Hallo Hr. Nubert,
daß das Wort "Studiomonitor" nicht gesetzlich geschützt ist und im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Pervertierungen erlebt hat - geschenkt, sind wir uns völlig einig. Ich meine auch ausdrücklich NICHT irgendwelche abstrusen Konstruktionen wie von Ihnen genannt, auch nicht irgendwelche Hifi-boxen, die aus Werbezwecken das Etikett tragen, und schon gar nicht die von Ihnen angesprochenen Kompatibilitätsabhören. Reden wir lieber von einem Studiomonitor nach den einschlägigen Qualitätsnormen, z.B. den SSF-Spezifikationen - oder zumindest über alles, was diesen recht nahe kommt.
Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien von Ihren Hörern "unangenehm" und "angenehm" beurteilt werden, aber eine solche Einstufung erscheint mir auch gar nicht sinnvoll. Mir ist schon bewußt, daß viele Hifiisten durch jahrzehntelange Gewöhnung z.B. gar nicht wissen, wie eine scharfe Schallquellenabbildung klingt, und demzufolge diese vielleicht sogar als "unangenehm" empfinden. Nichtsdestotrotz ist dies bei Stereo die richtige Art zu hören, Stereo ist nunmal so. Und wer sich mal für eine gewisse Zeit damit beschäftigt hat und vor allem mal etwas komplexere Musik auf solch einer Anlage gehört hat, der will von den "räumlichen" Hifi-Boxen bald nichts mehr wissen.
Was die von Ihnen genannten Monitore angeht, bitte ich Sie, mal per Mail Roß und Reiter zu nennen bzw. Messungen mir zukommen zu lassen.
Wir haben ja schon `zig HiFi-Boxen-Modelle entwickelt (gingen aber nicht in Serienproduktion), die in der Abstrahl-Charakteristik der "Studio-Philosophie" sehr nahe kamen.
Wirklich? Darüber wüßte ich gerne mehr, vor allem, wie Sie das erreicht haben.
Damit, dass eine Box "eng" abstrahlen soll, kann ich mich immernoch nicht anfreunden.
Warum nicht? Es ist doch sehr leicht ersichtlich, daß für die möglichst unverfälschte Stereowiedergabe Reflexionen im Wiedergaberaum so gering wie möglich gehalten werden sollten und daß zu starke Reflexionen Wiedergabeparameter wie Ortbarkeit, Tiefenstaffelung, Räumlichkeit etc. massiv beeinträchtigen.
Davon ab: Die Definition "eng" bedarf einer Aufklärung. Unter "eng" würde ich verstehe, daß die Box nur einen Winkelbereich von sagen wir 20-30 Grad beschallen würde, also etwa Keulencharakteristik mit ca. 12-15 dB BM hat. Das ist aber bei keinem mir bekannten Monitor erreicht bzw. angestrebt - auch wenn es im Hifi-Bereich unter bestimmten Umständen sinnvoll wäre.
Der Clou: die in diesem Zusammenhang diskutierten Studiomonitore HABEN GAR KEINE ENGERE ABSTRAHLUNG als übliche Hifi-Boxen, z.B. die von Ihnen hergestellten Modelle! Schauen wir uns zum Vergleich mal eine Behringer 2031 und die Nubox 380 an:
Etwa identisch große Bestückung, ähnlicher Preis, ähnliche Abmessungen. Ich schätze mal, die Trennfrequenz der Nubert liegt ein wenig höher als bei Behringer, sagen wir 2,5-3 kHz. Schauen wir uns nun das Bündelungsverhalten an, dann dürfte die Schallabstrahlung im Bereich bis ca. 1500 Hz und wiederum über ca. 7 kHz nahezu identisch sein. Der Bereich dazwischen ist jedoch interessant: Je nach Weichenauslegung und genauer Trennfrequenz dürfte die NuBox im Bereich sagen wir 1,5-2,5 kHz STÄRKER bündeln, also enger abstrahlen, im Bereich 3,5-7 kHz hingegen deutlich SCHWÄCHER bündeln. Bei der Behringer ist die Bündelung zwischen ca. 1,5 und 10 kHz nahezu konstant bzw. nur ganz leicht stetig steigend.
Lange Rede kurzer Sinn: Die Studiomonitore nach den einschlägigen Normen strahlen NICHT enger ab als bauähnliche Hifi-Boxen, sie strahlen nur GLEICHMÄSSIGER ab, Sprungstellen mit breiter Abstrahlung werden vermieden! Auch der Sweet-Spot dürfte in unserem Beispiel keineswegs kleiner sein!
Daß die Wiedergabe von Hörern als "steril" bezeichnet wird, dürfte ja wohl ein Qualitätsmerkmal sein. Eine völlig trockene Aufnahme ohne Hallanteile (Nachrichtensprecher etc.) sollte von einer Box doch auch völlig trocken wiedergegeben werden, oder?
Zu Ihren Hörtests empfehle ich mal das folgende Vorgehen: Lassen Sie doch die Hörer mal eine Mono-Tonquelle über Stereo-Boxen hören und nur beurteilen, inwieweit die entstehende mittlere Schallquelle als scharf und ortungsstabil empfunden wird. Da dürfte sich dann das genaue Gegenteil herauskristallisieren, nämlich daß die "steril" repdouzierenden Boxen als angenehmer und besser empfunden werden.
Gruß,
M.
PS: Ich bitte um kurze Mail, wenn Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter bei meinem Klassikaufnahmentest mitmachen möchten. Ich habe schon diversen Forumsteilnehmern die CD hierzu geschickt.