Hallo Migl,
mit größtem Genuss habe ich Ihre Beiträge gelesen. Auf der einen Seite ist es schön, dass hier einer mal so richtig auf den Putz haut. Man spürt geradezu die Begeisterung, die in Ihnen brennt. Zugegeben, früher, vor vielleicht 20 Jahren, hätte ich vielleicht ähnlich enthusiastisch (und meiner Einschätzung nach manchmal auch etwas zu übereifrig) (re)agiert wie Sie, aber man lernt ja schließlich dazu. Je länger und intensiver man sich mit Lautsprechertechnik befasst, umso mehr stellt man aber mit der Zeit fest, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, bzw. klingt.
Natürlich darf und soll jeder im Forum seinen Klangeindruck so begeistert kundtun, wie er möchte. Andererseits sollten wir aber bei ein paar Dingen vielleicht doch auf dem Teppich bleiben. Ich denke, ich muss nicht zu allen Bemerkungen meinen Senf dazu geben. Natürlich werde ich aber bei meinen Stellungnahmen nach Kräften versuchen, mich genau an Ihren Kontext zu halten:
Unsere Hochtöner haben noch etwas
dazu zu lernen? Nennen Sie mir eine konkrete elektroakustische Eigenschaft, von denen unser Hochtöner Ihrer Meinung nach dazulernen muss. Herr Nubert wäre gewiss der Letzte, der Ihnen einen solchen Hochtöner nicht aus der Hand reißen und in unsere Boxen einbauen würde. Es war von anderen Beschichtungen die Rede. Rein zur Information: Als Membranmaterial kommt eine in Deutschland gefertigte, nach dem gleichem Verfahren wie der Hochtöner Ihrer Lieblingsbox beschichtete Seidengewebekalotte (also das gleiche Material wie bei der beworbenen Box) zum Einsatz. Was sollen also andere Beschichtungen bewirken? Linearer als linear geht nicht. Oder soll man so beschichten, dass der Hochtöner weniger linear wird? Oder dass er vielleicht etwas Klirrfaktor dazu macht? Manchen High-Endern würde das vielleicht sogar gefallen. Aber ich glaube dennoch nicht, dass dies wirklich Sinn machen würde. (Vergleichen Sie doch mal die Frequenzgang- und Klirrwerte der beiden Lautsprecher auch bei kleineren Lautstärken - in Stereoplay 08/05 S. 31/33 und 09/05 S. 30.)
Wenn hier aber die Technik nicht das Thema sein soll, sondern rein klangliche Dinge, wie kann man sich dann so sicher sein, dass ein eventueller zusätzlicher Klanggewinn mit Feinarbeit an einem Hochtöner zu erzielen ist, die letzendlich nur zu höherem Klirr und unruhigerem Frequenzverlauf führt?
Mein Appell: Ran an bessere Chassis und ruhig mal in Richtung komplexeren Gehäusen Ausschau halten. Wir testen alles was Rang und Namen hat, haben aber noch nie ein anderes Produkt der gleichen Größenklasse gefunden, das wirklich nachprüfbar
schneller, genauer und fein gezeichneter aufgespielt hätte als unsere nuWave-Linie. Bei Lautsprechern mit gleicher Abstrahl-Charakteristik kann man messtechnisch durch den Einsatz von FIR-Digital-Prozessoren noch eine ganze Menge herausholen - gehörmäßig hat man in Punkto Schnelligkeit allenfalls im Bassbereich noch einen Tick mehr zu erwarten.
Durch stark gerichtete Abstrahlung kann man den Anteil des Direktschalls im Verhältnis zum reflektierten Schall vergrößern und so eine subjektiv schnellere Wiedergabe hinkriegen.
Das kann aber auch Nachteile mit sich bringen.
Hier einige Grundlagen und die Philosophie von H. Nubert zu diesem Thema:
http://content.nubert.de/gnubert/Flaech ... o_Name.doc
An noch besseren Chassis arbeiten wir ständig. Alleine im Juli sind über 40 e-Mails an unsere Chassis-Lieferanten gegangen, um die telefonisch vereinbarten Verbesserungen oder Qualitätsrichtlinien zu dokumentieren.
