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Ernüchterung im Luxus

Wenn's nicht so gut in die anderen Themenbereiche passt...
Raico

Ernüchterung im Luxus

Beitrag von Raico »

Habe heute mal einen Ausflug zu einem Händler nach Frankfurt gemacht. Sinn der Übung: Direktvergleich von 3 Lautsprechern im absoluten Luxussegment.
Ich dachte mir: Wenn die Boxen mich umhauen, macht es ja nix, weil sie so extrem teuer sind, dass ich nie in Versuchung kommen könnte. Dennoch hat es mich natürlich gereizt, mal vom obersten Ende der Fahnenstange herunterzuschauen.

Es traten an:

1) Das Spitzenmodell von Burmester, die B 100.
Ein 128-Kilo-Klotz. Preis weiß ich nicht genau, aber jedenfalls mehrere zig Kilo-Euro.
Sieht so aus:

Bild

2) Die neuen Aktivboxen BM Line 35 und BM Line 50 von Backes und Müller.
Listenpreis: Knapp 30.000 bzw 54.000 Euro!

Hier die größere der beiden (Höhe: 201 cm):

Bild

Fotoapparat hatte ich leider nicht mit. Daher diese Bilder.

Der Raum: ca 50 Quadratmeter, ziemlich quadratisch, normale Zimmerhöhe von ca 2,50 Meter, Teppichboden.
An den Wänden verloren sich einige wenige Absorber. Es standen auch noch andere Geräte und Lautsprecher herum.

Basisbreite der Boxen: ca 3,50 m
Hörabstand ca 4 m, ausreichender Abstand zur Rückwand. Elektronik von Burmester.

Ich hatte eigene CDs mit, die ich in- und auswendig kenne.

Und nun kommt`s:
Es klang grausam!

Alles hätte ich erwartet - nur nicht einen dermaßen miserablen Klang!
Ich bemühe mal das einschlägige Vokabular:
topfig, mulmig, gepresst, indifferent, lästig, aufdringlich.
Die Bässe dröhnten über alle drei Boxen, hatten kaum Punch.
Feinste Informationen, die ich zu Hause höre, wie etwa Notenblättern im Orchester, Atmen des Pianisten etc, waren kaum wahrzunehmen.

Mit mir befanden sich während der anderthalb Stunden noch vier bis acht andere Hörer im Raum. Wir hatten Ruhe und konnten uns konzentrieren.
Keiner der Anwesenden war begeistert. Zwei sagten nur: "Die sind gestorben" und gingen raus.
Aber das Beste war: Der Mann von B+M schien mit seinen Vorführungen überhaupt nicht unzufrieden zu sein.

Ich habe ja oft geschmunzelt, wenn andere nuForianer von High-End-Messen oder ähnlichen Veranstaltungen mit ziemlichen Verrissen wiederkamen.
Nun senke ich also selber den Daumen.

Natürlich lag vieles am Raum. Die Boxen spielten sicher weit unterhalb ihrer Möglichkeiten.
Aber immerhin war es eine eigens anberaumte und beworbene Vorführung mit einem Vertreter von Backes und Müller.
Mir ist absolut schleierhaft, wie man so etwas in einem solchen Raum machen kann.

Erwartungsgemäß haben auf dem zitierten niedrigen Niveau die Backes- und Müller-Flaggschiffe die große Burmester an die Wand gespielt. Das war deutlich zu hören. Aber wie gesagt: Hier ging es nicht darum, welche Box die bessere war, sondern um schlecht im Vergleich zu noch schlechter.

Als ich hinter die 54.000-Box geklettert bin, zeigten sich zu allem Überfluss auch noch Fertigungsmängel bei den rückwärtigen Tieftönern: An zwei der vier Membranen war die Staubschutzkappe im Zentrum der Tieftöner nicht richtig festgeklebt.

Fazit für mich:
Ich könnte meine Anlage und den Architekt meines Raumes knutschen.
Die Nubert-Subs klingen bei mir weitaus besser und präziser als die Aktivbässe der B+M bei der Frankfurter Vorführung.
Leute, freut euch über eure Nubis!
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JensII
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Re: Ernüchterung im Luxus

Beitrag von JensII »

Raico hat geschrieben:Leute, freut euch über eure Nubis!
Mache ich doch :lol:
Aber die Burmester B100 sieht schon sehr schick aus! Das muss ich einfach mal so sagen, währe die nicht so teuer, könnte man sie der Optik wegen ja neben Nubis stellen :lol:
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Beitrag von Klapskalli »

Das ist auch alles merkwürdig. Auf den Nordeutschen Hifitagen standen auch die B&Ws und das Flaggschiff von Dynaudio... konnten mich auch nicht grad begeistern. Da sieht man immer wieder, wie wichtig der Raum doch ist und das der Klang nicht automatisch mit dem Preis besser wird.

