Falls es zu heftig getönt hat, möchte ich mich dafür entschuldigen.
Ich finde es an sich cool, dass Herr Nubert sich um die Phasenlineare Wiedergabe von Speakern kümmert.
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass solche Weichen schon existieren. Dass sie nicht öfter angewendet werden liegt zum einen daran, dass sie eben nicht nur Vorteile aufweisen und zum Anderen, dass das Thema von vielen Entwicklern schlicht ignoriert wird. Zu den Nachteilen: Z.B. haben sie im Durchlassbereich starke Ueberhöhungen und breite Ueberlappungen, welche Probleme bei der gleichmässigen Abstrahlung verursachen und auch bezüglich Effizienz nicht unbedingt vorteilhaft sind. Diese nehmen mit höherer Ordnung zu. Deshalb ist es empfehlenswert, die Ordnung der Weiche so tief wie möglich (oder andersrum nur so hoch wie nötig zu machen). Deshalb benutze ich eine solche Weiche mit einer FAST Topologie.
Ich glaube nicht, dass eine Weiche mit diesen Eigenschaften an sich patentierbar ist, höchstens deren Ausführung.
Das Prinzip hinter diesen Weichen ist, dass man eine Uebertragungsfunktion einer bestimmten Ordnung nimmt, welche einen gleichen Nenner und Zähler aufweist. Man zerlegt diese dann in einzelne Glieder, welche alle den gleichen Nenner aufweisen aber unterschiedliche Zähler, so dass die Summe der abgespalteten Uebertragungsfunktionen die Ursprüngliche Funktion ergibt.
Eine elegante Methode dies zu tun ist z.B. ein State Variable Filter, dessen Ausgänge entsprechend summiert werden. Diese Topologie hat den Vorteil, dass man (so man denn will) die Uebertragungsfunktionen der Chassis mit entsprechender Skalierung der Teilspannungen elegant einbeziehen kann. Ein bekanntes Beispiel zu der State-Variable Topologie (ohne Einbezug der Chassisfrequnzgänge):
http://www.national.com/an/AN/AN-346.pdf#page=6
Die altbekannte Methode ist die klassiche subtraktive Methode. Hier ist es etwas umständlicher, die Uebertagungsfunktionen der Chassis einzubeziehen.
Eine "nackte" Weiche (d.h. ohne Chassis-Einbezug) mit Hochpass 3.Ordnung und Tiefpass zweiter Ordnung findet man hier:
http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... ost1295443
Oder 2. Ordnung/2. Ordnung symmetrisch:
http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... post292789
Eine simple Methode, den Chassisfrequenzgang bei einer Subtraktivweiche zu berücksichtigen, findet man hier (da habe ich gemeint, ich hätte eine coole Idee gehabt, aber Prof. Leach ist mir zuvorgekommen !). Dieses Prinzip kann auch auf andere Ordnungen und Topologien ergänzt angepasst werden.
http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... ost1295443
Die dritte Methode ist, pro Weichenzweig durch Hinter- und Nebeneinanderschalten (d.h. Summieren) von Hoch-, Tief- und Bandpässen die abgespalteten Uebertragungsfunktionen zu bilden. Elegant ist es, wenn man vor dem Aufspalten die Chassisfrequenzgänge in die Ursprüngliche Gesamtübertragungsfunktion einfliessen lässt. Dann muss das eine oder andere Filter je nach Zweig nicht mehr elektrisch gebaut werden, da es in seiner elektroakustischen Form schon vorhanden ist.
Die vierte Methode (verwandt mit der zweiten) ist das Hintereinanderschalten der altbekannten asymmetrischen Subtraktivweichen Nter/1ter Ordnung.
Die fünfte wären Mischformen von den erwähnten vier:
http://www.diyaudio.com/forums/showthre ... #post59511
Ein eher konventioneller Speaker mit Midwoofer und Kalotte, welchen ich gegenwärtig baue, wird wegen der erwähnten Probleme mit einer Linkwitz Weiche und vorgeschaltetem Phasenentzerrer konstruiert. Die vorgesehene Topologie erlaubt eine konstante Gruppenlaufzeit bis etwa 10 kHz. Man könnte mit entsprechendem Aufwand die Gruppenlaufzeit auch bis deutlich über 20 kHz konstant machen. Aber ich gehe davon aus, dass es den Aufwand nicht lohnt.
Zu meiner Person:
Ich bin Elektroingenieur der Fachrichtung Nachrichtentechnik. Ich baue (und höre natürlich auch damit !) seit etwa 30 Jahren aktive Lautsprecher.
Seit einiger Zeit beschäftige ich mit phasenlinearen Lautsprechern und auch mit Klasse - D Verstärkern. Eine Zeit lang war ich auf DIY - Audio sehr aktiv.
Gruss
Charles