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Dynamik-kompression auf aktuellen CDs

Alles rund um die Musik auf CD, DVD und Schallplatte
Vul Kuolun
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Beitrag von Vul Kuolun »

Nehmen wir mal an, die Musik besteht aus 10 Tonspuren. Diese 10 Spuren werden erst mal über Effektgeräte gejagt (Exciter für Stimmen, Verzerrer für E-Gitarren, ...)
Dann werden erst mal diese 10 Tracks über einen Multibandkompander gejagt. Dazu wird das Signal jeder Tonspur in 10 Bänder zerlegt und jedes Band wird dynamikkomprimiert. Dann werden die Bänder noch mal über einen Limiter gejagt. Dann werden die 3 unteren Bänder gemischt und nochnmal über einen Limiter gejagt, gleiches passiert mit den 4 mittleren und den 3 oberen Bändern. Dann werden diese zusammengefasten Bändern nochmal komprimiert und limitiert und dann werden diese Instrumenteweise zusammengemixt von Instrumenten, die sich nicht so stark gegenseitig beeinflussen und so fort. Instrumente, die sich nicht ganz so mögen (z.B. Tiefbaß und Stimme) kommen erst am Schluß zusammen, werden nochmal komprimiert und dann final geklippt.
O.K., aber warum lässt man die Sache clippen? Ich meine, der Tonmensch macht sich 10 mal die Mühe, unverzerrt zu komprimieren, und beim 11ten mal zieht er sich dann die übelsten Verzerrungen zu, die es gibt? Warum normalisiert man die Soße nicht vorher? Das Cliping kann doch nicht gewollt sein.
Das Clipping wirkt doch an sich auch nochmal wie ein Kompressionsvorgang, in dem die "leisen" Stellen nochmal näher an die lauten rücken. Aber warum nimmt man den Weg über die digitale Verzerrung? Man bekäme doch ein immer noch besseres Ergebnis, wenn man die Aufnahme über einen verzerrenden Röhrenverstärker laufen ließe und dann normalisierte, oder?
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DommX
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Beitrag von DommX »

Ich schreib hier auch mal meinen Senf dazu, weil ich denke der Sachverhalt ist für viele nicht verständlich erklährt.


-Bei Zeitungen verkauft sich die größten und "rotesten" Buchstaben am besten. Ich habe nachgezählt es sind 4.

-Beim HipHop gewinnt der "fetteste" Bass.

-Beim Metall die "kreischendste" Gitarre.

Warum sollte ein Musikprouzent die Musik auch nur 1db leiser (also max -1db) verkaufen als Sie auf die CD passt?

Und vor allem muß man die CD ja auch während den leisen Passage "reingedrückt" bekommen.

Im Fernsehen ist die Werbung am "Lautesten"
dort nervt sie. Die Aufmerksamkeit zieht sie aber auf sich (zwar meist nur um leiser zu drehen/umzuschalten)
und genau das soll auch die Musik machen.

Meiner Meinung sind die Meisten Radio-Sender und MTV Viva eh nur eine Riesige Werbeveranstalltung für die Musikindustrie. Und wie in der Werbung sucht sich auch dort der Vermarkter seine Lautstärke (Lautheit) heraus.

... Und was ist die beste Werbung für eine Musik? Klar wenn man sie bei einem Bekanntem hört und auch dort muß Werbung gemacht werden...


Ich habe bereits mehrere Test CDs von Audiophilen Labels und "Demo" CDs von Hifi Herstellern,
auf diesen merkt man richtig wie Musik klingen kann.

Mit diesen CDs habe ich mich für Musikstile begeistern können, bei denen sich früher meine langen Haare stäubten.

Eigentlich gefällt mir die Anfang erwähnte BYOB (von System of a Down), leider verdirbt mir der flache Sound inzwischen sehr den Spass an dem Lied und der Bänd. Gerade deren Musik könnte eine gehörige Portion Dynamik vertragen.
Vul Kuolun
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Beitrag von Vul Kuolun »

Das ist ja nicht die Frage.

Die Frage ist, warum wird die Soße nicht entsprechend der technischen Spezifikaionen auf CD gepresst?

Wenn die Jungs Scheisse produzieren und Scheisse auf CD pressen wollen, kanns ihnen ja keiner übelnehmen.
Aber Scheisse produzieren und dann so stümperhaft auf CD pressen das verzerrte Scheisse dabei heraus kommt, das ist beschiss (im wahrsten Sinne des Wortes).

Wenn einer ne flache CD abmischen will, soll er doch. ist letzten Endes Geschmackssache. Aber 10 oder 15€ für ne CD auf der andauernd digitale Verzerrungen auftreten, das ist Žn Unding. Die CD klingt ja dewegen nicht "besser" im Sinne von "bekommt mehr Aufmerksamkeit" oder "klingt im Autoradio besser". Die Aufnahme ist einfach zerstört.
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Amperlite
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Beitrag von Amperlite »

Eines frage ich mich die ganze Zeit.
Wo liegt eigentlich der Sinn des "loudness-race"?
Welchen Vorteil hat es, eine CD lauter auszusteuern als die andere?

