mtt hat geschrieben:Es ist ja nicht so, dass Gruppe A sich nicht schon einmal dabei erwischt hat für einen kurzen moment den Fabelklang zu hören. Das fängt ja mir schon damit an, dass man manchmal den Klang je nach Tageszeit anders wahrnimmt. (Musik bei Tag gespielt vs. Musik an einem ruhigen Abend).
Das ist so ein Punkt wo ich mich deinen Einschätzungen trotz großer Übereinstimmung nicht anschließen kann. Du machst einerseits sehr deutlich, dass du den "Fabelklang" recht gering schätzt; und dann nennst du so ein Beispiel, das m.E. absolut nachvollziehbar ist und viel über die menschliche Wahrnehmung aussagt. Entscheidend ist meiner Meinung nach: daran ist absolut nichts negativ! Die Schwankungen und objektiven Fehleinschätzungen der menschlichen Wahrnehmung sind 1. absolut normal, 2. unvermeidlich und 3. in vielen Fällen sogar hilfreich!
Zwei individuelle Beispiele, die mir immer wieder auffallen. Ich hatte seit ich mich erinnern kann, die Angewohnheit beim Musikhören die Boxen anzusehen. Dahinter steckt wohl eine grundlegende Faszination, wie aus solchen Kisten ein so klarer Klang kommen kann. Erst vor relativ kurzer Zeit wurde ich auf das Thema "Bühne" aufmerksam - und fand mit den NuVeros großen Gefallen daran. Es gibt da einen ganz klaren Effekt, den in seinem Ausmaß und seiner Deutlichkeit eine Elektronik erst mal nachmachen müsste: das Schauen auf die Boxen behindert das Hören der Bühne massiv. Richtig gut höre ich die Bühne (entsprechende Aufnahmen vorausgesetzt) mit geschlossenen Augen - das ist wie wenn ein Schalter umgelegt wurde! Wobei die Wirkung des Schalters sanft einsetzt, so im Bereich von 10 Sekunden schätzungsweise.
Ein anderer, ähnlicher Effekt: Es gibt Aufnahmen, da gefällt mir die klare Lokalisierbarkeit der Sängerin(nen) oder der Geige besonders gut. Manchmal lege ich die CD ein, weil genau das wieder erleben will - und bin enttäuscht; es ist bei weitem nicht so klar, wie ich es in Erinnerung hatte! Aber dann, nach einigen Minuten hören, ist es wieder da... und ich habe den Eindruck, je öfter ich diese CDs höre, desto besser funktioniert es, zunehmend auch mit den dezentralen Stimmen und Instrumenten.
Diese Beispiele sind für mich ein klarer Hinweis darauf, das vieles, was gerne als Eigenschaft der Elektronik zugeschrieben wird, in unserem Wahrnehmungssystem entsteht und verfeinert wird. Und da gibt sicherlich auch einen Trainigseffekt - was sich aus einer etwas anderen Richtung vielleicht den Gedanken von Genussmensch annähert.
mtt hat geschrieben:
Diese Diskussion war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der einzige Grund warum ich hier überhaupt so viel geschrieben geschrieben habe, ist die leise Hoffnung, dass es hier auch Leute gibt, die diesen Threat lesen und offen und unvoreingenommen an die Sache rangehen und versuchen mehr zu erfahren und zu verstehen.
Es gibt ja wahrscheinlich eine ganze Reihe von Leuten, die hier lesen ohne aktiv mitzureden - insofern würde ich die Hoffnung nicht aufgeben.
