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Ist Musik Geschmacksache?

Hier dreht es sich um (fast) alles...
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BlueDanube
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Beitrag von BlueDanube »

bony hat geschrieben:Eine Melodie bleibt also eine Melodie, eine Akkord ein Akkord,....
Durch Über- oder Unterbetonung gewisser Frequenzbereiche bleibt aber möglicherweise ein Teil der Melodie auf der Strecke oder durch Überdeckung wird aus einem Sept-Akkord ein Dur-Akkord...
bony hat geschrieben:..... ein Crescendo ein Crescendo ...
Wenn ein Crescendo in einer Komprimierung oder im Clippen endet, ist es nicht mehr das selbe Crescendo.
Wenn ein Diminuendo in einem Rauschteppich endet, ist es auch nicht mehr das selbe...
Gerade die subtile Betonung einzelner Töne kann mit ungeeigneten Geräten leicht flachgebügelt werden.

Wenn starke Gruppenlaufzeiten auftreten, stimmt der Takt nicht mehr.


Zum Thread-Titel: Ja, Musik ist Geschmacksache!
Aber es ist nicht immer nur die nackte Melodie, die berührt - oft ist es auch eine besondere Stimme oder eine geschickte Kombination von ausgewählten Instrumenten, die eine großartige Musik ausmachen!
Gruß
BlueDanube

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seikosan
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Beitrag von seikosan »

Frente hat geschrieben:Zum letzten Post von AH im "Messwerte Thread":
AH hat geschrieben: Hallo Daniel

woher weiß ich, daß mir eine Tonaufnahme gefällt? Ich wiederhole zunächst den wichtigen Satz:

Neutrale Hörbedingungen sind die Voraussetzung zur ästhetischen Beurteilung einer Tonaufnahme

[...]

Gruß

Andreas
[...]

Du sprichst davon "sich ein individuelles ästhetisches Urteil über ein Tonaufnahme zu bilden" und das dazu die neutralst-möglichen Abhörbedingungen eine unbedingte Voraussetzung seien. Wenn man diesen Satz richtig versteht, kann meiner Meinung nach niemand etwas dagegen einwenden. Viele werden das aber anders verstehen, und diese "bessere Voraussetzung ein ästhetisches Urteil zu bilden" mit "positiverer emotionaler Beteiligung am Musikgeschehen" verwechseln - zu deutsch einfach "mehr Spaß-Haben" ! Nur sind eben das 2 Paar Schuhe!

[...]

Gruss, Frente
Mit den Inhalten beider Beiträge und der Wikipedia-Definition verstehe ich den Satz wohl endlich so wie er gemeint war. Da sich die Definition zu Ästhetik nicht mit meinem Sprachgefühl deckte, habe ich den Satz, wie Frente ausführte, missverstanden.

Übrigens sollte der Thread - als Ableitung der Messwertgeschichte - "Ist Musikwiedergabe Geschmackssache?" heißen.[/b]

Liebe Grüße,
Daniel
Zuletzt geändert von seikosan am Mo 22. Aug 2005, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von AH »

Eigentlich reichen doch zum Vergleich zweier Tonaufnahmen identische Hörbedingungen (beim Hören dieser Aufnahmen) aus, oder? Und wenn ich davon ausgehe, dass sich mein ästhetisches Empfinden massiv an meiner Vorerfahrung orientiert, so ists kaum verwunderlich, dass viele eine Aufnahme die unter neutralen Hörbedingungen wiedergegeben wird nicht ästethisch empfinden, wenn sie vorher zum Beispiel immer mit maximalem Bass gehört haben (übertrieben formuliert).
Hallo,

identische Hörbedingungen reichen nicht aus. Das kann man sogar ganz praktisch erläutern:

Viele Mischungen sog. populärer Musik sind daraufhin optimiert, unter schlechten Hörbedingungen (Autoradio, Kofferradio, Ghettoblaster) bei möglichst vielen Hörern eine positive ästhetische Beurteilung zu verursachen (im einfachsten Fall: "Gefällt mir!"), um einen Kauf auszulösen.
Dazu werden verschiedene Verfahren angewendet, so wird z.B. die Dynamik stark komprimiert, damit das leistungsschwache Wiedergabegerät wenig verzerrt und sich das Programm gut gegen Hintergrundgeräusche durchsetzt, Frequenzbereiche, die "mulmig" klingen, werden abgesenkt, es findet sich ein sehr sauberes Direktschallsignal (kein Raumanteil) in den Aufnahmen, damit der Mix auch noch bei einem Überwiegen des Diffusfeldes klar und sauber klingt.
Der Gegenpol dazu wäre eine dokumentarische Aufnahme eines elektrisch nicht verstärkten Konzertes, z.B. einer Sinfonie. Die weite Dynamik würde zu fürchterlichen Verzerrungen leistungsschwacher Wiedergabegeräte führen, leise Stellen werden von Hintergrundgeräuschen überdeckt, der aufnahmeseitig vorhandene Raumanteil überlagert sich mit einem wiedergabeseitigen, was mehr oder weniger zu einem Klangbrei führt. Die Folge wird eine negative ästhetische Beurteilung sein, wenn die Wiedergabe unter o.g. schlechten Hörbedingungen erfolgt.

