wer wünscht sich das nicht? Einfach mal mit der Familie mit einen Film für ein paar Stunden entspannen und den ganzen Stress mit Corona / Arbeit / Kinderbetreuung vergessen? Seit einigen Monaten darf ich diesen Traum nun verwirklichen und baue dafür im Hobbykeller ein dezidiertes Heimkino auf.
Bis dahin war mein Einstieg bei Nubert die nuWave-Serie, ich bin später aufgrund Platzmangel auf nuJubilee 35 umgestiegen und schließlich bei der nuLine-Serie im Wohnzimmer hängen geblieben. Also schon eine Weile bei Nubert in den verschiedensten Lautsprecher-Kombinationen dabei. Hier nun nach langer Abstinenz mal wieder ein gewohnt ausführlicher Beitrag für das nuForum, viel Spaß beim Lesen!
Anforderungen
Für das Heimkino brauche ich nun neben Leinwand, Beamer, Sitzen, Verstärker, Beleuchtung usw... auch neue Lautsprecher. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich gegen Standlautsprecher entschieden, sondern dafür das Heimkino konsequent mit einem Single Bass Array und Satelliten aufzubauen. Das Kino wird als Raum-in-Raum-Konzept inkl. Baffle Wall realisiert, in der Breite stehen dann nur 3,33 m zur Verfügung. Ich stelle folgende Anforderungen an die drei Frontlautsprecher (LCR):
- Chassis-Anordnung TT, HT, TT
- geschlossene Bauweise
- flaches Gehäuse/Wandmontage
- Farbe schwarz
- im Direktvertrieb mit Produkttest verfügbar
Produktauswahl
Nach einiger Recherche habe ich mich für einen Hörvergleich zwischen Nubert nuLine WS-14 (bereits jahrelang vorhanden) und der Nubert nuVero 50 entschieden, na klar. Auch ein Fremdfabrikat Arendal Sound 1961 Monitor wurde neu bestellt. Der Vergleich hat bereits im Herbst 2020 stattgefunden, hier ist ein Auszug der für mich relevanten Daten:
Nubert nuVero 50
- Höhe x Breite x Tiefe: 470 x 203 x 130 mm (mit Klangsegel, ohne Gitter)
- Volumen: ~ 10,0 - 12,4 l (je nach Rechenweise ohne/mit Klangsegel)
- Hochtöner: 26 mm, versetzt mit Klangsegel
- Ausführung Gehäuse: metallisch glänzend, glatt (Klangsegel) & matt, strukturiert (Korpus)
- Wandbefestigung: Wandhaltebügel (im Lieferumfang)
- Frontabdeckung: Metallgitter mit Aufnahmelöchern im Korpus
- Preis (Paar), Herbst 2020: ~1200 €
Nubert nuLine WS-14
- Höhe x Breite x Tiefe: 385 x 150 x 105 mm (ohne Gitter)
- Volumen: 6,1 l
- Hochtöner: 19 mm, versetzt
- Ausführung Gehäuse: weder matt noch glänzend, glatt
- Wandbefestigung: Wandhalter WH-10 (separat erwerbbar)
- Frontabdeckung: Metallgitter mit Aufnahmelöchern im Korpus
- Preis (Paar), Herbst 2020: ~600 €
Arendal Sound 1961 Monitor
- Höhe x Breite x Tiefe: 425 x 163 x 150 mm (ohne Abdeckung)
- Volumen: 10,4 l
- Hochtöner: 28 mm, mittig mit Waveguide
- Ausführung Gehäuse: matt, strukturiert
- Wandbefestigung: integrierte Aufnahmevorrichtung und Vesa Mount 100 x 100 mm
- Frontabdeckung: Plastikgitter mit im Korpus integrierten Haltemagneten
- Preis (Paar), Herbst 2020: ~900 €
weitere Lautsprecher (nicht getestet, alphabetisch gelistet)
- Arendal Sound 1723 Monitor S THX (zu groß, zu teuer)
- Arendal Sound 1723 Monitor THX (zu groß, zu teuer)
- Canton Atelier 500 (Bassreflex, Downgrade von nuLine)
- Canton Atelier 700 (Bassreflex, Downgrade von nuLine)
- Dali Opticon LCR (keine TT, HT, TT Anordnung, kein Direktvertrieb mit Produkttest möglich)
