DER JAHRESRÜCKBLICK 2009:
Was wäre ein Review-Thread ohne die Top Ten am Ende des Jahres? Hier die ultimative Liste (ausführliches Review durch Klick auf den Titel): DIE BESTEN ALBEN DES JAHRES!
1.
Converge - Axe to Fall
Dieses Album habe ich - obwohl es erst im Oktober erschienen ist - mittlerweile schon zig mal gehört, und es versetzt mich jedes Mal wieder aufs neue in Entzücken. Die meisten Bands aus dem extremen Sektor sind einfach nur hart und schnell, das langweilt mich meistens nach dem dritten Song. Converge dagegen schaffen durch die Verbindung von heftigstem Geballer mit hohem musikalischen Anspruch, instrumentalem Können und einem Händchen für perfekte Dramaturgie ein Meisterwerk. Album des Jahres, ohne Zweifel.
(Hardcore, Metalcore)
2.
John Frusciante - The Empyrean
Mittlerweile ist John Frusciante bei den Red Hot Chili Peppers ausgestiegen, um sich ganz seinem Solo-Schaffen zu widmen. Wenn dabei regelmäßig solche Alben wie "The Empyrean" herauskommen, kann ich diesen Schritt nur begrüßen, so gerne ich die RHCP auch mag. Nebenbei gehört klingt das Album zunächst unspektakulär - aber mit der nötigen Aufmerksamkeit, alleine und zu später Stunde gehört, entfaltet es eine unvergleichliche Atmosphäre.
(Psychedelic Rock, Ambient)
3.
Muse - The Resistance
Die meisten Kritiken zum neuen Album von Muse waren eher verhalten bis negativ, mich dagegen hat das Album begeistert. Vom Alternative Rock früherer Tage ist (fast) nichts mehr übrig, statt dessen erschafft die Band mit Einflüssen aus so ziemlich jedem denkbaren Genre der Rock- und Popmusik ein Album, auf dem Abwechslung groß geschrieben wird und Langeweile ein Fremdwort ist.
(Rock, Pop, Indie, Schlager, Chanson, Musical, Klassik, Alles)
4.
Code - Resplendent grotesque
Wenn das der Black Metal der Zukunft ist, bin ich ab sofort Fan. Von alberner Wald- und Wiesen-Mystik und zweifelhaften politischen Ansichten keine Spur. Statt dessen liefern Code ein komplexes, fesselndes Album ab, dass sich nicht um Genre-Klischees schert und vor grandiosem Songwriting nur so überquillt.
(Experimenteller Black Metal)
5.
Sunn O))) - Monoliths & Dimensions
Drööööööööööööööhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhnnnnnnnnnnnnnnn!
Bruuuuuuuuuuuuuuuuuuummmmmmmmmmmmmmmmmmm!
Drööööööööööööööhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhnnnnnnnnnnnnnnn!
(Avantgarde, Drone)
6.
Katatonia - Night is the new day
Niemand außer Jonas Renkse singt so schwermütig und resigniert, und schafft es dabei so viel Charisma zu versprühen. Düster und melancholisch, aber niemals depressiv - genau das richtige für Herbst und Winter. Auf diesem Gebiet spielen Katatonia längst in ihrer eigenen Liga. Das schönste "dunkle" Album des Jahres.
(Metal, Gothic, Alternative Rock)
7.
Mastodon - Crack the skye
Der klassische Progressive Metal langweilt mich mittlerweile ziemlich. Wenn man schon 100 Dream Theater-Epigonen kennt, die alle irgendwo ähnlich klingen, braucht man sicherlich keine weitere mehr. Mastodon dagegen kommen aus der Sludge-Szene und bringen deshalb zahllose neue Einflüsse mit, die sie in ihre Musik einfließen lassen. Das wirkt frisch und unverbraucht und macht so viel Spaß, dass mich die Platte auch nach zig Durchläufen noch begeistert.
(Progressive Metal)
8.
While Heaven Wept - Vast Oceans Lachrymose
Wuchtig, episch und voller Gänsehautmomente: While Heaven Wept schaffen das Kunststück und komponieren ein Album, dass trotz allem Kitsch, Pathos und natürlich viel zu hohem Gesang einen festen Stammplatz in meiner Playlist bekommen hat und mir mit jedem Durchgang besser gefällt. Andererseits wüsste ich auch nicht, wie mans ohne Kitsch, Pathos und viel zu hohen Gesang hinkriegen sollte, diese grandiose Stimmung zu erzeugen. Das muss wohl einfach so sein...
(Epic Metal)
9.
