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Fragen zur Akustik

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
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BlueDanube
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Beitrag von BlueDanube »

Gastleser hat geschrieben:Das Gehör kann Laufzeitdifferenzen von 10 - 30 µs unterscheiden. ist mal mit Click-Signalen herausgefunden worden.
Ich nehme an, das gilt nur für Laufzeitunterschiede zwischen dem linken und rechten Ohr, wenn nur ein Impuls gehört wird.

Wenn zwei Impulse (zB. einer direkt und einer als Reflexion) zum Ohr kommen, können sie vom Gehirn nur als zwei Impulse identifiziert werden (Echo, Nachhall), wenn die Zeit zwischen den Impulsen größer als ca.15ms ist.
Unter ca. 15ms Zeitdifferenz werden die beiden Impulse als ein einzelner Impuls (mit gemittelter Richtung) gehört.
Deshalb wird bei Primärreflexionen die Ortung diffus.
Gruß
BlueDanube

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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

Benutzername hat geschrieben:Hallo,
Pinglord hat geschrieben:Wenn Du sagst, was Du nicht verstanden hast, kann ich versuchen, es verständlich zu machen (hoffe ich).
leider bin ich mir selber noch nicht ganz im klaren, was ich noch nicht verstanden hab (weil ich mich noch nicht so richtig gescheit bemüht habe, die Ausführungen von G. Nubert verstehen zu wollen, weil mir dazu momentan die Zeit ein bisschen fehlt - außerdem gibt es noch viel wichtigere Bereiche in meiner Arbeit, die ich vielleicht zuerst machen sollte). Aber wie gesagt, ich werde früher oder später garantiert noch mal auf die oberen Beiträge eingehen.
Eine Frage habe ich selber noch: Wie kann man aus einem Phasengang das Group Delay über der Frequenz bekommen? (oder umgekehrt, also: Wie hängt beides nun genau zusammen).
Darauf weiß ich komischerweise sogar eine Antwort, glaube ich?!
Das Group Delay = Gruppenlaufzeit ist definiert als "Neigung der Kurve für den Phasenverlauf (genau, die negative Ableitung der Steigung des Phasenverlaufes.)" [nach Vance Dickason]

Umgekehrt gesehen bekommt man also die "Phasengangsfunktion" über die Integration der "Gruppenlaufzeitfunktion"
Dieser Zusammenhang wird auch über folgende Formel deutlich:

Code: Alles auswählen

                     Phase von f2 - Phase von f1
Gruppenlaufzeit = -  ---------------------------
                           omega2 - omega1
Das Minus fehlte und die Kreisfrequenzen ( omega = 2 pi f ) müssen genommen werden.
Ist der Phasengang flach auf der 0°-Achse, wird die Phase also nicht gedreht, so dürfte es nach meiner Auffassung auch "keine" Gruppenlaufzeit geben?!
Auch andere Werte, solange sie konstant sind, bedeuten keine Gruppenlaufzeit.
Auch Phasenverschiebungen von

Code: Alles auswählen

Phase von f = a + b * omega
sind unkritisch, alle Frequenzen werden um b verzögert. Das klingt genauso, als wenn man
die Playtaste des CD-Spieler etwas später gedrückt hätte.
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Beitrag von pinglord »

Ah ja, danke Frank. Das Minus macht anschaulich Sinn, bei einer linearen Phase z.B. hat man ja meist eine fallende Gerade. So hat's Andi vermutlich auch gemeint ;)
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Beitrag von Benutzername »

Hab jetzt versucht, die Sachen zu verstehen...

zunächst mal wieder zu den Interferenzen:
die Ausführungen von Günter Nubert hab ich schon verstanden, hab aber trotzdem noch ein paar Fragen:
G. Nubert hat geschrieben:...gibt es diese Interferenzmuster schon recht deutlich, weil dabei Frequenzen abgestrahlt werden, deren Wellenlänge viel kleiner ist als der Abstand zwischen den beiden Strahlern.
demnach müsste es ja durch die recht großen Boxenabstände (ca. 3m) ab ca. 150Hz ebenfalls zu recht deutlichen Interferenzen kommen?! Sind diese nicht "relevant"?

