Hallo,
hier ein Bericht aus meinem "privatem Thread" über die Anwendung von acourate zur weiteren Diskussion.
Mich wundert, dass die Resonanz in diesem Forum dazu etwas mager ist...
acourate entspricht doch sehr der nuPhilosophie der exakten Wiedergabe ... also auf zur Diskussion...
Raumkorrektur mit (((acourate)))
acourate ist bemüht am Hörpunkt die Boxen in Frequenzgang und Phase anzugleichen.
Zum Verständnis ein Beispiel:
Wir senden ein Monosignal aus den Stereoboxen und sind dann stolz darauf, dass der Nachrichtensprecher genau aus der Mitte kommt. Wenn man beide Boxen am Hörplatz misst, wird man feststellen, dass der Frequenzgang durchaus um einige dB schwankt. Sagen wir mal bei 400 Hz ist der linke Kanal 6 dB lauter als der rechte, bei 600 Hz anders herum und bei 1 kHz beide gleich. Das ist durchaus realistisch.
Das bedeutet: Wenn wir ein Signal auf einer Seite um 6 dB leiser abspielen, wandert die Phantommitte deutlich nach außen.
Obwohl bei dem Monosignal in der Summe eine virtuelle Mitte erscheint, wandert die Mitte in einzelnen Frequenzbereichen deutlich hin und her. Die Phantommitte ist "verschmiert". Wenn jedoch Pegel und Phasengleichheit am Hörpunkt anliegt ist die Phantommitte deutlich schärfer und bekommt eine natürliche Kontur...
acourate ändert übrigens nicht nur den Pegel (wie ein EQ), sondern gleicht auch die Laufzeiten, die z.B. durch Toleranzen in den Weichen entstehen, an. Stichwort Laufzeitstereofonie. Durch Unterschiede in der Laufzeit wird die Ortung auch verschmiert.
Zu beachten ist auch, dass der Frequenzgang nicht brutal im eingeschwungenen Zustand linearisiert wird. Das Ohr nimmt die erste Wellenfront stärker wahr als den eingeschwungen Zustand. Deshalb darf der Frequenzgang nur gehörpsychologisch „sanft“ korrigiert werden.
Realisiert wird die Korrektur über FIR-Filter, welche acourate erzeugt und die als VST-Plugin in die Abspielsoftware (foobar, JRiver) eingebunden werden. Bei mir war es mit den 3 Kanälen etwas komplizierter und ich brauchte einen extra Convolver in der Soundkarte...
Nun zu meinen Messergebnissen.
Aufgenommen wird ein ein minütiger Sinussweep über den gesamten Frequenzbereich. Dazu benötigt man ein möglichst kalibriertes Messmikro samt linearem Vorverstärker.
Aus diesen Aufnahmen berechnet acourate die verschiedensten Funktionen.
So sieht der unkorrigierte Frequenzgang am Hörplatz mit den Nachhallzeiten des Raumes aus.
![Bild](http://img163.imageshack.us/img163/7853/unkorrnachhall.jpg)
Die Ergebnisse beim Nachhall sind für einen Wohnraum nicht schlecht, sie liegen sogar teilweise unterhalb der DIN-Empfehlungen für einen Hörraum. Wichtig ist eine möglichst gleiche Nachhallzeit über den Frequenzgang. Das ist im Bassbereich sehr schwer zu realisieren. Daher sind meine Werte Dank Holzhaus und Leichtbauwänden (Plattenabsorber) schon sehr gut.
Der Frequenzgang lässt sich mit etwas mehr geglätteten Kurven besser beurteilen.
