Hallo Ramses,
den Begriff lächerlich hast Du eingebracht - ich hatte als Apple-User natürlich Äpfel und Birnen im Sinn
Ich will nochmal einen Vergleich bemühen (auch wenn diese immer hinken). Wer in diesem Forum würde es goutieren, wenn ein Tester eine NL122 und ein aktives PC-Schreibtisch Soundsystem vergleicht und der NL122 übel nimmt, dass diese im Abhörraum stehende Wellen produzieren kann. Alle würden rufen "lächerlich!" und tatsächlich wäre das ein äußerst unfairer Vergleich. Trotzdem, wer wollte bestreiten, das so kleine Böxchen auf dem Schreibtisch nicht auch superbe Qualität liefern können - nur als Wohnzimmerlösung wären sie nur äußerst bedingt geeignet. Andererseits schütteln auch viele, darunter durchaus Musikliebhaber, ihr Haupt, wenn sie erfahren welchen Aufwand der geneigte Nubiist betreibt um das für ihn perfekte Musikerleben zu erhalten. Da werden Möbel gerückt, große Kisten stehen praktisch im Raum, Teppiche werden extra nur für den Wohlklang ausgelegt, es werden Absorber gebastelt und montiert etc. Der Außenstehende würde das ganz schenll als "irre" abqualifizieren - aber so sind manche Harcore-Musikhörer eben
Und ja, ich finde auch, eine DSLR wird ihre beste Leistung erst mittels RAW und entsprechender Nachbearbeitung ausspielen. CAs sind in meinem Workflow i.d.R. kein Problem - ich nutze Nikon und mit CaptureNX ist das ein Mausklick. Nur das SWW (Tokina 12-24) macht in manchen Situationen etwas mehr Schwierigkeiten. Das in dieser Beziehung bessere Nikkor hätte aber mit roundabout 1000EUR auch das Doppelte gekostet. Und da sind wir an dem Punkt, den ich so unterschreiben kann. Gute Objektive kosten auch dementsprechend Geld. Der Christian wünscht ein KB-Äquivalent von 26-600mm abzudecken. Um die resultierenden Bildwinkel abzudecken bräuchte es an APS C ein Objektivpark von 17-400mm. Um das in wirklich guter (nicht überragender!) Qualität zu bewerkstelligen, muss man schon einiges an Geld anfassen. Ich decke mit Turnschuhzoom (2 Festbrennweiten 35 und 85mm) mal so gerade eben 12-85mm ab. Es liegt noch ein 55-200 rum, welches ich nicht mag und darum nicht verwende. Glücklicherweise brauche ich den Extremen Tele-Bereich eher nicht und kann in Ruhe abwarten bis ich zumindest die 200mm in Angriff nehme. Mit entsprechender Lichtstärke ist das auch kein günstiges Unterfangen.
