Hallo,
erst einmal zur Beantwortung der Ausgangsfrage - zum einen ist es wohl der Schlitzohrigkeit von Bill Gates zu verdanken! Der hatte seinerzeit IBM wohl ganz kräftig über den Tisch gezogen - alle Versuche von Big Blue dagegen zu steuern verliefen irgendwie im Sande (OS/2) - da war M$ DOS einfach schon zu weit verteilt. Zum anderen, wie sagt der Volksmund so schön - was der Bauer nicht kennt ... - ich würde es auf die etwas ketzerische Art folgendermaßen umschreiben - wenn ich zwischen 2 Feinden wählen muss, dann immer den, den ich schon kenne - ich kann besser einschätzen, was mich erwartet.
Den Vorsprung an installierter Basis konnte kein anderer Bewerber mehr einholen - das hat Big Blue auch einsehen müssen. Und ich kann das auch gut nachvollziehen. Ich nutze primär das OS, welches ich kenne, bei dem ich auf meine Erfahrungen aufbauen kann. Das mag für den Fachmann oder gar Nerd schwer verständlich sein, aber für die meisten Anwender ist ein Computer nix weiter als ein Werkzeug.
Auch ein Hammer ist ein Werkzeug - diesem fehlt aber die Komplexität der modernen digitalen Werkzeuge. Das ist imo der springende Punkt - ich will nur ein Werkzeug einsetzen, bin aber gezwungen eine höchst komplexe Technik zu bedienen und - zumindest im Ansatz - auch zu durchschauen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Sobald der Punkt erreicht ist, dass man so einigermaßen unfallfrei den Computer nutzen kann, reicht es dem Normalanwender. Der hat null Bock dieses Lernprocedere von vorne zu beginnen - er bleibt bei dem Feind, den er kennt.
Das ist im beruflichen Umfeld nach meiner Erfahrung nichts anderes. Es geht ja nur um ein Werkzeug - wenn dieses funktioniert ist es gut - wenn nicht wird es teuer. Spätestens da fängt die Rotstift-Fraktion an zu rechnen. In meinen Jahren bei einer Werbeagentur habe ich das bei anderen Betrieben gesehen. Da wurde mit großem Tamtam die installierte Apple-Basis gegen Windows ausgetauscht - ist ja in der Anschaffung günstiger (na, und das zu der Zeit verantwortliche ITler aus dem zertifizierten Win-Lager kam, hat sicherlich auch geholfen
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) - und produzieren konnte man Zeitschriften etc. auf Win spätestens nach dem, wenn auch späten, Erlernen von Farbmagement. Das Problem, dass keiner der Manager sehen wollte war, jeder der in der Produktion beteiligten Arbeitnehmer hatte praktisch von der Ausbildung an auf Apple-Mac gearbeitet - privat sowieso. Der Erfahrungsschatz zeigte sich bei kleineren Problemen - wenn es mal an einer Schrift oder ICC-Profil oder oder ... klemmte, so hat das der Mitarbeiter schnell selbst bereinigt - und, sofern er das nicht selbst konnte/durfte, wusste er den Fehler gut zu beschreiben und hatte meist eine theoretische Lösungsmöglichkeit im Hinterkopf, welche dem Supporter weitergegeben werden konnte. Nun aber saßen sie vor den neuen Win-Rechnern und es kam wie es kommt, wenn einem die Erfahrung fehlt. Jede kleine Unregelmäßigkeit musste supportet werden - die (Support-) Kosten explodierten ...
Na, zum Abschluß des doch langen Textes - zumindest der Verlag ist zurück zum Apple-Mac und der verantwortliche ITler gehört dem Verlag nicht mehr an. Fazit - ohne Not wirft man in Jahren erworbenes know how nicht weg - auch wenn es nur um ein digitales Werkzeug geht. Denn ein Innovationsschub oder ein enormer Zeitvorteil ist durch den Wechsel auf eine andere Plattform heute nicht zu erwarten - erst wenn zukünftig ein revolutionäres OS einen wirklichen Vorsprung bietet (i.d.R. Zeit = Geld), werden die Karten neu gemischt.
Gruß PL
PS: Der obige Erfahrungsbericht beleuchtet zwar das andere OS - aber der Gedankengang ist meist ähnlich - nur eben pro Win und gegen jedes Experiment im betrieblichen Umfeld. Und da sind wir dann wieder bei der installierten Basis ...