Bei ICs sind diese Effekte vollständig kompensierbar. Es gibt Schaltungen, die die Temperaturabhängigkeit vollständig kompensieren, allerdings müssen die beteiligten Baueelemente die gleiche Temperatur haben. Bei diskreten Endstufen nur in Näherung machbar, bei ICs überhaupt kein Problem. Was möglich ist, zeigen IC-basierte Referenzspannungsquellen (asymmetrische Stromspiegel) - daß das funktioniert, hat auch mich überrascht.G. Nubert hat geschrieben:Hallo,
Verstärker mit "bipolaren" Transistoren ziehen im Allgemeinen kurz nach dem Einschalten deutlich weniger "Ruhestrom", als nach einigen Minuten.
Vor allem bei kleinen Signalen sind in den ersten Minuten meistens deutliche Unterschiede in den Verzerrungswerten zu messen.
Nach einigen Minuten steigt die Betriebstemperatur in den Vortreiber-, Treiber- und Endtransistoren, dadurch sinkt der Wert der "Basis/Emitter-Spannung" von vielleicht 0.6 auf 0.55 Volt, wodurch die Endstufe stärker "mit Gleichstrom" durchgesteuert wird und eine Tendenz in Richtung "Class A" bekommt.
(Dann gibt es weniger "(Class)-B-Verzerrungen" im Signal-Nulldurchgang.)
Die ganzen Ruhestrom-Stabilisierungs-Schaltungen reagieren mit einer gewissen "Trägkeit", weil sie oft die Temperatur am Kühlkörper "fühlen" (und nicht die Temperatur des Transistor-Chips).
Obwohl es technisch möglich wäre, diese Effekte zu vermeiden, hören wir bei manchen Verstärkern den "kalten Zustand" auch in Blind-Tests heraus.
Warum bei Verstärkern mit diskreten Verstärkern geworben wird, verstehe ich nicht ganz.
Man kann zwar keine Pärchen bei ICs ausmessen, dafür ist aber mit wenig Aufwand alles mögliche an Zusatzelektronik implementierbar (Auto-Calib, exakte Temperaturkompensation, sichere Überlastabschaltung, Auto-Mute).
Probleme gibt es maximal bei Endstufen sehr hoher Leistung, aber auch da wäre die Frage, ob 2 oder 3 IC-Endstufen und Aktivtechnik nicht wesentlich mehr bringen.