Fachkundige und individuelle Beratung ist für uns selbstverständlich - rufen Sie uns an!
Sie erreichen unsere Hotline werktags von 10:00 bis 18:00 Uhr unter der 07171 8712 0 (Samstags: 10:00 bis 12:00 Uhr). Außerhalb Deutschlands wählen Sie +49 7171 87120. Im Dialog finden wir die optimale Klanglösung für Sie und klären etwaige Fragen oder Schwierigkeiten. Das nuForum ist seit dem 19. Juli 2023 im read-only-Modus: Das Ende einer Ära: Das nuForum schließt

Vergleich AW-1000 gegen Peerless XLS-10 mit Passivmembran

Fragen und Antworten zu Nubert Subwoofern
Moschico
Semi
Semi
Beiträge: 187
Registriert: Fr 3. Jan 2003, 13:19

Beitrag von Moschico »

@ Frank Klemm
ich hoffe, es ist mir erlaubt, den Herrn Nubert zu zitieren:

"Das Membran-Gewicht hat keinen Einfluss auf die Schnelligkeit, so lange es mechanisch mit dem Schwingspulen-Träger verbunden ist. - Erst wenn die Kopplung über einen "weiteren Resonanzkreis" (z.B. die eingeschlossene Luft im Woofer und dann auf eine weitere "Feder / Masse-Einheit" (Passiv-Membran) erfolgt, spielt das Gewicht für die Schnelligkeit eine Rolle."

Zitatende.

Deshalb schrieb ich, daß das Membrangewicht bei einem Sub mit Passivmembran eine größere Rolle als bei einem BR Sub spielt.

Zitat Herr Nubert:

"Das Gewicht der Membran verändert bei einem Bassreflex-Subwoofer nur den Wirkungsgrad und die Resonanzfrequenz (und damit die erreichbare untere Grenzfrequenz)."

Zitatende.
Auch falsch. Ein BR-System und ein Passivmembransystem sind technisch gleichwertig.
Siehe Technik satt: http://www.nubert.de/downloads/ts_30-31 ... leiche.pdf

Da stehen die wesentlichen Unterschiede zwisschen den unterschiedlichen Konstruktionstypen.

Gruß
Michael
Moschico
Semi
Semi
Beiträge: 187
Registriert: Fr 3. Jan 2003, 13:19

Beitrag von Moschico »

Der XLS wurde 17 mal überarbeitet? Da muß ich mich ernsthaft fragen, was Herr Nubert daran überarbeitet hat. Was weiß oder kann Herr Nubert, was Peerless nicht weiß oder kann? In welcher Hinsicht wurde das Chassis überarbeitet? Gibts da genauere Info's drüber?
hier ein Zitat dazu aus diesem Thread:
http://www.nuforum.de/nuforum/viewtopic ... eerless+xl

...dabei ist dann noch nicht berücksichtigt, dass oft erst die 10. oder 15. Modifikation eines Standard-Chassis, die von Peerless als "sample" aufgebaut wird, in die Serie Einzug halten kann und dass die Entwicklungs-Protokolle mancher Boxenmodelle inzwischen auf den Umfang von jeweils über 700 Seiten angewachsen sind....

...Das "Durchschlagen" des Basis-Chassis (Anmerkung: für den AW-7), das in seiner Standardversion etwa 300.- (DM) kostet, macht es für Spitzenanwendungen ungeeignet. Unsere Variante, die exklusiv für uns gefertigt wird, hat im Gegensatz zum Basismodell unter anderem eine "progressive Zentrierspinne", andere Polkern- und Schwingspu-lengeometrie, Alu-Schwingspule, eine zusätzliche Stabilisierung der Anschluss-Litzen und einen dritten Magnetring. - Von außen sieht es jedoch exakt gleich aus...
Zum Thema Passivmembran weiß ich leider nicht allzuviel, bis auf, dass mein Woofer sehr gut funktioniert und Strömungsgeräusche, die mich bei anderen Woofern gestört haben, dieser Konstruktion naturgemäß vollkommen fremd sind.
Thats the point. Das wichtigste ist, daß man zufrieden ist.

