Blu-ray von Splendid
Carriers (USA 2009, Originaltitel: Carriers)
Der Planet befreit sich...
Fast die gesamte Menschheit ist einem tödlichen Virus zum Opfer gefallen. Zu den wenigen Überlebenden zählen die Brüder Brian (Chris Pine) und Danny (Lou Taylor Pucci), die von Brians Freudin Bobby (Piper Perabo) und Kate (Emily VanCamp), einer Bekannten Dannys, begleitet werden. Der flotte Vierer ist auf dem Weg an die Westküste der USA, Brian und Danny wollen unbedingt zurück an den Ferienort ihrer Kindheit. Um jeden Kontakt mit dem tödlichen Erreger zu vermeiden, unterwirft sich die Gruppe selbstauferlegten Regeln, beim Kontakt mit fremden Personen ist ein Mundschutz zu tragen, im Auto führt man jede Menge Desinfektionsmittel mit. Als die Reisegruppe auf den besorgten Frank (Christopher Meloni) trifft, dem auf der einsamen Landstrasse der Sprit ausgegangen ist, entdecken die jungen Leute Franks erkrankte Tochter Jodie (Kiernan Shipka), die bereits deutlich von der Infektion gezeichnet ist. Es kommt zu Spannungen innerhalb der Gruppe, denn Brian denkt zunächst gar nicht daran Frank und Jodie in irgendeiner Form zu helfen. Schliesslich wird eine friedliche Lösung gefunden, doch nicht nur Traumziel der Brüder liegt in weiter Ferne...
"Carriers" wurde von den Brüdern Àlex und David Pastor inszeniert, die ferner für das Drehbuch verantwortlich zeichnen. Anstatt auf Horden geifernder Zombies und/oder verwüstete Landstriche, baut "Carriers" fast ausschliesslich auf das Beziehnungsgeflecht zwischen den Hauptcharakteren. Nur im Ansatz bekommen wir verlassene Ortschaften zu Gesicht, überwiegend spielt sich die Handlung "in freier Wildbahn" ab, die malerische Landschaft verbreitet einen trügerischen Frieden. Freilich kann ein Werk dieser Gangart nur dann funktionieren, wenn die Schaupieler ihren Job beherrschen, überdies das Drehbuch die Charaktere mit Tiefe ausstattet
(oder zumindest in einem interessanten Licht erscheinen lässt).
Brian ist der Chef im Ring, er lässt gern den coolen Macker und Macher raus, eckt mit seiner wenig feinfühligen Art häufig bei seinen Mitreisenden an. Chris Pine spielt den großen Bruder mit dem noch größeren Maul überzeugend, gleichzeitig aber frei von Überraschungen. Danny tischt dem Zuschauer eine etwas breitere Palette auf, an der Lesitung von Lou Taylor Pucci gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Piper Perabo bietet in der Rolle der Bobby ihrem kernigen Freund bei Bedarf die Stirn, weist Brian notfalls in die Schranken, vermittelt zwischen den Parteien. Die von Emily VanCamp dargestellte Kate mutet nur auf den ersten Blick unscheinbar und langweilig an. Gerade Kate offenbart im Verlauf der Handlung erstaunliche Charakterzüge, hinter der biederen Fassade lauert eine unerwartet konsequente und kalte Person. Neben den vier Hauptrollen präsentiert der Film dem Zuschauer mit Christopher Meloni ein bekanntes Gesicht, Meloni ist seit etlichen Jahren in der TV-Serie
"Law & Order: Special Victims Unit" zu sehen. Als Frank treibt ihn die verzweifelte Besorgnis um seine kleine Tocher an, bereit nach nahezu jedem noch so kleinen und dünnen Strohhalm zu greifen. Vermutlich würde fast jeder Vater ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen, entsprechende Szenarien mag ich niemandem wünschen. Kiernan Shipka meistert den Part des todgeweihten Mädchens sehr gut, ihr Schicksal rührt an, drückt aber nicht plump und kitschig auf die Tränendrüse. Auf die übrigen Akteure vor der Kamera gehe ich nicht weiter ein, dazu bleiben ihre Auftritte zu klein und beliebig.
Insgesamt kann man der Besetzung ein gutes Zeugnis ausstellen, alle Beteiligten füllen ihre Rollen mit Leben. Sicher, wirklich tiefschürfend wird es kaum, dennoch bleiben die Charaktere nicht fremd oder lassen den Zuschauer völlig kalt. Mancher Filmfreud wird eventuell bemängeln, dass "Carriers" eine Spur zu wenig nach Endzeit, Massensterben und totalem Untergang aussieht, die Optik zu freundlich und friedlich über den Bildschirm flimmert. IMHO benötigt der Film die gängige Maskerade nicht, geschickt hat man die Handlung auf Nebenstrecken verlegt, streut nur ab und zu eine Prise grafisches Verderben ein. So funktioniert "Carriers" auch ohne typischen "Weltuntergangslook" gut, obschon die Charaktere eine etwas intensivere, tiefere Ausarbeitung verkraften könnten. Vor allem im Hinblick auf die Optik stellt sich die Frage der Machbarkeit, Zeit und Geld setzten wahrscheinlich sicht- und spürbare Grenzen. Aus den Charakteren hätte man durchaus mehr herauskitzeln können.
