Na da ist ja was los
Erstmal die Sache mit dem Hörraum. Das Wohnzimmer ist gleichzeitig Arbeitszimmer von meiner Freundin und mir und da läuft ein PC 24h am Tag und da spielt eine Surround Anlage (mit Nubert NuWave mit denen ich sehr zufrieden bin). Ich würde die Nutzungmöglichkeiten dieses Raumes stark einschränken wenn ich dort die Anlage reinstellen würde, so dass sie auch klingt und nicht im Eck herumsteht, was schade wäre. Alleine die Hörposition wäre so dass man andauernd Kreise um den Hörsessel machen müsste weil der mitten im Raum ist.
Der Kellerraum ist nicht weit vom Schuß, ich muss nur eine Treppe runtergehen, ist also eh fast im Wohnbereich und nicht etwa 5 Gehminuten entfernt. Das wäre mir zu mühsam. Ich kann bequem zwischen Hörplatz und Kühlschrank pendeln wenn mir danach ist
Zu den Wilsons: Die Entstehung dieser Lautsprecher war so dass sie eigentlich als Abhörmonitore konzipiert waren (die WATT) und David Wilson danach die Basseinheit Puppy dazukonstruiert hat weil die Studios seine WATTs mit diversen Subwoofern kombiniert hatten um Vollbereichslautsprecher zu bekommen und das schien ihm qualitativ zu minder. Wilson ist einer jener Leute die sich nicht auf technische Daten versteifen sondern die Produkte in Hörtests reifen lassen. Ein Wilson Lautsprecher wird nicht dann verkauft wenn er irgendwelche Meßwerte erfüllt sondern wenn Wilson der Meinung ist er klingt jetzt entsprechend. Dazu mag man stehen wie man will, es gibt auch exzellente Produkte die ganz ohne Probehören entwickelt werden (z.B. die Lamm Röhrenendstufen). Die WATT/Puppy in ihren verschiedenen Versionen hat den High End Lautsprechermarkt sehr geprägt. Kaum eine Zeitschrift wo sie nicht zur Referenz gekürt wurde und erst vom Nachfolger abgelöst wurde. Wilson WATT/Puppy sind die meisstverkauften Lautsprecher über $10.000,-- der Geschichte. Und das kommt sicher nicht von irgendwo.
Das klingt alles schön und gut, ich höre und vergleiche aber lieber selbst was ich zuhause stehen haben will. Ich beschäftige mich seit über 10 Jahren mit Hifi/High End und habe so gut wie alles gehört was man einmal gehört haben muss um einen echten Einblick in diese Welt zu haben. Von Martin Logan über B&W Nautilus, JM Lab Grande Utopia u.s.w.
Man kann definitiv davon ausgehen dass Lautsprecher in dieser Preisklasse die sich über mehrere Jahre in Referenzlisten und am Markt behaupten können sehr gut sind. Dennoch gibt es gravierende Unterschiede die es einem nicht gerade leicht machen wenn man solche Summen für sein Hobby ausgibt. Es gibt meiner Ansicht nach 2 grundverschiedene Ansätze High End Lautsprecher zu bauen. Der eine ist der technische den z.B. JM Lab verfolgt. Da werden die Boxen erstmal auf beste Meßwerte getrimmt. Niedrige Grenzfrequenzen, hohe Linearität u.s.w. Natürlich spielt das Marketing dabei auch eine große Rolle, "gute" Meßdaten verkaufen sich nunmal besser als "schlechte". Der andere Ansatz ist der die Produkte so zu entwickeln dass sie "klingen", wie auch immer man das angeht. Man muss nicht immer hinter die Kulissen blicken können um das Ergebnis beurteilen zu können. Das Material (die Chassis, Gehäuse u.s.w.) in einem High End Gerät (nicht nur LS) ist immer nur eine Bruchteil davon Wert was man für das fertige Gerät bezahlt, das war immer so und wird immer so sein.
Was jetzt speziell die WATT/Puppys betrifft liegen die Stärken dieser Lautsprecher im Impulsverhalten, in der tonalen Ausgewogenheit (das ist nicht gleich Frequenzlinearität!), der Neutralität, sprich in allen dynamischen Bereichen die man aus Frequenzgang und Phasengang nicht ablesen kann. Der Frequenzgang ist natürlich auch ok, aber da gibts in der Tat andere Lautsprecher (vor allem in dieser Preisklasse) die da besseres vermuten lassen weil die untere Grenzfrequenz um 2Hz niedriger liegt, die Welligkeit im Grundton um 0,7dB weniger ist u.s.w.
Ich behaupte (und das sage ich weil ich das selbst so gemacht habe und weil ich kein Mensch bin der nach Meßwerten kauft) man muss WATT/Puppys (und auch alle anderen High End LS) erstmal selbst gehört haben um ein Urteil darüber abgeben zu können. Die Meßwerte sind nicht mehr als ein grober Anhaltswert, mit Sicherheit kein endgültiges Argument.
Wenn jetzt jemand auf diese Qualitäten keine Wert legt und deshalb ganz andere Lautsprecher bevorzugt (das können auch deutlich billigere sein) ist das jedermans eigene Entscheidung. Ich habe kein Problem damit wenn jemand lieber eine Canton irgendwas um €3.000,-- ins Wohnzimmer stellt und damit glücklich ist, ich wäre es nicht weil (um beim Beispiel zu bleiben) die Dinger für mich tot klingen.