- Dali Rubicon LCR (keine TT, HT, TT Anordnung, kein Direktvertrieb mit Produkttest möglich)
- Nubert nuBoxx BF-10 (damals noch nicht auf dem Markt, Downgrade von nuLine)
- Nubert nuLine CS-174 (zu groß, Bassreflex)
- Nubert nuVero 70 (zu groß, Bassreflex, zu teuer)
- Saxx coolSound CX50 (Gehäuse Hochglanz, Downgrade von nuLine)
- Saxx coolSound CX25 (Gehäuse Hochglanz, Downgrade von nuLine)
- Einbaulautsprecher diverser Hersteller (bedingt feste Lautsprecherposition)
Testaufbau
Zum Testaufbau habe ich die Lautsprecher alle direkt nebeneinander auf gleicher Höhe aufgestellt. Über eine separate Vorstufe konnte ich alle Lautsprecher mit Dirac Live einmessen um den Raum - soweit möglich - akustisch auszuschalten. Da der Tiefbassbereich im Heimkino selbstverständlich durch Subwoofer abgedeckt wird, wurden für den Hörtest alle Lautsprecher bei 80 Hz nach unten abgetrennt. Der Hörtest erfolgte ohne Subwoofer-Unterstützung. Zuletzt konnte ich noch eine Fernbedienung und einen alten AV-Verstärker so programmieren, dass auch ein Umschalten im Betrieb zwischen den Lautsprechern < 1 s möglich ist. Es ist also kein Blindtest im eigentlichen Sinne, ich habe mich aber darum bemüht, alle Lautsprecher durch identische Bedingungen aneinander anzugleichen.
Erste Höreindrücke
Ich war sehr gespannt ob sich die unterschiedliche Gehäusegröße und die unterschiedlichen Chassis-Durchmesser bemerkbar machen. Noch interessanter finde ich aber den Vergleich zwischen Klangsegel, Waveguide und versetztem Hochtöner. Das sind alles Technologien um den eher direkten Hochton anders zu streuen und um Kantendispersionen zu verringern.
Also alles eingeschaltet, irgend eine mir bekannte Musik eingelegt, voller Erwartung zwischen den Lautsprechern hin- und hergeschaltet und was war: nichts Klingt alles gleich. Lautsprecher A, B, C - alles gleich. Nochmal alle Kabel und Einstellungen überprüft, es passt alles. Größte Verwirrung meinerseits. Ich war fassungslos. Es festigten sich langsam zwei mögliche Erkenntnisse: 1) Die Raumakustik hat einen riesigen Einfluss auf die empfundene Klangwiedergabe, mehr als ich mir jemals vorstellen konnte. 2) Dirac Live ist ein verdammt mächtiges Werkzeug, was es wirklich schafft, alles gleich klingen zu lassen.
Da ich es nicht wahrhaben wollte, habe ich mich aufs Sofa gesetzt, einzelne für mich sehr kurze prägnante Musiktakte in Dauerschleife wiederholt, und immer live zwischen Lautsprecher A, B, C umgeschaltet. Es hat mich erst eine halbe Stunde konzentrierte Hörarbeit gekostet, bis ich überhaupt erahnen konnte, dass vielleicht doch einzelne Nuancen zwischen den Lautsprechern vorhanden sein könnten. Diese haben sich dann in den laufenden Tagen gefestigt und das Ergebnis meines Hörtest möchte ich gerne mit euch teilen.
Hörtest im Detail
Unter Panorama/Bühnenstaffelung verstehe ich, welchen ersten Höreindruck man mit geschlossenen Augen gewinnt. Ist das Hörbare realistisch, wie breitet sich der Klang im Raum aus? Die nuVero stellten bei mir Instrumente und Stimmen eher breit und ineinander übergehend dar, die Arendal eher nebeneinander und die nuLine stellte die Bühne im Vergleich etwas schmaler dar.