Macht das Leben noch Sinn, wenn alle nahen Menschen aus dem Leben geschieden sind? Wozu die eigene Qual verlängern, wenn am Ende des Tunnels kein Licht erkennbar wird? "Carriers" klingt ruhig aus, lässt der Phantasie einen gewissen Freiraum. Dass hier die vermeintlich Schwachen am längsten überleben, verpasst der Hoffnung eher Dämpfer, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Vielleicht habe ich gelogen, schaut nach, überprüft es.
Die Blu-ray aus dem Hause Splendid präsentiert das Werk in solider Form, an Bord befindet sich eine kleine Bonusabteilung, als "Gag" liegt eine Virenschutzmaske bei. Inzwischen ist die Scheibe für kleines Geld erhältlich, ich bin mit der vorliegenden Auswertung zufrieden, flatschenneurotiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. "Carriers" mag nicht der ganz große Wurf geworden sein, doch im Rahmen seiner Möglichkeiten ist der Film kurzweilig inszeniert, gut gespielt und ansprechend fotographiert.
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Hol das Benzin!"
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Blu-ray von Savoy. Endlich offiziell in Deutschland erhältlich, auch als DVD am Start
Heathers (USA 1988, Originaltitel: Heathers)
Ein älterer Kurzkommentar von 2009:
Heathers
Heather, Heather und Heather. Diese drei Mädel sind die coolsten Bräute der High School, bewundert und gleichzeitig gefürchtet. Veronica (Winona Ryder) gehört irgendwie auch zu dieser Clique, schliesslich steht sie gern auf der Seite der vermeintlichen Gewinner. Doch die junge Dame ist längst nicht mit dem Treiben der drei Heathers einverstanden. Zu gern drangsalieren die Pissnelken andere Mitschüler, davon ist Veronica nicht angetan, sogar zunehmend angeekelt. Der Neuling J.D. (Christian Slater) erregt Veronicas Aufmerksamkeit, denn er hebt sich von allen anderen Schülern ab, schwimmt nicht mit dem Strom, macht sogar die prolligen Sportskanonen des örtlichen Footballteams öffentlich zur Sau. Als es zum Krach zwischen der "Ober-Heather" und Veronica kommt, hat J.D. eine Idee wie man das Biest in die Schranken weisen kann. Allerdings gehen seine Vorstellungen weit über Veronicas Rachegelüste hinaus. Bald bricht eine regelrechte Welle von angeblichen Selbstmorden über die Schule her...
"Heathers" (1988) ist ein etwas anderer Teenie-Film. Eine Satire, die ein erschreckendes Zerrbild (?) der amerikanischen Gesellschaft zeigt. Dabei wird der Film teils angenehm böse, erhebt sich aus der breiten Masse des meist recht albernen Genres. Winona Ryder und besonders Christian Slater stellen sich als gute Besetzung heraus, damals noch jung und unverbraucht, in der Frühphase ihrer Karrieren. Die bekannteste "Heather" dürfte heute Shannen "Schiefgesicht" Doherty sein, man nimmt ihr die Rolle einer Mega-Zicke problemlos ab. Die fieseste "Heather" wird von Kim Walker verkörpert, die Schauspielerin verstarb leider bereits 2001 im Alter von erst 32 Jahren.
Als ich den Film damals kurz nach der Veröffentlichung auf Video sah war ich absolut begeistert. Aus der Erinnerung heraus hätte ich 9/10 gezogen. Der erneute Genuss bestätigt diese extrem hohe Einstufung nicht ganz, dazu ist einfach das Ende zu harmlos und brav ausgefallen. Spass macht mir der Streifen aber noch immer, gute bis sehr gute Unterhaltung bietet er ohne Zweifel. Leider gibt es noch immer keine offizielle deutsche Veröffentlichung auf DVD, ergo muss man zu -durchaus brauchbaren- Alternativen greifen!
Macht Spass! 7,5/10
Nachtrag: Die seit einigen Monaten verfügbare BD war längst überfällig, Savoy bietet "Heathers" auch als DVD an. Zum fairen Preis wechselt die anständige BD den Besitzer, das Wendecover kommt ohne Flatschen aus, zeigt ausserdem ein leicht verändertes Bild. An der Bewertung ändert sich nichts, der Flick macht immer wieder Freude, kaufen!
Lieblingszitat:
"Ich hab zum Dank Kotze bekommen!"
"Leck es auf, Baby. Leck es auf!"