N.A.S.A. - The Spirit of Apollo
Auch wenn ich dieses Jahr nicht viel Rap gehört habe, dieses Album hat mich (neben Flowin Immo, siehe unten) nachhaltig beeindruckt. Genau so mag ich solche Musik: keine Gangstas, keine aufgesetzte Härte, dafür locker perlende Reime und viel Funk in den Beats. Die Gästeliste ist natürlich völlig irre, wenn Leute wie John Frusciante, George Clinton oder Tom Waits mitmischen, kann ja eigentlich sowieso nichts schief gehen.
(Hip Hop)
10.
Propagandhi - Supporting Caste
Diese Scheibe hat sich im Lauf der Monate zu einem echten Dauerbrenner entwickelt, dabei kannte ich die Band bis zum Erscheinen des Albums überhaupt nicht. Geboten wird Punk der flotteren Sorte, mit deutlich mehr als 3 Akkorden und viel musikalischer Abwechslung. Durch die intelligenten Texte kommt auch der Verstand nicht zu kurz - IMHO bräuchte es viel mehr politische Bands, deren Texte über das übliche Gröhlen von Parolen hinausgehen.
(Punk, Hardcore)
Folgende Alben sind ebenfalls brilliant und haben die Top Ten nur ganz knapp verfehlt:
Sólstafir - Köld
Flowin Immo et Les Fraqz - Immoment
Wolves in the Throne Room - Black Cascade
Kylesa - Static Tensions
Alberta Cross - Broken Side of Time
Auch noch interessant: DIE BESTEN KONZERTE/FESTIVALS DES JAHRES
1. Sziget Festival (Budapest)
Zum ersten Mal da, und gleich zum Lieblingsfestival erklärt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Musikfestivals sind hier die Konzerte noch nicht einmal das wichtigste, es ist das Festival selbst. Man hat kaum eine Chance, innerhalb der 7 Festivaltage alles "mitzunehmen", was man neben den Konzerten gerne sehen und machen würde. Unzählige Bars und Clubs, Kleinkunst, Theater, Ausstellungen, Spiele, Themenparks, ... Außerdem gefällt der Abwechslungsreichtum der auftretenden Künstler (von Jazz und Blues über House und D'n'B bis zu Rock und Metal) und das internationale Publikum aus aller Herren Länder.
2. Sólstafir / Code / Secrets of the Moon ("Occult Travellers of the Avantgarde")
Dieses Tour-Package ist eines der besten, das ich je gesehen habe. Dreimal alternativer/experimenteller Black Metal auf höchstem Niveau. Die Konzerte aller Bands waren sehr gut, wobei Sólstafir den Rest allerdings noch einmal deutlich überragt hat. Es war weniger die Stimmung im Publikum (zu dieser Musik kann man sich sowieso nicht besonders bewegen) als die Atmosphäre, die die Band mit ihrer Musik verbreitet hat - eine Art Pink Floyd auf Black Metal, gespielt von Johnny Cash. Unbeschreiblich, aber höchst genial.
3. Wolves in the Throne Room
Winziger Club: Bühne, Mischpult, Bar und Publikum auf insgesamt höchstens 50 Quadratmeter. Keine Beleuchtung außer ein paar Kerzen, die vor dem Konzert angezündet wurden. Keiner spricht während des Konzerts ein Wort, weder die Band noch das Publikum. Nur so kommt die Stimmung der rasend aggressiven und trotzdem seltsam meditativen Musik von WitTR zum Tragen. Zwar nur eine Stunde Spielzeit, dafür aber unglaublich intensiv. Würde ich die Konzerte jeder einzelnen Band einzeln bewerten, wäre dieses Erlebnis noch vor Sólstafir auf Platz 1.
4. Udo Jürgens
Ich habe ja schon erwartet, dass das Konzert gut würde, aber irgendwie war ich dann doch überrascht
wie gut. Meine Befürchtung, sich zwischen lauter auf-die-Eins-klatschenden Rentnern wiederzufinden, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Musikalisch natürlich auf höchstem Niveau, das Orchester ist über jeden Zweifel erhaben. Die meisten der eher ausgelutschten Schlager wurden übrigens am Ende des Konzerts platzsparend in einem Medley untergebracht, was ich sehr begrüßt habe.
Und wer das ganze für einen Witz von mir hält, zeigt lediglich einen schweren Fall von Ahnungslosigkeit: Udo Jürgens hat mehr mit Frank Sinatra zu tun als mit Mallorca!
5. Hammer of Doom Festival
Ein tolles Mini-Festival, von dem mir vor allem zwei Auftritte in Erinnerung geblieben sind: Zum einen Seamount, die ich vorher überhaupt nicht kannte, die mich aber sofort schwer begeistern konnten. Zum anderen eines der ersten Live-"Rituale" von The Devil's Blood in Deutschland, damals noch ohne Full-Length-Album und trotzdem schon regelrechte Stars im Metal-Underground, die das Publikum vom ersten Ton an in völlig Euphorie versetzt haben.