- kann es sein, dass die "Intensität" der Maxima/Minima zunimmt, je weniger von diesen ausgebildet werden - d.h. je mehr Maxima und Minima vorkommen, desto "verteilter" ist auch ihre Intensität?! - ist das dann vielleicht ein Grund dafür, weshalb ich subjektiv bei den Höhen selten Schallpegelunterschiede im engeren Winkelbereich (+-30°) feststellen kann, da ja bei einem durchschnittlichen Boxenabstand von 3m ab Frequenzen über ~2000Hz bereits mind. ~15 Maxima/Minima ausgebildet werden. [pi*Daumen gerechnet]

Gruppenlaufzeit:
Den Zusammenhang von Gruppenlaufzeit und Phasengang glaube ich schon verstanden zu haben, aber dennoch kann ich mit der Gruppenlaufzeit "praktisch" gesehen noch nicht so richtig viel anfangen.
Also durch Gruppenverzögerung kommen bestimmte Frequenzen verspätet beim Hörer an; da die Schallausbreitung frequenzunabhängig geschieht, müssen Gruppenverzerrungen bereits in der Übertragungskette entstehen (Frequenzweichen oä.). Diese sind umso ausgeprägter, je steilflankiger die Weichenauslegung, wobei erst Laufzeitunterschiede zwischen 20 bis 50 ms als schlecht zu bezeichnen sind - demnach müssten Bassreflexgehäuse noch nicht in den Bereich der zwingenden Kompensation des Laufzeitverhaltes fallen (Werte um 18ms) - soweit richtig?

- warum wirkt sich die Gruppenverzögerung sowohl graphisch als auch hörtechnisch nur im unteren Frequenzbereich aus; nachdem die Gruppenlaufzeit die Ableitung des Phasengangs ist und der Phasengang nie eine Steigung aufweist (permante Phasendrehungen von +180° nach -180° siehe Anselm Goertz) dürfte die Gruppenlaufzeit doch nie auf der 0°-Achse zu liegen kommen wie es im Link zu Anselm Goertz auf Seite 3 der Fall ist - warum entsteht nur bei ca. 50 Hz dieser Buckel; stimmt vielleicht die Ableitungsbeziehung zum Phasengang doch nicht oder hab' ich das falsch verstanden?
Anselm Goertz hat geschrieben:Alle drei Darstellungsweisen, d.h. der komplexe Frequenzgang mit Phaseninformation, die Impulsantwort und die Sprungantwort lassen sich allerdings ohne Verluste ineinander überführen und beinhalten alle eine absolut identische Information über das zu beschreibende System.
hat jemand dazu eine Quelle (Buch, Link), wo ich mich genauer informieren könnte?
Anselm Goertz hat geschrieben:Der Phasengang des realen Lautsprechers dagegen führt dazu, daß Anteile aus unterschiedlichen Frequenzbereichen quasi auseinander laufen. Deutlich separieren sich hier auch die Einschwingvorgänge von Tief- und Hochtöner. Überraschend ist dieses Ergebnis natürlich nicht, da es nur
die einfachen Zusammenhänge der Signaltheorie wiedergibt.
Gibt es auch zu diesem Thema ("Signaltheorie") eine "ausschweifendere" Quelle?
Anselm Goertz hat geschrieben:Interessant sind dagegen die widersprüchlichen Aussagen in der Psychoakustik, die zum einen behaupten, daß das menschliche Gehör nur über sehr geringe Fähigkeiten des Phasenhörens verfügt und somit kaum Unterschiede zwischen der Variante mit dem idealen Phasen- respektive Zeitverhalten und dem realen
Lautsprecher zu hören sein dürften. Von gleicher Seite wird dagegen dem Frequenzgang eine große
hörphysiologische Bedeutung beigemessen, so daß auch Abweichung von weniger als 1 dB klar auszumachen
sein sollen. Die andere Fraktion mißt dagegen dem Phasengang und dem Zeitverhalten eines Lautsprechers die
größere Bedeutung für den Höreindruck bei.
Auch hier würde ich mich für eine weiter gehende Ausführung über Psychoakustik interessieren; ist zum Beispiel das Buch von Zwicker Eberhard ("Psychoakustik") gut und auf dem Stand der Dinge oder gibt es da besseres?