Bei der Stimmenlokalisation von links nach rechts hatte ich den Eindruck, dass die nuVero in Wellen verlaufen - mal lauter und mal leiser - während die Arendal flüssig schwenkten und die nuLine hingegen von der einen zur anderen Position sprangen. Warum, wieso, weshalb - ich habe keine Ahnung. Ich vermute, dass hier doch die Anordnung des Hochtöners ursächlich ist oder Interferenzen mit benachbarten Oberflächen/Gehäusen einen Einfluss hatten. Die Lautsprecher standen direkt nebeneinander (nuVero - Arendal - nuLine), eine andere Aufstellung habe ich nicht ausprobiert.
Im Timing fand ich die nuVero etwas weich, da waren die Arendal eher tight, die nuLine aber taten sich hier als neutralste Lautsprecher hervor. Die Chassis der nuLine sind auch schon jahrelang eingespielt, das ist bei den anderen beiden Lautsprechern nicht so. Während die nuVero im Timing etwas voller klang, war die Arendal fast schon bissig mit Luft. Ich beziehe meinen Höreindruck jetzt gefühlt auf das Ausschwingverhalten der Chassis, dass sich je nach Nutzungsdauer ändert.
So kam es auch, dass die bei 80 Hz abgeschnittenen Bässe bei der nuVero in meinem Raum im Vergleich eher dröhnig und fett klangen, die Arendal für mich neutral und tief. Bei den nuLine kam mir zu wenig, diese waren eher dünn im Bassbereich. Hier kann man jetzt sehr schön die unterschiedlichen Chassis-Durchmesser und Aufhängungen betrachten. Die nuVero haben eine breite Sicke, den größten Korbdurchmesser, eine weiche Aufhängung und sind auf große Hübe ausgelegt. Die Arendal haben den größten Sickendurchmesser, eine schmale Sicke und eine harte Aufhängung bei geringerem Hub. Das führt für mich zu hörbaren Klangunterschieden. Die kleinen nuLine WS-14 haben beim Hub und der Membranfläche im Vergleich dazu klar hörbare Nachteile.
Kommen wir zu den Details/Feinzeichnung: die nuVero geben so viele Details wieder, dass ich fast schon Schwierigkeiten habe diese auseinander zu halten, sie verschwimmen manchmal. Die Arendal klingen eher fein, lassen aber auch Pausen. Das führt zu dem Eindruck, das etwas fehlt, wenn man es nicht gewohnt ist, was aber gar nicht stimmt. Bei den nuLines sind viele feine Details vorhanden.
In den Höhen waren die nuVero für mich etwas spitz, die Arendal angenehm, die nuLine aber fast schon aggressiv. Das hat mich verwundert, da ich ja die nuLine-Serie kenne und den direkten Klang sehr zu schätzen weiß. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Waveguide der Arendal eine andere Ankopplung des Hochtöners an die Tieftöner bedingt und der Hochton dadurch gefühlt gleichmäßiger im Raum verteilt wird. Die nuVero agiert anders mit dem Raum und koppelt diesen anders an. Das habe ich ja auch bereits im Bassbereich festgestellt. Die nuLine klangen dagegen nur deswegen ungewohnt aggressiv, weil die WS-14 einen eigenen 19 mm Hochtöner verwenden, andere Lautsprecher der Serie aber standardmäßig mit einem sanfteren mir gewohnten 26 mm Hochtöner arbeiten.
Bei der Klangfarbe sind die nuVero für mich etwas ins Warme abgestimmt, sie umschmeicheln den Hörer sanft und wollig. Gut ich habe etwas übertrieben, aber so kann eine Richtung klar werden. Die Arendal sind neutral und klar. Die nuLine - gerade im Vergleich zur nuVero - gewohnt nüchtern und kühl, das muss man auch erst mal mögen.
Lautsprecher Charakteristik
Die nuVero sind etwas warm, zeichnen viele Details, haben ein volles Klangbild und eine breite Bühne, sind angenehm zu hören, manchmal ja fast schon sanft und schmelzig. Sie können ihre Stärken im Jazz- oder Klassikbereich ausspielen. Ideal für audiophile Feingeister, die auch Wert auf eine ansprechende Optik legen. Die Aufstellung will gut gewählt sein, vielleicht hätte durch ein anderes Einwinkeln der Lautsprecher auch ein noch besseres Klangerlebnis erzielt werden können. Bei mir hat die nuVero ungünstig mit dem Raum interagiert und konnte ihr Potential leider nicht voll ausspielen.