Zu den unterschiedlichen Bauweisen habe ich oben ein Paar Links und Zitate geliefert. Ich denke das erklärt, wieso Herr Nubert auf BR setzt. Aus meiner Sicht liegt der Vorteil von BR darin, daß durch die BR Abstimmung im Tiefbass bis zu 6db mehr Pegel zu erreichen sind. Wofür man z.b.: bei geschlossenen Gehäusen vor allem größere Konstruktionen als auch mehr Membranfläche brauchen würde. Ein systembedingter Nachteil von BR, daß unterhalb der Tunigfrequenz kaum Pegel anliegen ist aus meiner Sicht absolut zu vernachlässigen, wenn ein Sub eine niedrige Grenzfrequenz von z.b.: 19 Hz hat. Es gibt keine normale Software, die unterhalb dieser Frequenz was liefert.

Gruß
Michael
Benutzeravatar
G. Nubert
Nubert Staff
Nubert Staff
Beiträge: 791
Registriert: Do 7. Feb 2002, 18:11
Danksagung erhalten: 8 Mal

Beitrag von G. Nubert »

Hallo Moschico,

es gibt schon noch einen Grund, geschlossene Systeme weiterzuentwickeln.

Der AW-4000, der als "Power-Woofer" und als "Double-Bass-Array-Woofer" (zur Bekämpfung der Raum-Moden) seit über 2 Jahren im Labor tolle Arbeit leistet, läuft ab und zu auch als "geschlossene" Version mit zugestopften BR-Öffnungen und aktiv bis 10 Hz hinunter linearisiert (-3 dB-Punkt).

Natürlich verliert er dadurch zwischen 20 und 35 Hz extrem an "Maximal-Pegel", - aber die Untersuchungen, ob die theoretisch und messtechnisch erreichbare Verkleinerung der Signal-Durchlaufzeit in diesem Frequenzbereich auch gehörmäßig feststellbar oder wichtig sind, waren in den letzten 2 Jahren besonders interessant!

Ein etwas ungewöhnliches Zwischenergebnis scheint zu sein, dass der "group delay-Anstieg" (gegenüber group delay ohne "THX-Trennung") von knapp 6 ms bei 80 Hz (und knapp 7 ms bei etwas tieferen Frequenzen) durch die "THX-Trennung" (Filter 4. Ordnung bei 80 Hz) gehörmäßig mehr ausmacht, als die etwa 30 ms (bei 20 Hz) die ein guter "Labor-Woofer" schafft, der eine untere Grenzfrequenz von 20 Hz hat.
Solch ein Woofer hat bei 80 Hz lediglich etwa 1,5 ms delay!! - Zusammen mit der 80-Hz-Trennung aber 7,2 ms, was gehörmäßig als "etwa 2 m weiter weg" lokalisierbar ist.

Durch das "Absenken" der unteren Grenzfrequenz des "Spezial-AW-4000" auf 10 Hz konnte die Signalverzögerung bei 20 Hz auf 12 ms gedrückt werden, wobei die Verbesserung zwar (zumindest mit Mess-Signalen, - z.B. Bursts) hörbar ist, aber viel weniger ausmacht, als die 80 Hz-Trennung!
Natürlich kann die 10 Hz "Grundwelle" selbst bei einem AW-4000 nur mit sehr geringer "akustischer Leistung" abgestrahlt werden; - aber die Membranen können mit der neuesten Chassis-Generation auch bei sehr großem elektrischen Eingangs-Signal dabei nicht "durchschlagen".

Wenn Größe, Wirkungsgrad, Maximal-Pegel und Preis keine Rolle spielen, sind geschlossene Woofer schon die besten!

Gruß, G. Nubert
Benutzeravatar
Frank Klemm
Star
Star
Beiträge: 2383
Registriert: So 22. Dez 2002, 19:59
Wohnort: Thüringen
Danksagung erhalten: 9 Mal

Beitrag von Frank Klemm »

Moschico hat geschrieben:@ Frank Klemm

Ein BR-System und ein Passivmembransystem sind technisch gleichwertig.

Siehe Technik satt: http://www.nubert.de/downloads/ts_30-31 ... leiche.pdf

Da stehen die wesentlichen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Konstruktionstypen.
Leider ziemlich falsch.

Kann man zum einen nachlesen (wozu man möglichst vertrauenswürdige Quellen, z.B. AES Paper benutzen sollte), zum anderen kann man es ausrechnen, wenn man allem mißtraut. Was man benötigt, ist Newton und Lorenz (die sich seit Jahrhunderten als sehr universell herausgestellt haben).