Gruß,
Andi
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Beitrag von pinglord »

Benutzername hat geschrieben:demnach müsste es ja durch die recht großen Boxenabstände (ca. 3m) ab ca. 150Hz ebenfalls zu recht deutlichen Interferenzen kommen?! Sind diese nicht "relevant"?
Wenn man eine Box einzeln betrachtet, sind sie "nicht relevant". Dort betrachtet man halt die beiden Strahler und die abgestrahlten Wellen mit der Physik, die dir vermutlich bekannt ist.

Bei zwei unterschiedlichen Boxen spielt der unterschiedliche Strahlwinkel und die Directivity einer Box so mit rein, dass man es von der Wirkungsstärke vermute ich irgendwo bei "raumakustische Störfaktoren" einordnen kann.
- kann es sein, dass die "Intensität" der Maxima/Minima zunimmt, je weniger von diesen ausgebildet werden - d.h. je mehr Maxima und Minima vorkommen, desto "verteilter" ist auch ihre Intensität?! - ist das dann vielleicht ein Grund dafür, weshalb ich subjektiv bei den Höhen selten Schallpegelunterschiede im engeren Winkelbereich (+-30°) feststellen kann, da ja bei einem durchschnittlichen Boxenabstand von 3m ab Frequenzen über ~2000Hz bereits mind. ~15 Maxima/Minima ausgebildet werden. [pi*Daumen gerechnet]
Weiß ich nicht.
Gruppenlaufzeit:
Den Zusammenhang von Gruppenlaufzeit und Phasengang glaube ich schon verstanden zu haben, aber dennoch kann ich mit der Gruppenlaufzeit "praktisch" gesehen noch nicht so richtig viel anfangen.
Also durch Gruppenverzögerung kommen bestimmte Frequenzen verspätet beim Hörer an; da die Schallausbreitung frequenzunabhängig geschieht, müssen Gruppenverzerrungen bereits in der Übertragungskette entstehen (Frequenzweichen oä.). Diese sind umso ausgeprägter, je steilflankiger die Weichenauslegung, wobei erst Laufzeitunterschiede zwischen 20 bis 50 ms als schlecht zu bezeichnen sind - demnach müssten Bassreflexgehäuse noch nicht in den Bereich der zwingenden Kompensation des Laufzeitverhaltes fallen (Werte um 18ms) - soweit richtig?
Ja.

Gruppenlaufzeit = negative Ableitung des Phasengangs (jetzt weiß ich es sicher). Linearer Phasengang (nicht realisierbar ohne digitale Filter) = konstante Gruppenlaufzeit (Signaldurchlaufzeit). Ist der Phasengang verzerrt, kommen (durch den Zusammenhang: phasenverschiebung/frequenz ... oder so) die Einzelfrequenzen nicht mehr zu selben Zeiten aus dem System raus. Dadurch geht die Form des Signals verloren... ab wann das für's Ohr ne Rolle spielt, steht irgendwo.

Die Phasenverzerrungen entstehen durch die Filter in den Frequenzweichen, genau. Allerdings enthält auch ein Lautsprecherchassis eine Spule, die man da wohl mit einbeziehen muss.
- warum wirkt sich die Gruppenverzögerung sowohl graphisch als auch hörtechnisch nur im unteren Frequenzbereich aus; nachdem die Gruppenlaufzeit die Ableitung des Phasengangs ist und der Phasengang nie eine Steigung aufweist (permante Phasendrehungen von +180° nach -180° siehe Anselm Goertz) dürfte die Gruppenlaufzeit doch nie auf der 0°-Achse zu liegen kommen wie es im Link zu Anselm Goertz auf Seite 3 der Fall ist - warum entsteht nur bei ca. 50 Hz dieser Buckel; stimmt vielleicht die Ableitungsbeziehung zum Phasengang doch nicht oder hab' ich das falsch verstanden?
Der Phasengang ist 2pi-periodisch, da Schwingungen nun mal 2pi-periodisch sind (sin(x-2pi) = sin(x) = sin(x+2pi)).
Ein konstanter Phasengang hat die Form einer fallenden GERADE, denn dadurch ergibt sich eine konstante Signaldurchlaufzeit über alle Frequenzen. Jede Frequenz eines Signals kommt nämlich um die im Phasengang eines Systems angegebene Phasenverschiebung verschoben (würg) aus dem System wieder raus. Die Durchlaufzeit, t = - phase / freq., - linearer Phasengang: Nimmt die Frequenz zu, nimmt die Phase zu... alles bleibt konstant. Man kann jedoch eine stetig fallende Gerade so schlecht in ein Diagramm quetschen, darum nutzt man die 2pi-Periodizität der Schwingungen aus.