Ich oute mich mal als bekennender RAW-Datei Fotografierer! Was anderes habe ich seit meinen ersten 50 Fotos mit der ersten DSLR nicht mehr eingestellt. Warum tut man sich das an? Also erstens werden nur die guten Fotos einer näheren Bearbeitung unterworfen, der Rest der "digitalen Negative" wandert so wie sie sind ins Archiv. Ich muss dazu aber sagen, dass ich vor langer Zeit mal günstig eine Laborausrüstung für SW ergattert habe. Da habe ich mich wohl mit dem Virus infiziert und viele Techniken (Abwedeln, Nachbelichten etc.) haben ja heute ihre digitalen Entsprechungen in der EBV. Mit der Zeit entwickelt sich auch das Sehen und die Bearbeitungen werden entsprechend meinem Geschmack vorgenommen. Z.B. entrausche ich nahezu gar nicht - normalerweise geht ja erst die Blende auf, ehe an den ISO-Werten gedreht wird und ein auf den Punkt belichtetes Foto mit hohen ISO-Werten (bspw. 1600) kann erstaunliche Qualität besitzen. Kritisch wird es i.d.R. erst bei, durchaus auch schon leichten, Fehlbelichtungen. Die offene Blende sorgt aber dafür, das die eher zu Rauschen neigenden Bildteile außerhalb der Schärfeebene liegen, bspw. ist der idealerweise gut belichtete Musiker im Konzert genau in der Schärfeebene, der dunkle Hintergrund, welcher die Bühne begrenzt rauscht natürlich - dies geht aber in der Unschärfe unter und stützt eher die Bildaussage als das es störend wirkt. Ebenso ist Schärfe natürlich ein wichtiger Aspekt. Da muss man unterscheiden zwischen der Schärfe, welche ein Objektiv liefern kann und der nachträglichen Bildmanipulation auf elektronischem Wege. Ganz ohne Nachschärfung geht es nicht - dafür sorgt schon der Antialiasing-Filter vor dem Sensor - ohne diesen gäbe es hässliche Moire-Effekte. Trotzdem versuche ich, die Verstärkung der Kontrastkanten (vergl. USM, unscharf maskieren) möglichst gering zu halten. Ein Manko der Digitalknipsen ist die Neigung zum überschärfen. Das wird öfter mal augenfällig und äußert sich in sog. Halos an den Kontrastkanten (helle Erscheinung an Kontrastkanten). Zumal Schärfe ja immer im Hinblick auf das Ausgabeformat und das Ausgabemedium abgestimmt sein sollte (Webbild mit 72dpi braucht ganz andere Vorgaben als eine Ausbelichtung A4 oder ein Druck 300dpi - Rollenoffset, Bogenoffset, Siebdruck?). Schwarz-/Weißpunkt und Graduationskurven sind weitere Beispiele, bei denen ich durchaus andere Werte favorisiere als eine Kamera-Automatik. Wer den Knopf Auto-Kontrast in EBV-Programmen hassen gelernt hat, weiß was ich meine. Als letzter Punkt die Farben! Ich nutze viel den AdobeRGB Farbraum. Muss zwar häufiger in sRGB konvertieren - aber ich hole alles was möglich ist an Farben heraus. Das will dann auch noch genauer nachgeregelt werden. Dazu bedarf es dann aber zumindest eines profilierten Monitors. Meiner ist leider auch nicht HighEnd, aber mittlerweile habe ich gelernt einiges zu abstrahieren, den Rest macht die gute Profilierung. Und zu bunt mag ich manchmal auch nicht - manches wird knalliger gemacht, manches wird eher entsättigt, je nach Motiv und Stimmung. Meine früheren Digi-Knipsen waren einfach zu bunt - im ersten Moment ist das toll, scharf und bunt, auf Dauer ist das wie Musik aus dem Mainstreamradio, hauptsache Zisch und Bumm, also sozusagen Loudness-Race in der Digi-Knipse.
Als Schluss(ab)satz zum Thema, warum macht die DSLR das nicht alles automatisch - einen großen Teil habe ich oben schon beschrieben. Ich mache das Foto - nicht ein Ingeneur in Japan/China/Thailand etc. Wie das fertige Foto aussieht ist meine Entscheidung und soll das Bild, welches zuerst in meinem Kopf entstand, so dicht dran wie irgend möglich transportieren. Es geht nicht nur um das, was auf dem Foto zu sehen ist, sondern um die Emotionen die es transportieren kann. Und ja, ich gebe auch mal fast unbearbeitetes ab - aus RAW als 16Bit Tiff konvertiert und der Grafiker strahlt - viele der Diskutanten hier würden ihre Hände über den Kopf zusammenschlagen und das Bild als äußerst schlecht im Hinblick auf Kontrast, Schärfe und evtl. Rauschen bewerten. Aber genau damit mag der Grafiker arbeiten, er kann das Bild genau für den Verwendungszweck abgestimmt bearbeiten. Ein fertiges, eher überschärftes und wirklich buntes jpeg aknn er meist nur verschlimmbessern. Das sagen wir aber keinem
Gruß PL