Da das hier aber kein Ing oder Physikertreff ist, mit etwas zarteren Mitteln.

Baßreflex (BR) und Passivmembran (PM) stellen (Schall-)Strahler dar, deren Vorderseite direkt abstrahlt und deren Rückseite über einen (Helmholtz-)Resonator abstrahlt. Ähnlich wie in der Elektrotechnik kann man da verschiedene "Bauelemente" verschalten. Die geschlossene Box ist die einfachste "Schaltung", die oben genannten
"Schaltungen" die nächst komplizierte.

In BR und PM wird an die hintere Kammer ein Resonator angekoppelt, dessen Aufgabe es ist, im Bereich um seine Resonanzfrequnz herum dem Aktivchassis Energie zu entziehen und selbst abzustrahlen. Das ganze hat zwei Vorteile:
- die Aktivmembran wird hubentlastet, in der Nähe der Resonanzfrequenz wird ein Großteil der Energie nur über das BR-Rohr abgestrahlt.
- die Aktivmembran bekommt durch diese Hubentlastung überhaupt erst wieder Strom und Leistung in der Nähe der Resonanzfrequenz zugeführt °)

Der Resonator besteht aus einer Masse, die über das Luftpolster der Box an die Aktivmembran angekoppelt ist. Im Falle der PM besteht eine weitere Ankopplung an das Gehäuse über die Aufhängung der Masse.

Kommen wir zu den Unterschieden zwischen BR und PM:

1. Die Luft im BR-Rohr kann beliebig verschoben werden, eine Passivmembran hat wie eine Aktivmembran eine begrenzte Auslenkbarkeit. Durch geeignete Dimensionierung muß dem Rechnung getragen werden.

2. Eine PM erzeugt Rückstellkräfte, die Membran wird durch die Aufhängung wieder in die Ruhelage gezogen. Das erzeugt eine Nullstelle in der Übertragungsfunktion. Durch geeignete Dimensionierung muß dem Rechnung getragen werden.

3. Die Rohrlänge von BR-Systemen nimmt bei sehr tiefer Abstimmung schnell utopische Werte an, die nicht mehr realisierbar sind. Es müssen daher bei der Dimensionierung Kompromisse geschlossen werden. PM weisen dieses Problem nicht auf.

4. PM-Systeme erzeugen keine Strömungsgeräusche. Es treten weniger Störgeräusche auf.

5. PM-Systeme sind teurer. Hobbybastler haben im Prinzip her keinen Zugriff auf geeignete Passivmembranen.

6. Die Hubentlastung der Aktivmembran nimmt bei hohen Pegeln erheblich ab. Durch geeignete Dimensionierung läßt sich der Effekt etwas reduzieren. PM-Systeme sind in dieser Beziehung deutlich einfacher zu dimensionieren.

Unabhängig von den 6 Unterschieden erkläre ich erst mal das Hauptproblem von BR-Systemen:

A. Um die Strömungsgeschwindigkeiten klein zu halten (damit keine Strömungsgeräusche entstehen, die Hubentlastung der Aktivmembran optimal ist, keine Nichtlinearitäten und keine Kompressionserscheinungen auftreten), muß das BR-Rohr einen großen Durchmesser haben.
Was ist ein großer Durchmesser?
Mindestens der Membrandurchmesser.
Dann sind erst ab 20 mm Hub der Aktivmembran negative Auswirkungen unübersehbar.

B. So ein großes Baßreflexrohr führt zu unpraktischen Längen. Ein 30 cm-BR-Rohr an einer 30 cm-Aktivmembran führt bei einer Box mit 100 Litern zu BR-Längen im Bereich um die 3 Meter.

C. Das ist nicht machbar (weiterhin verliert bei dieser Länge das BR-System an Wirkung, weil es nicht mehr als ganzes schwingt, man begibt sich in Richtung TML-Konstruktionen), deswegen ist man zu Kompromissen gezwungen:

- Man kann die Rohrlänge dadurch reduzieren, daß man das Rohr dünner macht. Die Auswirkungen sind in A. dokumentiert.

- Man kann das Gehäuse größer machen. Je mehr Luft in der Box, um so mehr weniger Masse an Luft braucht der BR-Kanal. Doppeltes Volumen halbiert die Tunnellänge, außerdem hat man dann den Platz für den Tunnel.