Buckel etc. in der Gruppenlaufzeit entstehen, wenn die Phase eben keiner Geraden entspricht. Ausschnippeln, aneinanderlegen, visuell klarmachen.
Anselm Goertz hat geschrieben:Alle drei Darstellungsweisen, d.h. der komplexe Frequenzgang mit Phaseninformation, die Impulsantwort und die Sprungantwort lassen sich allerdings ohne Verluste ineinander überführen und beinhalten alle eine absolut identische Information über das zu beschreibende System.
hat jemand dazu eine Quelle (Buch, Link), wo ich mich genauer informieren könnte?
Jedes Signale & Systeme Buch/Skript.

Die komplexe Übertragungsfunktion H(jw) ist die Fouriertransformierte der Impulsantwort h(t), der Amplitudengang ist der Betrag von H, der Phasengang ist das "Argument" (komplexe Zahlen bekannt?).
Die Sprungantwort ist die Impulsantwort, gefaltet mit der Sprungfunktion (= Gleichspannung anschalten). Die Faltung ist eine mathematische Operation, mit der man schönerweise aus Eingangssignal und Impulsantwort das resultierende Ausgangssignal berechnen kann (aber nicht wirklich will...).
Anselm Goertz hat geschrieben:Der Phasengang des realen Lautsprechers dagegen führt dazu, daß Anteile aus unterschiedlichen Frequenzbereichen quasi auseinander laufen. Deutlich separieren sich hier auch die Einschwingvorgänge von Tief- und Hochtöner. Überraschend ist dieses Ergebnis natürlich nicht, da es nur
die einfachen Zusammenhänge der Signaltheorie wiedergibt.
Gibt es auch zu diesem Thema ("Signaltheorie") eine "ausschweifendere" Quelle?

Ja... "Signale & Systeme" Bücher bzw. Skripte. Sind oft auf Englisch.
Auch hier würde ich mich für eine weiter gehende Ausführung über Psychoakustik interessieren; ist zum Beispiel das Buch von Zwicker Eberhard ("Psychoakustik") gut und auf dem Stand der Dinge oder gibt es da besseres?
Das weiß ich nicht. Daß das Ohr einigermaßen phasentaub ist, wurde eben in Hörversuchen rausgefunden...
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Beitrag von Benutzername »

Hallo,
Zitat:
- kann es sein, dass die "Intensität" der Maxima/Minima zunimmt, je weniger von diesen ausgebildet werden - d.h. je mehr Maxima und Minima vorkommen, desto "verteilter" ist auch ihre Intensität?! - ist das dann vielleicht ein Grund dafür, weshalb ich subjektiv bei den Höhen selten Schallpegelunterschiede im engeren Winkelbereich (+-30°) feststellen kann, da ja bei einem durchschnittlichen Boxenabstand von 3m ab Frequenzen über ~2000Hz bereits mind. ~15 Maxima/Minima ausgebildet werden. [pi*Daumen gerechnet]

Weiß ich nicht.
nach der Auffassung von meinen Physik-LK-cracks müsste die Intensität gleich bleiben...

hab "leider" noch weitere Fragen :oops:

-welche Messmethode zur Bestimmung der Thiele-Small Parameter ist die bessere - Konstantstrom oder Konstantspannungsmethode???

-warum sollte das Abstrahlverhalten eines Lautsprechers gleichmäßig sein???