Komplexere Gehäuse was die Maßnahmen zur Schwingungsdämpfung betrifft als bei der nuWave 35 kennen wir in dieser Größenklasse nicht. Sicher haben Sie die Gehäuse ja auch schon von innen in Augenschein genommen - oder vielleicht doch nicht
?
Was die Abstrahl-Eigenschaften in Abhängigkeit von der Schallwand-Geometrie betrifft, sind wir bei der nuWave-Serie wohl sehr dicht am Limit von dem, was technisch möglich ist und sich gleichzeitig optisch noch verträgt:
http://content.nubert.de/gnubert/nuWave ... heiten.doc
Warum nicht mal eine angewinkelte Front, Stichwort Laufzeit-Optimierung und damit räumliche Abbildung? Der Versuch einer Laufzeit-Optimierung durch eine angewinkelte Front oder durch zurückgesetzen Hochtöner ist ein recht alter Hut. Er bringt kaum Vorteile, dafür aber jede Menge Nachteile durch zusätzliche Reflexionen und Beugungen an Gehäusekanten- und Flächen, die eine Art künstliche Räumlichkeit erzeugen können, was nicht gerade in unserem Sinne wäre.
Mit FIR-Digital-Prozessoren ist die Laufzeit-Optimierung ohne jeden Nachteil perfekt möglich. Hörversuche am technisch-akustischen Institut der TH Aachen zeigten allerdings, dass die Unterschiede im Mittel- und Hochtonbereich praktisch nicht vorhanden sind. Die auf der Aufnahme nicht enthaltene künstliche Räumlichkeit nimmt sogar noch weiter ab.
Nubert-Lautsprecher kommen nicht im Studio im Einsatz? Fragen Sie doch mal z.B. beim Bayerischen Rundfunk nach. Es liegen Tests von Zeitschriften vor mit Studio-Profis als Redakteuren, die belegen, dass sogar eine 127 EUR teure NuBox 310 (Vorgänger der NuBox 311) in der akustischen Performance in der Liga mit mehrfach teureren Studiomonitoren (bis hin zu vierstelligen Preisen) spielt. Zitat HomeVision 3/05:
Messtechnisch und klanglich überzeugt die Box auf ganzer Linie, so dass sie einen Vergleich mit den professionellen Studiomonitoren in dieser Größenklasse nicht zu scheuen braucht. Betrachtet man den Preis von nur 127 Euro pro Box, dann wird die nuBox 310 zu einer absoluten Kaufempfehlung
Ihren Argumentationen gemäß dürfte so etwas eigentlich überhaupt nicht möglich sein.
Vielleicht ist es an der Zeit, die nuWave-Linie mit eigens entwickelten/gefertigten Chassis mit engen Toleranzen in eine höhere Klang-Klasse zu heben? Danke für Ihren nett gemeinten Hinweis, aber er kommt ehrlich gesagt ein bisschen spät. Denn wir befolgen diesen bereits seit vielen Jahren. Die Toleranzen sind schon so eng, dass uns mehrere Lieferanten schon für fast verrückt erklärt haben:
http://content.nubert.de/gnubert/HT_Tol ... 640pts.png
Dynaudio baut seine Chassis für die Focus selbst, Nubert soweit ich weiß kein einziges. Kaum ein Autohersteller baut alle technischen Bauteile selbst. Wenn man z.B. die Getriebequalität der deutschen Premium-Hersteller betrachtet, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass die Autohersteller das selbst besser könnten. Wenn mit Ihrem Argument gemeint ist, dass wir irgendwelche Chassis einfach von der Stange kaufen, kann ich das entkräften: Die Tatsache, dass zwei Chassis äußerlich ähnlich aussehen, bedeutet nicht, dass sie auch technisch ähnlich sind. Nicht ein einziges unserer Chassis ist Stangenware. Alle unsere Chassis sind Spezialanfertigungen, an deren Entwicklung wir oftmals monatelang mitgefeilt haben.