- System etwas höher abstimmen. 10% höhere Abstimmung verringert die Tunnellänge um 17%. Der Maximalpegel unterhalb 90% der Tunnelfrequenz sinkt damit allerdings.

- Man zieht auf einen Planeten mit dickerer Athmosphäre.

D. Selbst wenn machbar, ein BR-Rohr von 3 Metern ist nicht billig. Es gibt mindestens ein Patent, wie man extrem lange BR-Systeme in ein Gehäuse konstruktiv reinfalten kann.

In dieser Zwickmühle bewegt man sich und kommt trotzdem nie so richtig raus.

Nun zu den 6 Punkten, und was sie bedeuten:

1. Die Luft im BR-Rohr kann beliebig verschoben werden, eine Passivmembran hat wie eine Aktivmembran eine begrenzte Auslenkbarkeit. Durch geeignete Dimensionierung muß dem Rechnung getragen werden.

Die durch die Passivmembran zu verschiebende Luft ist um den Faktor 2 (normale Musik und Geräusche) bis Faktor 3 (Orgelmusik) größer als die der Aktivmembran.

Dies kann gelöst werden durch:
a) Pro Aktivmembran 2...3 Passivmembranen
b) Größere Passivmembran (z.B. 30 cm) als die dazugehörige Aktivmembran (z.B. 20 cm)
c) Passivmembran mit anderer Aufhängung, die größere Hübe zuläßt °)
d) beliebige Kombinationen aus a) bis c)

2. Eine PM erzeugt Rückstellkräfte, die Membran wird durch die Aufhängung wieder in die Ruhelage gezogen. Das erzeugt eine Nullstelle in der Übertragungsfunktion. Durch geeignete Dimensionierung muß dem Rechnung getragen werden.

Die Passivmembran muß wesentlich weicher aufgehangen sein als die Aktivmembran.
Die Sicke ist nicht das Problem, aber die Zentrierspinne muß wesentlich weicher sein. °)
Für den Techniker: Vas der Passivmembran sollte mindestens 4*V, besser noch 9*V betragen, wobei V das effektive Innenvolumen der Box ist.

3. Die Rohrlänge von BR-Systemen nimmt bei sehr tiefer Abstimmung schnell utopische Werte an, die nicht mehr realisierbar sind. Es müssen daher bei der Dimensionierung Kompromisse geschlossen werden. PM weisen dieses Problem nicht auf.

Passivmembranen kann man praktisch so tief abstimmen, wie man will.
Gruppenlaufzeit und Impulswiedergabe sind zwar im Tiefsttonbereich schlechter (z.B. unterhalb 16 Hz), oberhalb aber etwas besser, weil die Box tiefer abgestimmt ist.

4. PM-Systeme erzeugen keine Strömungsgeräusche. Es treten weniger Störgeräusche auf.

Angenehm. Oder hat jemand was auszusetzen?

5. Hobbybastler haben im Prinzip her keinen Zugriff auf geeignete Passivmembranen. PM-Systeme sind teurer.

Für Bastler gibt es kaum Passivmembranen. Der Einsatz von nicht angeschlossenen Aktivmembranen als Passivmembranersatz ist aus den Gründen, die in 1c) und 2) genannt würden, sehr suboptimal.
Der schlechte Ruf der Passivmembran ist das Ergebnis genau dieser Fehldimensionierung.
Er wird jetzt von Generation zu Generation weitererzählt.

Zum zweiten Satz: Eine ordentliche PM ist natürlich wesentlich teuerer als ein BR-Rohr, auch wenn dieses aufwendig konstruiert ist. Üblicherweise sind PMs sogar teurer als Aktivmembranen, obwohl sie weniger enthalten (kein Magnet, keine Schwingspule, keine Zuführungen, ...)

6. Die Hubentlastung der Aktivmembran nimmt bei hohen Pegeln erheblich ab. Durch geeignete Dimensionierung läßt sich der Effekt etwas reduzieren. PM-Systeme sind in dieser Beziehung deutlich einfacher zu dimensionieren.

Siehe A) bis C)

Das ganze heißt NICHT, daß Passivmembransystem BR-Systemen prinzipiell überlegen sind, aber es gibt Nischen, die mit BR-Systemen nicht erreicht werden können, die aber für PM-Systeme kein Problem darstellen.