![Bild](http://img812.imageshack.us/img812/7655/unkorr.jpg)
Die grüne Kurve ist der Center mit Sub, rot die linke und braun die rechte Box. Ab 60 Hz sieht der Frequenzgang für einen Hörplatz gar nicht mal so schlecht aus. Bei 40 Hz habe ich eine Raumresonanz, die sich aber bei Weitem sich nicht so schlimm anhört, wie sie aussieht. Unter 50 Hz ist bei Musik meist nicht mehr so viel mit hohen Pegeln los. Außerdem mag ich die Tiefbässe
![Wink ;-)](./images/smilies/icon/wink.gif)
. Bei 100 Hz, der gefürchteten Dröhnfrequenz, ist sogar eine Senke zu sehen. Die rechte (braune) Box ist aus Platzgründen leider sehr in der Raumecke aufgestellt, was einen unstetigeren Frequenzgang zur Folge hat. Aber trotzdem empfand ich das Klangbild insgesamt recht angenehm.
Wer tiefer einsteigen will, hier das Zeitverhalten. Es wird viel diskutiert um „zeitrichtige Lautsprecher“. Aber selbst wenn man im RAR einen Lautsprecher misst, der eine ideale Sprungantwort hat, am Hörplatz wird diese immer zerklüftet sein.
Wenn man die Kurven miteinander vergleicht, stellt man fest, dass bis zu 10 dB Unterschied zwischen den einzelnen Boxen gemessen wurde. Diese Differenzen sind nur schmalbandig und machen sich klanglich nur wenig bemerkbar. Allerdings kann man so nachvollziehen, dass die Position des Klangereignisses auf der virtuellen Bühne verschmiert.
An diesem Beispiel kann man sehen, dass trotz sehr guter und ausgemessener Studiomonitore mit gleichmäßig starker Bündelung und eines recht guten Hörraumes am Abhörplatz recht große Unterschiede im Schalldruckverlauf entstehen.
Ein Betätigungsfeld für acourate: Die Ausgangskurve ist rot.
![Bild](http://img708.imageshack.us/img708/641/targetx.jpg)
Zunächst wird eine Ziel-Frequenzgangkurve (Target) nach Wunsch kreiert (braun). Ich habe da eine zu den Höhen um 3 dB fallende Kurve gezeichnet, im Tiefbassbereich eine Anhebung um 4 dB und eine Hoch- und Tiefpass bei 15Hz und 20 kHz.
Die Zielkurve wird mit der invertierten geglätteten Messkurve gefaltet (blau) und ein Filter berechnet. Die dicke schwarze Kurve stellt den berechneten Frequenzgang dar.
Nun zu den Ergebnissen.
Das ungeglättete Ergebnis sieht so aus:
![Bild](http://img225.imageshack.us/img225/7033/nachhall.jpg)
Sogar der Nachhall ist noch etwas gleichmäßiger geworden.
Die geglätteten Kurven:
![Bild](http://img844.imageshack.us/img844/4850/korrs.jpg)
Die rote Kurve wird mit 2 dB geringerem Pegel dargestellt. Die grüne Kurve ist der Center mit einem Sub. Wie man sieht, die untere Grenzfrequenz liegt bei 20 Hz.
Die Sprungantwort zeigt nun auch fast ideales Verhalten am Hörplatz. Alle Chassis starten nun fast „gleichzeitig“ mit der Wiedergabe.
Das Hör-Ergebnis:
Mittlerweile kann ich wirklich von einer holographischen oder besser "holophonen" Abbildung sprechen.
Es ist einfach faszinierend, wie scharf Instrumente nicht nur im Winkel sondern auch in der Tiefe abgebildet werden.
Allerdings hört man so noch mehr die Qualität der CD´s. Da erlebt man albernes Ping-Pong bis hin zum reinen Mono sehr deutlich. Aber sehr viele Aufnahmen sind beeindruckend scharf ortbar und vermitteln einen natürlichen Raum…
Ich kann nur empfehlen das mal auszuprobieren mit moderatem finanziellem Aufwand.
Ein Austausch des Verstärkers (wird hier ja viel diskutiert) oder gar von Kabeln (wird glücklicher Weise nicht mehr diskutiert) erscheint in der Wirkung geradezu lächerlich zu dieser Verbesserung. Je schwieriger der Raum und je schlechter die Boxen umso größer die Verbesserung. Allerdings ersetzt acourate nicht eine akustische Raumoptimierung, das sollte man trotzdem vorher noch tun