-Intermodulationsverzerrungen: nach dem Buch von Berndt Stark unterscheidet man zwischen Frequenzmodulationsverzerrungen und Amplitudenmodulationsverzerrungen; was FM-Verzerrungen (->Doppler, Seitenbänder...) sind, weiß ich, versteh aber nicht, was dann AM-Verzerrungen sein sollen???

-wie gut oder ausreichend sind die Näherungsformeln von Hoge zur Berechnung eines Bassreflexgehäuses???
wie lauten eigentlich die genauen Formeln dafür oder welche Lautsprecherbücher enthalten diese???
wie berechnen Programme wie z.B. Winisd die Gehäuse, nach Näherung oder exakt??? kann man diese uneingeschränkt zur Konstruktion verwenden???

-so nun zum zugegebenermaßen für meine Begriffe komplizierten und ausschweifenden Teil: Signaltheorie...
-gibt es einen mathematischen Zusammenhang zwischen dem Frequenzgang und dem Phasengang eines Lautsprechers???
-kann man aus Sprungantworten oder Nadelimpulsen mathematisch auf ein Wasserfalldiagramm schließen oder ist das völlig was anderes; wie schaut das Wasserfalldiagramm eines Treibers aus, der einen perfekten Nadelimpuls aufweist???
- was hat die Gruppenlaufzeit mathematisch mit dem Nadelimpuls zu tun???
- wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Nadelimpuls und einer Burstsignalmessung; kann man über Burstsignale über irgendwelche Fouriertransformationen wieder auf den Frequenzgang schließen, oder sind das wieder 2 paar Schuhe???

also auf gut deutsch, ich versuche, einen Zusammenhang zwischen: Frequenzgang, Phasengang, Gruppenlaufzeit, Nadelimpuls, Sprungantwort, Burstsignal
zu finden, und diesen dann auch noch zu verstehen...
8O

danke schon mal im Voraus

Gruß,
Andi
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Beitrag von G. Nubert »

Hallo "Andi",

die meisten Antworten auf Ihre Fragen kann man recht leicht aus der zugehörigen Literatur rausfischen.
Manchmal sind halt die "Schlagworte, bzw. Fachbegriffe", nach denen man suchen soll, etwas schwierig rauszufinden.
Deshalb eine kleine Hilfe beim "googeln":

Wenn ich "was Sinnvolles" bei google suche, möchte ich natürlich, dass dabei seltsame Privatansichten und komische Voodoo-threads nicht erscheinen!

Dazu genügt es in den meisten Fällen, nicht nur das, was man "definitiv sucht" in das "google-Suchfenster" einzugeben, sondern darüber hinaus noch zusätzlich "TU" oder "FH", (wenn man deutsche Uni-Ergebnisse haben möchte).
(Entsprechend natürlich "university", wenn man eher was von amerikanischen Hochschulen sucht.)

Zum Beispiel bekommt man 118.000 Ergebnisse, wenn man bei google nur Frequenzgang eingibt.
Bei Eingabe von Frequenzgang TU bekommt man 1620 Ergebnisse (... gerade ausprobiert).
(Natürlich sind dann unter Anderem auch die "hier eher unerwünschten" Beiträge über den Frequenzgang des Harman-Kardon TU-970 Tuners dabei.)

*********************************************************

Zu Ihren aktuellen Fragen:

Das Umrechnen z.B. von Frequenzgang in Phasengang (und zurück) ist mit Hilfe der Hilbert-Transformation problemlos (und "verlustfrei") möglich, wenn es sich um ein "minimalphasiges System" handelt; - wenn also in der Signalkette keine (sogenannten) "allpass-Elemente" vorhanden sind. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch der Begriff "LTI-System" (linear time invariant system).
Wenn diese Zusammenhänge mit diesen Stichworten bekannt sind, ist die weitere Suche recht einfach.

Hier also einige passende Stichwort-Beispiele für die "google-Suche" :
minimalphasig (157 Antworten), bzw. phasenminimales System (1 Antwort), oder LTI System (76.000 Antworten), "LTI System" (6550 Antw.).

