y-richy hat geschrieben:Moin Kaddel,
bitte, gern geschehen. Gib mal Laut, wenn Du die Scheiben gehört hast.
Gruß,
Wolfgang
Moin Wolfgang,
na, das will ich dann mal machen.
Esbjörn Svensson Trio - Live in Hamburg (November 2006)
Ich war zunächst etwas skeptisch, als ich die große Überschneidung mit Titeln aus
Tuesday Wonderland feststellte (7 von 11 Titeln sind auch auf der Live-Doppel-CD vorhanden), da dieses Studioalbum unter meinen e.s.t.-Scheiben nicht unbedingt zu den Favoriten zählt. Doch schon beim ersten Hineinhören wird deutlich, dass die Titel in der Live-Fassung zumeist an Espressivität und Unmittelbarkeit gewinnen. Viele von ihnen kommen als Longtrack mit einer extended Intro daher und sind in der Durchführung mit zusätzlichen (auch solistischen) Improvisationen und manchen experimentellen Elementen versehen. Dabei hat mich besonders das virtuose Pianospiel von Esbjörn Svensson beeindruckt, der sich in den jüngsten Veröffentlichungen diesbezüglich eher zurückgehalten hat zugunsten einer gleichberechtigten Geschlossenheit. Ist ja alles Geschmackssache, und auch wenn bei e.s.t. immer wieder experimentelle Einlagen zum Programm und Markenzeichen gehören (
Definition of a Dog), mich ziehen vor allem die schnelleren und virtuosen Passagen mit ihren typischen, zum Teil rockigen und immer treibenden Rhythmen an. Und davon ist der Konzertmitschnitt randvoll. Das Trio ist hervorragend aufgelegt, sein Publikum folgt ihm aufmerksam und ist spürbar begeistert.
Im Direktvergleich der beiden Aufnahmen hört man, dass das Klavier einfach ein "anderes" Instrument ist und dass der Raum an natürlicher Weite gewinnt. Klangtechnisch braucht sich der Mitschnitt vor der Studioversion nicht zu verstecken, das Trio ist gewohnt präsent eingefangen. An vielen Stellen kommt die Liveatmosphäre positiv zum Tragen.
Einziger Wermutstropfen an der Veröffentlichung ist die unsäglich billige Aufmachung. Als Sammler, dessen Schmuckstücke nicht für den schnellen Konsum gedacht sind, sondern viele Jahre halten sollen, ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum man die Doppel-CD in ein simples, dem Staub erbarmungslos ausgeliefertes Papercase steckt, in welches das einfache Black&White-Booklet ohne Tasche einfach hineingelegt wurde. Zumindest ein schützender und haltender Pappschuber wäre hier notwendig gewesen. Habe ich mir jetzt selbst gebaut.
Nun, also der Kaufempfehlung von Wolfgang kann ich mich ausdrücklich anschließen. Noch ist ja Zeit bis zu den Feiertagen - und zwar nicht nur für "Verlegenheitsgeschenke" in letzter Minute. Am besten lässt man sich die Scheibe selbst schenken.
Gruß
Kaddel
EDIT: In der aktuellen
FonoForum 01/2008 findet sich eine Rezension von Andreas Kunz, in der das Trio ("einzigartiges Kollektiv"), seine Musik und die Aufnahme ("makellos aufgezeichnet") geradezu euphorisch gelobt werden. Höchstbewertungen für Musik und Klang: jeweils 5 Sterne.