- kompakte, trotzdem sehr tief reichende Subwoofer der höheren Preisklasse (ELAC hat sich da z.B. eingenistet)
- große AW-1000-artige Subwoofer mit etwas geringeren Maximalpegeln im Bereich um die 40 Hz, aber mit einer größeren Leistungsbandbreite nach unten.

Für genaue Angaben bräuchte ich die technischen Parameter der eingesetzten Chassis sowie die Innenvolumina der AW-(7, 440, 550, 880, 1000). Ein Firmengeheimnis sollte das nicht sein, die Konkurrenz braucht sich nur einen zu kaufen und auf den Prüfstand zu stellen und das Teil mal ausmessen. Wenn sie frech sind, schicken sie es danach wieder zurück.
Benutzeravatar
G. Nubert
Nubert Staff
Nubert Staff
Beiträge: 791
Registriert: Do 7. Feb 2002, 18:11
Danksagung erhalten: 8 Mal

Beitrag von G. Nubert »

Hallo Herr Klemm,

wir müssen unterschiedliche Meinungen ja nicht im Forum austragen, - dafür ist ein "privater" e-mail-Kontakt wesentlich geeigneter.
Trotzdem einige Betrachtungen zu Ihren Ausführungen:
Kann man zum einen nachlesen (wozu man möglichst vertrauenswürdige Quellen, z.B. AES Paper benutzen sollte),...
Na ja, bin ja selbst seit vielleicht 20 Jahren AES-Mitglied.
- Die "AES Journals", "AES-Papers", "Anthologies" und "preprints" füllen nicht nur meterweise meine Regale und Schubladen, - sondern ich habe auch "beinahe alle" sehr aufmerksam gelesen und freue mich immer schon auf das nächste (monatlich erscheinende) Heft.

Die von Ihnen erwähnten Theorien kenne ich natürlich, - aber es gibt einerseits gewisse Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis, andererseits sind bei manchen Theorien auch nicht alle "Schmutzeffekte" erfasst, die in der Praxis entscheidende Bedeutung haben können. - Andere Effekte werden so weit "überzogen", dass dann die Praxis wieder ganz anders aussieht.

Ebenfalls vor weit über 20 Jahren habe ich mich dann auch (manchmal aus reiner Experimentierlust) über "gängige" Konstruktions-Traditionen "einfach hinweggesetzt" und damals z.B. festgestellt, dass gut gemachte zwei-Wege-Boxen in der Summe der Eigenschaften einfach "besser klingen" (bzw besser gefallen), obwohl sie damals eher als Exoten galten und es viele Theorien gab, weshalb sie eigentlich schlechter als 3-Weg-Boxen sein müssten.

Galilei hätte damals ja auch nicht durch sein Fernrohr gucken müssen, denn die "Kugelschalen-Theorie" war ja ziemlich verbreitet.

Zurück zum Thema: wir haben Passivmembranen früher im Labor selbst gebaut, weil es keine geeigneten Systeme zu kaufen gab. Aber seit vielleicht 10 Jahren haben wir von mehreren Herstellern "praktisch alle Arten" von verschieden aufgebauten Systeme, die teilweise auch Schraubgewinde für unterschiedliche Masse-Erhöhung haben.
Wir haben schon viele Subwoofer damit gebaut, die ähnlich gut waren, wie die besten Systeme, die wir auf dem Markt finden konnten. - Die BR-Typen "gefallen" mir aber besser! - Die "oberflächliche" Betrachtung dieser Systeme im Heft "Technik Satt" beruht auf sehr intensiven Hör- und Mess-Vergleichen zwischen diesen Bauarten.
Eine PM erzeugt Rückstellkräfte, die Membran wird durch die Aufhängung wieder in die Ruhelage gezogen. Das erzeugt eine Nullstelle in der Übertragungsfunktion. Durch geeignete Dimensionierung muß dem Rechnung getragen werden.
... leicht gesagt
So ein großes Baßreflexrohr führt zu unpraktischen Längen. Ein 30 cm-BR-Rohr an einer 30 cm-Aktivmembran führt bei einer Box mit 100 Litern zu BR-Längen im Bereich um die 3 Meter.
... ein 30 cm dickes Bassreflexrohr für ein 30 cm-Chassis ist dermaßen übertrieben, dass der Vergleich ganz schön hinkt! Das Rohr des AW-1000 hat einen Innen-Durchmesser von 10 cm und eine Länge von etwas über 40 cm bei Ausformung über eine sehr gute "Doppeltrompete", um die Strömungsgeräusche zu minimieren. (Genau aus diesem Grund haben die Gehäuse von AW-1000, -880 und -7 ja so viel "Tiefe", was manchen Kunden "optisch" nicht so zusagt.
Die Abstimmung dieser 3 Typen ist "genau richtig" - sowohl 5 cm größere oder kleinere Rohr-Länge wären für die gewünschte performance nachteilig. - Die Strömungsgeräusche sind auf so niedrigem Niveau, dass sie in der Praxis nicht stören. - In einem Punkt gebe ich Ihnen allerdings recht: ein Rohr mit etwas mehr Durchmesser und Länge wäre noch etwas besser.... z. B. 13 cm Durchmesser, - darüber kann meine keine nennenswerten Vorteile mehr finden.
Gruppenlaufzeit und Impulswiedergabe sind zwar im Tiefsttonbereich schlechter (z.B. unterhalb 16 Hz), oberhalb aber etwas besser, weil die Box tiefer abgestimmt ist.
verstehe ich nicht, - erscheint mir unlogisch. Man kann doch sowohl eine Passiv-Membran-Box als auch eine BR-Box genauso abstimmen, wie man will!
Eine ordentliche PM ist natürlich wesentlich teuerer als ein BR-Rohr...
Darum geht es nicht; - es geht um den in der Praxis besten Kompromiss...

