So, heute mal wieder ein kleines Umbauprojekt
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In einem Anfall von Nostalgie habe ich eine alte Tenderlok von Märklin erstanden, und zwar die TM 800.
Das Fahrgestell und ebenso das Gehäuse sind aus massivem Zinkdruckguss gefertigt und somit ist die Lokomotive recht schwer. Die oft gewogenen gut 400g hat sie wegen des nun ausgebauten Fahrtrichtungsschalters zwar nicht mehr, sie ist mit 369g aber immer noch ein gewichtiger Brocken.
Wenn ich wollte, könnte ich den freien Raum im Inneren der Lok problemlos mit Bleigewichten ausfüllen und sie somit „auflasten“, aber nötig ist das nicht.
Die von mir erstandene Maschine dürfte aus den Jahren 1953 – 1956 stammen und ist damit wohl so alt wie ich. In meiner Jugendzeit habe ich dieses Modell zwar nicht besessen, aber den Nachfolgetyp 3000 mit Hebel für die Fahrtrichtungsumschaltung.
Diesen Hebel hat die TM 800 ebenfalls. Außerdem besitzt sie noch den Schleifer mit Nickelfeder und nicht die Ausführung mit Bronzefeder, welche ab den 70ern üblich ist.
Hier ein Foto der „neuen“ alten Lok:
Ihre Ausführung ist sehr robust und bestens für Kinderhände geeignet. Dementsprechend geringer ist der Grad der Detaillierung. Diese ist nicht mit aktuellen Modellen vergleichbar. Viele Bestandteile fehlen, insbesondere im Bereich des Gestänges und der Bremsen.
Aber die Haptik, das schwere und kühle Metall, die vielen Schrauben und die grundsolide Bauweise sind einfach unübertroffen. Alles aus Metall, wie schön. Kunststoff und Hartpapier sind nur da vorhanden, wo es aus Isolationszwecken erforderlich ist. Herrlich!
Und nun kommt noch ein besonderer Umstand: Das mir vorliegende Exemplar ist sehr gut erhalten und vollständig. Es ist offensichtlich ein Vitrinenmodell und wurde kaum gefahren. Dies ist am Schleifer erkennbar, welcher fast keine Abnutzungen aufwies, hier ein Foto der Unterseite:
Man erkennt weiterhin, dass die Lok mit Haftreifen auf der hinteren Achse ausgestattet ist, die ersten Exemplare vor 1953 hatten diese noch nicht. Heute sind diese bei Märklin Standard.
Bei genauem Hinschauen ist die verbogene Kupplung vorne zu erkennen. Diese habe ich im Zuge der Umbauarbeiten auf Gleichspannungsbetrieb selbstverständlich gerichtet.
Mir ist aufgefallen, dass die Lackierung sehr gut erhalten ist. Die fast immer anzutreffenden Abnutzungen im Bereich der erhabenen Nieten und Beschriftungen fehlt, die schwarze Farbe ist überall vorhanden!
Die überlackierten Aufschriften TM 800, Märklin und 20 V sind an den Seitenwänden bzw. der Rauchkammertür sichtbar.
Die Lok besitzt ein Zweilichtspitzensignal vorne, in klassischer Ausführung mit Glühlämpchen. So etwas erinnert mich immer an meine Jugend …
Nach dem Öffnen des Gehäuses bot sich mir dieses Bild:
Das Innere der Maschine war so sauber, als ob sie gerade aus der Fabrik käme! Absolut ungewöhnlich.
Eine Abnutzung der Kohlebürsten konnte ich nicht feststellen, ebenso wenig eine irgendwie erforderliche Reinigung. Die Laufflächen der Räder hatten ebenfalls praktisch keine Verschleißerscheinungen.
Probeweise stellte ich die Lok nun auf die Gleise und betrieb sie mit der bei mir üblichen Gleichspannung. Da die klassischen Märklinmotore allstromtauglich sind, fuhr die Maschine problemlos an. Die Lampen brannten, der Motor brauchte nur eine leichte Schmierung der Ankerlager und damit war das erste Erfolgserlebnis da. Die Lok fährt auch taumelfrei, das ist sehr wichtig.
Im Prinzip hätte ich die Lok gar nicht umbauen müssen. Wegen des vorhandenen Hebels zum Fahrtrichtungswechsel hätte ich die Maschine ganz altmodisch damit umsteuern können!
Spaßeshalber habe ich das auch gemacht. Auf die Dauer ist das aber lästig, weil man zum Fahrtrichtungswechsel immer Hand an die Lok anlegen muss. Bei größeren Entfernungen ist diese Vorgehen unpraktisch.
Also wie immer: Fahrtrichtungsumschalter ausbauen und durch zwei antiparallel geschaltete Dioden ersetzen. Hier ein Foto des Lokinneren mit Umschalter:
Und hier ist er ausgebaut und durch zwei Dioden ersetzt:
Beide Dioden sind an einer Lötöse mit Schraube gegen Masse (das Metallfahrgestell) geschaltet.
Der Fahrtrichtungsschalter ist ein Relikt aus alten Zeiten, als Märklin noch kein Vertrauen in die seinerzeit verwendeten Selengleichrichter hatte und sich für Wechselspannung entschied. Der Fahrtrichtungsschalter wurde durch einen Überspannungsimpuls ausgelöst, welcher regelmäßig zu den bekannten „Bocksprüngen“ der Lok und zum Aufblitzen und Durchbrennen der Lampen führte.
Da habe ich mich schon als Kind nicht recht mit anfreunden können und als Erwachsener meine Loks alle auf Gleichspannung umgebaut. Heute im Digitalzeitalter ist das ebenfalls kein Thema mehr, dafür gibt es aber andere Probleme.
Und so sieht er aus, der bei Gleichspannungsbetrieb überflüssige Fahrtrichtungsumschalter:
Anzumerken bleibt, dass die abgebildete Zugfeder immer die richtig Federspannung haben muss, ansonsten funktioniert die Fahrtrichtungsumschaltung nicht und die Lok rast davon (bei zu hoher Federspannung) oder die Lok schaltet bereits bei Normalbetrieb in die umgekehrte Fahrtrichtung (bei zu geringer Federspannung). Bocksprünge und Lichterblitzen inklusive …
Das sind Argumente für das Fahren mit Gleichspannung mittels Dioden.
Das Abnehmen des Gehäuses der TM 800 erfordert das Lösen von immerhin 6 Schrauben (je 2 vorne und hinten, zusätzlich je eine Schraube für das Entfernen der Kupplungen). Das ist heute einfacher gelöst, bei dem Nachfolgemodell 3000 mit Kunststoffgehäuse reicht eine Schraube.
Was ich immer bei meinen Dampflokmodellen mache, ist das Anbringen von weißen Pufferringen. Die male ich immer auf, weil es einfach gut aussieht und durchaus vorbildgerecht ist.
Abschließend das gute Stück in der Ansicht von hinten und von vorn:
Die ersten Fahrten durch den Schattenbahnhof hat die Lok mit Erfolg bestanden!
Beste Grüße
OL-DIE