Ich nehme stark an, dass Radiosender sowieso alle Titel auf eine Lautstärke bringen (wie ich mit Replay-Gain).

Und wie sieht es beim Endkunden im Laden aus?
Beim Probehören an den miesen Kopfhörern macht das doch auch keinen kaufentscheidenden Unterschied, oder?

Der Vorteil kann sowieso nur dort liegen, wo mehrere Titel praktisch ohne Unterbrechnung nacheinander abgespielt werden. Und gerade da würden Lautstärkesprünge doch eher stören!
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Raptus
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Beitrag von Raptus »

Amperlite hat geschrieben:Wo liegt eigentlich der Sinn des "loudness-race"?
Welchen Vorteil hat es, eine CD lauter auszusteuern als die andere?
Was die Produzenten von den Mastering-Engineers verlangen läuft meist euphemistisch unter "kompetitiven Lautstärkepegeln". Es wird eine (auch schon superlaute) Referenz CD mitgebracht, "so soll es klingen, nur noch lauter".
Die Logik ist simpel : Lauter -> Mehr Aufmerksamkeit -> Mehr Absatz.

Das ganze gibt es eigentlich nur weil in der MI nicht mit standardisierten Pegeln gearbeitet wird, anders als in der Filmindustrie. Darauf basiert auch schliesslich das K-System von ReplayGain, Einführung von Standardpegeln.

Bei der FI wird -20dB(FS) als durchschnittlicher Pegel definiert, der auf 83dB (SPL) gemapt wird (RMS von rosa Rauschen, gemessen an der Höhrposition mit C-weighting, wenn mans genau wissen möchte).
Mit ReplayGain wird -14dB(FS) als Durchschnitt definiert und auf 89db(SPL) gemapt.
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Beitrag von Amperlite »

Die Logik ist simpel : Lauter -> Mehr Aufmerksamkeit -> Mehr Absatz.
Aber wo kann denn der lautere Pegel zum Tragen kommen?

Wie gesagt, die Rundfunkanstalten müssen ja auf einen Standardpegel runter, weil der Hörer ja nicht ständig am Lautstärkeregler des Radios drehen kann.

Zuhause ist mir das doch auch wurscht, wie laut die CD ist.
Es ist eher kontraproduktiv, lauter zu sein als die Konkurrenz.
Mir fallen beim ersten Takt fast die Ohren ab, ich drehe leiser, und bin eher verärgert als positiv beeinflusst.
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Beitrag von Raptus »

Amperlite hat geschrieben:
Die Logik ist simpel : Lauter -> Mehr Aufmerksamkeit -> Mehr Absatz.
Aber wo kann denn der lautere Pegel zum Tragen kommen?

Wie gesagt, die Rundfunkanstalten müssen ja auf einen Standardpegel runter, weil der Hörer ja nicht ständig am Lautstärkeregler des Radios drehen kann.
Überall wo verschiedene Lieder hintereinander gespielt werden, also hauptsächlich im Radio. In den Rundfunkanstalten wird auch noch komprimiert (anpassung an die häufigste jedoch schlechteste Wiedergabesituation: Im Auto) und nach den Peaks ausgesteuert, nicht nach dem durchnittlichen (RMS) Pegel. Würde man nach RMS pegeln fiele der Anreiz zum Hyperkomprimieren (teilweise) weg.

Bei gleichen Pegeln kann eine gesteigerte Präsenz auch für mehr Auffälligkeit sorgen. Vieleicht setzt man clipping = mehr Präsenz? Zutrauen würde ichs den Popproduzenten...
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Beitrag von Amperlite »

Vieleicht setzt man clipping = mehr Präsenz? Zutrauen würde ichs den Popproduzenten...
Nicht dass man das nicht schon tun würde. Aber man sollte es standardisieren.
Dann bräuchte man nur einen EQ mit 2 Presets: Eine beschriftet mit "Normal" und das andere mit "Schrott". :mrgreen:
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Beitrag von DommX »

Word@Raptus
Super beschrieben und Informativ :)
Homernoid

Beitrag von Homernoid »

Amperlite hat geschrieben:
Vieleicht setzt man clipping = mehr Präsenz? Zutrauen würde ichs den Popproduzenten...
Nicht dass man das nicht schon tun würde. Aber man sollte es standardisieren.
Dann bräuchte man nur einen EQ mit 2 Presets: Eine beschriftet mit "Normal" und das andere mit "Schrott". :mrgreen:
lol :mrgreen:

Aber. Wie zum Geier kriegt man die Daten vernünftig von der CD runter?
Ich bin gerade dabei, meinen Player zu füllen. Da ich unterwegs den EQ ziemlich nach oben schraube im Bass- und Höhenbereich, clippt das dann natürlich immer fleissig. Momentan habe ich auf 91 db "normalisiert", was ein Kompromiss darstellt zwischen Laustärke und Clipping. Dennoch sind die Daten ja schon fleissig übersteuert, wenn EAC o.ä. die Daten rippt und ich die Daten im Nachhinein bearbeite. Da ich viel Techno höre unterwegs, habei ich kaum ne CD, die da nicht "extrem ausgesteuert" ist. :roll:
Der ganze Digitalkram bringt mich echt zum Verzweifeln. :evil:
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