Bei guten Hörbedingungen kann sich das Bild dann umkehren. Die erste Mischung wird dann oft mit Attributen wie "synthetisch, steril, leblos, tot, unnatürlich" bedacht, das Urteil ist negativ, während das Klangbild der zweiten Aufnahme nun zu einem positiven Urteil führt. Dies kann von Individuum zu Individuum schwanken, entspricht allerdings meiner Erfahrung dem typischen Urteil eines Normalhörers.

Dies ist aus meiner Sicht ein Dilemma des Marktes, schlechte Hörbedingungen ziehen auf schlechte Hörbedingungen optimierte Tonaufnahmen nach sich und solche Aufnahmen führen bei der subjektiven Evaluation von Hörbedingungen mit ebendiesen Tonaufnahmen zu einer Präferenz bezüglich schlechter Hörbedingungen.
Die Durchbrechung des Teufelskreises, daß Lautsprecher (besser: Hörbedingungen) mit Tonaufnahmen beurteilt werden und Tonaufnahmen mit Lautsprechern (besser: Hörbedingungen) ist nur möglich, indem man die Hörbedingungen nach objektiven, wissenschaftlichen Kriterien herstellt, d.h. nicht mit seinen "Lieblings-CDs" nach einem trial and error Verfahren zur Auwahl der Hörbedingungen schreitet. Die erforderlichen wissenschaftlichen Kenntnisse dafür stehen zur Verfügung, man muß sie nur umsetzen.

Gruß

Andreas
Zuletzt geändert von AH am Mo 22. Aug 2005, 15:42, insgesamt 2-mal geändert.
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seikosan
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Beitrag von seikosan »

AH hat geschrieben:[...]bei möglichst vielen Hörern eine positive ästhetische Beurteilung zu verursachen, um einen Kauf auszulösen. [...]
Arrggh! Wie ist jetzt bitte eine "positive ästhetische Beurteilung" zu verstehen, wenn sie nichts mit "gefallen" zu tun hat? Bild
Daniel
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Beitrag von AH »

Hallo Daniel,

das hängt davon ab, wie der Rezipient gestrickt ist. Die einfachste Form eines positiven Urteils ist tatsächlich "gefällt mir". Aber man kann auch Kunstgegenstände positiv beurteilen, die nicht oder noch nicht gefallen.
Ein Klangbild kann z.B. die musikalische Struktur sehr verdeutlichen, und, obwohl es mir nicht "gefällt", zu einem positiven Urteil führen - "musikalisch sinnvoll".
Das "gefallen" hängt beim Rezipienten oft auch damit zusammen, wie sehr ein Kunstwerk der eigenen Erwartungshaltung entspricht. Daher versucht z.B. Pop-Musik, die Erwartungshaltung der Rezipienten möglichst gut zu treffen, während im Gegensatz dazu Kunstmusik versucht, etwas Neuartiges zu schaffen, was bisher nicht dagewesen ist. Wenn jemand eine neue Komposition hört, dann ist nicht gesagt, daß sie in einem einfachen Sinne "gefällt", aber dennoch ist ein positives ästhetisches Urteil möglich.

Musik ist tatsächlich Geschmacksfrage und das Urteil eines Rezipienten hängt stark von seiner Rezeptionshaltung und seiner Erwartungshaltung ab. Das Klangbild einer Tonaufnahme ist ebenfalls Geschmacksfrage und das Urteil des Rezipienten hängt ebenso von seiner Rezeptionshaltung, wie von seiner Erwartungshaltung ab. Um aber überhaupt ein Urteil abgeben zu können, muß sichergestellt sein, daß der Rezipient die zu beurteilende Tonaufnahme (das richtige Schall-Ereignis) hört und nicht aufgrund von technischen Wiedergabefehlern etwas ganz anderes (ein falsches Schall-Ereignis).

Gruß

Andreas
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