Die Arendal sind nicht nur optisch, sondern auch klanglich geradlinig. Die Charakteristik möchte ich als ausgewogen und dynamisch bezeichnen. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Die Ankopplung an den Raum war in einem breiten Abstrahlwinkel gleichmäßig, die Hörposition damit freier wählbar. Es ist schwierig zu beschreiben, aber sie klingen auf jeden Fall anders als Nubert Lautsprecher.
Die nuLine können mit der neutralsten und sachlichsten Wiedergabe punkten. Sie gewinnen zudem in der Kategorie Preis/Leistung. Leider konnten die WS-14 aufgrund der verringerten Baugröße nicht dieselbe Performance bieten, wie ich sie von der großen nuLine 264 gewohnt bin. Für Surroundzwecke in wandnaher Aufstellung gerne, in der Front für mich nein. Für die nuLine-Serie sehe ich noch mehr Potential, gerne auch flache OnWall-Lautsprecher ähnlich der nuBoxx BF-10 oder gleich InWall für Trockenbauwände.
Entscheidung / Fazit
Die nuLine WS-14 in der Front einzusetzen wäre für mich ein Downgrade, sie sind raus.
Die nuVero bieten mir versteckt in einem dunklen Kino optisch keinen Mehrwert. Klanglich konnten Sie sich in meinem Test zwar in einigen Bereichen hervortun, aber nicht absetzen. Es hat mit uns einfach nicht gepasst, und das ist glaube ich dann auch ok.
Die größeren Center-Lautsprecher nuLine CS-174 / nuVero 70 wären auch interessant gewesen, lassen sich aufgrund Bassreflex und der Bautiefe aber nur schwierig in das Heimkino integrieren.
Lange Rede, kurzer Sinn: für das Heimkino passen die Arendals am besten zu meinen Anforderungen. Das ist mein subjektiver Höreindruck in meinen eigenen Räumlichkeiten. Weitere Faktoren waren u.a. auch der damalige Preis und die Optik. Die Klangunterschiede zwischen den Lautsprechern ergeben sich allein aus der Aufstellung und der Bauform selbst.
Vielen Dank an Nubert für die Möglichkeit die Lautsprecher zu Hause zu testen! Da ich keine zwei Surround-Sets benötige, dürfen die nuLines mittlerweile einem anderen Hifi-Fan neue Hörizonte eröffnen. Die vorhandenen nuLine 264 bleiben mir dafür gut sichtbar im Wohnzimmer wohl für ewig erhalten.
Anmerkungen
Jaaa... weiẞ ich. Habe mich aufgrund Fremdfabrikates aber dagegen entschieden, ich bitte um Verständnis.
Danke für's Lesen dieses Berichtes, ich freue mich über ihr Interesse!
P.S.: Für das Heimkino suchte ich auch nach Subwoofern, die sich in meine Baffle Wall integrieren lassen. Ich hatte sie alle da Zeitweise standen ein nuVero AW-12, zwei nuLine AW-600, zwei nuLine AW-1300 DSP und ein weiterer Subwoofer zeitgleich im Wohnzimmer. Der nuLine AW-1100 ist zu groß. Leider sind die genannten Bassisten mittlerweile nur noch über den Gebrauchtmarkt erhältlich. Trotzdem erwische mich seit Jahren dabei, immer die Bassreflexrohre zuzustopfen, meine Klangpräferenz geht also klar in Richtung geschlossene Subwoofer/Lautsprecher. Das Downfire-Prinzip der nuSub-Serie passt für meine Einsatzzwecke nicht, für eine Aufstellung im Wohnzimmer würde ich aber ein Probehören empfehlen. So hat schon alleine die Subwoofer-Auswahl meinen Herstellerwechsel ganz unabhängig von diesem Lautsprecher-Hörvergleich begünstigt.
P.P.S.: Ich habe auch verschiedene Mehrkanal-Endstufen (Iotavx, Emotiva, Hypex, Arcam, Marantz, Rotel) miteinander verglichen. Besteht da Interesse an einem weiteren Testbericht für den Bereich Surround-/Heimkino-Geräte?