Gruß, G. Nubert
OL-DIE
Star
Star
Beiträge: 3227
Registriert: Fr 24. Okt 2003, 16:02
Hat sich bedankt: 371 Mal
Danksagung erhalten: 486 Mal

Beitrag von OL-DIE »

Hallo alle miteinander,

das ist ein sehr schön zu lesender und interessanter Thread. Mich würde an dieser Stelle mal die Meinung der in diesem Thema Aktiven zum Konstruktionsprinzip der Transmission-Line als reiner Tieftonlautsprecher interessieren. Gehört zwar nicht genau zum Thema, ich glaube aber, eine Stellungnahme für/wider würde die Diskussion an dieser Stelle bereichern. Sollte mein Beitrag an dieser Stelle unpassend sein, bitte ich um Entschuldigung.

Zu meinem konkreten Fall:

Vor ca. 20 Jahren bereits baute ich mir den abgebildeten Doppel-Sub als Transmission-Line (passiv) zur Wiedergabe der tiefsten Frequenzen. Er ist zweikanalig aufgebaut, mittig getrennt und strahlt in den oberen Raumbereich ab (Raumgröße ca. 37m²). Um Resonanzeffekte an den Knickstellen der beiden Tunnel zu minimieren, habe ich diese nur einmal gefaltet. Die Tunnel sind nach oben hin offen. Die Tunnellänge der beiden Tunnel beträgt jeweils 4 m. Der Sub ist 2m hoch. Durch Intarsienarbeiten und Rankbepflanzung konnte ich den Lautsprecher ehefrauentauglich gestalten.

Bild

Ein Versuch mit Frequenzgenerator vor vielen Jahren zeigte mir, dass aufgrund der großen Tunnellänge Sinussignale von ca. 15Hz spürbar waren. Allerdings mit außergewöhnlichen Resonanzerscheinungen an Möbeln und Türen. Nebenbei ergibt die Kombination mit dem AW-1000 (an einem anderen Ort) eine sehr angenehme Verteilung der tiefen Frequenzen am Hörplatz (kein unangenehmes Wummern).

Nun die konkrete Frage: Wie sieht, unabhängig von meiner individuellen Lösung, die Meinung der hier anwesenden Fachleute zum Thema Transmission-Line als reiner Tieftonlautsprecher aus?

Gruß
OL-DIE
Benutzeravatar
G. Nubert
Nubert Staff
Nubert Staff
Beiträge: 791
Registriert: Do 7. Feb 2002, 18:11
Danksagung erhalten: 8 Mal

Beitrag von G. Nubert »

Hallo OL-DI,
Nun die konkrete Frage: Wie sieht, unabhängig von meiner individuellen Lösung, die Meinung der hier anwesenden Fachleute zum Thema Transmission-Line als reiner Tieftonlautsprecher aus?
Wie könnte es anders sein; - naja, wir haben natürlich auch schon viele Transmission-Line-Boxen gebaut.