Die google-Suche "Hilbert-Transformation" (mit "Gänsefüßchen") ergibt in diesem Spezialfall wegen der "schon speziellen Bedeutung der Einzelworte) nur unwesentlich weniger Ergebnisse (1820), als bei Eingabe ohne Anführungszeichen (1980).
Die Eingabe "Hilbert-Transformation" Gruppenlaufzeit bringt 19 Ergebnisse.

Eine weitere Betrachtung:

Die Eingabe: What is a LTI System bringt 75.600 Ergebnisse.

Die Eingabe: "What is a LTI System" bringt 0 Ergebnisse.

Die Eingabe: "What is an LTI System" bringt 9 (sehr brauchbare) Ergebnisse.


*********************************************************

Ein sehr schöner Link zu einem der besten Akustik-Kompakt-Lehrgänge (64 Seiten), die ich kenne (von Anselm Goertz):


(Anselm Goertz hat diesen link auf seiner web-page "so intensiv versteckt", dass ich angenommen habe, er möchte ihn nicht "richtig" öffentlich machen.
Ich habe ihn aber gefragt, ob er damit einverstanden ist, dass wir seinen "Pfad" nennen, wo man das direkt von seiner web-page runterladen kann. Er hat sein "o.k." gegeben.)

PDF-File ohne Klangbeispiele: (8 MB)
http://www.anselmgoertz.de/Ubersicht_dt ... S-1201.pdf

PDF-File mit Klangbeispielen: (40,5 MB)
http://www.anselmgoertz.de/Ubersicht_dt ... -Sound.pdf

Aber vielleicht nicht alle gleichzeitig auf seinen server zugreifen!
40MB ist "eine Menge Holz".


Wer sich das runterladen will, sollte vielleicht die ruhigeren Nachtstunden zwischen 3 und 6 Uhr wählen, - bei 10 gleichzeitigen downloads geht vielleicht der Server von Herrn Goertz etwas in die Knie.

Gruß, G. Nubert
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Beitrag von Benutzername »

vielen Dank für die schnelle Antwort Herr Nubert :D
Gruß,
Andi
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Beitrag von pinglord »

-gibt es einen mathematischen Zusammenhang zwischen dem Frequenzgang und dem Phasengang eines Lautsprechers???
Der Frequenzgang ist der Betrag, der Phasengang das Argument (der "Winkel") der - komplexwertigen - Übertragungsfunktion. (Die Gruppenlaufzeit ist die negative Ableitung des Phasengangs).

Die Übertragungsfunktion ist die Fouriertransformierte der Impulsantwort. (Der Antwort eines Systems auf deinen sogenannten "Nadelimpuls" aka Deltaimpuls).

Impulsantwort eines Systems, gefaltet mit Eingangssignal, gibt Ausgangssignal. Die Impulsantwort beschreibt also ein lineares, zeitinvariantes System vollständig.

Soweit ich weiß, sind aber Lautsprecher keine linearen Systeme... also vereinfacht man sie zu solchen :lol: ;)

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Beitrag von Benutzername »