Ich werde daher den Verdacht nicht los, daß die Nubert-Chassis (Peerless) zwar grundsätzlich sehr gut und linear sind, aber trotzdem noch von komplexen Frequenzweichen elektrisch "beruhigt" bzw. "eingefangen" werden müssen.
Wie Sie z. B. auch an den Diagrammen der HT-Toleranzen sehen können, gehören unsere Chassis im Feld unserer Mitbewerber zu den linearsten und präzisesten. Trotzdem gibt es grundsätzliche Schwierigkeiten zu lösen, die durch den Einbau der Chassis und durch zu geringe Dämpfungseigenschaften vieler Weichenkonzepte auftreten.
Was diesen Punkt anbelangt, herrschen bei allen Mitbewerbern, die Sie aufgezählt haben, die gleichen Probleme. Jede noch so edle Firma hat mit diesem von Ihnen angesprochenen Problem zu kämpfen und so wie ich gesehen habe, kochen alle dabei mit Wasser, das zudem meist nur lauwarm ist.
Beispiel: Ein Hochtöner sei, bündig in eine unendliche Schallwand eingebaut, perfekt linear von ca. 1,5 bis 20 kHz (unserer ist es zumindest). Sitzt er in einer Box, ist es nicht nur aus mit der Linearität, sondern der Frequenzgang ist plötzlich auch noch sehr winkelabhängig. Schon die Kante des benachbarten Tief- oder Mitteltöners kann sich hier störend auswirken. Den Wunder-Hochtöner, der alle diese Effekte vermeidet, gibt es leider nicht. Welche von diesen Effekten hörbar sind und welche nicht, das können Messungen alleine nicht mehr entscheiden, hier ist dann das Gehör gefragt. Die Ergebnisse dieser Hörtests sind enorm abhängig vom Programm-Material, vom Raum, der Aufstellung, der Abhörlautstärke, von Hörgewohnheiten der Testpersonen, und sogar von der Tageslaune. Auf jeden Fall sind sie wesentlich schwieriger zu interpretieren und auszuwerten, als es in Ihrer Beurteilung beschrieben ist.
Wenn es wirklich so wäre, dass wir unsere Lautsprecher verbessern könnten, wenn wir uns einfach nur klanglich an einem anderen Lautsprecher annähern, wären wir sogar froh, denn das wäre eine der leichtesten Übungen für uns.
Eine nw 35 ist super [
] abgestimmt allemal. Aber was du auch schreibst, an eine Focus 110 wird sie nie herankommen
Eine nW 35 so abzustimmen, dass sie wie eine beliebige Vergleichsbox ähnlicher Größe klingt? Nein, das können Bien und Nubert nicht.
Warum sollen wir das nicht können? Ich mache Ihnen ein Angebot: Sie bringen eine beliebige Kompaktbox ähnlicher Bauart Ihrer Wahl zusammen mit Ihrer NuWave 35 mit nach Schwäbisch Gmünd. Ich werde als ein besonderes Freizeitvergnügen an einem Wochenende - nicht eher mit dem Abstimmen aufhören, bis beide Boxenpaare so klingen, dass sie im Blindtest nicht mehr klar auseinanderzuhalten sind. Das Angebot ist kostenlos, einmalig und nur für Sie. Sie können gerne auch dabei zuschauen, wie ich das mache. Ich würde mich freuen, wenn sie das annehmen würden. Wenn es mir nach dieser Aktion nicht gelungen ist, die Boxen auf klanglich gleiches Qualitätsniveau zu heben (rein technisch gesehen wäre es wohl eher fraglich, ob es einen Fortschritt bedeutet). Dann können Sie ja gerne ins Forum hineinschreiben, dass Bien und Nubert das nicht können.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß beim Weiterdiskutieren. Vielleicht sieht man sich ja mal in Schwäbisch Gmünd.
Gruß,
Thomas Bien