Schöner Bericht Raico!
Gruß

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Beitrag von raw »

Da nun Audio ihr Bewertungssystem umgestellt hat und Stereoplay ebenso auf das Thema Abstrahlverhalten näher eingeht, hoffe ich mir da eine gewisse Umorientierung der Käufer. Von Geschwafel hin zu mehr Aufgeklärtheit. Die Leser werden nun über das "wundersame Phänomen" aufgeklärt, warum sich Boxen - trotz des gleichen Frequenzgangs auf Achse - unterschiedlich anhören können. Das Abstrahlverhalten wurde in den letzten Jahren von den Zeitschriften fast nie betrachtet. Den momentan stattfindenden Trend finde ich sehr positiv.

@ Raico: Ich war schon in einigen Hörräumen von HiFi-Händlern und immer fand ich dort die Raumakustik eher seltsam - soll heißen verfärbend. Das hat sich wohlgemerkt beim Sprechen im Raum bemerkbar gemacht. Ich wäre nicht erstaunt, wenn das bei deiner Hörsession auch der Fall war. Das macht die von dir gehörten Boxen aber immer noch nicht ihr Geld wert oder auch nur annähernd "gut". :wink:
Raico

Beitrag von Raico »

Hallo raw!

Wie du weißt, habe ich beim Thema Raumakustik durchaus spitze Ohren.
Habe da natürlich sofort drauf geachtet.
Der Raum klang für mich "normal" - also weder so stark bedämpft wie mein Studio, noch so hallig wie mein Wohnzimmer. (Du kennst sie ja beide.)

Schlechte Voraussetzungen für den Bass habe ich bei der Geometrie des Raumes sofort vermutet.
Dass aber auch Mitten und Höhen so verfärbt rüberkamen, hat mich schon erstaunt.
Bei keinem Hörbeispiel und keiner Box kam das Gefühl von "Offenheit", "Präzision" und "Durchhörbarkeit" auf.
Manches klang erschreckend verhangen, komprimiert und klebrig.

Positiv hat sich allein die relativ große Hörzone bemerkbar gemacht. Das ist natürlich in gewisser Weise ein reziproker Wert eines schlecht bedämpften Raumes: Der Mulm verteilt sich halt schön gleichmäßig.

Ich habe versucht, mit einigen der Mithörer über Raumakustik zu sprechen.
Denen war das Thema völlig neu!
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Re: Ernüchterung im Luxus

Beitrag von bony »

JensII hat geschrieben:Aber die Burmester B100 sieht schon sehr schick aus!
Naja, sieht ein wenig aus wie ein Küchenmöbel oder eine Designer-Schaltschrank oder sowas. :wink:
Raico

Beitrag von Raico »

Im direkten Vergleich fand ich die Backes und Müller schicker.
Vor allem wegen der nur bierdeckel-großen Chassis auf der Front wirkte die Burmester zwischen den beiden anderen Boxen ziemlich verloren. Sah auch nicht so edel und teuer aus wie die anderen.

Zumindest vom Design her hat B+M mit den neuen Modellen für meinen Geschmack einen großen Sprung gemacht. Konnte man auch gut vergleichen, denn die BM 12 und BM 18 standen direkt daneben. Eine B+W 801 gab es übrigens auch noch.

Insgesamt also genügend passive Membranfläche im Raum, um den abgestrahlten Bass gleich wieder zu verschlucken.
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Re: Ernüchterung im Luxus

Beitrag von JensII »

bony hat geschrieben:
JensII hat geschrieben:Aber die Burmester B100 sieht schon sehr schick aus!
Naja, sieht ein wenig aus wie ein Küchenmöbel oder eine Designer-Schaltschrank oder sowas. :wink:
Vielleicht gehe ich bald in die Schaltschrankbau/entwicklung (beruflich), aber da bekommt man mehr technik als leichte Luftbewegungen für 50.000€ :lol:
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Caisa

Beitrag von Caisa »

Auf den NHT vor 2 Jahren waren die großen Burmester auch vertreten. Haben mir neben der Cabasse Artis Kara sehr gut gefallen, allerdings war der Raum auch sehr groß, von Basswummern jedenfalls keine Spur. Ich vermute die Räumlichkeiten waren nicht gut bei eurem Test!

Gruß Caisa
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Beitrag von Sirarokh »

Die Burmester habe ich auch vor ein paar Wochen gehört und fand sie absolut fantastisch. Hammerharte und enorm tiefe und trockene Bässe, spiegelnde Höhen und glasklare Mitten. So stellte ich mir einen guten Lautsprecher vor. Der Raum war aber wohl wesentlich besser.

Die Frage, die sich nun stellt, ist wohl, ob man mit den 48000 Euro, die man spart, wenn man Nubert statt Burmester kauft nicht vielleicht einen derart genialen Raum bauen könnte, dass auch die Nubert über sich hinauswächst ;)

Die Antwort liegt wahrscheinlich - wie immer - in der Mitte
Selig ist, wer nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt.
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