hallo,
ein paar Sachen kann ich jetzt selbst beisteuern, hab mir ein bisschen Halbwissen angeeignet...
nur die wirklich interessierten sollten jetzt weiterlesen sonst *gähn gähn*...
und nochwas, ich hab dieselben Fragen im Hififorum gestellt und meinen "Antowortbeitrag" hierherkopiert, deswegen wiederholen sich manche bereits in diesem Thread erwähnten Feststellungen manchmal...
welche Messmethode zur Bestimmung der Thiele-Small Parameter ist die bessere - Konstantstrom oder Konstantspannungsmethode???
die konststantstrommethode erfordert weniger Geräte, ist dadurch etwas einfacher durchzuführen und liefert ähnlich genaue Werte wie die Konstantspannungsmethode, die von der Genauigkeit her aber die beste Methode ist
warum sollte das Abstrahlverhalten eines Lautsprechers gleichmäßig sein???
dies wird vor allem im Freifeld (PA, LiveMusik) gefordert, da daurch ein Lautsprecher einen bestimmten bereich abdecken kann und es dadurch nicht zu starken interferenzerscheinungen mit anderen Lautsprechern kommt.
Im normalen Hörraum mit 4 Wänden bringt eine gleichmäßige Bündelung nicht ganz so viel wie im Freien, da es so oder so zu etwaigen Überlagerungen am Hörort kommt; durch eine gleichmäßig und vor allem eng bündelnde Abstrahlcharakteristik ist aber der Anteil des reflektierten Schalls deutlich geringer, als wenn der Lautsprecher nicht gleichmßig oder nicht engbündelnd oder nicht gleichmäßig engbündelnd abstrahlen würde...
kann man aus Sprungantworten oder Nadelimpulsen mathematisch auf ein Wasserfalldiagramm schließen oder ist das völlig was anderes
nach meinen wissen enthält das wasserfalldiagramm die gleiche Information wie die Sprungantwort/Nadelimpuls
wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Nadelimpuls und einer Burstsignalmessung; kann man über Burstsignale über irgendwelche Fouriertransformationen wieder auf den Frequenzgang schließen, oder sind das wieder 2 paar Schuhe???
nach meinem wissen enthält die Burstsignalmessung lediglich die Information über das EinundAusschwingverhalten eines Lautsprechers für EINE Frequenz; dadurch dürfte sie nicht auf mathematischen Umwegen der Impulsantwort entsprechen. Burstsignalmessungen sind auch erst dann aussagekräftig, wenn sie für viele viele Frequenzen durchgeführt werden, am besten in der Nähe der Resonanzfrequenzen der einzelnen Chassis einer Mehrwegebox.
aus welchen von diesen Messtypen (Burstsignal, Nadelimpuls, Sprungantwort, Wasserfalldiagramm, Phasengang) kann man ein schnelles realistisches und vor allem hörpsychologisch richtiges Fazit über das Impulsverhalten eines Lautsprecher ziehen???
zu Burstsignalmessungen habe ich bereits was gesagt;
ganz allgemein: in einer Impuls- oder Sprungantwort steckt die gesamte Information über den Frequenzgang UND Phasengang drin, d.h. über irgendwelche mathematischen Transformationen kann aus einer Impulsantwort der Frequenzgang und der Phasengang berechnet werden und natürlich auch UMGEKEHRT. Leitet man den Phasengang ab, so erhält man die Gruppenlaufzeitverzögerung, die an der Resonanz eines Treibers vor allem im Bassbereich (<100Hz) am größten und "hörbarsten" ist. Ich glaube zu wissen, dass Gruppenlaufzeitverzögerungen ab 18ms hörbar werden - solch hohe Verzögerungen kommen nur im Bassbereich vor allem bei Filter höherer Ordnung sowie Bassreflexboxen vor!

Das bedeutet wiederum, dass über den Frequenzgang und Gruppenlaufzeitverzögerung/Phasengang auf die Impulsantwort/Sprungantwort geschlossen werden kann.
Dieser Umstand erklärt auch, die "Nichtsaussagekraft" einer Impulsantwort über das Impulsverhalten eines LS, da solch eine Impulsantwort so eine Fülle an Informationen besitzt, die erst mit enormen Fachwissen richtig interpretiert werden können. Auch bleiben in der Impulsantwort hörbare Unterschiede verborgen, nicht hörbare Unterschiede werden wiederum dramatisch dargestellt.
Ein besseres Fazit über das Impulsverhalten lässt sich auch für einen Laien mit der Gruppenlaufzeitverzögerung und dem Wasserfalldiagramm machen.
also nochmals: für einen Laien besitzen die Impulsantwort/Sprungantwort absolut keine logisch nachvollziehbare Informationen zum Impulsverhalten!!!

So jetzt noch zu dem für mich Kuriosen, wenn's stimmt:
durch alleiniges Linearisieren der Phase erreicht man einen perfekten Nadelimpuls, d.h. ein perfektes Ein- und Ausschwingsverhalten, unabhängig von der Chassisqualität?!?!
oder nochmals die Frage:
wie schaut das Wasserfalldiagramm eines Treibers aus, der einen perfekten Nadelimpuls aufweist???

Gruß,
Andi
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