, für solche Entscheidungen Fachleute zu Rate zu ziehen. Und ob es wiederum die Demokratie gefährdet, wenn man sich seine Entscheidungen nur noch von hinzugezogenen Fachleuten einflüstern lässt.
Hans-Peter Sorger macht im Interview deutlich, dass es möglich gewesen wäre, diesen "Problembären" er nennt ihn Halbstarken vom Menschen zu entwöhnen, im beizubringen, dass es Ärger gibt wenn man sich Menschen, ihren Ansiedlungen und Nutztieren allzusehr nähert.
Das Argument "Kinder" sollte man nicht einfach beiseitewischen. Für mich steht es auch als Symbol der verständlichen Angst vor solchen Tieren und für den erheblichen Aufklärungsbedarf. Ich bin auch nicht entsprechend präpariert, richtig zu handeln, wenn ich einem Bären im Wald begegnete. Das gilt aber ebenso für Wildschweine, Hirsche und dergleichen. Hand aufs Herz: ich hätte einfach nur Schiss!
Wenn ich bspw. in Kanada Urlaub machte, so müsste ich mich ebenso damit auseinandersetzen, dass ich einem Grizzly begegnen könnte. Ich höre immer häufiger von Freunden und Bekannten, die in Afrika "auf Safari gehen" und denen dann auch mal Löwen, Büffel oder Elefanten über den Weg laufen, gar nicht zu reden von giftigen Nattern und riesigen Zecken. Aber der heimische Wald soll gefälligst sicher und sauber bleiben
Vielleicht wird es irgendwann mal Normalität, dass man auch in hiesigen Wäldern auf Wölfe und Bären stoßen kann und dass sich Wanderer eben damit auseinandersetzen müssen, wie man sich dann zu verhalten hat.
Ich vermute, ein Gutteil der Ängste beruht auch auf urbanen Legenden. Solche Geschichten über (eh schon halbverhungerte) Kinder, die man im tiefsten Winter in den Wald zum Beeren- oder Reisigsammeln geschickt hat und die nicht zurückkehrten. Was hat das zu tun mit der heutigen Realität, wenn ein Rudel lärmender Menschlein durch den Wald poltert?
Und Hollywood und Co. wären wohl auch kaum vorstellbar ohne all diese abendfüllenden Spielfilme über gefräßige Haie, Löwen, Monster.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt