Ich kann Deine Begeisterung nachvollziehen - ich war am Sonntag in der AWD Hall in Hannover (knapp 2500 Plätze) bei den Jungs. Für mich war gar nicht so sehr der Sound, auch nicht die Lightshow, die Musiker oder ihr Können eine Überraschung - sondern die Wirkung der
Musik an sich. Ist es nicht verblüffend, dass die meisten Titel auch nach 40 Jahren im Originalgewand so frisch klingen als wären sie gerade entstanden? Welchen Aufwand treiben andere Musiker mitunter, um ihre alten Hits dem modernen Publikumsgeschmack, der sich nun mal immer fort entwickelt, anzupassen und die Hallen voll zu bekommen? Da wird arrangiert und orchestriert, gekürzt oder eingeschoben, aufgepeppt oder unplugged gespielt, und doch ist Vieles unwiederbringlich Geschichte. Nicht so die alten Songs der Floyds. Die brauchen weder Zusätze noch eine Verjüngungskur und reißen dennoch mit, versetzen einen alten Knacker (wie mich) um zig Jahre in die Jugend zurück. Und selbst die Titel, die ich normalerweise einfach gar nicht mehr hören kann, wie Money oder Another Brick..., kamen in der Show grandios rüber. Zugegeben: Das Publikum ist reichlich angegraut, geschätzter Altersschnitt bei 45. Vereinzelt anzutreffende Jugendliche wurden vom Papa mitgeschleift.
Tsstss, die Jungspunde von Heute haben eh keine Ahnung von Musik...
Beeindruckend fand ich neben dem instrumentalen Können der Musiker ihren Gesang, der sich teils deutlich vom Original abhob bzw. dieses übertraf. Ok, ist nicht gerade schwer, denn Waters und Gilmour sind alles andere als begnadete Sänger, aber diese Version gefiel mir gut. Übrigens auch das berühmte Solo der Backing Vocals aus "The Great Gig in the Sky" war genial, das ging mir durch und durch. Im übrigen fände ich eine 1:1-Kopie langweilig. Einen Teil des Reizes eines Konzertes macht es doch aus, dass man bekannte Songs leicht variiert hört, nicht um dem Zeitgeist hinterher zu hecheln, sondern um den Titel zu interpretieren, ihm eine persönliche Note zu geben. Und diese Gratwanderung zwischen aalglatter Kopie und das Original nicht verleugnender Interpretation gelingt den Aussie-Floyds m.E. recht gut.
Der Sound (mit Gehörschutz) war ordentlich. Ich hatte zuvor irgendwann einmal von Surround-Beschallung gelesen, davon war allerdings nichts zu hören. Von der Showoptik hatte ich mir jedoch mehr versprochen. Bei den teils heftigen Preisen - für eine Coverband! - hätte ich schon erwartet, dass man mal neue Effekte bringt. Das Gummi-Schwe...nguru war ebenso vorhersehbar wie die Einblendung von Fotos der Band bei "Wish You Were Here" auf einer kreisrunden Leinwand. Das Beleuchtungsarrangement war aufwendig und passgenau auf die Musik abgestimmt, kam aber ebenfalls ausschließlich von der Bühne. Alles irgendwie hundertmal gesehen. So eine Lasershow hat mein örtliches Kino schon vor 20 Jahren auf die Beine gestellt.
Die gespielten Titel waren eine etwas konzeptlos wirkende Mischung der beliebtesten Hits - aber dagegen ist aus meiner Sicht nichts zu sagen. Angesichts der sehr großzügigen Konzertlänge von netto zweieinhalb Stunden blieb am Ende von meiner Wunsch-Songlist nichts ungespielt.
Also wer mal eine ungefähre Ahnung von PF der 70er live bekommen will, ist mit der Aussie-Floyd-Show gut bedient. An die Superlative der Shows des Originals (wie P.U.L.S.E. - live) reicht die sympathische Coverband von Downunder nicht ganz heran.