Es ist nicht leicht, bei so einer Antwort "mutig" zu sein. - Ich höre jetzt schon den "Aufschrei vieler High-Ender", die das, was ich nun dazu zu sagen habe, einfach ins Land der Fabelwesen, Elfen und Gnome verweisen werden.

Deshalb habe ich "Transmission Line" auch nicht im besagten "Technik Satt"-Artikel aufgeführt.

Bei der "seligen" "Qadral-Titan-Urversion" (frühe 80er Jahre?) konnte man "freihändig" sehen, dass eine Kerzenflamme um Bruchteile einer Sekunde verzögert, in die "falsche" Richtung zuckte, wenn man einen Bassimpuls oder einen Spannungs-Sprung anlegte. Das war zwar seltsam, - aber eigentlich nicht so doll als Nachteil hörbar.
Obwohl (oder vielleicht weil) damals offenbar niemand die Theorie richtig verstand (vielleicht doch; aber Internet gab's noch nicht...), haben wir viel Energie damit verheizt, Transmission-Line-Boxen optimieren zu wollen.
Inzwischen ist aber klar, dass man damit nichts gewinnen kann. - Im Optimal-Fall kommt man knapp an eine BR-Version heran. - Aber bei weit größerem Aufwand.
Das soll nicht heißen, dass Ihre "schrankgroße" Transmission Line "schlecht" sein muss; - sie wäre halt noch etwas besser, wenn es eine BR-Box wäre.
Eine TL-Box ist quasi eine "Bass-Box" mit Annäherung an ein highpass-Filter 3. Ordnung, die als Sonderfall aus einer Bassreflex-Version (üblicherweise highpass 4. Ordnung) mit "starker Dämpfung" hervorgeht.
Weder im Wirkungsgrad noch im Verhältnis von abgestrahlten Schall relativ zur Membrangeschwindigkeit gibt es irgendwelche Vorteile für TL, - dafür aber eine Reihe Nachteile, die durch "Ecken und Kurven im Kanal" großflächig schwingende Wände und "nicht optimale" Dämpfung verursacht werden.

Gruß, G. Nubert
Moschico
Semi
Semi
Beiträge: 187
Registriert: Fr 3. Jan 2003, 13:19

Beitrag von Moschico »

Vielen Dank Herr Nubert für die sehr interessanten Ausführungen!

Gruß
Michael
OL-DIE
Star
Star
Beiträge: 3227
Registriert: Fr 24. Okt 2003, 16:02
Hat sich bedankt: 371 Mal
Danksagung erhalten: 486 Mal

Beitrag von OL-DIE »

Sehr geehrter Herr Nubert,

vielen Dank, dass Sie zu diesem Thema Stellung genommen haben und sogar auf meine besondere Situation eingegegangen sind.

Ich darf Ihnen versichern, dass Ihnen und Ihrer Mannschaft mit dem AW-1000 ein wirklich vorzüglicher Sub gelungen ist. Er fügt sich klanglich absolut harmonisch in meine etwas ungewöhnliche "Lautsprecherlandschaft" und den Hörraum ein und ergänzt meine TL vorzüglich. Auch optisch ist er sehr ansprechend. Großes Kompliment, ich möchte ihn nicht mehr missen.

Gruß
OL-DIE
Benutzeravatar
lilux
Semi
Semi
Beiträge: 247
Registriert: Mo 9. Jun 2003, 01:40
Wohnort: Hannover

Beitrag von lilux »

G. Nubert hat geschrieben:Bei der "seligen" "Qadral-Titan-Urversion" (frühe 80er Jahre?) konnte man "freihändig" sehen, dass eine Kerzenflamme um Bruchteile einer Sekunde verzögert, in die "falsche" Richtung zuckte, wenn man einen Bassimpuls oder einen Spannungs-Sprung anlegte. Das war zwar seltsam, - aber eigentlich nicht so doll als Nachteil hörbar.
LOOOOL...Günni rennt mit der Kerze um ne Titan herum! :mrgreen:
Und ich war nicht dabei. Ehrlich, stellt Euch das mal vor, einfach köstlich. :wink:

SCNR
Pardon, aber diese kleine "Respektlosigkeit" musste einfach sein.

Allen eine schöne Woche.
Antworten