g.vogt hat geschrieben:Als Teenager war ich Beethoven-Fan, aber das hat sich etwas gelegt. Ich finde ihn thematisch manchmal ziemlich einfallslos. Aber manches gefällt mir auch heute noch, einzelne Klaviersonaten, die 6. Sinfonie immer noch, der langsame Mittelsatz der 7. und die 8., wo er sich mal selber auf die Schippe nimmt.
Also ich finde ihn allein schon durch seine enorme Wirkung auf die nachfolgenden Musiker und Komponisten für interessant. Was heute selbstverständlich ist, war zu seiner Zeit noch ein Novum: er schrieb Werke (z. B. die Sinfonien) von für damalige Verhältnisse unglaublichen Ausmaßen. Die Viersätzigkeit der Sinfonie bzw. der Instrumental-Sonate entwickelte sich maßgeblich unter seiner Beteiligung.
Für die Aufführung dieser "Monster-Werke" musste er dann Opernhäuser anmieten, da zur damaligen Zeit der Besuch eines reinen Instrumentalkonzerts etwas völlig ungewöhnliches war, es waren eher die Opern, die gebräuchlich waren.
Gleichzeitig hatte er nur sehr wenige wirkliche Anhänger, die meisten waren entsetzt von seinen kühnen Schroffheiten und den groß angelegten musikalischen Formen.
Für das damalige Instrumentarium (vor allem für den Flügel, der noch keine Repetiermechanik im heutigen Sinne hatte) waren vor allem seine späten Werke unglaublich schwierig zu spielen (man denke an die Hammerklavier-Sonate).
Auch in Bezug auf die Klangwelt gab es hier durchaus revolutionäre Neuigkeiten, man denke nur mal an die Lautmalerei in Beethovens 6. Sinfonie.
Nachfolgende Komponisten hatte schwere Probleme, eine Sinfonie zu schreiben angesichts der musikalischen Größe des Vorbilds Beethoven. Manche scheuten sich sogar eine 9. Sinfonie zu schreiben (bzw. eine Sinfonie mit vokalen Elementen), da Beethoven hiernach verstorben ist. So sollte z. B. Mahlers 8 Sinfonie mit gigantischem Instrumentarium und Großchören eigentlich die 9. werden. Nachdem diese aber vollendet war und Mahler sich immer noch wohl fühlte, schritt er wohlgemut zur Komposition seiner eigentlichen 9. (Bei ihm war's dann die 10. während der es ihn dahingerafft hatte.

).
Gruß,
Markus.