Hallo,
hier ein kleiner Bericht zum Iglu-Experiment.
Das Iglu hatte das Ziel, Kantenreflexionen der LS und Reflexionen von Stirnwand, Rückwand und insbesondere von den Seitenwänden weitgehend nicht entstehen zu lassen. Dazu wurden Schaumstoffabsorber überlappend an die Kanten der LS positioniert. Zwischen den LS hatte ich Schaumstoffabsorber und später einen und darauf zwei Plattenresonatoren (Bafflestep wurde angepasst). Eine Anordnung von Schaumstoffabsorbern an der Seitenwand verhinderte Reflexionen von den Seitenwänden. Dahinter befanden sich Plattenresonatoren für die Bassabsorption.
Zuallererst hatte ich das Iglu nur neugierdehalber in meinem Hörraum aufgebaut. War provisorisch, hat aber trotzdem gut gewirkt. Der Hörabstand betrug einen ungemütlichen Meter. Außer einer leichten Erhöhung im Bereich der ersten und zweiten Vertikalmode war der Bass (gehörmäßig) vollkommen glatt und sehr sauber. War ein reiner Genuss, der Klang: Durch die Abwesenheit der Reflexionen der Rückwand, Stirnwand und (vorallem) der Seitenwände ergab sich eine sehr gute Lokalisation und Ausdehnung von Phantomschallquellen. So habe ich zum Beispiel Stimmen, die unter sehr kurzen Abständen aufgenommen wurden, kurz vor oder in meinem Kopf geortet, wobei diese Phantomschallquellen kaum ausgedehnt waren - oft so groß wie ein Tischtennisball. Mono-Aufnahmen konnte man, wie TomTom schon hier im Forum beschrieb, auf einer zwei Finger breiten Basis genau in der Mitte orten. Bei Orchesteraufnahmen konnte man das Orchester schön gestaffelt erleben und in den Aufnahmeraum sozusagen "hineinhören", erstaunlich "echter" Klang. Gut durchhörbares und trockenes Klangbild, keine Hallsoße. Trotzdem klang es nicht nach einem "schalltoten Raum", das lag wohl an den Reflexionen von der oberen Rumhälfte (welche aber nicht störten).
"Raus aus dem Hörraum - ist nicht wirtschaftlich. Ein Iglu kann ich genauso gut in meinem alten Raum realisieren." Gesagt, getan: Man siehe die Skizze und Bilder in meinem Album.
Das Klangbild war fast gleich wie vorher. Ich hatte jedoch hinter mir keine Absorber positioniert, da mir eine Einbunkerung zu blöd war. Außerdem klang es von hinten etwas "lebendiger" bzw. "hallsoßiger", was mir besser gefällt. Die erste Raummode war zwar schwach ausgeprägt, dennoch gab sie einen kleinen erfreulichen Tiefbasspush.
Dann war TomTom am Mittwoch bei mir und brachte mir meine weiteren 8 Absorberplatten vorbei. Diese wurden nun zur Bekämpfung der übriggebliebenen Reflexionen (Decke, Boden, Rückseite). Es klang arschoffen geil. Jedoch blieb bei ausgeschalteter Anlage ein bedrückendes Gefühl wie in einem "schalltoten Raum". Gewöhnungsbedürftig - positiv ausgedrückt, wobei ich in dem Iglu eh nur war, um Musik zu hören und nicht um darin sitzend vor mich hinzustarren. Der optische Eindruck geriet für mich ebenso langsam ins abartige (meine Grenze liegt wohl höher als die von manch anderen
...okay, sah schon immer scheiße aus).
Fazit: Dieser Versuch hat sich sehr gelohnt und hat auch die pöse Theorie bestätigt: Reflexionen von den Seitenwänden sind die klang- und lokalisationsschädigensten Reflexionen. Diese (nicht nur Reflexionen erster Ordnung!) müssen unbedingt unterbunden werden. Die Bedämpfung der Reflexionen von Decke und Boden ist nicht sehr wichtig.
So und nun habe ich alles wieder in einen wohnlichen Zustand verfrachtet und hoffe, dass dieser Bericht jemanden interessiert und ich spannende Kommentare und Fragen bekomme. Kein Hörraum mehr, kein Iglu mehr und trotzdem glücklich: Die Musik zählt, der Klang ist vernichtend gering gewichtet. Und morgen gibts Yello - Baby - Capri Calling mit Loudnesstaste, schön. :_)